Offener Brief für den Erhalt der Ideengeschichts-Vollprofessur am OSI

Das FUWatch-Blog berichtet über einen Offenen Brief an Dieter Lenzen, Barbara Riedmüller und Peter Massing, in dem zum Erhalt der Ideengeschichts-Professur am OSI aufgerufen wird. Wir veröffentlichen ihn hier vollständig mit der Absicht, die Debatte auch nach dem Beschluss des FBR nicht einschlafen zu lassen und um weiter Druck auf die Verantwortlichen zu erzeugen.
Ach ja, sorry wegen der Formatierung…

Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte
Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft
Universität Greifswald
Institut für Politikwissenschaft
Baderstrasse 6/7
17489 Greifswald

An den Präsidenten der Freien Universität Berlin
Herrn Prof. Dr. Dieter Lenzen
Kaiserswerther Str. 16-18
14195 Berlin

An die Dekanin des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften
Frau Prof. Dr. Barbara Riedmüller
Ihnestraße 21
14195 Berlin
Mit der Bitte um Weiterleitung an die Mitglieder des Fachbereichsrats

An den geschäftsführenden Direktor
des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft
Herrn Prof. Dr. Peter Massing
Freie Universität Berlin
Ihnestraße 21
14195 Berlin
Mit der Bitte um Weiterleitung an die Mitglieder des Institutsrats

12.6.08

Offener Brief

Sehr geehrte Frau Kollegin Riedmüller, sehr geehrte Kollegen Lenzen und Massing,
die Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte in der Deutschen Vereinigung für
Politische Wissenschaft verfolgt mit Sorge die Entwicklung des Strukturplans am Otto-Suhr-
Institut, einem der wesentlichen Lehr- und Forschungszentren der Politikwissenschaft in
Deutschland. Die seit langem vakante Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte
(Lehstuhlinhaber in der Vergangenheit u.a. von der Gablentz, C.P. Ludz, Alexander Schwan,
Axel Honneth) soll zu einer Juniorprofessur heruntergestuft werden, um andere Bereiche der
Politikwissenschaft zu stärken.

Diese Entwicklung steht nicht nur im Gegensatz zum traditionellen, grundlagenorientierten
Verständnis der Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut. Sie gefährdet die Vollständigkeit
und Qualität der politikwissenschaftlichen Ausbildung und die Qualität der
Grundlagenforschung an der FU. Sie trägt zudem zu einer Marginalisierung der Politischen
Theorie und Ideengeschichte bei, die die Politikwissenschaft insgesamt schwächt.
Mit der Abwertung der Stelle zur Juniorprofessur wird die ideengeschichtliche
Grundlagenforschung, von der die Teilgebiete in ihrer Produktivität zehren, von einer
zentralen und identitätsprägenden zu einer Randdisziplin der Politikwissenschaft
heruntergestuft. Solche Richtungsentscheidungen betreffen das Selbstverständnis der
Politikwissenschaft bundesweit und betreffen daher alle Fachkolleginnen und –kollegen.
Die bahnbrechenden Neuorientierungen, die in der Politikwissenschaft in den vergangenen
Jahren angesichts neuer, unter anderem transnationaler Herausforderungen vorgenommen
wurden, waren nur möglich auf der Basis einer erneuten Hinwendung zu klassischen
Grundlagentexten, ihrer ideenhistorischen Aufarbeitung und auf der Basis eines erneuerten
Bezugs der Teildisziplinen auf die politische Theorie. Ein stark im Bereich der Governanceund
der Globalisierungs-Forschung engagiertes Institut läuft Gefahr, sich mit dem Verzicht
auf selbständige ideengeschichtliche Forschung auch in Bezug auf kosmopolitische und
interkulturell vergleichende Ansätze eines kritischen Potentials zu berauben. In den führenden
britischen und U.S.-amerikanischen Departments für Politikwissenschaft ist die
Notwendigkeit einer starken Repräsentation der Politischen Theorie und Ideengeschichte
längst anerkannt; sie sollte hierzulande eine Selbstverständlichkeit sein.

Daneben ist zu bedenken, dass eine hochwertige Ausbildung in der Ideengeschichte, einem
von zwei theoretischen BA-Pflichtmodulen im Studiengang Politikwissenschaft, durch eine
Juniorprofessur mit 4 Wochenstunden Deputat (ein Drittel des Deputats einer minimal
ausgestatteten W3) wohl nicht sicherzustellen ist. Auch sind die Disponibilität und die Gefahr
von Umwidmungen beim Auslaufen von Juniorprofessuren nicht zu unterschätzen; die
Risiken sind dort aller Erfahrung nach höher als bei sogenannten Eckprofessuren. Die
Theoriesektion fordert daher die FU, den Fachbereich und das Otto-Suhr-Institut auf, die W3-
Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte in vollem Umfang zu erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Der Vorstand der Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte

gez. Prof. Dr. Harald Bluhm
Dr. habil. André Brodocz
Prof. Dr. Hubertus Buchstein
Prof. Dr. Peter Niesen
PD Dr. Tine Stein

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