Bericht vom Institutsrat vom 24.10.2012

OSIs Sach- und Machtgeschichten

Bevor ihr einen Fuß in die Gremien der FU setzt, vergesst nicht: hinter
Sachgeschichten stecken Machtgeschichten. Hinter Sachdebatten stecken
Machtdebatten. Nun, wer mächtig ist brauch nicht so sehr über Macht zu
reden. In der Regel sind die Leute, die Macht anprangern, diejenigen, die
keine besitzen. Ohne Hintergrundwissen kann man allerdings auf die Idee
kommen, im Institutsrat des OSI diskutieren alle munter sachbezogen
miteinander. In den Berichten aus dem Institutsrat ist unser Ziel dagegen,
die politische Dimension der Debatten und Entscheidungen immer aufzuzeigen
und die Ränkespiele am OSI darzustellen.

BA-Ordnung – Änderung durch die Hintertür

Die neue Bachelorordnung wurde mittlerweile vom akademischen Senat
abgestimmt und damit ist sie rechtskräftig. Verabschiedet wurde dort
allerdings nicht das, was wir nach langem hin und her mit Institutsrat,
Rechtsamt und dem Präsidium erarbeitet hatten. Es wurden nachträglich zwei
Änderungen vorgenommen: 1) ist dem Rechtsamt in letzter Minute eingefallen
dass in unserer Studienordnung eine mündliche Prüfungskomponente fehlt.
Studiendekan Peters hatte deswegen nachträglich mit dem Rechtsamt
vereinbart, im Grundstudium die Vorgabe von zwei geschriebenen Hausarbeiten
UND zwei schriftlichen Referatsausarbeitungen zu geben. Zweitens wurde –
von wem wissen wir nicht – die Regelung über affine Module dermaßen
verändert, dass nur noch maximal 10 LP (vormals 20 LP, 30LP waren am
Rechtsamt gescheitert) in nicht-politikwissenschaftlichen Fächern absolviert
werden können. Was als bereichernde Neuerung im BA-Studium angedacht worden
war, wurde letztlich nur zu einer verschriftlichten Erinnerung an die Idee
eines selbstbestimmten, fächerübergreifenden Studiums.

Das nachträgliche Abändern einer Studienordnung, die das Ergebnis eines
über einjährigen, alle Statusgruppen einschließenden Aushandlungsprozesses
war, zeigt die geringe Wertschätzung des Präsidiums für derlei
Verfahren im Allgemeinen und für das OSI im Speziellen. Dass weder das
Präsidium noch das Rechtsamt, noch Studiendekan Peters es für notwendig
hielten, den Institutsrat zeitnah über die Veränderungen überhaupt in
Kenntnis zu setzen, setzt dem Ganzen das stinkende Sahnehäubchen auf.
Peters rechtfertigte sich zwar, dass er wegen einer so verhältnismäßig
kleinen Änderung nicht die neue Studienordnung über Bord gehen lassen
wollte. Dennoch entschied er sich gegen das zeitnahe Informieren des
Institutsrates und für die Präsentation von vollendeten Tatsachen in der
öffentlichen Sitzung ein paar Wochen später.

Inhaltlich schmerzt uns die Beschneidung der affinen Module wesentlich
stärker als das nachträgliche Einfügen der Referate. Einige Dozierende
könnten durch deren Festschreiben glauben, dass sie Referate halten lassen
MÜSSEN, und das wäre schade für den ohnehin embryonalen Status, den
alternative Lernmethoden an diesem Institut innehaben. Apropos alternative
Lernmethoden: Unsere Befürchtung, es wäre künftig nur noch möglich eine
einzige Klausur im Grundstudium zu schreiben, hat sich als falsch
herausgestellt. Maximal vier sind im Grundstudium zulässig.

Es gibt Geld für studentische Projekte – und keiner weiß davon

Im letzten Sommersemester hatten wir im Institutsrat vereinbart, pro Jahr
5000€ für studentische Projekte zur Verfügung zu stellen.
Mittels einer Stichtagsregelung wurde ein „first come – first serve“
Prinzip vermieden. Richtlinien zu einer möglicherweise notwendigen
Priorisierung von Anträgen wurden erstellt. All das scheint sich noch nicht
wirklich herumgesprochen zu haben. In dieser Sitzung lernten wir, dass das
Institut aus datenschutzrechtlichen Gründen gar nicht den Zugriff auf alle
Mailadressen der OSI-Studis hat. Deswegen auf diesem Weg noch einmal an
alle: Förderungen sind immer noch möglich. Die nächste Institutsratssitzung
ist am 21.11. Die Anträge bitte eine Woche im Voraus beim Sekretariat der
geschäftsführenden Direktorin einreichen. Rainer Quitzow hat übrigens
angekündigt einen Antrag einreichen zu wollen, der den Topf für
studentische Projekte auch für WiMis öffnet.

Mitteilungen und Anfragen

Wie Thomas Eimer mitteilte sind am OSI aufgrund des Verbots unbesoldeter
Lehraufträge die Zahlen unbezahlter Lehre rückläufig. De facto sind aber
immer noch 20% der am OSI geleisteten Lehre unbezahlt. Die Lehrbeauftragten
verzichten „freiwillig“ im Nachhinein auf ihr Honorar. Damit ist das OSI
immer noch das Institut mit den meisten unbezahlten Lehraufträgen an der FU
Berlin. Rainer Quitzow ließ mitteilen, dass er in der nächsten
Institutsratssitzung den Antrag stellen wird Gelder für studentische Projekte
auch für WiMis zugänglich zu machen. GD Börzel informierte den Institutsrat
darüber, dass Junior-Professorin Carina Sprungk bis auf weiteres ausfällt.
Ihre Lehrveranstaltungen konnten für dieses Semester ersetzt werden,
langfristig muss aber ein Ersatz gesucht werden.

Umweltmaster

Globaler Standortwettbewerb der Hochschulen – das OSI beteiligt sich
kräftig und versucht sich ein Profil zu geben, was für die „besten“ Studis
wie Profs aufregend wirkt. Nur welches Profil soll sich das OSI geben.
Hatte man noch früher vom „roten“ OSI gesprochen, wird es – folgt man dem
neuesten Projekt einen Umwelt-Master-Studiengang am OSI zu etablieren –
ein wenig grüner.

Das Forschungszentrum für Umweltpolitik am OSI ist in den letzten Jahren
kontinuierlich gewachsen und vollzieht mit ihrem Vorschlag für den MA
Environmental Policy and Planning den logischen nächsten Schritt. Der
Studiengang, der in Kooperation mit der TU Berlin laufen soll, ist als
transdisziplinärer Studiengang gedacht. Die Idee ist, salopp formuliert,
dass alle, die irgendetwas mit „Umwelt“ im BA studiert haben und die die
Fähigkeit zum politikwissenschaftlichen Arbeiten mitbringen, die Möglichkeit
haben den Umweltmaster zu studieren. Dementsprechend niedrig sind von der
FFU die Zugangsvoraussetzungen angedacht. Lediglich 30 LP in
sozialwissenschaftlichen Modulen müssen erbracht worden sein. Genau diese
niedrigen Zugangsvoraussetzungen wurden von einigen Profs kritisiert. Die
Studierenden gingen ohne politikwissenschaftliche Vorausbildung in den
Master, und würden dann die Arbeit in den Seminaren erschweren, weiterhin
haben alle, die OSI-Masterstudis das Recht am OSI zu promovieren, und das
ginge für Fachfremde nun gar nicht.

Kirsten Jörgensen und Miranda Schreurs betonten, dass die FFU gar kein
Interesse an der Auswahl an sozialwissenschaftlich nicht hinreichend
ausgebildeten Studienanfänger_innen. Die besondere Verhandlungsposition in
der sich die FFU aber mit der TU befindet, lässt allerdings keine andere
als eine niedrigschwellige und damit flexible Lösung zu. Eine
Zugangsvoraussetzung von bspw: 60LP SoWi und davon 30LP PoWi würde dazu
führen, dass die TU eine 30 LP Planungswissenschaften-Hürde einbaut. Der
FFU ist allerdings kein einziger BA Studiengang bekannt, der diese
Voraussetzungen erfüllen würde. Das Ergebnis der Diskussion war, dass man
eine 60LP – SoWi Hürde in die Verhandlungen einbringt, und
„sozialwissenschaftliche Module“ enger definiert (bspw. Jura ausschließt).

Verbindet man die Diskussion um die Zugangsvoraussetzungen mit dem
Flurfunk, so wird die Machtdimension dieser Debatte schnell klar. Das
Forschungszentrum für Umweltpolitik ist über die Jahre finanziell und von
der Reputation her so wichtig für das OSI geworden, dass die
Machtverhältnisse allmählich in Bewegung geraten. Schreurs ist
währenddessen immer von Börzel/Risse unabhängig geblieben und droht die
starke Stellung der beiden und ihrer Assoziierten zu gefährden. Aus
individuellen machtpolitischen Gründen würde es deswegen Sinn für
Risse/Börzel ergeben, wenn Schreurs auf dem Weg zu ihrem eigenen Studiengang
am OSI Steine in den Weg gelegt werden(bisher ist ja der prominenteste
Profilmaster der MA International Relations – ein Projekt von u.a.
Börzel/Risse).

Und dazwischen stehen wir studentischen Institutsratsmitglieder, die
Drittmittelforschung immer kritisch gesehen haben (eine der
Haupteinnahmequellen der FFU), die sich immer für die Grundlagenforschung
stark gemacht haben (die FFU bietet hauptsächlich praxisbezogene
Lehrveranstaltungen an), und die für ein freies Studium (also eines, in dem
man eigenständig Schwerpunkte setzen kann)und damit gegen
„Profilstudiengänge“ eintreten. Gleichzeitig begrüßen wir, dass die
Umweltthematik weiter in den Fokus rückt, wir freuen uns auch auf eine
Initiative an diesem Institut, die nicht aus dem Risse/Börzel Lager stammt,
und wir schätzen die offene und ehrliche Zusammenarbeit mit Miranda
Schreurs. Der Umweltmaster wird auf den Weg gebracht. Und wir haben bereits
eine Entscheidung getroffen, indem wir ihn nicht skandalisieren.

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