Kleiner Leitfaden für Anwesenheitslisten

Pünktlich zum Start des neuen Semesters taucht leider auch wieder ein Problem auf, das zwischenzeitlich fast schon für erledigt gehalten wurde: das Führen von Anwesenheitslisten in Seminaren und Vorlesungen.

Worum geht es?

Seit der Einführung des Bachelor- bzw. des sog. modularisierten Diplomstudiengangs müssen die Studierenden in ihren Veranstaltungen die „aktive und regelmäßige“ Teilnahme nachweisen. Ersteres bedeutet meistens, ein (kurzes) Referat halten oder ein Protokoll schreiben zu müssen; für letzteres gilt die Regelung, dass die/der Studierende in 85% der Sitzungen da gewesen sein muss, das entspricht bei einer Veranstaltung mit zwei Semesterwochenstunden etwa zwei unentschuldigten Abwesenheiten pro Semester. Zur Kontrolle greifen die DozentInnen mittlerweile auch am OSI immer mehr zu Anwesenheitslisten.

Wo liegt das Problem?

Anwesenheitslisten stellen in unseren Augen eine Entmündigung der Studierenden dar. Uns wird unterstellt, dass wir nicht aus Interesse, sondern zum „Scheine abgreifen“ Seminare besuchen. Das, was gemeinhin als die „intrinsische Motivation“ von Studierenden bezeichnet wird, also dass wir studieren, um etwas zu lernen, um wissenschaftlich zu arbeiten, um unseren Horizont zu erweitern, wird uns abgesprochen. Stattdessen wird ein Zwang aufgebaut, der die Motivation zum Besuch von Veranstaltungen verschiebt: Weg vom Interesse an den angebotenen Themen, hin zum simplen Leisten einer Unterschrift, um den benötigten Eintrag im Campus Management zu erhalten. Es ist nicht das Problem der „ehrlichen“ Studierenden, wenn einE KommilitonIn, die/der ein paarmal weniger im Seminar war, den selben Schein erhält – haben nicht vielmehr diejenigen einen Nachteil, die das Seminar ohne zusätzliche Erkenntnisse verlassen? Auch den DozentInnen entsteht kein Nachteil: wer hält schon gerne eine Vorlesung, in der die Hälfte der HörerInnen nur wegen einer simplen Unterschrift anwesend ist und sich die erzwungene Zeit im Hörsaal mit Zeitung lesen oder noch störenderen Aktivitäten vertreibt? Noch viel grundsätzlicher sehen wir Anwesenheitslisten aber auch als einen Ausdruck der zunehmenden Verschulung der Studiengänge und der Kontrolle der Studierenden. Wir sollen nicht mehr selbstbestimmt und interessengeleitet studieren dürfen, sondern möglichst zielgerichtet festgelegte Pflichtveranstaltungen absitzen. Anwesenheitslisten, aber auch andere Formen der Kontrolle, wie „Teilnahmescheinklausuren“, willkürliches Abfragen einzelner Studierender und dergleichen erinnern denn auch mehr an die Mittelstufe eines Provinzgymnasiums als an eine Universität. Schnell beginnt daher, gerade bei langweiligen Veranstaltungen, das unwürdige Versteckspiel mit dämlichen Ausreden und gefälschten Unterschriften. Nochmal: Wir sind hier, weil wir es so WOLLEN – wohl so ziemlich jedeR hat sich bewusst für ein bzw. dieses Studium entschieden – uns diesen Willen abzusprechen, ist bei näherer Betrachtung fast schon eine Unverschämtheit.

Was tun?

Am OSI war mensch sich dieser Problematik schon lange mehr bewusst als an anderen Instituten. Vor seiner Emeritierung schickte denn auch Prof. Dr. Bodo Zeuner einen Brief an die DozentInnen des Instituts, in dem er diese zum Verzicht auf das Führen von Anwesenheitslisten aufforderte. Leider ist das schon einige Zeit her, mit der hohen Fluktuation an Lehrbeauftragten und dem anscheinend schlechten Gedächtnis an einigen Lehrstühlen steigt daher die Zahl der Seminare, in denen Anwesenheitslisten geführt werden, wieder.
Wichtig ist es daher stets, eine Diskussion anzufangen: Thematisiert die Listen! Verhindert, dass sie einfach so hingenommen werden! Einige DozentInnen werden überrascht sein, andere werden sich auf die Studienordnungen berufen und mit den „Vorteilen“ für diejenigen, die häufig fehlen, argumentieren, einige wenige werden euch zustimmen (wobei die meistens von Anfang an keine Listen führen). Lasst auf jeden Fall nicht nach, bringt das Thema immer wieder zur Sprache und fordert im Zweifelsfall eine Abstimmung unter den SeminarteilnehmerInnen, ob diese eine Anwesenheitsliste wünschen oder nicht. Für den Fall, dass andere Kontrollen der Teilnahme vorgesehen sind, etwa spontane Abfragen zufällig ausgewählter Personen, zeigt euch solidarisch – beantwortet die gestellte(n) Frage(n) gemeinsam, oder sprecht ab dass niemand sie beantwortet. Sollten alle Stricke reißen, die Dozentin oder der Dozent sich gänzlich uneinsichtig zeigen, so hat die Vergangenheit gezeigt dass so eine kleine, auf sich gestellte Liste schnell mal „verloren“ geht…

In diesem Sinne: Für ein freies und selbstbestimmtes Studium!

Start ins Protestsemester

Wie der Aktionstagsblog vermeldet, ist pünktlich zum Start des Protest-Sommersemesters 2008 eine neue Homepage online gegangen. Inhaltlich ist zwar noch wenig drauf, das wird sich aber vermutlich bald ändern.
A propos Protestsemester: Das OSI startet, zusammen mit den Publizistik- und KommunikationswissenschaftlerInnen, am 22.4. mit einer VV unserer beiden Institute in das Protestgeschehen.
Wann: Dienstag, 22.4., 12 – 14 Uhr
Wo: Voraussichtlich (sofern wir den Raum kriegen) im Hörsaal A des OEI, Garystraße 55.
Und weil’s so schön ist, noch das Plakat fürs Protestsemester: asfasfa

L o o k i s m – was „Schönheit“ mit Herrschaft zu tun hat

(th) Wenn wir an den Begriff „Herrschaft“ denken, dann assoziieren wir ihn oftmals mit unterdrückten Massen. Der Klassenwiderspruch fällt uns ein, vielleicht die Sklaverei oder andere Geißeln der Menschheit.
Die Wenigsten würden das Gesicht eines „hübschen“ Models mit Herrschaft in Verbindung bringen. Das ginge ja auch gar nicht, denn diejenigen, die herrschen sind immer böse und damit auch „hässlich“. Ob das nun der fette Kapitalist mit Zigarre, Zylinder, Hakennase, schwulstigen Lippen und fliehender Stirn ist oder Märchenfiguren wie die Pechmarie, die Hexe, die böse/hässliche Stiefmutter und Rumpelstielzchen.

Zwerge im Kampf gegen lookism

Die Einheit vom „Schönen“ und Guten, bzw. vom „Hässlichen“ und Bösen, die wir schon im Kleinkindalter lernen, steckt in uns drin und ist eine Brille, durch die wir andere Menschen beobachten und klassifizieren.
Lookism bezeichnet dieses Herrschaftsverhältnis, welches sich über das Äußere von Menschen konstituiert. Diese Herrschaftsverhältnis steht aber nicht für sich, sondern steht mit anderen in Zusammenhang, z.B. mit Sexismus, Rassismus, Ableism (Diskriminierung von Behinderten), Ageism (Diskriminierung nach dem Alter), Seizism (Diskriminierung von „dicken“ Menschen).
Diesem Herrschaftsverhältnis kann sich niemand entziehen. Jede_r ist Teil dessen, denn wir sind alle Profis, wenn es darum geht Menschen innerhalb von Millisekunden zu mustern und uns ein Bild von ihnen zu machen. Dieses Bild bleibt nicht folgenlos, denn ob es „schön“ oder „hässlich“ ist, entscheidet darüber, ob wir diesem Menschen begegnen (wollen), und wenn ja, wie. Lehrer_innen geben „hübschen“ Kindern bessere Noten, Arbeitgeber_innen ihren „gutaussehenden“ Angestellten im Schnitt 10% mehr Lohn, Richter_innen sind milder im Umgang mit „schönen“ Verbrecher_innen. Das heißt im Umkehrsschluss, dass „hässliche“ oder „durchschnittliche“ Menschen systematisch diskriminiert werden.
Schönheit ist ein knappes Gut und jede_r will es haben oder selbst sein. Deswegen gehen wir zum Friseur, rasieren uns, schminken uns, kaufen uns schöne Sachen, lassen uns Muskelimplantate einsetzen oder das Fett absaugen.
„Schönheitshandeln“ bezeichnet die Soziologin Nina Degele diese Tätigkeiten, die dazu geeignet sind den eigenen Marktwert zu erhöhen. Schönheitshandeln ist ein „Medium der Kommunikation, das der Inszenierung der eigenen Außenwirkung zum Zweck der Erlangung von Aufmerksamkeit und Sicherung der eigenen Identität dient. […] Schönheitshandeln ist ein Versuch zur Teilhabe an sozialer Macht.“ Daneben lässt sich der eigene Marktwert auch damit erhöhen, dass der_die Partner_in/die Menschen, die eine_n umgeben zumindest nicht „hässlicher“, besser aber „schöner“ ist/sind. Wer diese Qualitäten nicht hat, kann versuchen sein eigenes Geld in die Waagschale zu werfen und damit mangelnde „Schönheit“ zu kompensieren versuchen.
In gewisser Hinsicht wird das funktionieren, denn Schönheitshandeln kostet Geld. Es fängt bei Kleidung und Kosmetika an und gipfelt bei teuren Schönheitsoperationen.
Doch was heißt das „Hässliche“oder „Schöne“. Fehlende Gliedmaßen verfehlen die Norm aufs Schärfste, wer zu „dick“ ist, wird gehänselt. Unregelmäßigkeiten in der Symmetrie des eigenen Gesichts bringen das Etikett „hässlich“ mit sich. Jedes Kind weiß, dass Menschen, die so aussehen eben nicht „schön“ sind. Was aber hat es mit einem behaarten Bein auf sich? Ist ein behaartes Bein „schön“ oder „hässlich“. Bevor wir das feststellen können, steht die Frage nach dem Geschlecht, an dem das Bein hängt. Bei Männern sind haarige Beine in Ordnung, bei Frauen wird das gesellschaftlich geächtet. Schönheitsnormen sind also geschlechtsspezifisch, was wiederum ein Ausdruck von Heteronormativität ist. Frauen müssten Männern gefallen, und andersherum. Homosexualität wird vollkommen ausgeblendet, oder dient dazu Menschen, die nicht der Norm entsprechen zu stigmatisieren. Rasiert sich ein Mann Achseln und Beine, wird er als „Schwuchtel“ gebranntmarkt, Frauen mit behaarten Beinen als „Mannsweiber“.
Viel zu oft wird behauptet, dass Schönheitsnormen doch einen Zweck erfüllten und natürlich seien. Diese „Natürlichkeit“ hält einen Blick in die Menschheitsgeschichte auf die damals gängigen Schönheitsnormen nicht Stand. Im Barock galten „dicke“ Menschen als „schön“, heute werden sie nur noch bemitleidet. Blasse Haut galt im Mittelalter als Luxus und war somit „hübsch“. Wer es sich also leisten konnte nicht auf dem Feld arbeiten zu müssen und für dessen leibliches Wohl gesorgt war, der_die galt als die Norm. Wer heute das Geld hat auf gesunde Ernährung zu achten und wer sich Reisen in die Süden leisten kann, besitzt die Definitionsmacht über das, was als „schön“ gilt.
Im Weltmaßstab gilt europäisches Aussehen als das Maß aller Dinge. Schlanke weiße Körper sind das Ziel. Die Folgen sind nicht verwunderlich. Hautausbleichende Kosmetika und Augenlidoperationen haben in Asien Hochkonjunktur.
Schönheitsnormen haben also vielmehr sozioökonomische Hintergründe und sind sozial konstruiert. Die Rede von der „Natürlichkeit“ soll diesen Herrschaftsmechanismus unsichtbar und nicht angreifbar machen. Wir müssen diese Mechanismen aufdecken und benennen, aber auch selbstkritisch an die Thematik herangehen und unsere eigene Position in diesem System überdenken. Inwieweit tragen wir zu lookism bei?

Weitere Informationen: www.lookism.info

Kritisches zum Aktionstag

Heute fand der erste uniweite Aktionstag in diesem Semester statt. Gegen die Verschulung der Uni, Studiengebuehren, fuer eine demokratischere Universitaet, in der studentische Interessen wirklich beruecksichtigt werden, wir wissen, worum es geht. Es fing alles sehr lustig mit einer bunten Luftballonaktion an und endete meiner Meinung nach etwas befremdlich bei der Abschlussdemonstration.
Ich bin mir darueber im Klaren, dass solche Aktionen nur von einem breiten Buendnis getragen werden koennen, welches sich aus sehr verschiedenen Gruppen zusammensetzt. Dort gibt es dann viele Leute von FSIs, ein paar Autonome, Orthodoxe von Revolutionaeren Listen, andere Linke, etc. Der kleinste gemeinsame Nenner ist klar, Dieter Lenzen muesse irgendwie im Klo runtergespuelt und die Uni demokratisiert werden. Der Weg dorthin ist wieder ein anderer. Einige moechten das gerne Hand in Hand mit den deutschen Werktaetigen aus Bochum erreichen, welche, von einem schweren Schicksal getroffen, ihre Arbeitsplaetze verlieren, weil der boese raffgierige NOKIA-Konzern deutsche Wertarbeit an Rumaenien ausverkaufe. Der VV-Beschluss zu dieser eher peinlichen Solidaritaetserklaerung blieb zwar aus, was diverse Leute aber nicht darin hinderte das nationale Anliegen trotzdem in die Demonstration hineinzutragen. Universitaets- und Wissenschaftskritik kommt nicht ohne Kapitalismuskritik aus. Dass diese aber nicht regressiv und latent voelkisch sein sollte, ist leider aber kein Konsens unter den linken Studierenden an der FU.
Aehnlich wie die Kapitalismus- wurde auch die Universitaetskritik gepflegt. Personifizieung schien hier das Schlagwort zu sein, wenn das ganze Boese, Unmenschliche und der Leistungsdruck auf die Person Dieter Lenzen projiziert wird, wird die Kritik doch arg vereinfacht. Abstrakte Mechanismen, die Sachzwaenge entstehen lassen, weil das System sie erfordert, werden einer Person zugeschrieben, welche sie selbstverstaendlich auszufuehren hat. Kapitalismus kann kein moralisches Verhalten produzieren, weswegen es eigentlich sinnlos ist, sich ueber amoralisches zu echauffieren.
Die Demonstration selbst fand ich aeusserst seltsam, bisweilen auch etwas peinlich. Ich kann mir vorstellen, dass sie auf viele Studierende, die die ganze Sache beobachtet haben eher abschreckend wirkte. Ein Haufen zum Teil groelender Studierender, mit einem stellenweise sehr ausgepraegten Maennlichkeitsgehabe und Prolloverhalten, die dort ueber den Campus zogen, bestimmten das Bild. Militaristische Durchhalteparolen wie “Solidarisieren, Mitmarschieren!” droehnten aus der solid-Feuerwehr. Und dann zaehlten nicht wenige von 10 runter bis 0, um dann loszurennen. Dass das im Allgemeinen eigentlich nicht so cool ist, wie es scheinbar aussieht, beschrieb Jan Ploeger in der 3. Ausgabe der mondkalb:
“Bei der allgemein erreichten Geschwindigkeit konnte ich nicht mithalten. […] Naja, wenigstens bestand nicht die Gefahr, über den Haufen gerannt zu werden. Denn das ist oft genug der Fall, wenn von 3 bis 1 runtergezählt wird und plötzlich die gesamte Demo losläuft. Sollte ich mich da einmal nicht rechtzeitig retten können… Nicht nur, dass ich diese Situationen regelmäßig als äußerst bedrohlich empfinde. Die Frage ist doch auch, was mit diesem Verhalten ausgedrückt werden soll und wozu es dient. Der Vergewisserung der eigenen Fitness ungeachtet all der Personen, die nicht mitmachen können oder wollen? Schließlich bin ich mir durchaus im Klaren darüber, dass die ausgrenzende Wirkung nicht nur mich trifft.“
Viele Dinge, die wir bewusst oder unbewusst machen, widersprechen offensichtlich einem linken aufgeklaerten Selbstverstaendnis. Vielleicht bekommen wir es ja das naechste Mal hin regressiven Antikapitalismus, Macho-Gehabe und Ableism zu vermeiden.

Mathias

Von Bestandsbereinigung, Runden Tischen und Präsidialer Entscheidungsfindung

Neun Uhr morgens in der Ihnestraße 21. Die Mitglieder des FBR PolSoz, zahlreiche BibliotheksmitarbeiterInnen und Studierende haben sich eingefunden, um über ein Thema zu diskutieren, das derzeit für heftige Unruhe unter den Studierenden der Politikwissenschaft, der Ethnologie, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und der Soziologie sorgt: die Zusammenlegung der sozialwissenschaftlichen Bibliotheken, die später in einer Integration in den Bestand der Universitätsbibliothek (UB) gipfeln soll. Ein Prozess, an dessen Ende der Fachbereich nicht nur ohne eigene Bibliothek, sondern auch mit 200 000 bis 400 000 Büchern – über die Zahlen konnte auch heute keine Einigkeit erzielt werden – weniger dastehen würde. Bei der Sitzung vom 23.1. war nun erstmals eine Vertreterin des Präsidiums, Frau Lehmkuhl, anwesend. Sie sollte die Debatte „versachlichen“ und die Pläne des Präsidiums und der FU-Bauabteilung erläutern.
In einer ersten, derzeit bereits angelaufenen Stufe, soll der Bestand der publikationswissenschaftlichen Bibliothek in die Bibliothek des OSI eingegliedert werden. Dieser Prozess soll bis 1.4.2008 abgeschlossen sein; die PuK-Bücher nehmen dabei hauptsächlich Platz ein, der im Ost-Europa-Institut geschaffen wurde, durch Verlagerung der dortigen Literatur nach Lankwitz. Ziel ist es, so Lehmkuhl, eine „Lehrbibliothek“ mit häufig verwendeter Literatur in Dahlem zu schaffen, und eine „Forschungsbibliothek“ am abgelegenen Standort in Lankwitz. Dies zeigt, wie weit sich die FU vom einstigen Bildungsideal einer Einheit von Forschung und Lehre bereits entfernt hat.

Die zweite Stufe – der Plan „UB 2020“

Wirklich interessant wurde es dann, als es um die fernere Zukunft der PolSoz-Bibliotheken ging. Es ging erneut um die bekannten zwei Alternativen, als da wären: der Bau einer neuen, integrierten und eigenständigen Bibliothek für den Fachbereich PolSoz, der dem Platzmangel durch die Aufnahme der PuK- und Ethnologiebibliothek im OSI Rechnung trägt, oder die Erweiterung und Renovierung der UB, in die die Literatur der Politik- und Sozialwissenschaften anschließend aufgenommen wird. Letztere Lösung wird vom Präsidium, der OSI-Bibliotheks- und UB-Leitung und zumindest von Teilen des Instituts- und Fachbereichsrats favorisiert. Die Gründe dafür ergeben sich ganz einfach aus den üblichen „Sachzwängen“. Vor allem die chronisch knappen Kassen der Hochschulen und anstehende MÖGLICHE (nicht beschlossene) weitere Kürzungen im Jahr 2009 wurden als Begründung für die nötige „Bestandsbereinigung“ (Fr. Lehmkuhl) angeführt. Welchen Umfang diese „Bestandsbereinigung“ haben soll, konnte – wie schon letzte Woche im Institutsrat – nicht endgültig geklärt werden. Hier nahm die Debatte teilweise komische Züge an, etwa als Fr. Lehmkuhl ganz irritiert fragte, woher denn die Zahl von 350 000 ausgesonderten Büchern kam. Noch irritierter wurde sie, als ihr von studentischer Seite genüßlich aus einer Pressemitteilung des Präsidiums zitiert wurde, in der eben diese Zahl auftaucht. Es folgte das übliche, fast schon die Intelligenz beleidigende Schauspiel der Relativierung dieser Zahlen – es handele sich ja nur um Literatur von vor 1990, nur Dubletten wären betroffen (wobei die FU natürlich „niemals eine Ein-Buch-Politik“ verfolgt habe, meinte jedenfalls Fr. Lehmkuhl), wir Studierenden sollten „vielleicht erstmal Mathematik studieren“ (UB-Leiter Naumann), und im übrigen – Sachzwang, ick hör dir trapsen – wäre das nunmal notwendig. Schließlich, so die Leiterin der OSI-Bibliothek Fr. Zehrer, ginge es ja v.a. um „Geld und Raum“. Auf die berechtigten Einwände der Studierenden, dass schon jetzt vielfach zu wenig Literatur für ein effektives Studium vorhanden sei, wurde mit dem hanebüchenen Argument gekontert, dass ein Stadtstaat wie Berlin ja schließlich noch eine Staatsbibliothek und die Bibliotheken zweier weiterer großer Universitäten habe. Na dann ist ja alles in Ordnung.

Der „Runde“ Tisch oder: wie verkaufe ich Hinterzimmergeklüngel als demokratische Partizipation?

Auf die, auch von ProfessorInnenseite immer wiederkehrende Kritik an der bisherigen Entscheidungsfindung in der Sache der Bibliotheken, verkündete Fr. Lehmkuhl die Einrichtung eines „Runden Tisches“. Im Prinzip ja keine schlechte Sache, wenn mensch einmal davon absieht, dass eine derartige Partizipation eigentlich selbstverständlich sein sollte. Wie gesagt, im Prinzip. Auf mehrmaliges Nachfragen der FSI OSI kam nämlich heraus, dass an diesem „Runden“ Tisch lediglich das Präsidium und einE VertreterIn des Dekanats sitzen sollen. Beteiligung von Studierenden oder gar MitarbeiterInnen der PolSoz-Bibliotheken: Fehlanzeige, wie so oft an dieser Uni. Was nun folgte, könnte mensch als Lehrstück in Sachen Neusprech, „gelenkte Demokratie“ und Selbstherrlichkeit bezeichnen.
Fr. Riedmüller, die sich offensichtlich schnell mit dem Gedanken anfreunden konnte, an einem „Runden“ Tisch mit dem Präsidium zu klüngeln, verwies wie zur Beschwichtigung auf ihre Position, dass die Pläne „ein Zugewinn und keinen Verlust darstellen müssen“. Nur: wer definiert wie, was ein „Zugewinn“ ist? Sind die gebetsmühlenartig wiederholten längeren Öffnungszeiten ein Zugewinn? Sind aussortierte Dubletten in einer Größenordnung von mehreren Hunderttausend Bänden ein Verlust, oder doch ein (Effizienz-)Gewinn? Was, wenn wir Studierenden ganz andere Vorstellungen von „Zugewinnen“ und „Verlusten“ haben, als Fr. Riedmüller, Fr. Lehmkuhl und das Präsidium?
Auf die Frage, wie denn die Wünsche und Vorstellungen der Studierenden in das Projekt einfließen sollen, wenn deren Stimmen gar nicht gehört werden, antwortete Fr. Lehmkuhl mit der Aussage, sie wisse schon, was unsere Interessen seien. Schließlich wäre sie ja auch einmal Studentin gewesen. Diese Aussage brachte ihr schallendes Gelächter von Seiten der Studierenden ein. Als der Unmut über diesen „Runden“ Tisch zunehmend größer wurde, schlug die Stunde des Riedmüllerschen Neusprechs. Sie wolle ja niemanden ausschließen, hieß es dann, sie könnte ja ein paar Studierende mit einladen zu diesen „Runden Tischen“, bei den Institutsratssitzungen könnte mensch ja auch „mal“ zuschauen – das beweise doch, dass sie eine glühende Verfechterin der universitären Demokratie ist (Überspitzung v. Verf.). Es ist unglaublich, mit welcher Unverfrorenheit hier einfachste und elementarste demokratische Grundregeln als „Zugeständnis“ und „Entgegenkommen“ verkauft wurden. Nur zur Erinnerung: Instituts- und Fachbereichsratssitzungen sind GRUNDSÄTZLICH ÖFFENTLICH! Dazu kam noch das unsägliche Verhalten von Fr. Riedmüller, die sich auch nach mehrmaligem Protest nicht ihr vermeintliches Recht nehmen ließ, Redebeiträge zu unterbrechen, während Wortmeldungen mit ihrer Nachbarin zu reden oder sich einfach so auf die Redeliste zu setzen.

Wie geht es weiter?

Der FBR beschloss letztendlich, die bestehende Bibliothekskommission um die noch nicht vertretenen Statusgruppen, d.h. vor allem Studierende, zu erweitern, und mit dieser erweiterten Bibliothekskommission die Entwicklungen und Planungen am FB PolSoz im Auge zu behalten. Der FBR soll nur auf Grundlage der Empfehlungen dieser Kommission eine Entscheidung über die Bibliotheksstruktur treffen, und – last but not least – der Fachbereich soll sich diese Entscheidung auch nicht aus der Hand nehmen lassen (laut Berliner Hochschulgesetz ist für solche Entscheidungen nämlich der Fachbereich, und zwar NUR der Fachbereich, zuständig). Dieser Beschluss ist in jedem Fall deutlich klarer und weniger windelweich als der des Institutsrats OSI von letzter Woche – dennoch gilt es, die weiteren Entwicklungen genau zu verfolgen.
Es wird am 31.1. Aktionen zu dem Thema geben, und es wird auch auf der Demo thematisiert werden.
Unter der Rubrik „Themen“ hier im Blog gibt es noch eine Zusammenfassung der Ergebnisse, welche auch als Flyer verteilt wird/wurde.

Die Wahlen sind vorbei

Unter http://www.fu-berlin.de/sites/studwv/Aktuelles/index.html stehen die vorläufigen Endergebnisse der Wahlen zum Studierendenparlament und zu den Fachschaftsräten an den einzelnen Fachbereichen. Das Ergebnis der FSI OSI kann sich dabei durchaus sehen lassen: im StuPa sind wir zukünftig mit zwei VertreterInnen, Carolin Fiedler und Hanna Mössner, vertreten. Bei den Wahlen zum Fachschaftsrat, für den die FSIn am Fachbereich gemeinsam eine Liste aufgestellt hatten, setzten sich die PolSoz-Inis mit deutlicher Mehrheit gegen die einzige andere angetretene Liste, die LHG, durch.
Insgesamt konnten die AStA-stützenden Listen auch in diesem Jahr wieder eine sehr klare Mehrheit erringen. Von den 60 Sitzen im StuPa sind 44 an linke, nicht parteigebundene und basisdemokratische Gruppen bzw. Listen gegangen. Die restlichen 16 Sitze verteilen sich auf fünf Listen, die Jusos.FU (fünf Sitze) sowie LHG und SDS/Die Linke (jeweils vier Sitze) stellen dabei das Gros der Opposition.

I-Rat vorerst gegen Bibliothekenzusammenlegung

Heute morgen haben sich die Mitglieder des I-Rates „vor dem Hintergrund des aktuellen Diskussionsstandes“ gegen die Integrierung der sozial-wissenschaftlichen Bibliotheken in die UB ausgesprochen.
Die eingeladenen UB-Vertreter Naumann und Kende konnten keine fachlichen Vorteile für eine Zusammenlegung vorbringen, ihre Argumente bezogen sich lediglich auf die üblichen Sachzwanglogiken ( zu wenig Geld für den Unterhalt mehrer Bib-Standorte; notwendige Personaleinsparungen etc.).
Entschieden wurde letztendlich jedoch nichts, da das zuständige Gremium hierfür der Fachbereichsrat ist.
Dieser tagt nächsten Mittwoch, 23.01.08, um 9.00 im Hörsaal B, Ihne 21. Es wäre super, wenn dann wieder so viele Studis wie heute morgen auftauchen!

I-Rats-Sitzung am Mittwoch, 16.01.08

Es wurde folgendes studentisches Forderungspapier bezüglich der Zusammenlegung der Bibliotheken erstellt, welches dem I-Rat am Mittwoch, 16.01.08 um 8.30 (Ihne 21, HS B), vorgelegt wird.
Um diese Forderungen mit so vielen Menschen wie möglich zu unterstützen, kommt alle zur I-Rat-Situng!

Studentische Forderungen zur Zukunft der Bibliotheken

Der Zugang zu einer umfassenden Literaturauswahl ist die Grundlage eines jeden Studiums. Schon jetzt beeinträchtigen die langen Wartezeiten auf benötigte Bücher einen sinnvollen Ablauf des Studiums. So sind das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten und die Vorbereitung auf Prüfungen oft erheblich eingeschränkt. Interesse der Universität ist es, den Wissensdurst der Studierenden durch ein vielfältiges Literaturangebot zu befriedigen und zu fördern. Jegliche Schmälerung des Bibliotheksumfangs steht in absoluten Widerspruch zu diesem erklärten Ziel.
Vor diesem Hintergrund fordern wir vom Institutsrat des Otto-Suhr-Instituts:

· Engagement für den sofortigen Stopp der Zusammenlegung der Fachbereichsbibliotheken PolSoz
· Die konsequente Ablehnung eines Neubaus für 15 Mio Euro, der zur einer Kürzung des bisherigen Angebots führt
· Sich vehement gegen undemokratische Entscheidungsstrukturen an der Universität zu wehren und keine Selbstentmachtung autonomer Fachbereiche mehr zu betreiben
· Die Studienbedingungen für finanziell schlechter gestellte Studierende nicht dadurch zusätzlich zu verschlechtern, dass diese zukünftig dazu gezwungen werden noch mehr Bücher selbst zu kaufen
· Sich für den Erhalt des Magazinbestands einzusetzen, da erweiterte Öffnungszeiten und Überführung in den Freihandbestand diesen nur ergänzen aber nicht ersetzen können
· Die vorangegangenen Streichungen und Umstrukturierungen (bspw. Raumschließung der ethnologischen und publikationswissenschaftlichen Bibliotheken) innerhalb des Bibliothekswesens zu verurteilen und weiteren Personalstreichungen entgegenzutreten
· Den politischen Charakter der Aussortierung von scheinbar irrelevanten Büchern nicht zu leugnen

Als ersten Schritt fordern wir deshalb die bereits begonnene Aussonderung von Literatur sofort zu beenden und über den Verbleib schon aussortierter Bücher zu informieren!

Wahlkampf

Ach ja, es ist mal wieder Wahlkampf. Die Bäume an der ganzen FU leuchten in sämtlichen grellen Farben, in der Mensa ist es vor lauter Flyern schwierig, Sauce auf den Tisch zu tropfen und überall sieht mensch fleißige Menschen, die Plakate aufhängen, andere Menschen, die die Plakate wieder abreissen, und Menschen in lustigen Wahlkampf-Shirts („Mich kannst du wählen!“), die Flyer verteilen.
Während in diesem Jahr keine einzige explizit konservative Liste angetreten ist, tut sich vor allem die Liberale Hochschulgruppe mit einem, mensch könnte es „interessant geführten“ nennen, Richtungswahlkampf hervor. Eine eigens eingerichtete Homepage (die an dieser Stelle bewusst nicht verlinkt wird) soll mal wieder beweisen, wie unglaublich böse doch unser AStA ist. Da werden dann reichlich abstruse Beispiele gebracht, um den Studierenden zu verdeutlichen, wie unglaublich viel Geld doch 500 000 Euro sind. Angesichts von Sätzen wie „Aufeinandergestapelt ergäben 500.000 Ein-Euro-Münzen einen Turm von ca. 1 km Höhe“ fragt mensch sich allerdings doch, ob die LHG die Durchschnittsstudentin/den Durchschnittsstudenten nicht eher auf dem geistigen Niveau von Sechsjährigen vermutet. Erstaunlich auch, welche Empörung doch ein Semesterbeitrag von 7,50 Euro hervorrufen kann – zumal im Vergleich mit der mehr als fragwürdigen „Verwaltungsgebühr“ von um die 50 Euro, die einem jedes Semester vom Immatrikulationsbüro abgeknöpft wird. Auch der Hinweis, dass ja „niemand“ wüsste, wer denn eigentlich im AStA sitzt, mutet etwas merkwürdig an. Wird bei der LHG keine Zeitung gelesen? Dort werden oft genug – um nur zwei zu nennen – die „FU-AStA-Vorsitzende Inga Nüthen“ oder der „Referent für Hochschulpolitik am AStA der FU, Till Ermisch“ erwähnt. Ganz abgesehen davon, dass wir von einer Personalisierung des Politischen und von Hierarchien (wenn sich der AStA LHG-wunschgemäß mehr als „Regierung“ der Studierenden betätigen würde) ohnehin nichts halten…
Noch viel viel toller sind aber die Vorwürfe an die Fachschaftsinitiativen. Unser Boykott des Fachschaftsrates (FSR) wird dann dazu umgedichtet, dass einzig und allein die LHG in der Lage und willens ist, „ernste“ hochschulpolitische Arbeit zu leisten und „Verantwortung“ zu übernehmen. Dass der FSR ein Ruhigstell-Gremium ohne irgendeine auch nur ansatzweise vorhandene Entscheidungskompetenz ist, wird natürlich nicht erwähnt. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass die mannigfachen Probleme und Ängste der Studierenden nicht durch Delegierung an machtlose VertreterInnen gelöst werden können, sondern dass – aufgrund der undemokratischen Struktur deutscher Hochschulen im allgemeinen und der FU im besonderen – nur das Aktivsein „von unten“ Veränderungen bewirken kann.

Doch genug über die anderen gelästert, wofür treten WIR an? Wer unsere Selbstdarstellung kennt, weiß ja über das Grundsätzliche schonmal Bescheid. Aktuell werden wir uns auch nach der Wahl mit Händen und Füßen gegen die Schließung der PolSoz-Bibliotheken und deren Verlagerung in die Universitätsbibliothek (wurde bereits hier, hier und hier thematisiert) wehren. Ausserdem steht nach wie vor die Berufung wichtiger Professuren (Ideengeschichte, Gender, Politisches System der BRD) aus – auch darauf werden wir weiterhin ein Auge haben. Und ja, wir WERDEN im StuPa auch weiterhin den AStA stützen, ebenso wie wir weiterhin den Fachschaftsrat boykottieren werden.

Also, vom 15. bis zum 17.1. LISTE 1 bei den StuPa-Wahlen wählen!

Brief an Vizepräsidentin Lehmkuhl

Ein Beispiel, wie etwa der Protest per E-Mail oder Post ans Präsidium aussehen könnte, gibt es hier…

Sehr geehrte Frau Lehmkuhl,
ich bin Student/-in am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft. Mit Erschrecken mussten wir vor einiger Zeit erfahren, dass das Präsidium plant, die Bibliotheken des OSI, der Ethnologie, der Publizistik und Kommunikationswissenschaft sowie der Soziologie zu schließen und deren Bestände mit der Universitätsbibliothek zusammenzufassen. Wie mittlerweile an unserer angeblich so demokratischen „Freien“ Universität üblich, wurde diese Entscheidung natürlich von oben verkündet, statt sie im Dialog mit den Betroffenen – dazu gehören auch, und in diesem Fall vor allem, die Studierenden – zu erarbeiten. Selbst im Institutsrat waren etwa 3/4 der Anwesenden geschockt von der Nachricht, dass die Verlagerung bereits beschlossene Sache sei.
Viel schlimmer ist jedoch: zwischen 200 000 und 500 000 Bücher aus den Beständen der einzelnen Fachbereichsbibliotheken sollen „ausgesondert“ werden. Diese Bücher werden uns als Studierenden nicht mehr zur Verfügung stehen. Dass es sich dabei um Dubletten handelt, ist ein schwaches Argument: schon heute muss mensch oft wochenlang auf ein Buch warten. Wochen, in denen die Arbeit an Hausarbeiten, Referaten oder Forschungsprojekten gezwungenermaßen auf Eis liegt – sofern mensch sich die benötigte Literatur nicht anderswo kostenpflichtig beschafft. Diese Situation wird sich dadurch, dass jedes Buch nur noch einmal am Fachbereich oder gar an der gesamten FU vorhanden sein wird, deutlich verschärfen. Natürlich, sagen jetzt die BefürworterInnen Ihres Projekts (im Vertrauen, viele sind das nicht), aber dafür gibt es ja dann verlängerte Öffnungszeiten, besser ausgestatte Arbeitsplätze und und und in der neuen Bibliothek. Nur: was nützt mir eine tolle Internet-Multimedia-Arbeitsstation, wenn ich meine Literatur nicht kriege? Was nutzen mir verlängerte Öffnungszeiten, wenn die letzte U-Bahn nach Dahlem um Mitternacht fährt? Sollen die StudentInnen in der neuen Bibliothek übernachten? Wie kann es ausserdem sein, dass eine für FÜNFZEHN MILLIONEN Euro frisch ausgebaute Bibliothek, die die Literatur eines ganzen Fachbereichs beherbergen soll, für eben diese Literatur nicht genügend Platz hat? Aber vielleicht würde ein zu großes Magazin ja das Design stören, dem nächsten Stararchitekten an der FU unnötig Freiheiten bei der Gestaltung nehmen oder schlicht und einfach später zu viel Geld kosten – das musste ja schließlich schon für den Bau ausgegeben werden.
Das Präsidium begründet die Maßnahme unter anderem damit, dass in der OSI-Bibliothek zu wenig Platz sei. Wissen Sie auch wieso? Mit Sicherheit! Es handelt sich schließlich um ein vom Präsidium hausgemachtes Problem, nämlich die Umwidmung der Gebäude des Ethnologischen Instituts zu einer Privat-Uni in einer Public-Private-Partnership mit dem Klett-Verlag. Noch eine Maßnahme, über die die Betroffenen erst informiert wurden, als die Entscheidung bereits gefällt war. Nicht zuletzt durch die Aufnahme der Bücher aus der Ethnologischen Bibliothek herrscht jetzt Platznot am OSI. Ein durch autokratische Maßnahmen selbst geschaffenes Problem soll also durch eine weitere autokratische Maßnahme behoben, beziehungsweise, objektiv betrachtet, noch weiter verschärft werden.
Ein Vorschlag zum Schluss: das Präsidium wendet sich wieder der ursprünglichen Planung zu, die eine Sanierung der UB für sechs Millionen und eine Vergrößerung und Sanierung der OSI-Bibliothek für weitere sechs Millionen Euro vorsah. Das spart noch dazu drei Millionen Euro, die beispielsweise für die schon lange ausstehende Berufung einer Professur „Politische Ideengeschichte“ ausgegeben werden könnten. Oder für neue Bücher. Oder dafür, das gesamte Präsidium in den Ruhezustand zu schicken.
Keine freundlichen Grüße:

kopieren, einfügen, umändern, an vp1@fu-berlin.de schicken…