Liebe Familie, Freunde, Leser,
manch einer wird sich fragen, weshalb ich zur Zeit nur so kurzen Stuss schreibe. Denn eigentlich passiert ja in der kleinen Welt namens China recht viel. Allerdings frage ich mich, was davon soll ich euch erzählen, was interessiert euch überhaupt und die entscheidende Frage: Was geht euch überhaupt an?
Diese Intimitätsfrage beschäftigt mich nun knapp einen Monat. Einerseits würde ich ja gerne gewisse Dinge mit euch teilen, dann frage ich mich aber wieder: Wieso? Dies ist quasi eine Wandzeitung (auch wenn sie in einer selten begangenen Hinterhofnebenstraße hängt). Und als solche ist sie öffentlich. Und nicht nur das, es lesen hier ja viele verschiedene Menschen mit, Familie, Verwandte, Freunde, Kollegen, Geister und Goblins.
Dies alles wäre vielleicht kein so großes Probelm, wenn ich mich dem Klientel anpassen würde und sozusagen eine zensierte Geschichte des D. verfasste. Allerdings kann und will ich das nicht. Ich wollte ja schon kein Amerikaner sein, um Englisch zu unterrichten.
Es plagt mich, denn prinzipiell bin ich für uneingeschränkte Ehrlichkeit. Aber umfasst uneingeschränkte Ehrlichkeit auch uneingeschränkte Aufklärung? Es ist das Problem Facebook: Was gebe ich preis, was nicht? Es macht Spaß, von sich zu erzählen, es geht ja schließlich um eine tolle Person, über die man gerne schreibt. Aber wer das nachher alles lesen kann und wer es wem wie weitersagt? Wer weiß das alles.
Vielleicht habt ihr ja eine Meinung dazu und möchtet sie uns allen (oder doch nur mir? aha!) kundtun.
Liebe Grüße aus dem heute endlich verregneten Nanjing.
Daniel
Hallo mein Lieber,
nein, Du musst hier nicht alles preisgeben. An dieser Stelle darfst Du nur schreiben, was Du auch wirklich der ganzen Welt erzählen willst. Es ist schon gut, dass Du vorsichtig bist.
Natürlich interessieren mich (und sicher alle anderen Leser) auch die Einzelheiten aber es gibt ja Mittel und Wege für uns Freunde Dich privater zu erreichen. Umgekehrt gilt das natürlich auch, ich bin jederzeit für Dich erreichbar, falls Du Dich mitteilen willst; na gut, fast jederzeit
In Berlin sind die Temperaturen übrigens um 20° gestiegen, womit es jetzt nur noch um die 0° hat, haha. Und uns geht es gut…
ganz liebe Grüße
Deine Sabrina
Salut!
Ich sehe das genauso: man sollte auf öffentlichen Seiten nie zuviel preisgeben. Erzähl, was du willst und womit du dich gut fühlst.
Und nicht alles von der Geschichte des D. zu erzählen, heißt ja nicht, dass der Rest nicht genauso wichtig ist. Und etwas ist besser als nichts, schließlich bist du unglaublich weit weg und alles hat man ja noch nie von dir erfahren
Ansonsten kannst du den Blog auch schützen, in dem du eine konkrete Erlaubnis an diejenigen vergibst, die ihn lesen dürfen und sollen.
Ganz viele liebe Grüße von
M&M und der kleinen Bala (die eine dämliche Halskrause tragen muss
Hi Daniel,
ja, das Problem kenn ich auch von mir selbst — ich hab dann in meinem Blog für Kanada erst immer weniger und schließlich gar nix mehr geschrieben. Vor allem, wenn man bedenkt, dass jeder Satz im Internet öffentlich und auf lange Zeit für jeden zu lesen ist, hemmt das schon die Schreibbereitschaft. Du könntest natürlich dir überlegen, das Ganze mit einem Passwort zu sichern, sodass nur „Eingeweihte“ Zugang zu deinen literarischen Ergüssen haben.
Ansonsten fand ich es immer sehr interessant und unterhaltsam, von deinen Erlebnissen zu lesen und würde es bedauern, wenn ich das nicht mehr (in dem Maße) könnte, auch wenn ich deine Bedenken voll und ganz teile.
Liebe Grüße aus München,
Nora
PS: Tut mir Leid, dass ich deine Mails und Karten noch immer nicht beantwortet habe. Das mach ich dann spätestens nach Abgabe der Magisterarbeit Je suis „souslavine“ un peu… Mais ça va bien quand même. Bisous!
jetz schreib halt wieder was!!!! mensch. ende mit weltschmerz und krise des gläsernen menschen. wir wollen endlich mindestens ein paar hübsche unverfängliche kantoner Landschaftsaufnahmen sehen… eventuell auch wissen, ob, was und wieviel du gegessen hast… es müssen ja nicht gleich selbstverfasste Dani-zeitliche Gedichte unter den Fotos stehen (schön wärs ja aber doch) und is bestimmt auch interessant für den zukünftigen arbeitgeber, dassde nicht nur immer stiller (HA! schenkelklopf) vor dich hinmurkst in kina!
berlin is missing you