Bericht vom Institutsrat am 09.02.2011

Konfusion und „Cash-Flow“-Problem im Haushalt

Vor dem Hintergrund der letzten Sitzung, in der der IR 1000 € Zuschuss zum Model-United-Nations-Programm bewilligte (wir berichteten), ohne die konkrete Haushaltslage zu kennen, bemühte sich Frau Börzel diese Sitzung um Klarstellung. Auch wenn die Zahlen auf dem Stand vom Ende des letzten Jahres waren, so ließ sich doch herauslesen, dass das OSI am Rande der Handlungsunfähigkeit entlang schrammt. Für Lehraufträge stehen dem OSI noch 6689 € zur Verfügung; auf den ersten Blick nicht schlecht, allerdings müssen davon noch die laufenden Lehraufträge aus dem jetzigen Wintersemester bezahlt werden. Dieser Posten dürfte anschließend weitgehend aufgebraucht sein. Dem Institutsrat zur Verfügung stehen frei verfügbar 577€, dazu weitere 12590 € aus Leistungsmitteln. Die Leistungsmittel stehen jedoch eigentlich den Kostenstellen – sprich, den Professor_innen – zu, eine Ausschüttung durch den IR braucht daher jedes Mal die Zustimmung aller Kostenstelleninhaber_innen. Diese 12590 € sind der letzte Rest jenes Geldes, welches das OSI bei der letzten Leistungsmittelvergabe „einbehalten“ hatte, um einen finanziellen Puffer zu haben. Da die Zahlen – s. oben – vom 31.12.2010 stammten, ist dieses Geld aber vermutlich bereits ausbezahlt – so hatte es Tanja Börzel jedenfalls in einer IR-Sitzung im Dezember anlässlich des Endes des Haushaltsjahres angekündigt.
Das OSI ist also arm und die Fachbereichsverwaltung unbarmherzig. Sie drohte dem OSI im Falle eines Minus vor dem Komma mit Haushaltssperre. Natürlich kommen 2011 wieder frische Mittel ans OSI. Erfahrungsgemäß aber erst im Mai oder Juni, schlimmstenfalls sogar erst im Juli. Bis dahin stehen wir, so Fr. Börzel, vor einem „Cash-Flow“-Problem: das OSI kann unmittelbar fällige Zahlungen dann einfach nicht (oder nur sehr begrenzt) leisten, obwohl das Geld dafür natürlich mit Sicherheit irgendwann kommt. Immerhin beschloss der IR dennoch die restlichen Kosten der letzten OSI-Zeitung mit 389,90 € zu tragen. Diese soll weiterhin einmal pro Semester erscheinen und sich weitere Finanzierungsquellen suchen.

Wer stützt den „Leviathan“?

Der Streit um die Finanzierung des Leviathans schwelt weiter(wir berichteten). Die Ethnolog_innen und Publizist_innen signalisierten bereits ihren Unwillen, das als „OSI-Zeitschrift“ wahrgenommene Blatt weiterhin zu finanzieren. Die meisten Mitglieder des IR proklamierten ihr Interesse am Fortbestand der Zeitschrift. Unklar ist nun, ob der Fachbereich den bis 2013 geltenden Vertrag mit dem Leviathan kündigen und die Finanzierung ganz aufs OSI abwälzen will, oder ob er lediglich in keine weiteren Neuverhandlungen nach 2013 einsteigen will. Um einer Mehrbelastung vorzubeugen beschloss der IR, bis 2013 nicht mehr zu zahlen als vertraglich festgelegt, um dann 2013 in Neuverhandlungen einzutreten. Dies bedeutet, dass das OSI nicht die Vertragsverpflichtungen des Fachbereichs übernehmen wird. Das bisherige Finanzierungsmodell des „Leviathan“ bröckelt und wird sich dem Augenschein nach („wenn der FBR aus der Finanzierung aussteigt wird das Präsidium das gleiche tun“ (Börzel)) nicht über 2013 hinaus halten können. Der Institutsrat signalisierte aber grundsätzlich die Bereitschaft, zusammen mit dem Institut für Soziologie wenigstens einen Teil der Summe auch nach 2013 zu übernehmen.

Zielvereinbarungen: sichtbar und farblos

Zielvereinbarungen sind eine leidige Sache: manche, wie die individuellen Zielvereinbarungen einiger Profs mit dem Dekanat Riedmüller, sind so geheim, dass wohl nur noch WikiLeaks helfen könnte. Ein anderes Mal werden sie zwar im IR diskutiert, aber nach zwei Stunden hitziger Debatte fällt dem ersten Prof auf, dass es vielleicht ganz gut wäre zu wissen, was denn Zielvereinbarungen eigentlich sind! Die derzeit noch gültigen wurden denn auch vor zwei Jahren erst gar nicht öffentlich (vor-) diskutiert. Das sollte dieses Jahr besser laufen, und ein Anfang wurde in dieser Sitzung auch gemacht. Dennoch bleibt die Frage nach dem weiteren Verlauf der Verhandlungen vor allem im Hinblick auf die lange Sitzungspause des IRs akut und der Diskussionsprozess wurde diese Sitzung erst angestoßen.
Frau Börzel und Frau Lütz – die als stellvertretende und geschäftsführende Direktorin die Verhandlungen mit dem Dekanat führen – erklärten, die Zielvereinbarungen seien Teil einer Strategie des OSIs möglichst viele der vom FBR zu vergebenen Dauerstellen für die Entlastung der Geschäftsführung zu gewinnen. Unter den drei großen Punkten „Internationalisierung“, „Qualitätssicherung der Lehre“ und „Verbesserung der Institutsorganisation fand sich denn auch eine Reihe von Vorschlägen, wie die jeweiligen Ziele erreicht werden sollen. So soll es die Homepage des OSI künftig auch auf Englisch geben, Lehrveranstaltungen eine Pflicht zur (Selbst-)Evaluation (wir berichteten) bekommen und das Dekanat nach jeder IR-Sitzung über die Ergebnisse in Kenntnis gesetzt werden.
Neben vielen noch nicht ausdiskutierten Punkten stand zur Debatte, ob die Benennung einer WiMi-Stelle für die Lehrplanung auch auf andere stiefmütterlich behandelten Studiengänge ausgeweitet werden solle. Derzeit steht als Koordinierungsaufgabe nämlich nur die BA-/MA-Studiengänge Politikwissenschaft im Papier, während sich die jetzige Lehrplanung auch um Diplom-, 30/60LP-, Sozialkundestudiengänge usw. kümmert. Die unspezifische Verpflichtung „geeignete Maßnahmen zur Umsetzung der Hinweise aus dem Peer-Review-Verfahren im Rahmen der Systemakkreditierung durch[zu]führen“ würde uns sehr viel weniger Bauchschmerzen bereiten, wenn der vorangehende Diskussionsprozess über Sinn und Unsinn dieser Forderungen auch in dem Papier verankert würde. Im Peer-Review-Bericht stecken einige Bomben, die nicht nur die innere Organisation, sondern auch die fachliche Ausrichtung („Gemischtwarenladen“) des OSI betreffen. Eine derart unkonkrete Verpflichtung würde einer selektiven Umsetzung der Anregungen des Peer-Review Tür und Tor öffnen. Aufgrund dieser Vielzahl an ungeklärten Punkten wurde zu Ende der Sitzung noch einmal, vor allem von den studentischen IR-Mitgliedern deutlich gemacht, dass die Zielvereinbarungen vor der Unterzeichnung definitiv noch einmal dem IR vorgelegt werden müssen.

Eklat im Fachbereichsrat (FBR)

Unterschriftspartner des OSI wird dabei wohl das neue Dekanat werden. Der FBR entschied nämlich heute, sich entgegen bisheriger Gepflogenheiten nicht erst mit Beginn der Sommer-Vorlesungszeit, sondern bereits nächste Woche, d.h. am 17.2., zu konstituieren. Dort soll dann auch ein neues Dekanat gewählt werden. Diese Terminwahl ist eindeutig politisch motiviert: bis April kann und will nämlich eine SFB-kritische Professorin der Ethnologie, die ihr Interesse am Amt der Dekanin bekundet hat, nicht für das Amt kandidieren. Derzeit steht sie nämlich noch in Bleibeverhandlungen mit der FU, hat also einen ungesicherten Status. Da die meisten FBR-Mitglieder keinerlei Ambitionen in Richtung Dekanat haben, bleibt dann am 17.2. nur ein einziger, SFB-naher Kandidat übrig. Dieser kann natürlich auch im April antreten, aber offensichtlich ist einer gewissen Fraktion am Fachbereich der Machterhalt wichtiger als die Auseinandersetzung mit der kritischen Öffentlichkeit.

Neue Woche, neuer IR – Bericht vom 26.1.

In ungewohnt großer Häufigkeit tritt derzeit der Institutsrat (IR) des OSI zusammen. Statt, wie sonst, zweimal im Monat zu tagen, fand am gestrigen Mittwoch bereits die dritte Sitzung in drei Wochen statt. Wie immer zu unstudentisch früher Uhrzeit: der Beginn war auf 8:00 Uhr terminiert. Annähernd pünktlich ging es dann auch los, in eine weitgehend unspektakuläre Sitzung.

Das OSI unter neuer, kommissarischer Leitung

Dagmar Vinz, seit Beginn des Sommersemesters 2009 geschäftsführende Direktorin am OSI, ist ja bekanntermaßen auf Grund einer Erkrankung nicht mehr in der Lage, ihr Amt auszuüben. Mittlerweile hat sie auch offiziell beim Präsidium darum gebeten, von ihren Aufgaben entbunden zu werden. Das OSI braucht derzeit also dringend eine_n geschäftsführende_n Direktor_in, schließlich müssen unter anderem die Zielvereinbarungen zwischen Fachbereich und Institut ausgehandelt und unterzeichnet werden. Bis der/die vom neu konstituierten IR gewählte geschäftsführende Direktor_in aber offiziell im Amt ist, dauert es noch eine Weile – „Dienstbeginn“ ist immer der 1.4. So begann die gestrige Sitzung mit der (geheimen) Wahl eines neuen Direktorats. Gewählt wurden, jeweils als einzige Kandidatinnen, Fr. Susanne Lütz als geschäftsführende Direktorin und Fr. Tanja Börzel als ihre Stellvertreterin. Damit bleibt das OSI in der Übergangsfrist der nächsten Wochen handlungsfähig. Wir drängen trotzdem auf eine möglichst baldige Neukonstituierung der akademischen Gremien am Fachbereich, um mit einem neu besetzten – und dann hoffentlich wieder handlungsfähigeren – IR die Probleme der nächsten Zeit angehen zu können.

MA Umweltmanagement – Ergänzung für das OSI-Lehrangebot?

Wie bereits berichtet, soll der Masterstudiengang „technisches und betriebliches Umweltmanagement“ umstrukturiert werden – weg von einem inter- und transdisziplinären, anwendungsorientierten Master, hin zu einem stärker politikwissenschaftlich und forschungsorientierten Programm. In der Ausbildungskommission (ABK) wurden die beim letzten Mal strittig gebliebenen Punkte diskutiert und weitgehend aus dem Weg geräumt: so wird die Zulassungszahl (20-30 Studierende) im Master keine Verschlechterung für die Zulassungszahlen am OSI insgesamt bedeuten, da auch die Kapazitäten des derzeitigen Masters komplett auf die OSI-Kapazität angerechnet werden. Auch die vorhandenen Professor_innen, die im Master lehren sollen, können dies mit ihrem verpflichtenden Lehrdeputat so bewältigen, dass für das allgemeine Angebot des OSI noch „freie“ Semesterwochenstunden zur Verfügung stehen. Teilnahmebeschränkungen für Studierende aus anderen Studiengängen, etwa dem MA Politikwissenschaft oder Internationale Beziehungen, wird es nur in einer einzigen Ausnahme geben: die Seminare, in denen das Forschungsdesign für die Abschlussarbeit entwickelt werden soll, bleiben auf 30 Teilnehmer_innen beschränkt.

Für Konflikte sorgten lediglich die Zugangsvoraussetzungen: geplant war, 30 LP aus politikwissenschaftlichen Modulen vorzuschreiben, solange der BA-Abschluss der Bewerber_innen in einem „affinen Studienfach“ erfolgt ist. Als „affin“ hätten Studiengänge wie Sozialwissenschaft, Soziologie, Europastudien oder Umwelt-, Klima- und Ressourcenwissenschaften gegolten, aber auch thematisch etwas weiter „entfernte“ Abschlüsse etwa in Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften. Hier sahen Tanja Börzel und Peter Massing das Problem, dass lediglich 30 LP keine ausreichende Einführung in politikwissenschaftliches Arbeiten darstellten. Da die Studierenden des neuen Umwelt-Masters sich auch im übrigen Lehrangebot des OSI „bedienen“ können – ebenso wie umgekehrt – bestand wohl die Sorge, dass ganze Horden von politikwissenschaftlich völlig unbedarften VWLern das exzellente Niveau der übrigen MA-Veranstaltungen am OSI in den Keller ziehen könnten. Der Institutsrat einigte sich schließlich darauf, den neuen Studiengang zu akzeptieren, wenn die Zugangsvoraussetzungen nochmals modifiziert werden: 30 LP Politikwissenschaft müssen nun tatsächlich aus „genuin politikwissenschaftlichen“ Bereichen kommen, weitere 30 (oder 40) LP müssen die Bewerber_innen aus „affinen“ Modulen bzw. Studiengängen nachweisen.

Model United Nations werden vom OSI unterstützt

Der nächste Antrag behandelte eine Bitte um Unterstützung von Prof. Philip Kunig vom Fachbereich Rechtswissenschaften, der alljährlich mit ca. 30 Studierenden nach New York zum „Model United Nations“-Planspiel fliegt. Da traditionell ein recht großer Anteil der Teilnehmer_innen vom OSI stammt, gibt es auch jedes Jahr wieder den Antrag, dass sich das OSI an der Finanzierung der Exkursion beteiligt. In diesem Jahr war die beantragte Summe jedoch sehr viel höher als sonst: hatte das OSI früher immer 1000 € zugeschossen, aufgestockt durch weitere 1000 € vom Fachbereich, hatte Hr. Kunig dieses Jahr ganze 4000 € allein vom OSI beantragt. Einig war sich der IR darin, dass das zu viel sei, schließlich ist die Haushaltslage des OSI prekär. Wie prekär genau, wusste leider niemand – oder niemand wollte es verraten. Wie schon häufiger in der Vergangenheit sollte der IR also über die Verteilung von Mitteln beschließen, von denen nicht einmal sicher ist, dass sie überhaupt vorhanden sind. Catch 22 lässt grüßen.
Schließlich einigte mensch sich auf das gleiche Vorgehen wie in den letzten Jahren – Hr. Kunig bekommt 1000 € vom OSI, der Fachbereich wird außerdem vom Institut aufgefordert, sich mit weiteren 1000 € zu beteiligen.

Ein neues Kapitel in der Lehrevaluation?

Abschließend ging es um ein Thema, das uns als Studierende direkt betrifft: die Evaluation von Lehrveranstaltungen. Dazu hatte eine Arbeitsgruppe am Institut einen Leitfaden erarbeitet (gibt’s hier als PDF), der gestern im IR diskutiert wurde. Dabei sprach sich eine Mehrheit dafür aus, die Evaluation zur Semestermitte hin durchzuführen, um die Möglichkeit für Teilnehmer_innen und Dozent_innen zu geben, Korrekturen vorzunehmen. Auf Anregung der FSI*OSI werden auch die Fragebögen (den Entwurf als PDF) einer Überarbeitung unterzogen. So soll die Frage nach den „Rahmenbedingungen der Lehrveranstaltung“ ausdifferenziert werden, für die „offene Bewertung“ am Ende der Bögen werden größere Kästchen veranschlagt, damit die Teilnehmer_innen mehr Platz haben, sich zu äußern. Die übrigen Punkte des Konzeptpapiers waren weitgehend unstrittig, lediglich bei der Umsetzung könnten Probleme auf das OSI zukommen: es fehlt an Software, Arbeitsflächen und an Personal, sowie natürlich am Geld, um auch nur eines dieser drei Dinge bezahlen zu können. Da das ganze Unterfangen letztlich ein Produkt der Systemakkreditierung im letzten Jahr ist, und diese ein Wunschprojekt des Präsidiums darstellt(e), sehen wir hier die zentrale Universitätsleitung in der Pflicht, sich finanziell einzubringen.

Der Fachbereichsrat (FBR) tagte wieder einmal direkt im Anschluss an den IR. Wer sich bemüßigt fühlt, sich zum Verlauf der Sitzung äußern, kann dies ja gerne in der Kommentarspalte tun.

Bericht aus dem Institutsrat vom 19.1.

Nach den Gremienwahlen der letzten Woche (siehe hier) tagte der Institutsrat (IR) an diesem Mittwoch, 19.1.2011, noch in alter Besetzung. Alte Besetzung? Nur fast, denn Dagmar Vinz, die eigentlich bis zur Neukonstituierung des Institutsrats den Posten der geschäftsführenden Direktorin innehat, bat um Entbindung von ihrer Funktion. Bis zum Beginn der neuen Legislaturperiode (sie wird wohl noch im Wintersemester anfangen) wird dafür Susanne Lütz stellvertretend den Vorsitz übernehmen.

Das alles beherrschende Thema der Sitzung war die Diskussion und Verabschiedung der Lehrplanung. Davor wurden jedoch noch zwei weitere Punkte verhandelt, die zumindest notiert werden sollten.

Weiterbeschäftigung von Klaus Roth und die Zukunft der Professur für Ideengeschichte

Unter dem Tagesordnungspunkt „Mitteilungen und Anfragen“ gab es anlässlich der Zusage des Präsidiums, Klaus Roth weiter am OSI zu beschäftigen, nochmals einige Klarstellungen im Hinblick auf seinen Status und die Zukunft der Ideengeschichtsprofessur. Demzufolge hat Klaus Roth zwar nicht den Status eines Professors, verfügt aber das Promotionsrecht sowie eine eigene Kostenstelle für Leistungsmittel. Mit einer regulären Vollprofessur Ideengeschichte ist in diesem Augenblick erst nach der Verrentung von Herrn Roth, d.h. nicht in näherer Zukunft, zu rechnen – und auch die Einrichtung einer solchen Vollprofessur wird dann wohl entscheidend von den künftigen Kräfteverhältnissen am Institut abhängen.

Der „Leviathan“ – ein prekäres Projekt

Nach der Zukunft der Ideengeschichtsprofessur ging es danach um die Zukunft der „Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft – Leviathan“ – so dramatisch wurde die Situation zumindest von Gerhard Göhler und Bodo von Greiff als Vertretern des Projekts dargestellt. Der Hintergrund: Der „Leviathan“ wurde 1972 aus der FU heraus gegründet und finanziert sich inzwischen über Beiträge der HU, der Hertie School of Governance, des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und der FU. Anscheinend fiel der Haushaltskommission des Fachbereichs nun dieser Posten negativ auf – diese hat daher dem Fachbereichsrat den Vorschlag unterbreitet, die Unterstützung restlos zu streichen. Nach Gerhard Göhlers Ausführungen würde damit ein entscheidendes Standbein des Projekts abgesägt, die Redaktionsarbeit nicht mehr durchführbar werden. Letztendlich wird die Entscheidung im Fachbereichsrat (FBR) fallen. Einigkeit herrschte darüber, sich weiterhin für die Unterstützung des Projekts einzusetzen. Aus der Ecke von Susanne Lütz und Tanja Börzel wurde jedoch mit Nachdruck auch eine Suche nach alternativen Finanzierungsquellen für die langfristige Perspektive gefordert. Dennoch beschloss der IR einstimmig, dem FBR eine Fortsetzung der Finanzierung zu empfehlen; das Institut für Soziologie soll in diesem Zusammenhang ebenfalls zur Finanzierung beitragen.

Die Lehrplanung – Chaos in der Lehrplanung und „gender trouble“

Nun aber zum wichtigsten Punkt der Sitzung: die Lehrplanung für das Sommersemester 2011. Neben der allgemeinen Absegnung der angebotenen Veranstaltungen ging es insbesondere um die Besoldung von Lehraufträgen – von Lehrveranstaltung also, die nicht über die Kostenstellen der Professuren finanziert werden. Insofern war es ein Schaulaufen unterschiedlicher Auffassungen davon, was relevante Studieninhalte sind und was nicht – ein wahrer clash of ideologies. Zunächst gibt es jedoch wie jedes Jahr eine erschütternde Zahl festzuhalten: 43 von ca. 70 Lehraufträgen werden auch im Sommersemester wieder unbesoldet sein. Nicht nur ein Armutszeugnis für die Lehrbedingungen und die Finanzen am OSI, sondern auch ein Ausdruck der zunehmenden Prekarisierung von (jungen) Wissenschaftler_innen.

Besonders prekär geht es auch im nächsten Semester im Bereich „Rechtliche Grundlagen“ zu, in dem nur mit Mühe genug Veranstaltungen zusammen kommen, um ein grundständiges Angebot zu sichern. Im Grundstudium kommt dabei keine einzige Lehrveranstaltung von etatisierten, d.h. fest angestellten, Mitarbeiter_innen. Wie zu erwarten schneiden dagegen jene Bereiche, die über (mindestens) eine Vollprofessur verfügen, also Analyse und Vergleich, IB und – dank der Rückkehr von Klaus Roth – auch wieder die (Moderne) Politische Theorie besser ab.

Zum Einstieg gab es erst mal einen kollektiven Rüffel an Frank Lettau, der seit letztem Sommersemester die Lehrplanung koordiniert, angesichts der Unvollständigkeit und Unübersichtlichkeit der Vorlagen. Überhaupt verschwand sein Gesicht im Laufe der Sitzung immer kleinlauter hinter seinem Laptop. Das OSI sollte sich hier schnellstens Gedanken machen, ob diese Situation weiter tragbar ist, zumal Hr. Lettau bereits angekündigt hat, seinen Posten bis zum Wintersemester 2011/12 niederzulegen. Derzeit wird die komplette Lehrplanung von Hr. Lettau – der nebenher noch Lehrveranstaltungen betreut – und zwei studentischen Hilfskräften gestemmt, noch dazu forderte das Präsidium in diesem Semester eine Umstellung auf eine neue Datenbank, mit allen Anlaufschwierigkeiten, die ein solches Projekt mit sich bringt. Wir werden uns in der nächsten Zeit dafür einsetzen, dass die Lehrplanung entlastet und bald wieder eine Dauerstelle für diese Aufgabe geschaffen wird – nach der Sitzung am Mittwoch hoffentlich mit Unterstützung der professoralen Mehrheit. So hätte die chaotische Sitzung im Nachhinein womöglich doch noch etwas Gutes.

Konflikte gab es wieder einmal über die Besoldung der Lehraufträge: aus zentralen Mitteln, d.h. aus der Kostenstelle des Institutsrats selber, können maximal 10-14 Lehraufträge im Jahr bezahlt werden. Sofern also nicht gleich alle Mittel für die Lehraufträge im Sommersemester „verpulvert“ werden sollen, bleiben nur zwei Möglichkeiten: andere Kostenstellen (diese sind meist an die Lehrstühle angehängt) übernehmen die Finanzierung, oder es müssen Lehraufträge gestrichen werden. Es wurde sich darauf geeinigt, dass der IR mindestens fünf und höchstens sieben Lehraufträge finanziert, damit fehlen mindestens weitere fünf, deren Finanzierung unklar ist. Einen interessanten Einblick in die Gedankenwelt von Fr. Lütz bot dabei die Diskussion um das Lehrangebot im Bereich „System der BRD“: in der Überblicksliste über die Lehraufträge tauchten drei Veranstaltungen auf, eine zur Geschichte schwul-lesbischer Bewegungen in Deutschland, eine mit Gender-Schwerpunkt zum Bildungssystem und eine mit (Zitat aus dem Seminartitel) „kritischem Blick auf das Regierungssystem der BRD“. Fr. Lütz kommentierte dies mit den Worten „soviel Gender, muss das sein?“. Eine interessante Bemerkung angesichts der Tatsache, dass GEND-Proseminare im Gesamtangebot wieder einmal äußerst dünn gesät sind – immerhin eine in der BA-Studienordnung als verpflichtend geltende Veranstaltungsform. Auch, wie mensch von „kritischem Blick auf das Regierungssystem“ eine Verbindung zu Gender-Thematiken herstellt, blieb zumindest den Studierenden im IR verborgen. Der ebenso entrüstete wie faktisch falsche Hinweis, dass ja dann das ganze Lehrangebot im Bereich System der BRD aus Gender-Seminaren bestünde, durfte nicht fehlen. Dass es sich hier um eine Verwechslung zwischen Lehrauftragsliste und Gesamtangebot (das selbstverständlich in seiner Mehrheit andere Schwerpunkte setzt) handelte, mussten erst die Vertreter_innen der Ausbildungskommission (ABK) richtig stellen. Immerhin scheint die Intervention gewirkt zu haben: schließlich kündigte Fr. Lütz an, das Seminar mit dem „kritischen Blick“ über ihre Kostenstelle zu besolden.

Weiterer Dauerstreitpunkt: die Besoldung von BS-/ABV-Seminaren

Als einziger Bereich, der keinem Lehrstuhl bzw. Arbeitsbereich zugeordnet ist, in dem zugleich aber ein hoher Bedarf an besoldeten Lehraufträgen herrscht, gibt es bei jeder Lehrplanungssitzung Streit um die Berufsorientierenden Seminare (BS) im ABV-Bereich. Auch in diesem Jahr werden Hr. Lettau, als Chef der Lehrplanung, und Hr. Chojnacki, als Vorsitzender der Ausbildungskommission, wieder eine „Betteltour“ durch die Lehrstühle starten müssen, um die ausstehenden Finanzierungen zu bekommen. Damit dies in Zukunft anders wird, soll die ABK nun im Auftrag des Institutsrats ein Verfahren erarbeiten, das die Kostenstellen den einzelnen ABV-Bereichen (informell und nach dem Rotationsprinzip) zuordnet.

Das Lehrangebot, die Liste beantragter Blockseminare, die Anträge auf Teilnahmebeschränkungen (wie immer: nur bei PS/TWAs und Veranstaltungen im PC-Pool sowie bei Seminare des Bezahlmasters „Gender und Diversity Kompetenz“) wurden schließlich vom IR beschlossen. Nun muss noch der Fachbereich zustimmen, dann haben wir auch im Sommersemester 2011 wieder ein Lehrangebot.

Strategiepapier zur Qualitätssicherung

Nach dieser mehrstündigen – und offen gesagt ziemlich anstrengenden – Diskussion blieb nicht mehr viel Zeit, um das „Strategiepapier zur Qualitätssicherung in der Lehre“ zu diskutieren. Eine Beschlussfassung war nicht vorgesehen, da das Papier offiziell im FBR verabschiedet wird. Der Fachbereichsrat befindet nächste Woche darüber, und in dem Papier finden sich neben vielen konsensfähigen Ankündigungen (etwa der, dass Lehrveranstaltungen mehr Wert auf Feedback der Teilnehmer_innen legen sollen) auch mindestens ein vermutlich sehr kontroverser Punkt: darin wird einem vierjährigen Bachelor am OSI eine klare Absage erteilt, jedenfalls für die nächste Zeit. Der FBR tagt nächsten Mittwoch, am 26.1., ab 10 Uhr im Hörsaal 21/B – die Anwesenheit einer kritischen Öffentlichkeit ist immer begrüßenswert…

Der letzte, nicht-öffentliche Tagesordnungspunkt des Institutsrats dagegen wurde wegen mangelnder Beschlussfähigkeit vertagt. Nach drei Stunden Sitzung waren gerade einmal noch 4 Vertreter_innen anwesend.

StuPa- und Fachschaftsratswahlen: Ergebnisse veröffentlicht

Das vorläufige Endergebnis der Wahlen zum Studierendenparlament (StuPa) und zu den Fachschaftsräten wurde heute veröffentlicht. Aufgrund der zeitgleich zu den Wahlen stattgefundenen Urabstimmung dauerte die Auszählung in diesem Jahr ungewöhnlich lange.

AStA-„Koalition“ im Studierendenparlament bestätigt – zwei Sitze für die FSI*OSI!

Die bestehende Koalition aus Fachschaftsinitiativen und themenbezogenen Listen (z.B. Studierende mit Kind, Unabhängige Schwule Liste usw.) wurde mit leichtem Aufwärtstrend bestätigt und kommt auf deutlich mehr als die für eine Mehrheit benötigten 31 Sitze. Besonders freut uns, dass zum ersten Mal seit den Wahlen vor drei Jahren wieder zwei Sitze an die FSI*OSI gegangen sind. Ebenfalls sehr erfreut sind wir darüber, dass die FSI PuK nach mehreren Jahren StuPa-Abstinenz endlich den Wiedereinzug geschafft hat. Stärkste Liste (nach Stimmenanzahl) wurde in diesem Jahr die JuSo-Hochschulgruppe, gefolgtvon der FSI Jura/Café Tatort, die damit jeweils vier Sitze erobern konnten. Die Grüne Hochschulgruppe, bisher stärkste „Fraktion“, muss dagegen einen Sitz abgeben und kommt nur noch auf drei Sitze.
Die Wahlbeteiligung war, nach einem kurzen Höhenflug (oder besser: Nicht-ganz-so-niedrig-flug) im letzten Jahr, wieder gewohnt niedrig: gerade einmal 11,33% der Prozent der Studierenden schritten zur Stimmabgabe. Den Wahlbeteiligungsrekord stellt dieses Mal das Lateinamerikainstitut auf – dort stimmten fast 19% der Studierenden ab. Ebenfalls überdurchschnittlich hoch war die Beteiligung an den drei Fachbereichen PolSoz, Jura und Wirtschaftswissenschaften. Schlusslicht in Sachen Wahlbeteiligung stellt einmal mehr der Fachbereich Biologie/Chemie, Medizin und Pharmazie dar, mit desaströsen 4,16%.

Klare Mehrheit gegen einen Fachschaftsrat PolSoz

Ebenfalls gewählt wurden in der letzten Woche die Fachschaftsräte (FSR). Dabei gab es, bedingt durch die Kandidatur von nur noch zwei Listen – PolSoz-INIs und Liberale Hochschulgruppe, die JuSos traten nicht wieder an – deutliche Stimmverschiebungen zu Gunsten der FSIn. Diese halten nun sechs von sieben Sitzen im Fachschaftsrat, gegenüber vier bei der letzten Wahl. Die LHG bleibt bei einem Sitz. Damit ist es uns weiterhin möglich, die z.B. hier (PDF) am Prinzip der Fachschaftsräte geäußerte Kritik in die Tat umzusetzen.

Urabstimmung „Für eine solidarische FU“

Zusätzlich zu den Wahlen gab es in diesem Jahr noch eine Urabstimmung (Link zum Text) über eine „solidarische FU“. Ausgehend von einem „Arbeitskreis Urabstimmung“, dem Personen aus dem StuPa, den akademischen Gremien, dem AStA und einiger FSIn angehörten, wurde ein ganzer Katalog an Forderungen zur Abstimmung gestellt. Das nötige Quorum von 10% Wahlbeteiligung bei der Abstimmung wurde ganz knapp erfüllt: 10,94% der Studierenden beteiligten sich. Von diesen stimmte jedoch eine überwältigende Mehrheit mit „JA“: 3209 Ja-Stimmen stehen gerade einmal 355 Nein-Stimmen gegenüber. Auch wenn diese Urabstimmung keinerlei bindende Wirkung für die Universitätsleitung hat, zeigt das Ergebnis doch, dass es eine beträchtliche Zahl von Studierenden gibt, die sich eine andere FU wünschen.

Alle Ergebnisse, Stimmenzahlen, Prozentsätze usw. könnt ihr euch in der Bekanntmachung des Studentischen Wahlvorstands auch noch genauer ansehen.

Wir sind – wie sollte es anders sein – mit dem Wahlausgang sehr zufrieden und freuen uns jetzt erstmal an unserem Ergebnis.

Wahlergebnisse der akademischen Gremien

Es ist soweit: heute vormittag veröffentlichte der dezentrale Wahlvorstand des Fachbereichs PolSoz das vorläufige Endergebnis der Instituts– und Fachbereichswahlen. Für uns natürlich besonders interessant war das Ergebnis im Institutsrat des OSI: hier traten in diesem Jahr – nach zwei Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit mit den JuSos – nur wir und die Liberale Hochschulgruppe an.

Institutsrat OSI – zwei Sitze für die FSI

Im Institutsrat OSI gelang es uns dabei, in diesem Jahr alle zwei studentischen Sitze zu ergattern. Die Stimmenverteilung zeugt von einem großen Vertrauen in die Arbeit der FSI – es gelang unserer Liste, mehr als fünfmal so viele Stimmen zu gewinnen, als die LHG auf sich vereinen konnte. Die Wahlbeteiligung war – wie üblich – leider sehr niedrig. Nur 11,27% der Studierenden gingen an die Wahlurne. Dies ist zwar eine Steigerung gegenüber der letzten IR-Wahl vor zwei Jahren, bei der nur ca. 8% der Studierenden ihre Stimme abgaben, dennoch bleibt das Ergebnis ausbaufähig. Wir werden in der nächsten „Legislaturperiode“ hoffentlich mehr Studierende für ein aktives Interesse an der Hochschulpolitik gewinnen können.
Bei den anderen Statusgruppen ist das Ergebnis durchwachsen: die Sonstigen Mitarbeiter_innen sind wie schon bei der letzten Wahl gar nicht erst angetreten, für den akademischen Mittelbau gab es nur eine einzige Liste, die beide Mandate erringen konnte. Auch die Professor_innen gaben sich keinem Wahlkampf im eigentlichen Sinne hin: die ebenfalls als einzige Liste angetretene Liste der „OSI Profs“ bekam folglich alle sieben Sitze. Mit Tanja Börzel, Susanne Lütz, Thomas Risse und Klaus Segbers stellen die Protagonist_innen des einseitigen Umbaus des OSI zum Governance-Institut auch noch eine Mehrheit.

Fachbereichsrat – alle Sitze für eine kritische Studierendenschaft

Im Fachbereichsrat erhielt die Liste der Fachschaftsinitiativen OSI, Publistik- und Kommunikationswissenschaften und Ethnologie zwar mit Abstand die meisten Stimmen, dies reicht aber wie schon vor zwei Jahren nur zu einem Sitz. Die anderen beiden studentischen Vertreter_innen kommen von den JuSos und der SDS-Liste; somit ist immerhin gewährleistet, dass die Studierenden auch weiterhin von Gruppen vertreten werden, die einer Einschränkung des grundständigen Lehrangebots, einer zu einseitigen Ausrichtung der Institute und dem neoliberalen Umbau der Hochschulen kritisch gegenüberstehen. Die Wahlbeteiligung der Studierenden lag mit 9,33% sogar noch niedriger als beim IR, hat sich aber gegenüber der letzten Gremienwahl ebenfalls leicht verbessert.
Die Sitze der Professor_innen teilen sich gleichmäßig (5:5) zwischen den Profs des OSI und der anderen drei Institute des Fachbereichs auf. Für den Mittelbau kandidierten, ebenso wie beim IR OSI, alle Personen auf einer Liste. Bemerkenswert ist hier lediglich, dass Fr. von Oppeln, bis vor zwei Jahren immerhin Studiendekanin im Dekanat Riedmüller und Spitzenkandidatin, nicht einmal genug Stimmen bekam um als Nachrückerin in den FBR zu gehen. Die Gruppe der Sonstigen Mitarbeiter_innen ist im FBR ebenfalls vertreten. Spannend wird es das erste Mal, wenn sich der neue FBR konstituiert und ein neues Dekanat gewählt wird – vom bisherigen Dekanat wurde nur Cilja Harders (Professorin, derzeit Studiendekanin) erneut in das Gremium gewählt.

Akademischer Senat – zum ersten Mal seit Jahren eine (rechnerisch) linke Mehrheit

Bereits gestern wurde die vorläufigen Endergebnisse der Wahl zum akademischen Senat (AS) bekannt gegeben. Demnach könnte es zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder eine (statusgruppenübergreifende) linke Mehrheit im AS geben. Alles weitere dazu hat bereits der AStA in einer Pressemitteilung gesagt: Link

Wir bedanken uns bei allen Menschen, die uns am Dienstag und Mittwoch gewählt haben!

Die Stimmzettel der Wahlen zum Studierendenparlament und zu den Fachschaftsräten werden morgen ausgezählt – wir berichten dann bei Bekanntgabe des Ergebnisses darüber.

Wahlen an der FU – und wir sind dabei!

Kaum sind die Ferien vorbei, geht es auch schon wieder los: die Wahlen zu den Gremien der studentischen und in diesem Jahr auch wieder der akademischen Selbstverwaltung stehen an.
Das bedeutet: es werden 60 Sitze im Studierendenparlament und sieben im Fachschaftsrat PolSoz sowie drei studentische Sitze im Fachbereichsrat (FBR) PolSoz und zwei im Institutsrat (IR) des OSI neu vergeben. Wie schon in den letzten Jahren treten wir wieder zu den meisten der Gremien an, mal allein, mal im Bündnis mit anderen Fachschaftsinitiativen. Außer uns tun das aber natürlich noch andere Gruppen; allein für’s Studierendenparlament (StuPa) sind es wieder mal über 40 Listen, die sich um ein (oder mehrere) Mandat(e) bewerben. Alle Listen mitsamt Kandidat_innen gibt es auf der Homepage des Studentischen Wahlvorstands einzusehen.

Dazu kommt noch eine Urabstimmung, deren Text ihr auf der Homepage des AStA findet (www.astafu.de), und bei der wir nachdrücklich für ein „JA!“ eintreten…

Gewählt und abgestimmt wird dann nächste Woche, am 11. & 12.1.2011 (für die studentischen Gremien auch noch am 13.1.), jeweils von 9:45 bis 16:15 Uhr. Jeder Fachbereich hat dabei sein eigenes Wahllokal, das für’s OSI ist im Foyer der Ihnestraße 21. Wenn ihr dort ankommt, braucht ihr euren Personalausweis bzw. Pass und euren Studi-Ausweis, um euch von den – meist – freundlichen Wahlhelfer_innen die Wahlzettel abzuholen. Ähnlich wie bei der Bundestagswahl handelt es sich um eine personalisierte Verhältniswahl, d.h. ihr könnt entweder eine ganze Liste wählen, oder ihr wählt eine_n bestimmte_n Kandidat_in – der- oder diejenige wird dann „nach oben gewählt“, eure Stimme zählt natürlich aber trotzdem für die Liste. Das war’s aber auch schon, mehr gehört nicht dazu – der Zeitaufwand hält sich mit 2 – 10 Minuten (je nach Wartezeit) ziemlich in Grenzen.

Die spannendste Frage ist natürlich immer, was mensch wählen soll. Sehr überraschend empfehlen wir auf unserem Blog natürlich die Wahl der FSI OSI. Denn wir sind…

*die mit den Keksen: Wir planen und gestalten die Erstitage. Außerdem geben wir das Erstsemesterinfo heraus und versuchen Erstsemester, aber auch alle anderen Studis, im Unialltag zu unterstützen.

*auch in den Gremien: Wir sind in den akademischen Gremien (Institutsrat, Fachbereichsrat) und verschiedenen Kommissionen (Ausbildungskommission, Bachelorreformkommission) aktiv. Dort versuchen wir trotz undemokratischer Machtverhältnisse studentische Anliegen möglichst gut zu vertreten.

*voll kulturell: Wir organisieren diverse Podiumsdiskussionen, Vorträge und Partys, wie z.B. die legendäre Semesterauftaktparty oder den FSI*OSI-Tresen. Dieses Semester sind wir u.a. bei der Veranstaltungsreihe Wissenschaft & Kritik dabei. Termine siehe auch in der Seitenleiste!

*voller Verständnis: Wir helfen euch auch gerne die undurchsichtigen Gremien- und Machtstrukturen an der Uni zu durchblicken. Aber auch an diesen bürokratischen Strukturen vorbei versuchen wir studentische Anliegen zu unterstützen und zu organisieren: z.B. durch Institutstage, Vollversammlungen, Aktionstage und Protestwochen.

Darüber hinaus haben wir…

*klare Positionen: Wir sind für eine demokratische und solidarische Universität und setzten uns ein für ein selbstbestimmtes freies Studium. Deshalb fordern wir ein inhaltlich breites Lehrangebot und gute Lehrqualität. Wir sind gegen Anwesenheitspflicht und Leistungsdruck. Deshalb fordern wir eine grundlegende Reformierung des Bachelor-Master-Systems.

*Erfolg: Trotz undemokratischer Strukturen schaffen wir es durch eine Kombination von Gremienarbeit und Protest außerhalb der Gremien Studipositionen zu verteidigen oder durchzusetzen. Dazu gehören u.a.:
– Verhinderung von Bibliotheksschließungen am Fachbereich
– Verhinderung von flächendeckenden Anwesenheitslisten und überzogenen Teilnahmeanforderungen
– Anstoßen des Bachelorreformprozesses
– Thematisierung von prekären Wissenschaftsbereichen (z.B. mit der Aktionswoche Vakanzen_Tanzen mit über 30 Veranstaltungen)
– Verteidigung der Ideengeschichtsprofessur

*Bündnispartner: Wir wissen, dass wir allein bei den derzeitigen Machtverhältnissen an der Uni nicht weiterkommen. Deswegen engagieren wir uns in der Fachschaftskoordination (FaKo), im AStA, und deswegen stimmen wir auch unsere Gremienarbeit am OSI und am Fachbereich eng mit den anderen Studivertreter_innen ab.

Deshalb, am 11./12.1.2011: FSI OSI wählen! Auf allen Ebenen!

– Studierendenparlament: Liste 4!
– Fachschaftsrat (Liste PolSoz-INIs): Liste 2!

– Institutsrat: Liste 1!
– Fachbereichsrat (Liste FSI – Die Fachschaftsinitiativen): Liste 2!
– Akademischer Senat (Liste Fachschaftsinitiativen/Offene Listen): Liste 1!

Streit um die Methodenprofessur – eine Stellungnahme der FSI * OSI

Das Verfahren um eine Ausschreibung bzw. eine Verstetigung der Methodenprofessur am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der FU Berlin sorgt im Moment für Kontroversen sowohl unter Studierenden als auch im Fachbereichsrat (FBR). Daher wollen auch wir uns nochmal klar und deutlich zu diesem Thema äußern und uns der Kritik, die vor allem seitens der Liberalen Hochschulgruppe (LHG) an uns geübt wurde, stellen.

In einem Blog-Eintrag vom zweiten Dezember, auf den wir uns im Folgenden beziehen werden, hat die LHG mehrmals das Verhalten sowohl der FSI OSI als auch anderer studentisch aktiver Gruppen wie den Jusos im FBR angegriffen und uns unter anderem boykottierendes Verhalten und unkonstruktives Vorgehen vorgeworfen. Hierzu wollen wir folgende Punkte noch einmal betonen:

1) Es liegt fernab unseres Interesses und unseres Selbstverständnisses demokratische und transparente Meinungsfindungsprozesse am OSI zu blockieren. Im Fall der Verstetigung der Methodenprofessur Herrn Prof. Dr. Ohrs finden wir es allerdings höchst bedenklich, dass – wie schon so oft in der Vergangenheit – kein ordentliches Berufungsverfahren stattfindet, sondern die Professor_innen ihre Stimmenmehrheit im FBR nutzen, um mehr oder weniger über die Köpfe studentischer Vertreter_innen hinweg zu entscheiden. Deshalb, und nur deshalb haben wir uns geweigert in der derzeit bestehenden Kommission mitzuarbeiten. Wäre ein ordentliches Berufungsverfahren, das laut Berliner Hochschulgesetz (BerlHG) in solchen Fällen vorgesehen ist, zustande gekommen, wäre auch die FSI OSI gerne bereit gewesen konstruktiv und in Zusammenarbeit mit allen anderen Hochschulgruppen an einer für alle befriedigenden Lösung mitzuwirken.

2) Wir wollen hierbei auch noch einmal betonen, dass wir eine dauerhafte und entfristete Methodenprofessur voll unterstützen und unsere Kritik sich keineswegs gegen die Person Herrn Ohrs richtet, sondern – wie oben geschildert – gegen intransparente und professoral ausgeklüngelte Verfahren, die scheinbar zur Gewohnheit am Fachbereich zu werden drohen. Die Entristung von Prof. Ohr wäre eine weitere Umwandlung einer befristeten in eine Dauerstelle am OSI; schon seit Jahren wurde keine einzige volle Stelle am OSI mehr nach einem ordentlichen Berufungsverfahren vergeben. Dabei sind Stellenvergaben ohne öffentliche Ausschreibung nach Berliner Hochschulgesetz nur in Ausnahmefällen vorgesehen.

3) Es kann somit nicht „von einem Schlag ins Gesicht“ (Blogeintrag LHG) Herrn Ohrs die Rede sein, wenn wir die Einsetzung einer Berufungskommission fordern. Vielmehr sollte es unser aller Interesse sein eine Verstetigung der Methodenprofessur unter wenigstens formal demokratischen Verhältnissen zu erlangen, um nicht nur eine ausreichende Legitimierung dieser Stelle zu gewährleisten, sondern auch möglichen Kläger_innen gegen ein eigentlich nur in Ausnahmefällen vorgesehenes Entfristungsverfahren von vorne herein den Wind aus den Segeln zu nehmen. Gerade auf Grund der grundsätzlichen Zustimmung zur Person Herrn Ohrs sowohl von professoraler als auch von studentischer Seite wäre ein ordentliches Berufungsverfahren bei guter Zusammenarbeit sicherlich schneller abzuwickeln als das bei anderen umstritteneren Besetzungen von Lehrstühlen der Fall war, sodass einer zügigen Durchführung nichts im Wege stünde.

4) Mit der Möglichkeit der Schaffung einer Methodenprofessur für den ganzen Fachbereich, die zur Hälfte am OSI, zur anderen Hälfte bei der Soziologie und der Publizistik angesiedelt sein soll, beschäftigen sich Instituts- und Fachbereichsrat seit Beginn der Vorlesungszeit im Wintersemester 2010/11. Die studentischen Vertreter_innen der FSI OSI haben diesen Prozess kontinuierlich begleitet und versucht, mit den oben genannten Argumenten, eine öffentliche Ausschreibung und die Einrichtung einer ordentlichen Berufungskommission zu erreichen. Dies geschah in engem Austausch mit der Frauenbeauftragten des Fachbereichs und der Juso-Hochschulgruppe. Die LHG hat sich an diesem wochen- und monatelangem Prozess zu keiner Zeit beteiligt und nicht einmal ihren Sitz im FBR wahrgenommen. Die Entscheidung, sich nicht an einer Entfristungskommission zu beteiligen, erfolgte nachdem alle anderen Möglichkeiten einer konstruktiven Einflussnahme erschöpft waren.

5) Von einem Schlag ins Gesicht – allerdings in das der Studierenden – muss demnach die Rede sein, wenn man sich das Vorgehen der LHG im Fachbereichsrat (FBR) vor Augen führt. So wie es sich im Moment darstellt, wurden zwei studentische Vertreter_innen der LHG in die derzeitige Kommission gewählt, wobei alle Statusgruppen (Profs, Wimis, Somis, Studis) an dieser Abstimmung teilnahmen. Die beiden studentischen Vertreter_innen im FBR verweigerten den von der LHG präsentierten Kandidat_innen ihre Stimme. Letztendlich wurde damit die studentische Vertretung in der Entfristungskommission nicht von den Studierendenvertreter_innen gewählt, sondern von der professoralen Mehrheit.
Unserer Meinung nach ist dies rechtlich nicht mit den Statuten und den üblichen Abstimmungsvorgehen in Gremien vereinbar. Dieses sieht nämlich vor, dass nur Angehörige der jeweiligen Statusgruppe – in diesem Fall also Studierende – per Abstimmung über die Entsendung eines Kommissionsmitgliedes entscheiden können.

Wir hoffen, dass diese Worte nochmals zur Klärung verschiedener Missverständnisse und Unklarheiten beitragen konnte. Das Vorgehen der Professor_innen im Fachbereichsrat und die Nominierung der studentischen Vertreter_innen lassen wir derzeit vom Rechtsamt der FU überprüfen: immerhin geht es hier um Grundsätzliches. Das komplette Prinzip der Gruppenuniversität wird ad absurdum geführt, wenn die professorale Mehrheit über die Vertreter_innen der anderen Statusgruppen entscheiden darf – die Versuchung, unkritische oder gar von Professor_innen abhängige Personen in Kommissionen wählen zu lassen, könnte so schnell sehr groß werden. Es geht hier nicht um einen banalen Streit zwischen sich politisch gegenüberstehenden Studi-Gruppen, sondern um die Frage, wie viele unserer ohnehin stark eingeschränkten demokratischen Rechte wir uns an der Uni noch nehmen lassen.

FSI*OSI, 9.12.2010

Bericht aus der heutigen Sitzung des Institutsrats

In winterlicher Atmosphäre – inklusive Schneetreiben – tagte heute der Institutsrat (IR) des OSI. Ein letztes Mal vor den Weihnachtsferien und, je nachdem wann die erste, konstituierende Sitzung nach den Wahlen stattfindet, auch eines der letzten Male in der Besetzung der letzten zwei Jahre. Den Vorsitz führte ein weiteres Mal Prof. Ladwig in Vertretung, wobei das Gerücht ohnehin bereits umgeht, dass Ladwig auch der nächste geschäftsführende Direktor (gD) des OSI sein könnte.
Doch genug der nostalgischen Rückschau, des Vorweihnachts-Blues und der Spekulationen! Die heutige Sitzung war, wenn auch nicht besonders kontrovers, so doch immerhin aufschlussreich: so wurde etwa bekannt, dass das OSI in diesem Jahr mit einem Haushaltsüberschuss in den Jahreswechsel geht – ein Umstand, an den sich zumindest der Verfasser dieser Zeilen in seiner bisherigen IR-Besuchszeit nicht erinnern kann. Des weiteren erhält Sabine von Oppeln den mit immerhin 3000,- Euro dotierten 3. Preis des DAAD für die Ausgestaltung des deutsch-französischen Doppelmasters am OSI und der Pariser Sciences Po. Wir gratulieren selbstverständlich.
Des weiteren wurde im IR angekündigt, dass der nächste Institutstag am OSI – so es denn einen gibt – anders organisiert werden soll, mit größerer Beteiligung anderer Statusgruppen.

Verwaltungsaufwand vs. Optionenvielfalt – der „Normaldurchgang“ des Diploms soll abgeschafft werden

Im ersten größeren inhaltlichen Tagesordnungspunkt ging es um die vom Prüfungsausschuss beschlossene Abschaffung des so genannten „Normaldurchgangs“ im Diplomprüfungsverfahren. Dafür hatte sich extra Fr. Stelter vom Prüfungsbüro und -ausschuss in die Sitzung begeben, um dem Gremium Rede und Antwort zu stehen.

Vielleicht kurz zur Erläuterung: der Normaldurchgang des Diplomprüfungsverfahren lässt den Prüfungsaspirant_innen derzeit etwas mehr als 12 Monate Zeit zwischen Anmeldung und mündlicher Abschlussprüfung. Bei einer Anmeldung im Sommersemester (ca. Mitte Mai) wird die mündliche Prüfung also im Juni des Folgejahres abgelegt, die schriftliche Arbeit muss nach vier Monaten bis Mitte Februar fertig sein. Darüber hinaus gibt es noch den „kurzen“ Durchgang: meldet mensch sich hier beispielsweise im Wintersemester an (Mitte November), hat mensch anschließend ebenfalls vier Monate Zeit, die Diplomarbeit zu schreiben (bis Ende März). Die Vorbereitungszeit für die mündliche Prüfung beträgt dann nurmehr gut zwei Monate, so dass diese ebenfalls im Juni abgelegt wird.

Fr. Stelter referierte nun, dass mittlerweile ohnehin eine Mehrheit der Studierenden den kurzen Durchgang wählt (Zitat: „mindestens 60% machen das“), und dass darüber hinaus viele von denen, die sich für den Normaldurchgang anmelden, diesen vor der Verteilung der Diplomarbeitsthemen (= Beginn der Bearbeitungszeit) wieder abbrechen, nur um sich etwas später doch noch zum kurzen Durchgang anzumelden. Diese Vorgehensweise belaste das Prüfungsbüro mit unnötigem Verwaltungsaufwand. Im letzten Diplomverfahren hätten demnach wohl nur 10% der Studierenden nach dem Normaldurchgang ihre Prüfung abgelegt. Da die Zeit zwischen Anmeldung und Themenvergabe im langen Durchgang hauptsächlich für vorbereitende Arbeitenden genutzt wird – etwa um Scheine aufzutreiben und nachzureichen, ein Prüfungsthema einzureichen, sich um Praktikumsscheine o.ä. zu kümmern – sei dafür keine formale Anmeldung nötig. Daher sei auch, so Stelter weiter, der Kurzdurchgang ausreichend.

Zur darauf folgenden Diskussion muss gesagt werden, dass die Entscheidung des Prüfungsausschusses ohnehin bereits feststand, und der Institutsrat allenfalls Empfehlungen in Richtung dieses Gremiums aussprechen kann. Die Studierendenvertreter von der FSI und der Juso-Hochschulgruppe ließen das Argument des gesteigerten Verwaltungsaufwands nicht gelten, und verwiesen darauf, dass eine möglichst große Flexibilität und viele Optionen bei der Ausgestaltung des Studienverlaufs immer die studierendenfreundlichste Lösung sind. Die lange Zeit vor der mündlichen Prüfung beim Normaldurchgang könne mensch auch sinnvoll nutzen, etwa zur Berufsorientierung; hier entgegnete Bernd Ladwig, dass der Umfang der mündlichen Prüfung der aktuellen Diplomprüfungsordnungen bereits um die Hälfte verkleinert worden wäre. Die ebenfalls von den Studis vorgetragene Sorge, dass hier ein erster Schritt zur Prekarisierung des Diploms vollzogen wurde, konnte Fr. Stelter mit einer klaren Ansage entgegentreten: „Da wird nie der Hammer fallen.“ – Gute Aussichten also für alle would-be-Langzeitstudis…

Die Vertreter_innen des Prüfungsausschusses, die heute anwesend waren – neben Fr. Stelter noch Bernd Ladwig und Tanja Börzel – sicherten ebenfalls zu, „Härtefalle“ stets wohlwollend zu prüfen und bei Studierenden, denen durch die ausschließliche Möglichkeit des kurzen Durchgangs tatsächlich Nachteile entstehen (auf wen dies zutrifft: einfach eine Mail an fsiosi@web.de schicken), gegebenenfalls den Normaldurchgang wieder einzuführen. Ein Antrag der Studierenden, dass der IR dem Prüfungsausschuss die Beibehaltung des Normaldurchgangs empfiehlt, wurde dennoch abgelehnt.

Verteilungskämpfe light

Zuletzt ging es noch um die Ausstattung von Hochschullehrer_innen mit studentischen Hilfskräften, im konkreten Fall um Juniorprofessuren, die keine eigene Ausstattung haben. Das Dekanat hat beschlossen, dass jede_r Stelleninhaber_in am Fachbereich mindestens eine Hilfskraft bekommen soll. Doch bereits jetzt ist absehbar, dass dafür nicht genug Geld vorhanden sein wird. Es ging also um eine Prioritätensetzung. Während Bernd Ladwig, auch aus eigener Erfahrung, für eine Mindestausstattung eines jeden Arbeitsbereichs (etwa „System der BRD“, „Ideengeschichte“, etc.) plädierte, vertraten die Wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen im IR die Auffassung, dass Juniorprofessor_innen allgemein einen vorrangigen Anspruch auf Hilfskräfte haben. Als Begründung gaben sie an, dass diese Stellen schließlich für eine eigenständige wissenschaftliche Qualifizierung gedacht sind und folglich auch bei gut ausgestatteten Arbeitsbereichen nicht von der Gnade bzw. dem Geldbeutel des/der „Hauptstelleninhaber_in“ abhängen sollten. Bernd Ladwig konterte, dass die Situation in Bereichen wie etwa der Ideengeschichte ungleich prekärer sei und er selbst als Juniorprofessor für Moderne Politische Theorie de facto einen ganzen Pflichtstudienbereichen koordinieren musste. In solchen Fällen sei eine Hilfskraft mehr als willkommen.
Dazu kommt die geltende Beschlusslage des Instituts- und Fachbereichsrats, wonach Juniorprofessuren, die an Arbeitsbereichen – etwa die für Fr. Sprungk im Bereich „Europäische Integration – geschaffen wurden, dem OSI und dem Fachbereich keine zusätzlichen Kosten verursachen dürfen. Tanja Börzel, Haushaltsbeauftragte des OSI, betonte mehrmals, dass mensch sich daran halten müsse. Für das „jeder Stelle eine Hilfskraft“-Konzept des Dekanats gibt es derzeit noch kein Finanzierungsmodell, deshalb war eine abschließende Diskussion über die Prioritätensetzung bei diesen Stellenvergaben heute auch nicht möglich.

Verglichen mit Zeiten, in denen sich die Mitglieder des Institutsrats gerade bei solchen Verteilungsdiskussionen aufs Heftigste anbrüllten, unterbrachen und sich gegenseitig die Kompetenz absprachen, war die heutige Diskussion fast schon mustergültig konstruktiv. Die Adventszeit ist halt doch eine Zeit der besinnlichen Einkehr – auch am OSI.

Thomas Risse bewirbt sich beim GIGA in Hamburg

Ein kurzes Update vom Institutstag (ausführlicher Bericht folgt demnächst): Eine – bislang unbekannte – „Studentische Initiative für Transparenz am OSI“ hat heute beim Institutstag einen Flyer verteilt, der einige interessante Neuigkeiten beinhaltet.
Diese wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten, daher dokumentieren wir hier den Flyer als PDF und unten als Text:

IB-Professor Risse bewirbt sich auf Präsidentenposten an Thinktank in Hamburg

Jahrelang hat er die Institutspolitik geprägt und laut Kritikern den Umbau des Otto-Suhr-Instituts in ein Governance-Zentrum vorangetrieben: Jetzt bewirbt sich Thomas Risse, Professor für Internationale Beziehungen, auf das Präsidentschaftsamt am Hamburger GIGA (German Institute of Global and Area Studies). Verlässt er gemeinsam mit seiner Frau und Strippenzieherin Tanja Börzel, Professorin für Europäische Integration, das OSI? Oder steckt hinter der Bewerbung der Versuch, über Bleibeverhandlungen den Bereich „Internationale Beziehungen“ am OSI weiter auszubauen?

Es ist ein attraktiver Posten: Wer GIGA-Präsident_in wird, erhält automatisch einen Professor_innenposten an der Hamburger Universität. Eine Stunde lang wird Thomas Risses Bewerbungsrede am Montag, 13. Dezember, dauern. Rückt er also womöglich bald an die Spitze des „Think Tank für die Zielgruppen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit“ (Eigenwerbung)? OSI-Angehörige rätseln, was Risse mit seiner Bewerbung bezweckt. Unklar ist, ob es sich um ein taktisches Manöver handelt oder ob er tatsächlich einen Wechsel nach Hamburg erwägt. Zwei mögliche Szenarien:

Szenario 1: Risse setzt darauf, dass ihn die Freie Universität auf jeden Fall halten will, schließlich wirbt er beträchtliche Drittmittel ein und wird in Zeitschriftenaufsätzen des Bereichs „Internationale Beziehungen“ inflationär zitiert. Er hofft auf eine gute Platzierung in Hamburg – ein erster oder zweiter Platz auf der Berufungsliste –, worauf er in Berlin „Bleibeverhandlungen“ führen kann. Wenn alles in seinem Sinne verläuft, werden ihm weitere Ressourcen zur Verfügung gestellt: Geld, Mitarbeiter_innen, Räume. Dies würde für das OSI bedeuten, dass der Einfluss des Risse/Börzel-Lagers weiter wächst und die Verengung des Profils auf Governance-Forschung und Internationale Beziehungen sich verschärft. Für Risse muss das Kalkül allerdings nicht aufgehen: Prof. Ursula Lehmkuhl, ehemalige FU-Vizepräsidentin und zusammen mit Risse Sprecherin des „Sonderforschungsbereichs (SFB) 700“, versuchte genau diesen Weg zu gehen – und scheiterte: Weil die FU ihre Forderungen nicht akzeptieren wollte, ist sie seit Oktober Professorin in Trier.

Szenario 2: Risse hat genug von misstrauischen Kolleg_innen und Studierenden, die entweder protestieren oder verlangen, dass er sich mehr um Lehre und Betreuung kümmert. Er bewirbt sich am GIGA, um dort in Ruhe forschen und sich selbst vermarkten zu können – an einem renommierten Institut der Leipnitz-Gesellschaft. Dafür nimmt er sogar in Kauf, dass die Stelle nur als W3-Professor ausgeschrieben ist. Im Erfolgsfall führt er „Dual Career“-Verhandlungen – es gelingt ihm, auch seine Frau Tanja Börzel, wie bereits am OSI, mit einem Posten zu versorgen. Die Folgen fürs OSI: Auf einen Schlag werden zwei C4-Professuren frei. Mittel für schlecht ausgestattete oder vakante Bereiche können umgeschichtet werden – etwa für Ideengeschichte, Rechtliche Grundlagen und Afrika.

Weggang würde OSI verändern

Fest steht: Ein Weggang Thomas Risses – und in dessen Folge Tanja Börzels – würde das Otto-Suhr-Institut nachhaltig verändern. Der Name Risse steht für Mauscheleien um Stellen, die Bereicherung einzelner Personen (der ehemalige OSI-Professor Hajo Funke spricht von „Beutegemeinschaften“) und eine inhaltliche Verödung des Instituts.

Risse kam im Jahr 2001 als „Professor für transnationale Beziehungen, Außen- und Sicherheitspolitik“ ans OSI. Er verstand es, innerhalb von wenigen Jahren am Institut, Fachbereich und an der Freien Universität ein Netzwerk aufzubauen, das die wichtigsten Entscheidungen beeinflussen konnte. Geschickt nutzte Risse den Generationswechsel am Institut, der mit dem Abgang einer Reihe von Profs verbunden war. Während ganze Bereiche praktisch wegfielen – wie die Erwachsenenbildung, Rechtsextremismus-, Gewerkschafts- und Armutsforschung – oder wie die Ideengeschichte und die Rechtlichen Grundlagen akut bedroht sind, wurde der Bereich „Internationale Beziehungen“ immer weiter ausgedehnt. Im Präsidium hatte Risse jahrelang die direkte Unterstützung von FU-Präsident Dieter Lenzen, dessen Vize Prof. Ursula Lehmkuhl baute gemeinsam mit Risse den „Sonderforschungsbereich 700“ auf.

Börzel-Berufung als Meisterstück

In den Jahren 2003 bis 2005 war Risse Dekan des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften – und trieb den Umbau des Instituts zu seinen Gunsten voran: Seine Meisterleistung war im Jahr 2004 die Berufung seiner Frau Tanja Börzel als Professorin für Europäische Integration. In einem Interview mit dem FU-Studierendenmagazin „Furios“ prahlte Risse: „Wir hatten aber auch beide ein Angebot von der LSE (London School of Economics) – das hat ihrer Verhandlungsposition sicher nicht geschadet.“

Börzel erhielt wie Risse eine C4-Professor – diejenige mit der besten Bezahlung und personellen Ausstattung. Auch die Altvater-Professur für Internationale Politische Ökonomie wurde entsprechend besetzt: Professorin Susanne Lütz stimmt im Institutsrat zuverlässig ab wie ihre Nebensitzerin Tanja Börzel. Risse, Börzel und Lütz sind auch die entschiedensten Gegner_innen der Bachelor-Reform am OSI.

Mit tatkräftiger Unterstützung der autoritären Dekanin Prof. Barbara Riedmüller versuchten Risse und Börzel 2008 die Abwertung der Ideengeschichte zu einer Juniorprofessur durchzusetzen – und die direkte Vergabe zweier Sicherheitsprofessuren an die Mitarbeiter des „Sonderforschungsbereichs (SFB) 700“ Sven Chojnacki und Christoph Zürcher. Studentische Proteste und Klagen vor Gericht verhinderten die Zürcher-Professur und die Abwertung der Ideengeschichte.

Der drittmittelfinanzierte SFB „Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit“, dem Risse als Sprecher vorsteht, hat in den vergangenen Jahren immer wieder Versuche unternommen, die Struktur des OSI zu verändern. Zuletzt scheiterte der Plan, der SFB-Mitarbeiterin Beate Rudolf eine spezielle Professur zu verschaffen. Von Stellenbewerber_innen und Juniorprofessoren am OSI wird die Bereitschaft zur Mitarbeit am SFB erwartet. Dies hat auch Folgen für die inhaltliche Ausrichtung des Instituts: Risse hat den Governance-Ansatz zum zentralen Paradigma erhoben, von der OSI-Tradition der „kritischen Politikwissenschaft“ hält Risse nichts.

Risse lobt Bundeswehreinsatz

Der SFB setzt sich unter anderem mit der Legitimität von Militäreinsätzen in „Räumen begrenzter Staatlichkeit“ auseinander. Risses Position zum Afghanistan-Krieg ist kein Geheimnis: In einem Artikel in der „Süddeutschen Zeitung“ vom Februar 2008 behauptete er unter Verweis auf eine Studie seiner SFB-Kollegen Jan Koehler und Christoph Zürcher, die Bundeswehr sei in Afghanistan sehr beliebt. Risses Kommentar: „Das Bedrückende allerdings ist: So sehr die Afghanen das internationale Engagement begrüßen, so wenig findet es in Deutschland Unterstützung.“ Im November 2008 legten Antimilitarist_innen deshalb eine Pappfigur mit dem Gesicht Risses ins OSI-Foyer – der „embedded scientist“ war in tarnfarbene Kissen gepackt. Die Botschaft: „Wer sich einbettet, muss Federn lassen.“

Studentische Initiative für Transparenz am OSI, 1. Dezember 2010

Institutstag – Freitag, 3.12., ab 10 Uhr

Der Institutsrat hat schon vor einigen Wochen beschlossen, dass es auch in diesem Wintersemester wieder einen Institutstag geben soll. Stattfinden soll der dieses Mal am Freitag dieser Woche, also am 3.12., los geht’s ab 10 Uhr.

Alle Infos, Protokolle der Vorbereitungstreffen usw. gibt es auf der eigens eingerichteten Homepage auf der Website des OSI.

Wir hoffen auf zahlreiche Beteiligung!