Yellow Fever

Heute auf dem Nachhauseweg kam ich am OAS vorbei. An mir lief ein Paar vorbei: er offenbar Deutscher, sie Chinesin. Sie sprach mit ihm auf Mandarin.
Plötzlich war ich total sauer. Wieso? Weil es in meinem Chinesischkurs genau eine Art von Überflieger gab: die Jungs mit Yellow Fever, dh. einer sexuellen Vorliebe für Asiatinnen. Die suchten sich in windeseile Freundinnen oder starteten schon mit derselben. Manchmal taten es auch nur Geliebte, bzw. „Zweckbeziehungen“ oder „Tandem with Benefits“. Händchenhaltend schlenderten sie dann über den Campus und quasselten ohne Unterlass süße Nichtigkeiten.
Einerseits verletzt das meine feministische Seele. Wieso lassen sich diese Mädels so als Fetischobjekt ausnützen? Auf der anderen Seite blanker Neid- die Jungs sprachen bald ohne die Scham, die mein ständiger Begleiter war. Sie konnten sich leichter Wörter merken, plapperten in einem fort, und überhaupt war der ganze Kurs „Flirttechniken lernen für Fortgeschrittene“ für sie. Was mögen „die Chinesinnen“ so? Wie stelle ich mich auf Chinesisch vor? All das erschloss sich mir nicht recht zu lernen. Die Jungs hingegen hatten ein grosses Interesse daran, schnell und flüssig Konversation zu üben. Klar, die private Nachhilfelehrerin forderte Erfolge ein!
Sie waren auch Klischees gegenüber aufgeschlossener, wo ich mich zunächst instinktiv sperrte. Und seien wir ehrlich: plumpe Gedanken lassen sich in plumpe Sätze fassen- und die gehen nunmal auf jeder Sprache leichter von den Lippen. Ohne komplizierte Konstruktionen, vielschichtige Gedanken, abwägende Argumente und sprachliche Arabesken redet es sich nunmal leichter.

Nun, ich war entweder vergeben, und zur restlichen Zeit einfach nicht speziell an asiatischen Röcken (bzw. Hosen) interessiert. Also hatte ich nie die Chance auf eine solche „private Nachhilfe“. Das ärgert mich im Nachhinein. Irgendwie wurde ich halt nie in meine chinesischen Freundeskreise so integriert, dass ich daraus sprachliche Vorteile gezogen hätte. Mit einer festen Freundin, einem festen Freund sähe das sicher anders aus. Zumal es unter den meisten „erfolgreichen“ WissenschaftlerInnen der ostasiatischen Disziplinen Mischehen gibt. Sicher spielt auch dort das Yellow Fever eine Rolle, vielleicht auch Berechnung der Karriere, vielleicht purer Zufall. So oder so haben Partner mit einem Muttersprachler an ihrer Seite einen Vorteil, der mir verschlossen bleibt.

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