In einer wegen Prüfungswoche schwach besetzten – das Gremium war nicht einmal beschlussfähig – Sitzung des Institutsrats des OSI ging es vergangene Woche um mehrere interessante Themen. Die Sitzung entwickelte sich denn auch schnell zu einem Zwiegespräch zwischen Massing und den anwesenden StudierendenvertreterInnen; von professoraler Seite war ausser Massing ohnehin nur Sven Chojnacki erschienen.
Zunächst berichtete Frau Zehrer (Bibliotheksleitung) von der letzten Sitzung der Bibliothekskommission. Viel interessantes kam dabei nicht zu Tage – erst als eine Studierende die mittlerweile mehr als 800 für den Erhalt der Bibliotheken gesammelten Unterschriften übergeben wollte, kam etwas Bewegung in die Sache. So werden sich Massing und Lehmkuhl (die für Bibliotheksfragen zuständige erste Vizepräsidentin der FU, s. auch hier und hier) am 11.7. in einem nicht-öffentlichen Gespräch erneut mit der Zukunft der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek(en) befassen. Massing kündigte dabei an, die 800 Stimmen auf den Unterschriftenlisten mit zu vertreten. Auch der Fachbereichsrat wird sich in einer der nächsten Sitzungen erneut öffentlich mit dem Thema befassen – in diesem Semester kommen dafür nur noch die Sitzungen am 2. und am 16. Juli in Frage. Sobald wir einen konkreten Termin erfahren, wird es hier eine Ankündigung geben.
Diskussionen gab es wiederum um die Zielvereinbarungen zwischen OSI und Präsidium. Wie bereits im letzten Semester vom I-Rat beschlossen, werden die Mittel „verwaister“ Kostenstellen in den OSI-Haushalt umgeleitet. Als „verwaist“ gilt eine Stelle derzeit, wenn ihrE InhaberIn länger als ein Jahr ausgeschieden ist und an keinen drittmittelgeförderten Projekten mehr arbeitet. Interessant wurde es hingegen bei einem ganz anderen Punkt, der zumindest für mich recht überraschend kam: das OSI ist derzeit tatsächlich überbesetzt, was Dozierende und Wissenschaftliche MitarbeiterInnen angeht. Das Präsidium möchte diesen „Missstand“ gerne beseitigen und hat den Fachbereich dazu gebracht, die Kosten für diese Stellen schrittweise selbst zu übernehmen. Dies schränkt die finanziellen Spielräume des Fachbereichs erheblich ein, allerdings soll niemandem deshalb gekündigt werden. Dennoch wird dies in den nächsten Jahren auch zu einer weiteren Verschlechterung der Lehre führen – die Zahl der HochschullehrerInnen reduziert sich von 16 oder 18 (Massing war sich selbst nicht ganz sicher) auf jene zwölfeinhalb Stellen, die im neuen Strukturplan (s. hier) vorgesehen sind. Das Institut wird sich aber in jedem Fall „bemühen“ (wieder Massing), die Lehrausfälle zumindest teilweise durch die Vergabe von zusätzlichen Lehraufträgen auszugleichen.
Weiterhin baut das OSI bis nächstes Jahr ein sog. „Self-Assessment“ auf seiner Homepage auf. Vorbild ist dabei die Uni Mannheim, die derartiges bereits für Interessierte anbietet. Wer sich das ganze mal ansehen will, kann dies hier tun. Damit sollen potenzielle StudienanfängerInnen vorab überprüfen können, ob das Studium am OSI ihren Vorstellungen von Politikwissenschaft entspricht. Auf die Frage von Studierenden, wer denn das System so programmiert, dass es die zum Institut „passenden“ Antworten erkennt und wer definiert, was „passend“ ist, reagierte Massing mit Unverständnis: schließlich sei es erstens „Konsens, was Politikwissenschaft ist“ (interessant, v.a. wenn mensch sich der Diskussion einen Tag zuvor entsinnt, die FUWatch hier nochmal zusammenfasst), und zweitens setze die aktuelle Studienordnung die Standards, da gebe es ohnehin keine Spielräume für verschiedene Sichtweisen. Dennoch werde sich wohl nächstes Semester, vielleicht auch erst nächstes Jahr eine Arbeitsgruppe unter der Leitung der Studiendekanin Fr. von Oppeln gründen, in der dann auch Studierende vertreten sein werden. Auf die Frage, ob dieses Self-Assessment denn meßbare Ergebnisse hervorbringt und was das Ganze koste, musste Massing erstens zugeben, dass es keine empirisch stichfesten Belege für den Nutzen eines solchen Vorab-Checks gebe, dass aber die Implementierung auch nicht weiter teuer – aber zeitaufwendig – sei.
Gute Nachrichten gab es diesmal auch, für einen Weiterbildungsstudiengang erhält das OSI für fünf Jahre eine W2-Professorin für „Gender & Diversity Studies“, die auch Veranstaltungen im normalen Studienbetrieb am OSI anbieten wird. Zumindest im Bereich Gender darf damit wieder auf ein etwas breiteres Lehrangebot gehofft werden.
Das Wichtigste zuletzt: Das OSI-Diplom
Später am selben Tag senkte sich im Akademischen Senat der Vorhang für das OSI-Diplom, vorher wurde den Studierenden im Institutsrat die ganze Aktion und die weiteren Zukunftsaussichten für das Diplom erläutert: die Begründung für die vorübergehende Einstellung des OSI-Diploms bleibt merkwürdig (s. hier), Massing erläuterte aber auch dass das OSI bzw. der Fachbereich wohl massiv Druck von „ganz oben“ bekommen haben. Sowohl der Wissenschaftssenator des Landes Berlin als auch der Wissenschaftsratvorsitzende, ein Herr Becker, haben demnach mehrfach auf die (völlige) Abschaffung des Diploms gedrängt. Wieso sie in einem Jahr ihre Meinung geändert haben sollten und dann wieder mit Freuden auf die Neuzulassung von Diplomstudierenden am OSI blicken werden, konnte Massing allerdings auch nicht erklären. Andererseits ist Hajo Funke wohl gerade sehr aktiv für den Erhalt des Diploms und hat mittlerweile „auf allen Ebenen“ (Massing) eine Zusage erhalten, dass das Diplom weitergeführt wird – Lenzen himself eingeschlossen. Massing machte jedoch auch klar, dass über das Diplom vorerst nicht weiter diskutiert wird und dass er sich nicht sicher sei, ob das Diplom die Rettung überhaupt wert ist. Auf die Aufforderung einer Studierendenvertreterin, doch wenigstens als Institutsrat eine Protestresolution zu beschließen, wurde darauf verwiesen, dass das Gremium nicht beschlussfähig sei. Sven Chojnacki, offenbar um Deeskalation bemüht, warf an dieser Stelle ein, dass die vorübergehende Aussetzung des Diploms zumindest die Chance biete, diesen Studiengang zu erhalten. Ob – wie derzeit üblich und auch immer wieder genutzt – weiterhin, also auch für die im kommenden Semester neu immatrikulierten Studierenden, der Wechsel vom BA zum Diplom möglich sein wird, blieb offen. Massing wollte hier weder eine Zusage geben noch eine Absage erteilen.