Wie angekündigt, fand am Dienstag dieser Woche (also am 12.5.) eine VollVersammlung am Otto-Suhr-Institut statt. Die VV war hervorragend besucht, der Hörsaal A in der Ihnestraße 21 platzte aus allen Nähten. Vorbereitet hatte die VV eine Gruppe aus studentischen GremienvertreterInnen, WiMis und anderen interessierten Studierenden, vor allem aus dem Umfeld der „Initiative für die Ideengeschichte“.
Für die meisten BesucherInnen war der Hauptgrund ihrer Anwesenheit wohl der Streit um Klaus Roth bzw. die Professur im Bereich Ideengesc
hichte (zu den Hintergründen und für mehr Informationen lohnt sich ein Blick in unser Blog-Archiv). Aber es ging auch um die nach wie vor unklare Lage des OSI-Diploms (s. diesen Artikel aus dem letzten Jahr) und um den Strukturplan am OSI, dessen Gewichte sich zunehmend auf den Bereich Governance/Konfliktforschung/IB verlagern, wie ebenfalls bereits im vergangenen Jahr abzusehen war.
Wenig Schatten…
Eins vorneweg: die Veranstaltung war in Teilen durchaus kritikwürdig, sowohl von der Form her als auch vom Inhalt. Erstens konnte mensch sich zeitweise nicht des Eindrucks erwehren, dass es bei der VV vorrangig um eine Selbstdarstellung der Studentischen Vertreter – es waren nur die beiden männlichen JuSo-Gesandten da – in den Gremien Fachbereichsrat (FBR) und Institutsrat (IR) ging. So sehr wir es auch begrüßen, die Abläufe in den Gremien transparent zu machen und auch Studierende ausserhalb des Kreises der „üblichen Verdächtigen“ dafür zu begeistern, die Art und Weise wie dies am Dienstag gemacht wurde hinterließ bei einigen Menschen einen schalen Nachgeschmack. Womit wir auch schon beim zweiten Kritikpunkt wären, den Beschlüssen der VV nämlich. Diese wurden teils sehr suggestiv präsentiert und ohne genügend Raum für Diskussion zu lassen durchgestimmt. Drittens war die „Aktionsperspektive“, die in der VV vermittelt wurde, viel zu sehr auf die Gremienarbeit fixiert. Hier hätte viel deutlicher gesagt werden müssen, dass wir als Studierende in den Gremien nur dann eine Chance haben, wenn wir genügend Druck ausser“parlamentarisch“ aufbauen, und dass dies nicht funktioniert, wenn der Kreis der ohnehin hochschulpolitisch Interessierten unter sich bleibt. So steht zu befürchten, dass viele am Dienstag mit dem Gefühl heimgegangen sind, „gut vertreten“ zu sein und deswegen mit ruhigem Gewissen die politische Arbeit wieder jenen überlassen zu können, die sie immer schon gemacht haben bzw. die im IR oder im FBR sitzen. An dieser Stelle wurde eindeutig Potenzial verschenkt. Und last but not least, was die Kritik angeht: den Auftakt der VV machte Hajo Funke, der nochmal die Schwierigkeiten mit dem alten Dekanat unter Barbara Riedmüller beschrieb (s. auch Funkes Abschiedsnotiz (PDF)) . Dieser Auftritt war zweifellos erhellend, leider wurde er zu keiner Zeit kritisch kommentiert – etwa im Bezug darauf, dass auch Funke schon eine Menge Entscheidungen mitgetragen hat, wegen derer das OSI heute da steht, wo es steht.
…viel Licht!
Aber genug der Mäkelei, schließlich bot die VollVersammlung eine Menge positiver Eindrücke. Da wäre zum einen die bereits erwähnte große Zahl an Anwesenden, schätzungsweise deutlich mehr als zweihundert. Die Vorträge der ReferentInnen waren, unabhängig von der oben geäußerten Kritik, faktenreich und anschaulich mit PowerPoint-Grafiken unterlegt. So bekam mensch sowohl die zunehmende Dominanz des Bereichs IB/Governance in Sachen aktive ProfessorInnen plastisch vor Augen geführt – alle nicht-IB-Bereiche zusammen kommen gerade auf ebenso viele aktive Profs wie der Bereich IB – als auch ein Gefühl für die schleichende, aber mittlerweile doch deutlich spürbare Kürzungspolitik am OSI: vor etwas mehr als zehn Jahren gab es noch mehr als 30 aktive ProfessorInnen am Institut, heute sind es 18, von denen mindestens fünf auf so genannten „Überhangsstellen“ sitzen und nach ihrem Ausscheiden nicht ersetzt werden (s. hier, 3. Absatz). Leider dauerten die Inputs mehr als eine dreiviertel Stunde, so dass, mit Berücksichtigung der bei solchen Veranstaltungen üblichen Verspätung, nur noch gut eine halbe Stunde für die Diskussion übrig blieb.
Auf der VV wurden, wie geplant, drei Forderungen jeweils nahezu einstimmig angenommen. Diese Forderungen samt Abstimmungsergebnissen gibt es ebenfalls als PDF: Ergebnisse der OSI-VV. Der erste Vorschlag ging nahezu ohne Diskussionen durch, es wurde lediglich ergänzt dass wir als Studierende nicht nur eine Verlängerung des Diploms, sondern auch eine Übergangsregelung für die im letzten Wintersemester neu immatrikulierten Studierenden wollen. Auch Verbesserungen in der Studierbarkeit von BA/MA wurden wieder einmal angemahnt. Die zweite Forderung samt Unterpunkten drehte sich einmal mehr um den Strukturplan. Die ungleiche Ausstattung der verschiedenen Studienbereiche wurde bereits bei den Vorträgen angeprangert, der von der VV beschlossene Forderungskatalog zielt denn auch auf mehr Transparenz und versucht, eine weitere Zunahme der Ungleichgewichte im Strukturplan zu verhindern. Von mehreren Studierenden gewünscht wurde die Thematisierung des Bereichs Rechtliche Grundlagen der Politik, da hier nach dem Abschied von Sabine Berghahn zum Ende dieses Semesters eine weitere große Lücke in der Lehre droht.
Am meisten Diskussionen gab es um die Forderungen im dritten Punkt, der sich um Klaus Roth und die Situation in der Ideengeschichte drehte. Widerspruch gab es vor allem gegen den Wunsch, eine Professur auf Zeit statt der im letzten Semester vom FBR beschlossenen Juniorprofessur mit Tenure Track zu fordern, sowie gegen eine Festlegung auf Klaus Roth für diese Stelle. Als Gegenargument gegen die Professur auf Zeit wurde vor allen Dingen angeführt, dass diese nirgendwo im Strukturplan angeführt sei und damit die Situation nach fünf Jahren (wenn die Professur ausläuft) noch problematischer werden könnte als ohnehin schon. Zudem zeige sich hier eine völlige Missachtung der gewählten VertreterInnen des Fachbereichs durch das Präsidium und das Dekanat – Detail am Rande: nach Aussage von Hajo Funke war es wohl Riedmüller, die den Beschluss „Juniorprofessur mit Tenure Track“ unterschlug. Für die Gastprofessur spricht, dass diese höhere Lehrverpflichtungen hat (9 Semesterwochenstunden statt 4), sowie dass es vermutlich noch eher möglich sein dürfte, Klaus Roth auf diesen Posten zu setzen. Auf der Juniorprofessur mit Tenure Track zu bestehen, sei zudem nach Ansicht der anwesenden Gremienvertreter unrealistisch – hier zeigten sich die oben erwähnten Grenzen des Auf-Gremienarbeit-Setzens wohl am deutlichsten. Ebenfalls für Diskussionsstoff sorgte, dass von der VV erwartet wurde, sich ausdrücklich Klaus Roth auf die Stelle des zeitlich befristeten Gastprofessors zu wünschen. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob wir als Studierende damit nicht im Endeffekt das gleiche Gemauschel und Postengeschachere betreiben, welches wir dem Professorium seit eh und je vorwerfen. Allerdings wiesen andere TeilnehmerInnen zu recht darauf hin, dass eine VV in keinster Weise über Personalfragen entscheidet und es legitim sei, seine Wünsche zu äußern. Der von den studentischen VertreterInnen im IR bereits vorab verfasste Ausschreibungstext erfülle zudem die formalen Kriterien von Offenheit. Leider mussten sich die Anwesenden in diesem Punkt auf das Wort der VertreterInnen verlassen, vorgelegt wurde der Text nämlich nicht. Schließlich wurden aber auch die beiden strittigen Punkte beschlossen.
Fazit, Ausblick und Terminankündigungen
Die VollVersammlung war eine durchaus gelungene Veranstaltung mit einigen Schwächen. Wichtiger ist jedoch, dass wir es als Studierende am OSI vermochten, ein klares Signal dafür zu setzen, wie wir uns die Zukunft unseres Studiums und unseres Instituts vorstellen. Das ist sowohl durch die große Zahl der auf der VV anwesenden als auch durch die überwältigende Mehrheit für den Forderungskatalog gelungen. Wichtig ist aber auch, dass wir uns jetzt nicht zurücklehnen. Denn die Kämpfe gehen weiter:
– Die Professur auf Zeit ist bisher nicht offiziell ausgeschrieben, geschweige denn an Klaus Roth vergeben
– Welche Rolle die Ideengeschichte weiter im Strukturplan spielt, ist unklar
– Die Kommission für Lehre der FU will – vermutlich auf Druck des Akademischen Senats – den Beschlüssen von IR und FBR nicht folgen und das Diplom weiterhin aussetzen
Und die nächsten Hämmer warten schon: so will der Berliner Senat ein Mieter-Vermieter-Modell für die Räume an den Fachbereichen einführen, das heißt: jedeR ProfessorIn, die/der ein Büro oder ähnliches benötigt, muss dieses bei der Unileitung mieten. Die Fachbereiche Politik- und Sozialwissenschaften und Philosophie sind hierbei „Pilotprojekte“…
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