Mein Unterricht

27092009

Hallo, heute schreibe ich euch mal näheres zu meinem Unterricht. Mein Stundenplan sieht wie folgt aus:

stundenplan

口语 ist Sprechen
精读 ist „Intensive Reading“
报刊 ist Zeitunglesene
泛读 ist „Extensive Reading“

Unsere Klasse, A2, ist immer im selben Raum und es sind im Prinzip auch immer die gleichen Leute. Die Lehrer kommen zu uns. Bis auf Sprechen haben wir nur männliche Lehrkräfte. In allen Fächern haben wir Lehrbücher, abgesehen von Zeitunglesen, wo wir wochenaktuelle Originaltexte kopiert bekommen. Das Tempo ist eine Lektion pro Woche, was bedeutet,dass wir in Extensive und Intensive Reading jeweils zwei Bücher im Semester durchnehmen.

Unsere Sprechen-Lektion besteht aus einem vier- bis fünfseitigen Dialog plus ca. 50 neue Vokabeln, die auf Chinesisch erklärt sind. Die ersten drei Tage befassen wir uns mit den Vokabeln. Die Woche vorher bekommen wir als Hausaufgabe, die Vokabeln nachzuschlagen, sodass wir sie erklären und richtig anwenden können. Im Unterricht bilden wir dann je Vokabel immer Beispielsätze. Ab Mittwoch oder Donnerstag lesen wir dann den Text und die Lehrerin erklärt spezielle Satzkonstruktionen und wir machen wieder Beispielsätze. Obwohl alle Lehrer sehr nett sind, mag ich die Sprechen-Lehrerin am wenigsten, ich finde sie recht streng und einfach doof.

Der Lehrer für Intensive Reading ist sehr nett und vom Typ Opa erklärt uns seine Sprache. Mit einer Mimik und Gestik, die keinem Pekingoperndarsteller nachsteht, versteht er es uns zu unterhalten. Die wöchentliche Lektion umfasst rund 50 neue Vokabeln, die wir zuerst lesen und etwas erklärt bekommen. Dann lesen wir den Text abschnittsweise und machen gegen Ende der Woche die Übungen.

In Extensive Reading haben wir pro Woche einen furchtbar langen Text, gar keine Vokabelangaben und einen Lehrer, der den Unterricht auch halten würde, wenn keiner da wäre. Er stellt die Frage, wenn keiner antwortet, gibt er irgendwann die Lösung. Er ist sehr jung,aber in seiner Art wenig motivierend. Wir sollen eben den Sinn raten, wenn wir es nicht verstehen, einen Gesamtzusammenhang erahnen, ohne jede Vokabel nachzuschlagen.

Zeitunglesen schließlich hält das, was es verspricht. Jede Woche ein neuer Artikel, ein Haufen neue Vokabeln und vor allem Sprichwörter. Der Lehrer ist jedoch auf der einen Seite sehr streng, da man ihn zu enttäuschen glaubt, wenn man die Texte nicht vorbereitet. Andererseits ist er furchtbar nett und es gibt in diesem Unterricht als einzigem mal gute Diskussionen.

Das Wohnheim

Unser so genanntes Wohnheim ist eigentlich ein Hotel, in dem jeder wohnen kann. Für ausländische Studenten sind aber bestimmte Stockwerke reserviert, in denen die Einzel- oder Doppelzimmer eben nicht sauber gemacht werden, dafür sind wir selber zuständig. Mein Zimmer liegt an der nordöstlichen Ecke des zweiten (östlichen) Gebäudes. Daher habe ich zwei Fensterseiten, was beim Lüften sehr praktisch ist und das Zimmer sehr erhellt. Zum Glück habe ich nicht Südseite, das wäre im Sommer fatal. Ich muss jetzt schon die Klimaanlage laufen lassen, wenn ich ins Zimmer komme.
Die Ausstattung umfasst ein großes Bett mit knochenharter Federkernmatratze, Schreibtisch, Kommode, Fernseher, zwei Stühle, Nachttisch, Beistelltisch, Minikühlschrank, Kleiderschrank,Safe und Duschbad mit Western Style Toilet. Letzteres ist der große Vorteil des östlichen Gebäudes (mit den teureren Zimmern). Im Nachbargebäude gibt es abwechselnd je Stockwerk männliche oder weibliche Waschräume mit Duschen, Waschbecken und chinesischen Hockklos. Glück gehabt!
Der Witz ist, dass sich in meinem Wohnheim sowohl das Institut für Auslandsstudenten als auch dessen Bibliothek und die Klassenzimmer gefinden. Mein Schulweg besteht also darin, mit dem Aufzug sieben Stockwerke nach unten zu fahren. Theoretisch könnte ich im Schlafanzug kommen, was aber ziemlich unangepasst wäre (auch wenn im EG öffentlich Taijiquan-Stunden stattfinden 🙂

Das linke Wohnheim 西苑客房
Das linke Wohnheim 西苑客房

Das rechte Gebäude 曾宪梓楼
Das rechte Gebäude 曾宪梓楼

Anmeldung bei der Gesundheitsbehörde

Es ist anzuraten, möglichst früh zu erscheinen, am besten gegen 8 Uhr. Von der Universität bekommt man ein Formular, genannt Medical Examination Record. Das bringt man in Deutschland zum Arzt und lässt es diesen in Englisch möglichst leserlich ausfüllen, unterschreiben und am besten mit einem roten Stempel der Praxis versehen. Damit, seinem Pass und mit dem JW202 Formular geht man dann zum Gesundheitsbüro, stellt sich rechts in die Schlange am Schalter eins und gibt dem Herrn. Dieser entscheidet, ob er das Formular akzeptiert oder ob man vor Ort noch Untersuchungen machen lassen muss. Bei mir war alles in Ordnung und so bekam ich einen Zettel und sollte mich in die nächste Schlange stellen. Dort habe ich dann meinen Pass vorgezeigt und einen Zettel bekommen, mit dem ich an der Kasse bezahlen sollte. Nach der Bezahlung bekam ich ein Receipt und die Notice, dass ich nach drei Tagen wieder kommen sollte. Als ich wieder da war, war alles leer und ich bekam schnell mein Certificate ausgehändigt. Es empfielt sich, dieses sofort auf eventuelle Fehler zu kontrollieren, bei mir war beispielsweise die Passnummer fehlerhaft.

Adresse: 南京白下路1号

Mitbringen: Pass, Physical Examination Record for Foreigners, JW202, Passbilder, Geld, Impfpass, Untersuchungsergebnisse (HIV/AIDS, Syphilis, Hepatitis, etc.)

Außenansicht des Gesundheitsbüros
Außenansicht des Gesundheitsbüros
Innenansicht des Gesundheitsbüros
Innenansicht des Gesundheitsbüros

Allgemeine Hinweise zur Chinesischen Bürokratie

  1. Es empfiehlt sich immer, ALLE Unterlagen, die man hat, in Kopie und im Original mitzunehmen, inklusive ausreichend Passbilder und Half-Body-Pictures, um peinliche Momente und Nochmalanstehen zu vermeiden
  2. In den langen Warteschlangen kann man gut Leute kennenlernen
  3. Misanthropen sollten allerdings ein gutes Buch oder Musik mitbringen
  4. Getränke und Essen sind auch nicht schlecht
  5. Am besten immer eine Viertelstunde vor der Öffnungszeit kommen, Behörden sind i.d.R. eine halbe Stunde nach Öffnung bereits voll
  6. Gibt es eine Nummernvergabe oder geht es nach First-Come-First-Serve?
  7. Hock dich einfach hin, stehen wirst du noch lange genug
  8. Dein Ziel ist entweder ein Roter Stempel oder ein Formular, im Idealfall ein Formular mit einem roten Stempel
  9. Daher sollten deine deutschen Dokumente am besten auch rot gestempelt sein (es soll Gegenden geben, die Dokumente wegen der Stempelfarbe abweisen, Nanjing gehört aber nicht dazu)
In einer chinesischen Bank: Am Schalter wird um die Wartenummer gestritten
In einer chinesischen Bank: Am Schalter wird um die Wartenummer gestritten

Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh‘

Im eigenen Siff lebt es sich bekanntlicher Maßen am schönsten, daher habe ich die Erprobung der Wäscherei lange herausgezögert. Hier also die Geschichte: Gerüchteweise habe ich gehört, dass es bei uns im Keller eine Wäscherei gibt, die irgendwie nach Gewicht wäscht. Im Nebengebäude soll es einfach einen Waschsalon geben, mehrere sogar. Eigenes Waschpulver soll man so oder so mitbringen. Amélie hatte unsere Wäscherei schon ausprobiert, so wusste ich, dass man an der Rezeption Wertmünzen bzw. Waschzettel kaufen muss. Das habe ich dann gleich Mal gemacht, als ich nach einem Spielwarenladen gefragt habe. Weil ich’s nicht besser wusste, habe ich dann mal 5 Zettel gekauft für insg. 10 Kuai. Daraufhin marschiere ich dann mit meinem Sack voll 脏衣服 in den Keller und finde tatsächlich ein von Plexiglasscheiben umzäuntes Eck, in dem 15 Waschmaschinen stehen (wäre ich blind, hätte ich auch dem Dunst folgen können). Allerdings ist abgeschlossen bei Festbeleuchtung. Ein Zettel informiert über die Essenszeiten der Dame und die Öffnungszeiten i.A.
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Zwei Französinnen (im Plural ist das ein sehr affiges Wort, nicht?) kommen auch und gehen wieder. Ich mache mal ein Foto und warte noch etwas, denn eigentlich ist gerade Arbeitszeit, Essenszeit ist erst in 45 Minuten. Dann wird es mir doch zu bunt und ich gehe zum Fahrstuhl. Doch da kommt die Dame gerade runter. Es geht dann an’s Abwiegen, drei Wäschen geht nicht, eine ist zu schwer, also vier. Ich gebe ihr vier Zettel, weil ich der Ansicht bin, eine Wäsche kostet einen Zettel. Dann heißt es was mit 16. Also zurück nach oben zur Rezeption und ihr das erklärt. Darauf erfahre ich, dass ein Zettel nicht etwa für eine Wäsche steht (einfache Lösung), sondern ein Zettel hat den Wert von 2 Kuai (chinesische Lösung). Also muss ich der Dame acht Zettel geben, womit wir wieder bei einem Preis von 4 Kuai pro Wäsche wären, was dem entspricht, was Amélie gesagt hat. Dann hat auch alles geklappt.
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Die Anmeldung an der Uni

Da ich ja schon ein paar Tage vor der Anmeldefrist an der Uni eintraf, hatte ich genug Zeit, die unterschiedlichsten Gerüchte über die Anmeldung, den Ort, die Zeit, die Dauer, das Nötige, usw. usf. zu hören. Keiner konnte uns genaue Informationen sagen, nicht die Wachmänner, nicht die Frauen an der Rezeption.

Der Anmeldeparcours - Schlange stehen ohne Ende
Der Anmeldeparcours - Schlange stehen ohne Ende

Am Montag dann war aber alles ganz einfach. Im Erdgeschoss meines Wohnheimes war ein Parcours aufgebaut, den man durchlaufen musste:

  1. Laufzettel abholen
  2. Mit dem Laufzettel zur Anwesenheitskontrolle, dort bekommt man, sofern nicht vorhanden, einen chinesischen Namen
  3. Berechnung der Studiengebühren, mit dem Zettel geht man dann zur
  4. Bank of China (im selben Raum war ein Stand aufgebaut), die den Zettel rot stempelt
  5. Kontrolle der Quittung, Erhalt der Quittung von der Universität
  6. Frage nach dem Niveau und ob man am Einstufungstest teilnehmen will
  7. Visangelegenheiten/Residenznachweis
Am zweiten Tag kamen wir dann auf eine exzellente Idee
Am zweiten Tag kamen wir dann auf eine exzellente Idee