Allgemeines
Diese Antimetabolite sind Derivate der Folsäure, die durch ihre Ähnlichkeit wichtige Stoffwechselwege blockieren. MTX ist der bislang am häufigsten genutzte Wirkstoff, er ist auch für Autoimmunerkrankungen indiziert.
Präparatbeispiele
- MTX Hexal®
- Alimta®
Wirkstoffe
- Methotrexat (MTX)
- Pemetrexed
Wirkort/Zielstruktur
- Dihydrofolatreduktase (DHFR)
- Thymidilat-Synthase (TS)
- Pemetrexed zusätzlich: Glycinamidribonucleotidformyl-Transferase (GARFT)
→ Nucleinsäuresynthese
und damit besonders stark proliferierendes Gewebe
(Tumore, Knochenmark, Haarfollikel, Schleimhäute usw.)
Wirkmechanismus
- Transport in die Zelle über Folsäuretransporter
→ Umsetzung zu Polyglutamaten durch Folylpolyglutamat-Synthetase
→ Polyglutamate können nicht aus der Zelle gelangen („Trapping“),
außerdem höhere Wirkung und HWZ(!)
→ Blockade der DHFR & TS
(Wirkstoff/Metabolite haben höhere Affinität als Folsäure)
→ keine Umsetzung zu Tetrahydrofolsäure - Pemetrexed zusätzlich: Hemmung der GARFT
- stärkere & längere Wirkung auf Tumorzellen, da dort die Polyglutamatreaktion verstärkt stattfindet
→ Nucleinsäuresynthese gehemmt
(sowohl Purin-, als auch Pyrimidin-Synthese)
→ Transkription & Replikation behindert
→ Apoptose
Indikation
- MTX
- akute Leukämie
- Lymphome
- Chorionepitheliome
- Sarkome
- Mammakarzinom
- weitere Tumore
- Autoimmunerkrankungen, v.a.:
- rheumatoide Arthritis
- Psoriasis
(wenn Standardtherapie nicht ausreicht) - weitere
- Pemetrexed
- fortgeschrittenes/metastasierendes nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom
(palliativ, Kombination mit Cisplatin (1. Wahl) oder Monotherapie (2. Wahl)) - inoperables, malignes Pleuramesotheliom
(Kombination mit Cisplatin)
- fortgeschrittenes/metastasierendes nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
- Myelosuppression
- Leukopenie
- Thrombozytopenie
- Agranulozytose
- Schleimhautschädigung (v.a. GIT)
- Mukositis
- Diarrhoe
- Übelkeit, Erbrechen
- Hepatotoxizität
- Methotrexat:
- Nephrotoxizität
- Kardiotoxizität
- Embryotoxizität (Spontanaborte)
- Pemetrexed:
- Alopezie
- Hautschuppung
- zur Reduzierung der UAWs Gabe von Folinsäure (Formyl-Tetrahydrofolsäure) („Leucovorin-Rescue„) nach einigen Stunden
(bei Hochdosierung: Wirkung auf Tumorzellen früher und stärker
→ Gabe, bevor Wirkung auf Körperzellen eintritt)
Kontraindikationen
- Schwangerschaft
- Stillzeit
- Lebendimpfstoff
(gleichzeitige Anwendung) - Nierenfunktionsstörung (s. Pharmakokinetik)
- Methotrexat
- Transaminasen-Anstieg
- Immunschwäche
- offene/latente Tuberkulose
Wechselwirkungen
- orale Antikoagulantien → Blutgerinnung ↑
(→ Überwachung der Parameter) - Antibiotika, Probenecid, schwache organische Säuren (Bsp. Schleifendiuretika), Pyrazole, NSAIDs & PPIs
→ ggf. MTX/Pemetrexed-Clearance ↓ - MTX
- Lachgas → Wirkung MTX ↑
- Folsäuremangel
→ MTX-Toxizität ↑
→ aber: übermäßige Folsäure-Zufuhr senkt MTX-Wirkung! - plasmagebundene Stoffe
→ ggf. Verdrängung von MTX
→ MTX-Wirkung ↑ - übermäßiger Xanthin-Konsum (Bsp. Kaffee)
→ MTX-Wirkung &darr - Clearance von Theophyllin ↓
Pharmakokinetik
- MTX: 50% Plasmaproteinbindung
- hauptsächlich renale Ausscheidung
Applikation
- Tumore: zumeist hochdosiert
(stärkerer Effekt auf Tumorzellen im Vergleich zu Körperzellen) - bei Autoimmunerkrankungen in niedriger Dosierung
Take Home Message
- Wirkung durch Ähnlichkeit zur Folsäure
→ Blockade von Stoffwechselwegen - Wirkung ↑ durch Trapping
- MTX auch bei Autoimmunerkrankungen
- UAW: starke Myelosuppression,
MTX → Nephro- & Kardiotoxizität,
Pemetrexed → Alopezie - renal eliminiert, MTX großteils proteingebunden
verwendete Quellen: [1] [3] [31] [32]