Ein Ökosystem ist ein dynamisches System zwischen Lebewesen und ihrem Lebensraum. Es ist ein komplexes Wirkungsgefüge zwischen Organismen, wie z.b. Pflanzen, Tieren, Bakterien und Pilzen, die eine Lebensgemeinschaft bilden, sowie den Energieströmen und Stoffkreisläufen innerhalb des Systems.
Wir durchstreifen die Wälder zu jeder Jahreszeit. Im Frühjahr freuen wir uns über das Erwachen der vielen Frühblüher, das Hervorbrechen des frischen Laubes; im Sommer geniessen wir die Kühle im Schatten des mächtigen Kronendaches. Der herbstliche Laubwald bringt bunte Farben in allen Abstufungen hervor; im Winter beeindrucken uns die Stille und oft auch die Verzauberung durch den Schnee. Viele Menschen unserer Zeit suchen in den Wäldern Ruhe, Entspannung und Erholung. Ohne Wälder wäre unser Leben um vieles ärmer. Jeder Wald bildet für sich eine geschlossene Lebensgemeinschaft. Sie umfasst alle Pflanzen und Tiere, die innerhalb dieses Lebensraumes vorkommen, von den Bäumen bis zum kleinsten Bakterium in der Erde, vom Reh, dem Hasen bis zur winzigen Blattlaus an den Zweigen der Nadelbäume. Die vielfältigen Beziehungen zwischen den Lebewesen in dieser Lebensgemeinschaft und ihre gegenseitige Abhängigkeit sind kompliziert und nur schwer durchschaubar. Wir wollen versuchen, einige Einblicke in den Aufbau dieser Lebensgemeinschaft und in die gegenseitige Abhängigkeit ihrer Lebewesen zu gewinnen.
n einem natürlichen Mischwald finden viele Tiere Unterschlupf und Nahrung. Wir könnten uns einen Wald ohne Rehe, Hasen, Füchse, Dachse, Eichhörnchen und Mäuse, die vielen Vögel mit ihrem munteren Gesang und die unzähligen Insekten gar nicht vorstellen. Sie alle beleben den Wald erst recht. Er bietet ihnen einen weiten Lebensraum, worin sie sich gut entwickeln und fortpflanzen können. Rehe, Hasen, Eichhörnchen, die vielen kleinen Nager, die samenfressenden Vögel und die laubfressenden Insekten ernähren sich ausschliesslich von Pflanzen. Ihnen allen bietet der Wald mit dem Laub, den Krautpflanzen, den Borken, den vielen Früchten und Samen einen reich gedeckten Tisch.
Mit den pflanzlichen Nährstoffen bauen die Pflanzenfresser den eigenen Körper auf, indem sie die aufgenommene Nahrung zu körpereigenen Baustoffen verarbeiten. Gleichzeitig gewinnen sie aus der Nahrung auch die Energie für ihren Lebensbetrieb. Hasen, kleine Nager, Eichhörnchen, Insekten und andere mehr bilden nun die Nahrung der Fleischfresser. Füchse, Marder, Greifvögel, Maulwürfe und Waldspitzmäuse bewirken, dass die Pflanzenfresser nicht zu zahlreich werden. Zwischen den Waldpflanzen, den pflanzenfressenden und fleischfressenden Tieren stellt sich ein natürliches Gleichgewicht ein. Die Pflanzenfresser dürfen sich nicht beliebig vermehren, sonst zerstören sie durch übermässige Nutzung die sie ernährende Waldvegetation. Anderseits dürfen sich die fleischfressenden Tiere nicht unbegrenzt vermehren, wollen sie nicht den Bestand der Pflanzenfresser gefährden, von denen sie sich ernähren.
Von der Pflanzendecke eines Waldes können viele Pflanzenfresser leben. Bedeutend weniger Fleischfresser jedoch können sich von den Pflanzenfressern ernähren, was in der Skizze unten angedeutet ist. Bei diesem fortwährenden Kampf um die Nahrung erliegen vor allem die kranken und schwächeren Tiere.
Wenn durch besondere, oft unbekannte Gründe, einzelne Tierarten wie die Schädlinge Borken- und Rüsselkäfer, Holzwespen, Milben, Blatt- und Gallenläuse stark zunehmen, dann vermehren sich in einem natürlichen Wald auch deren Vertilger. Ameisen überfallen sie, oder Schlupfwespen legen ihre Eier in die Larven der Schädlinge. Meisen und Finken, Baumläufer und Spechte suchen eifrig Stämme und Zweige ab und ziehen Ungeziefer hervor. In einem natürlichen Wald stellt sich nach Störungen das biologische Gleichgewicht wieder ein.