Praktische Hinweise zur Interviewsituation


Ist die Suche nach Interviewpartner*innen erst einmal abgeschlossen, beginnen die Vorbereitungen für das Interview. Hierbei müssen einige Punkte berücksichtigt werden, die zwar auf den ersten Blick trivial wirken, jedoch für die erfolgreiche Durchführung eines Interviews essentiell sind.

Basierend auf unseren eigenen Erfahrungen haben wir hier ein paar Hinweise zusammen gestellt, mit denen eigentlich nichts mehr schief gehen kann.

Unsere Auflistung erhebt keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit. Aus euren eigenen Erfahrungen werden sich sicherlich noch weitere Aspekte für die Interviewführung ergeben.

Folgend findet ihr einen Auszug aus unsere prägnantesten Erfahrungen. Wir hoffen ihr erhaltet dadurch ein paar nützliche Hinweise und Denkanstöße, die euch auf die Tücken eines Interviews aufmerksam machen.

 

  1. Ort
  2. Nahrung/Getränke
  3. Haustiere
  4. Teilnehmeranzahl
  5. Zeitmanagement
  6. Aufnahmegerät/Ton
  7. Interviewleitfaden/Gesprächsführung
  8. Sprache
  9. Nervosität/Sensibilität
  10. Nachbereitung/Technik
  11. Einverständnis

1. Ort

Ort

Bild: Michael Gäfgen

Die Wahl des Ortes für das Interview ist mit eine der wichtigsten Voraussetzungen für die erfolgreiche Durchführung. Es gilt hierbei eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich insbesondere die Zeitzeug*innen wohl fühlen und in der ein grundlegendes Vertrauensverhältnis geschaffen wird. Die Örtlichkeit sollte mit den Zeitzeug*innen abgestimmt werden. Empfehlenswert ist es einen ruhigen Ort zu wählen, um störende Hintergrundgeräusche zu vermeiden.

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2. Nahrung/Getränke

Um eine vertrauenvolle Atmosphäre zu unterstützen, können vor Gesprächsbeginn Getränke oder kleine Snacks angeboten werden. Grundsätzlich sollten jedoch laute Geräusche vermieden werden. Die Qualität der Tonaufnahme könnte darunter leiden.

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3. Haustiere

Haustiere

Bild: Michael Gäfgen

Haustiere können auf die Interviewpartner*in eine beruhigende Wirkung haben, vor allem bei sensiblen, emotionalen Themen. Aber Achtung: Das Haustier sollte natürlich nicht zu aufgedreht sein bzw. gut erzogen sein, da dies die Situation (Denk- und Redefluss sowie die Tonaufnahmen) beeinträchtigen könnte. Grundsätzlich sollte eine professionelle Atmosphäre im Vordergrund der Gesprächssituation stehen.

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4. Teilnehmeranzahl

Sollten mehrere Personen an dem Interview beteiligt sein (seitens der Interviewer*in oder Interviewpartner*in), kläre vorab, ob alle Teilnehmenden damit einverstanden sind. Dies kann der Fall sein, wenn mehrere Personen zusammen ein Interview organisieren. Beispielsweise kann einer der Interviewer*innen sich um die Technik kümmern, ein weiterer Notizen während des Interviews machen und sich der/die Dritte voll und ganz auf die Befragung der Interviewpartner konzentrieren. Darüber hinaus solltest du darauf achten, dass Familienangehörige/Bekannte der Zeitzeug*innen nicht in unmittelbarer Nähe der Gesprächssituation sind, um eventuelle Störungen oder Interventionen durch Dritte zu vermeiden.

Unsere Kommilitonin Helena hat diesbezüglich folgende Erfahrung gemacht:

»[…] es war auch am Anfang so, dass sehr viele äußere Störfaktoren dazu gekommen sind. Telefonate, Menschen haben das Gespräch unterbrochen. Dann war das halt schwierig, das Gespräch immer wieder von vorne anzugehen. Das beunruhigt.«
(Helena K.)

Weitere Erfahrungsberichte zum Thema findest Du hier.

Zeitmanagement Teilnehmeranzahl

Bild: Michael Gäfgen


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5. Zeitmanagement

Zeiteinteilung vor dem Interview: Ein Interview kann lange dauern. Nimm dir am besten für den Tag keine weiteren Termine vor.
Zeiteinteilung nach dem Interview: Denke ggf. an ein gegebenes Zeitlimit. Musst du dein Interviewprojekt zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeben, beachte den Bearbeitungsaufwand bei der Nachbereitung (Transkription; Analyse; Interpretation).

Unser Kommilitone Andreas hat dazu den folgenden Tipp:

»[…] man muss sich im Team natürlich immer gut abstimmen, die Zeit einteilen und dergleichen, ein klares Ziel vor Augen haben – wie immer. Das ist sehr sehr hilfreich.« (Andreas R.)

Weitere Erfahrungsberichte zum Thema findest du hier.
 
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6. Aufnahmegerät/Ton

Mach dich mit dem Aufnahmegerät vertraut bzw. führe zuvor eine Testaufnahme durch. Achte vor allem auf die Akkulaufzeit, ggf. solltest du dir einen Ersatzakku bereit legen. Achte auf die richtige Positionierung des Gerätes, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Kläre darüber hinaus die Kompatibilität mit deinem Computer.

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7. Interviewleitfaden/Gesprächsführung

Nimm deinen Fragebogen mit und halte diesen bereit. Der Interviewleitfaden sollte zielführend strukturiert sein. Dies dient Deiner Fragestellung. Lass dich jedoch trotz des Leitfadens auf spontane Reaktionen deines Gegenübers ein. Hier sollte immer gelten: Mensch vor Methode! Spontane Reaktionen können bereichernd für die eigene Fragestellung sein, lass diese jedoch nicht ins Uferlose laufen.

Dies kann eine große Herausforderung sein, wie unser Kommilitone Felix zu berichten weiß:

»Die größte Herausforderung war, dass wir auf dem Punkt bleiben mussten und das [Interview] nicht zu ausufernd war, sodass wir den Zeitzeugen immer wieder versucht haben zurück zu holen zu dem Thema. Natürlich soll man den Zeitzeugen reden lassen aber ab einem bestimmten Punkt merkt man halt einfach, dass man zu sehr abschweift. Dann haben wir immer wieder versucht durch Fragen [den Zeitzeugen] an die Hand zu nehmen und wieder zurück zu führen.« (Felix M.)

Weitere Erfahrungsberichte zum Thema findest Du hier.
 
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8. Sprache

Achte auf den richtigen Sprachgebrauch. Umgangssprache ist in Maßen in Ordnung, du solltest dich jedoch an deine*n jeweilige*n Interviewpartner*in anpassen. Hast du einen starken Dialekt, versuche sicher zu gehen, dass dich der*die Interviewpartner*in versteht. Bleib klar und deutlich. Vermeide Fachbegriffe, sowie komplizierte Schachtelsätze.

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9. Nervosität/Sensibilität

Bleib cool! Zeig Verständnis, aber übertreib es nicht. Heuchele auf keinen Fall falsche Emotionen vor, dass würde den Gast verunsichern.
Nervosität ist völlig normal. Und bedenke: Dein*e Zeitzeug*in ist mindestens genauso aufgeregt wie du.

Unsere Kommilitonin Helena kann dazu folgendes berichten:

»Ich war am Anfang ziemlich nervös. Es war auch die ersten 10 bis 15 Minuten so, dass ich ein bisschen angespannt war und das Gespräch musste erst mal ins Rollen kommen. Aber das hat sich mit der Zeit natürlich gelegt, also hinterher war es viel, viel entspannter als am Anfang […].«

(Helena K.)

Weitere Erfahrungsberichte zum Thema findest Du hier.
 
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10. Nachbereitung/Technik

Es gibt Programme für den Schnitt und die Transkription des Interviews, die dir die Arbeit erleichtern können. Nützliche Programme könnt ihr hier finden.

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11. Einverständnis

Als Absicherung für dich und deine*n Interviewpartner*in ist es sinnvoll, eine schriftliche Einverständniserklärung einzuholen. Diese sollte u.a. folgende Punkte umfassen:

  • Einverständnis zur Aufnahme und Verschriftlichung des Interviews
  • Einverständnis zur wissenschaftlichen Auswertung
  • Einverständnis zur Veröffentlichung in einem wissenschaftlichen (und eventuell projektbezogenen) Rahmen
  • Anonymisierung und Verwendung von personenbezogenen Daten

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