Geld oder Lehre?

Bisher: prekär, prekärer, am OSI lehrend

Die Lehre am OSI wird, vor allem in grundständigen Bereichen (Proseminare und „normale“ Hauptseminare), vielfach von Lehrbeauftragten geleistet. Dazu kommen Bereiche des Studiums, beispielsweise die Ideengeschichte oder die rechtlichen Grundlagen, die personell so schwach aufgestellt sind, dass ein Mindestmaß an Lehre in diesen Gebieten nur durch den „Zukauf“ von Angeboten von Externen gewährleistet werden kann. Gekauft im herkömmlichen Sinne wird dabei aber nur selten: zwei Drittel der vergebenen Lehraufträge sind unbezahlt. Das OSI vergibt bisher Lehraufträge im Umfang von ca. 140 Semesterwochenstunden, also etwa 70 Seminare, von denen gut 20 bezahlt werden. Ein Großteil der Dozent_innen, die am OSI lehren wollten, ging bisher also leer aus; viele beantragten erst gar keine Besoldung, immer wieder mussten aber auch einzelne Lehraufträge gestrichen werden, bei denen sich die Dozierenden unbezahlte Arbeit nicht leisten konnten oder zumuten wollten. Häufig ließ sich erst im Institutsrat (IR), der das Lehrangebot letztlich beschließen muss, eine Finanzierung für unverzichtbare Lehraufträge finden (vgl. den Bericht aus dem IR vom 19.1.). Damit ist nun anscheinend Schluss.

In Erwägung, es will euch nicht glücken…

uns zu zahlen ’nen gerechten Lohn – das dachte sich wohl auch der rot-rote Berliner Senat bei der Novellierung des Berliner Hochschulgesetzes (BerlHG; der AStA informierte) in den vergangenen 12 Monaten. Unbesoldete Lehraufträge gibt es nur noch, wenn die/der betreffende Dozent_in freiwillig, nach Erteilung eines besoldeten Lehrauftrags, auf das Geld verzichtet. Pro Semester sind das etwa 1000 € (30 €/Semesterwochenstunde). Das war bisher niemandem am OSI so richtig bewusst, und kam in der vergangenen Woche eher zufällig an’s Tageslicht. Auf eine Nachfrage beim Rechtsamt der FU bezüglich der Frage, ob Privatdozent_innen einen Lehrauftrag benötigten, wurde der Lehrplanung und der Ausbildungskommission eher nebenbei mitgeteilt, dass Lehraufträge gemäß dem neugefassten § 120, Abs. 4 des BerlHG nur noch besoldet vergeben werden dürfen.
Das betrifft im nächsten Wintersemester zunächst 47 Lehraufträge, deren Finanzierung bisher nicht vorhanden war, bei denen keine Besoldung angefragt wurde oder die bei einer ersten Durchsicht auf Grund einer „wenn, nur besoldet“-Ansage gestrichen wurden. Das bedeutet: für ein ohnehin schon knapp kalkuliertes Lehrangebot fehlen dem OSI knapp 50 000 Euro. Geld, das natürlich nicht da ist. Zudem sollen im nächsten Semester etwa 25% mehr Studierende als sonst am OSI ein Studium beginnen – damit soll der Ansturm, den doppelte Abiturjahrgänge und das Ende der Wehrpflicht verursachen, aufgefangen werden. Ohne die 47 Lehrveranstaltungen, deren Finanzierung derzeit noch nicht geklärt ist, müsste das OSI dagegen schätzungsweise 30-40% weniger Studierende als sonst aufnehmen. Andernfalls würden wohl selbst Seminare am Montagmorgen um 8:30 Uhr aus allen Nähten platzen.

Populismus des Berliner Senats oder handfeste Verbesserung für prekarisierte Wissenschaftler_innen?

Das OSI hat, soviel vorneweg, keine realistische Option, diese 47 Lehraufträge zu streichen. Nach einer solchen Streichung bliebe ein Rumpf-Lehrangebot übrig, das weder die derzeit Immatrikulierten noch die im Wintersemester neu anfangenden Studierenden verkraften könnte. Am OSI etatisiertes (=fest angestelltes) Personal kann die Situation nicht entschärfen – es sei denn, Profs und Mittelbau erklären sich bereit, im nächsten Semester auf ein Leben außerhalb von Seminarräumen zu verzichten. Und dass die Studis am OSI ungemütlich werden können, wenn die Lehrsituation völlig den Bach runtergeht, erkennt mittlerweile selbst Tanja Börzel an.
Gefragt ist nun zunächst die Universitätsleitung. Aus zentralen Haushaltsmitteln kann noch am wahrscheinlichsten Geld herbeigeschafft werden, wenn das Problem uni-intern gelöst werden soll. Hier stößt mensch allerdings ganz schnell auf ein weiteres Problem: Lehraufträge werden nicht nur am OSI vergeben, möglicherweise kommen nun FU-weit Forderungen (in welcher Höhe, können zumindest wir derzeit nicht überblicken) auf das Präsidium zu. Und dann ist es ganz schnell wieder vorbei mit einer – ohnehin unsicheren – Aufstockung aus dem zentralen Universitätshaushalt. Bleibt letztendlich nur, Druck auf den Berliner Senat auszuüben. Denn so begrüßenswert die Ausfinanzierung von Lehraufträgen auch ist, so wenig wurde bei der Durchsetzung offenbar nachgedacht. Das lässt den Verdacht aufkeimen, dass das Verbot von unbezahlten Lehraufträgen eine populistische Maßnahme ist, die zahlreichen prekär lebenden Wissenschaftler_innen eine Verbesserung ihrer Lage verspricht, dieses Versprechen aber nicht halten kann.

Für uns ist dabei ganz klar: Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen, weder gegen Studis an anderen Instituten, noch gegen zukünftige Studis, noch gegen die zahlreichen Nachwuchswissenschaftler_innen, die bis vor einem Jahr noch nicht mal eine Kopierkarte für ihr Lehrangebot bekamen. Der Berliner Senat muss den Unis die Mittel an die Hand geben, um seine Gesetzesänderungen auch umsetzen zu können. Sonst könnte der Herbst ganz schnell heißer werden, als ihnen lieb ist…

Nächster Ini-Tresen im Bandito

nonation

Was heißt „No Border, No Nation“ genau?
Wie kann das funktionieren?

Wie utopisch oder wie realpolitisch ist diese Forderung?

Und was hieße es, sie wirklich ernst zu nehmen?

Wie jeden vierten Montag im Monat lädt die FSI*OSI zu ihrem Tresen ins Bandito Rosso ein, um dieses Mal radikale Grenzkritik und die (Un)Möglichkeit ihrer Umsetzung mit Fabian Georgi (reflect! AK Migration, Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung Kritnet) zu diskutieren.

Im Anschluss gibt es wie immer günstige und leckere Getränke, gute Musik, fröhliches Kickern und eine Soli-VoKü für den Flüchtlingsstreik in Hennigsdorf – mehr Info hierzu auf http://gutscheinboykott.blogsport.eu/.

Bericht von der FBR-Sitzung am 15.6.11

Primäres Ziel der Fachbereichsratssitzung vom 15. Juni 2011 war es, die verschobenen Tagesordnungspunkte der vorherigen Sitzung des 1. Juni nachzuholen.

Das prekäre Schicksal der mündlichen Verteidigung im PuK-Master

Bereits der 2. Punkt „Mitteilungen“ versprach jedoch auch dieses Mal eine lange Sitzung. So war, neben einigen Bekanntmachungen durch das Dekanat und dem Bericht über das Einweihungsfest unserer neu gestalteten Bibliothek, auch der Master „Politische Kommunikation und Medien“, über den wir bereits berichteten, Thema. Dem Fachbereichsrat Politik- und Sozialwissenschaften lag in dieser Woche nun ein von Studierendenseite verfasster Alternativvorschlag der bereits verabschiedeten Neugestaltung der Studien- und Prüfungsordnung vor. Herrschte in der Sitzung Mitte Mai noch der Druck den Masterstudiengang in der verabschiedeten Form durchzuwinken, da er sonst im nächsten Semester mit seinen punktuellen Verbesserungen, wie Prüfungsentlastungen, nicht hätte studiert werden können, wollten wir uns jetzt die Zeit nehmen, um für den Erhalt einer fakultativen mündlichen Verteidigung der Abschlussarbeit einzutreten. Eine mögliche Änderung der Neuordnung, die sich bereits bei der Senatsverwaltung zur Bestätigung befindet, könnte dann zum nächsten Jahr in Kraft treten. Anstelle einer weiteren inhaltlichen Debatte, wurde sich vergangenen Mittwoch Morgen jedoch zunächst auf einen Modus der weiterführenden Diskussionen geeinigt. So geht der Änderungsvorschlag zunächst zurück in den Institutsrat der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften, bevor er vermutlich in der übernächsten Sitzung des Fachbereichsrates weiter beraten wird. Ob die Studien- und Prüfungsordnung dann letztendlich in unserem Sinne geändert wird, ist derzeit jedoch leider schwer abzuschätzen.

„Aufwüchse“ durch doppelte Abiturjahrgänge und Aussetzung der Wehrpflicht

In Anknüpfung an den Besuch des Vizepräsidenten im Fachbereichsrat vor zwei Wochen, einigte sich der FBR des Weiteren unter diesem TO-Punkt darauf, dass am 29. Juni eine gemeinsame Strategie des Fachbereiches bezüglich des Umgangs mit den erhöhten Berwerber_innenzahlen, bedingt durch doppelte Abiturjahrgänge in einigen Bundesländern und der Aussetzung der Wehrpflicht, beschlossen werden soll. Bis dahin werden die Geschäftsführenden Direktro_innen beim Präsidium anfragen, wie viel Aufstockung der Studienplätze an den Instituten möglich sei. Mit diesem Thema wird auch die Problematik der Tutorien am OSI einher gehen. Es verspricht also eine spannende Sitzung zu werden, bei der sich zeigen wird, wie mit der von Tanja Börzel im Gespräch mit dem Vizepräsidenten Herr Bongardt postulierten „sozialen Verantwortlichkeit“ umgegangen werden wird. Sowohl eine sture Verweigerung der Erhöhung der Studienbeginner_innen, welche zu einem noch rasanteren Anstieg der viel zu hohen NC’s unseres Fachbereiches führt, als auch eine unüberlegte Kapazitätenerhöhung, durch welche sich das Betreuungsverhältnis weiter verschlechtert, können keine Lösung sein.

Pilotprojekt Lehrevaluation

Inhaltlicher Schwerpunkt der vergangenen Sitzung war jedoch die Verabschiedung des Pilotprojektes der Lehrevaluation (LEVA). Dieses ist Teil der Qualitätssicherung am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der FU Berlin und eines von verschiedenen Befragungsinstrumenten, mit deren Hilfe Feedback zur Lehr- und Lernsituation eingeholt werden soll. Die Lehrevaluation konzentriert sich dabei primär auf das Lehrangebot, welches alle 4 Semester in einem unterschiedlichen Turnus in jedem Studiengang überprüft werden soll. Nach einer kurzen Einführung in die Entwicklung und die Ziele des Programms, welche aufgrund des Redebedarfs der Anwesenden im FBR nicht fertig ausgeführt wurde, konnten letzte Verbesserungsvorschläge eingebracht werden. Diese wurden im Anschluss abgestimmt und alle bestätigt. Herr Gerhards, der gleich eine ganze Reihe von Änderungen vorschlug, bestand darauf, dass in den zweiseitigen Fragebogen Items mit aufgenommen werden, die sowohl das Geschlecht (durch unser Einwirken mit den Antwortmöglichkeiten „männlich“, „weiblich“, „keine Angabe“) abfragen, als auch, ob es sich bei der Fragebogen ausfüllenden Person, um Austauschstudent_innen aus anderen Ländern handelt. Kontrovers diskutiert war Gerhards Bitte, doch eine Gesamtbewertung der Veranstaltungen wie der Dozierenden mit aufzunehmen, da, wie Ann-Kathrin Helfrich (Mitarbeiterin in dem Projekt LEVA) ausführte, einige Gesamtbewertungen in der Testphase des Projekts in keinem erkennbaren Zusammenhang mit den Einzelbewertungen der anderen Items gestanden hätten. Allein um diese Unklarheit zu vermeiden, sei diese Kategorie raus genommen worden. Ergebnis des Austausches war, dass sie in einigen Instituten in den Fragebögen wiederaufgenommen wird, handelt es sich doch bei der LEVA um ein Pilotprojekt, bei dem genau solche Dinge getestet werden können. Des Weiteren wurde die Bitte geäußert das Projekt an unsere Methodenprofessuren anzubinden, um die „methodische Kompetenz“ zu gewährleisten, wie es Gerhards formulierte. Auch wenn Ann-Kathrin Helfrich dies aus Datenschutzgründen problematisierte und vorschlug, das durch andere Fachbereiche abzudecken, werden wohl demnächst Professoren wie Ohr angefragt, sich an dem Projekt zu beteiligen, schließlich könne mensch ganz leicht die Angabe, um welche Lehrveranstaltung es sich handelt, anonymisieren, so einige Professor_innen.

Nochmal Gerhards…

Auch während des nicht öffentlichen Sitzungsteiles, auf deren Inhalt wir aus diesem Grund nicht eingehen werden, spielte Jürgen Gerhards eine zentrale Rolle. Nach einer geheimen (!!!) Abstimmung, in der Menschen aus den nicht durch die Professor_innen besetzten Statusgruppen, eine Wahl trafen, die ihm zu missfallen schien, wurden wir als Studierendenvertreter_innen gezwungen, uns für unser Abstimmungsverhalten, welches er diesem zuordnete, zu rechtfertigen. Der von ihm aufgebaute Druck nach einer freien, geheimen Wahl, sowie der Zwang sich vor dem gesamten Fachbereichsrat positionieren zu müssen, war äußerst unangebracht und entspricht nicht unserem Verständnis vom Sinn und Zweck einer geheimen Abstimmung. So sollte diese doch gerade den Schutz bieten, sich unabhängig vom Zwang bzw. Druck durch vermeintliche „Fraktionsmitglieder“ und deren Ansichten, eine eigene Meinung zu bilden. Wenn mensch sich außerdem nicht in der Lage sieht einen Sachverhalt zu beurteilen, sollte auch immer die Möglichkeit und das Recht bestehen, sich zu enthalten.

Bericht vom Institutsrat am 08.06.2011

Heute, am Mittwoch, den 08.06.2011 tagte der Institutsrat wieder einmal. Die Sitzung verlief erstaunlich wenig konfliktträchtig. Noch nicht einmal ein von uns herumgegebenes Statement der beiden ehemaligen studentischen Mitglieder des Prüfungsausschusses, das die Arbeitsweise Thomas Risses, Anwärter auf den Vorsitz dieses Gremiums, fundamental kritisierte, löste hitzige Debatten aus. Kommende Konflikte zeichnen sich aber ab: vor allem in der Reform der Studiengänge und in der Finanzierung der Tutorien.

Studienreformkomission – Quo Vadis OSI?

Thomas Risse berichtete dem Institutsrat von der ersten Sitzung der Studienreformkomission (SRK, wir berichteten), an der er nicht anwesend war, aber dennoch dessen Vorsitz er dennoch ebenso anstrebt. Die von ihm verfasste, und von „einigen anderen Profs“ (also nicht konsensual !) festgelegte Agenda sieht die Behandlung einiger kontroverser Punkte vor. Zum einen wird die Stellung der politischen Theorie und Ideengeschichte als eigenständige Module im Grundstudium ein weiteres Mal infrage gestellt, die Einrichtung eines Vierjahres-BA wird nicht mehr in Betracht gezogen, Spezialisierungsmodule sollten eventuell wegfallen, Midterm-Klausuren als Feststellung der „aktiven Teilnahme“ vielleicht als Standard eingeführt werden, Überschneidungen von BA- und MA-Seminaren sollen aufhören, das OSI soll nach Auffassung einiger vermehrt gegenüber „Fachfremden“ und Kombi-Bachelor-Studierenden geschlossen werden, Teilnahmebeschränkungen werden andiskutiert. Sollten sich diese Programme durchsetzen, werden künftige Studierende mit einer erheblichen Verschlechterung ihrer Studiensituation zu rechnen haben. Wir versuchen deswegen unserer Stimme wo es geht Gehör zu verschaffen.

Studiendekan Ingo Peters berichtete von einem verstärkten Druck des Präsidiums die Masterangebote stärker zu spezialisieren und weniger grundlagenbasiert zu halten. Dieser Druck geht unter anderem zurück auf den Abschlussbericht der „Peer-Review-Kommission“, der die trotz aller Angriffe noch bewahrte thematische und perspektivische Vielfalt des OSI als „Gemischtwarenladen“ abtat. Risse machte an dieser Stelle zwei Optionen aus: Einerseits, wäre es möglich den MA Politikwissenschaften abzuschaffen, und stattdessen mehr spezialisierte Angebote wie die bereits vorhandenen MAs Internationale Beziehungen oder Gender and Diversity Studies anzubieten. Andererseits wäre es möglich den MA Politikwissenschaften zu bewahren, in ihn aber mehr Spezialisierungsmöglichkeiten einzubauen. Wie groß die Spielräume für die neu gewählten studentischen Vertreter_innen in der Kommission sind, wird sich noch herausstellen. Wir werden uns auf jeden Fall weiterhin dafür einsetzen Politikwissenschaften als Integrationswissenschaft zu begreifen und die am OSI noch begrenzt existierende Vielfalt mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Perspektivisch, so Risse, wird kein Konsenspapier bis zu letzten Sitzung des Institutsrates in diesem Semester vorliegen, sodass darauf zu spekulieren ist, dass einige Änderung auch gegen die Interessen der Studierenden durch den Institutsrat gestimmt werden sollen. Die Arbeit der Kommission wird voraussichtlich im Wintersemester abgeschlossen sein, damit genug Zeit ist, die Vorschläge in Studienordnungen zu übersetzen und überprüfen zu lassen. Bis dahin heißt es: achtsam bleiben und bei strittigen Fragen frühzeitig zu mobilisieren.

Zielvereinbarungen – Zwischenstand

Die Zielvereinbarungen, die das geschäftsführende Direktorium des OSI mit dem Dekanat abschließt, liegen offenbar zur Unterzeichnung bereit. Strittig blieb, wie viel Spielraum dem Institut bleibt bei der Befolgung oder Nichtbefolgung der Empfehlungen des Peer-Review-Verfahrens. Eben wegen dessen grundsätzlicher Kritik an der integrativen Ausrichtung des Instituts lehnen wir eine fraglose Übernahme der Empfehlungen ab. Börzel verwies an dieser Stelle auf den Druck der offenbar von Präsidiums- und Fachbereichsseite kommt und Spielräume verengt. Während dieser Konflikt heute noch gedeckelt wurde, und wohl zu späteren Zeitpunkten und in der Studienreformkommission weitergeführt wird, gibt es noch zwei Unklarheiten, die vor der endgültigen Unterzeichnung beseitigt werden müssen. Erstens ist die Finanzierung einer in den Zielvereinbarungen festgelegten ständigen Stelle für die Koordination der Lehrplanung mit der Studienreformkommission noch nicht klar und wird in den nächsten Wochen gelöst. Des Weiteren muss im Fachbereichsrat noch über ein vom Präsidium vorgelegtes Evaluierungskonzept von Lehrveranstaltungen entschieden werden, an dessen Durchführung sich das OSI beteiligen soll. Ehe diese beiden Themen nicht geklärt sind werden die Zielvereinbarungen nicht unterschrieben werden.

Tutorien – Kohle vom Präsidium?

Die von Frau Börzel und Frau Lütz errechneten Bedarf von 273.000€ für Tutorien des OSI (wir berichteten) werden nun, einstimmig legitimiert durch den Institutsrat, an den Verhandlungstisch mit dem Kanzler gebracht. Die Summe, die das Institut eventuell zugesprochen bekommt, wird vor allem nach der Ablehnung des FU-Antrags auf Gelder aus dem Hochschulpakt III erwartungsgemäß kleiner ausfallen. Der Institutsrat wird daraufhin „priorisieren“ müssen. Das bedeutet letztendlich eine begrenzte Anzahl bezahlter Tutorien auf Vorlesungen zu verteilen. Wie hart und entlang welcher Linien Verteilungskonflikte von Profs um Tutorien geführt werden, hängt von der bewilligten Summe des Präsidiums und von der Krawallbereitschaft der Profs ab – und letztlich könnten Tutorien als Lehrkonzept grundlegend zur Disposition stehen. Unstrittig scheint allein die Versorgung der Erstivorlesung mit Tutorien zu sein, da diese fest in der Studienordnung verankert sind.

Verschiedenes

Im Punkt Mitteilungen und Anfragen informierte Frau Börzel, dass das Sommerfest des Fachbereichs mit der Absolvent_innenfeier des OSI am 08.07.2011 zusammengelegt wird. Nach Gastredner_innen hat das Institut bisher vergeblich Ausschau gehalten.
Aus der Haushaltskomission des Fachbereichs berichtete Börzel, dass dem OSI nach Abzug aller Kosten wie in den letzten Jahren ganze 5000€ zur freien Verfügung stehen. An dieser Stelle beschwerte sich Börzel beim Dekanat über die unaufgeschlüsselten 160.000€, die an die Bibliothek des Fachbereichs vergeben werden und drohte bei gleichbleibender Faktenlage den diesjährigen Haushalt abzulehnen. Schon in der Vergangenheit wurden vermehrt Attacken gegen die von manchen als zu reich bestückt empfundene Bibliothek gefahren. Während Transparenz der Kosten auch bei der Bibliotheksfinanzierung wünschenswert ist, sind wir gegen einen weiteren Abbau der Bibliothek am Fachbereich.

Börzel freute sich, mitteilen zu dürfen, dass sich der Fachbereich nun dazu entschied, eine Mindestausstattung für alle Professor_innen von mindestens einer studentischen Hilfskraft zu gewähren, über zusätzliche Mittel wird noch verhandelt. Die Vorlesung „Rechtliche Grundlagen“, die seit vier Semestern nicht angeboten wurde kann perspektivisch im Wintersemester angeboten werden. Die endgültige Entscheidung in der Lehrplanung ist allerdings noch nicht gefallen. Thomas Eimer, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Arbeitsstelle für IPÖ, beklagte sich über mangelnde Administrationsrechte, die ihm verbieten, arbeitsrelevante Programme auf den PC zu laden, sowie über den beschränkten Zugang zu seinen Arbeitsräumen. Nach 20.00 Uhr und sonntags gibt es in der Regel auch für wissenschaftliche Mitarbeiter_innen keine Zugangsmöglichkeit zu Universitätsgebäuden. Offenbar wird die Diskussion um Zugang und Nutzung schon seit eineinhalb Jahren vergebens geführt. Börzel sah in dieser Hinsicht alle Handlungsoptionen erschöpft. Dies hinderte Risse nicht daran sich über die „Absurdität“ solcher Regelungen in Rage zu reden. An einer „Forschungsuniversität“ sei dies ein unhaltbarer Zustand. Es sei absurd, Forscher_innen einen geregelten Arbeitstag vorzuschreiben. Demnächst wird ein Vorstoß gemacht werden, das Entscheidungsrecht über einzelne „Ausnahmen“, die länger bleiben dürfen, den Professor_innen zu übertragen.

Die nächste Sitzung des Institutsrates wird am 06.07.2011 stattfinden.

Ungewohnter Besuch im Fachbereichsrat

Mit einem ehrgeizigen Programm von 11 Punkten auf der Tagesordnung ging der Fachbereichsrat (FBR) in seine Sitzung am 1.06.2011. Mit auf der Tagesordnung stand ein Bericht des Vizepräsidenten für Lehre und Studium der FU Berlin, Michael Bongardt, der zuvor um die Möglichkeit der Teilnahme an einer FBR-Sitzung gebeten hatte.

Weil so hoher Besuch ja bekanntlich selten ist und mensch immer wenig Zeit hat, wurde Herrn Bongardt dann auch gleich zu Beginn der Sitzung das Wort erteilt, welches er auch bis zum Ende behalten sollte.

Mal was Anderes: Ein Antrag der FU scheitert

Der eigentliche Grund warum der Vizepräsident den FBR Politik- und Sozialwissenschaften hatte aufsuchen wollen, war eine Vorstellung des Verfahrens der Systemakkreditierung, welches bald an der FU anlaufen soll. Allerdings brannten vorerst vielen Mitgliedern des FBR andere, aktuellere Fragen auf der Seele. Zum Beispiel wie der Antrag der FU auf Gelder aus dem Qualitätspakt Lehre ausgegangen ist. Der Qualitätspakt Lehre ist eine Initiative des Bundesbildungsministeriums, um die Lehre an deutschen Hochschulen zu fördern, welche ein Gesamtvolumen von 3 Milliarden Euro umfasst. Die FU stellte einen Antrag, welcher unter anderem den Ausbau von Tutoring u. Mentoring-Programmen, den Ausbau von E-Learning Möglichkeiten sowie eine Initiative zur Verbesserung der Lehrqualität durch hochschuldidaktische Fortbildungen vorsah. Unerwartet und entgegen aller inoffiziellen Voraussagen scheiterte der Antrag, nach Informationen des Präsidiums aus politischen Gründen.Die Enttäuschung und Empörung auf Seiten der FU-Verantwortlichen ist offenbar groß, im September will sich die Uni erneut um ein diesmal kleineres Fördervolumen bewerben. Für Projekte, die bereits fest mit dem Geld geplant haben, sollen bis dahin Zwischenfinanzierungen gefunden werden. An dieser Stelle sprach Bongardt das Problem der unbezahlten Tutorien am OSI an (FSI berichtete) für welches das Institut auf Gelder aus dem Pakt gehofft hatte.

Börzel und Risse bald mit wehenden Fahnen?

Thomas Risse entlud daraufhin einen Sturm von Entrüstung über das Vorgehen des Präsidiums, dem OSI das Ausschreiben unbezahlter Tutorien zu untersagen. Es sei vollkommen richtig, Tutor_innen zu bezahlen, und er hätte das auch immer gewollt, aber es sei am Institut kein Geld dafür da. Wenn das Präsidium das unbedingt wolle, müsse es also dem OSI auch das Geld dafür geben, sonst müsste der Lehrbetrieb zum Wintersemester wohl eingestellt werden, und, so Risse wörtlich: „Wir sind die ersten, die mit den Studierenden auf die Kaiserswertherstraße (dort befindet sich das Präsidium, Anm. der Verf.) marschieren!“ Eine interessante Vorstellung…

Gefragt nach den Dimensionen, die eine solche Finanzierung denn haben sollte, errechnete Tanja Börzel anhand einer Liste des Tutorienbedarfs einen Betrag von 250 000 Euro, miteinberechnet bereits eine höhere Zahl von Studienanfänger_innen zum nächsten Wintersemester.

Wie viel mehr Studierende die Fächer im Bereich Politik- und Sozialwissenschaften aufgrund der doppelten Abiturjahrgänge in Bayern und Niedersachsen und der ausgesetzten Wehrpflicht aufnehmen müssen, steht noch nicht fest. Die FU hat sich im Rahmen der Hochschulverträge gegenüber dem Land Berlin verpflichtet, 600 Studierende über ihre eigentlichen Kapazitäten hinaus aufzunehmen. Diese werden sich hauptsächlich im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften verteilen. Bongardt kündigte an, bei Vorliegen der Bewerber_innenzahlen Mitte Juli das Gespräch mit den Fachbereichen zu suchen und in Verhandlung über die zusätzliche Aufnahme von Studierenden zu treten, hierfür soll es dann auch eine finanzielle Entschädigung von Seiten des Präsidiums geben. Wie diese dann sinnvoll einzusetzen ist, muss zu gegebenem Zeitpunkt diskutiert werden.

Auf Seiten einiger Profs des FBR bestanden große Vorbehalte gegenüber der Idee noch mehr Studierende als sonst aufzunehmen. Es wurde mehrmals betont, dass die Kapazitäten schon jetzt mehr als ausgelastet seien, und dass ohne eine angemessene Entschädigung auf keinen Fall mehr Studierende zugelassen werden könnten. Besonders Tanja Börzel zeigte in einem höchst engagierten Redebeitrag auf, dass Sie an dieser Stelle auch Zugeständnisse der Berliner Landespolitik erwarte, für die das Präsidium sich aktiv einsetzen soll, und verwies auf das „enorme Mobilisierungspotenzial“ des OSI. Abschließend kam Thomas Risse auf die fixe Idee, bevor über zusätzliche Zulassungen verhandelt würde, solle das Präsidium die Tutorien am OSI ausfinanzieren.

Ob es sich hierbei um ein wirkungsvolles Druckmittel handelt, bleibt abzuwarten. In jedem Fall muss zeitnah eine Lösung für das Tutorienproblem gefunden werden, die Diskussionen werden wir weiter kritisch begleiten.

Von Regelkreisen und Qualitätsverständnissen

Der ursprüngliche Anlass des Besuchs, die Informationen zur Systemakkreditierung, drohten schon wegen fortgeschrittener Zeit hinten runterzufallen, als der FBR sich mehrheitlich entschied die anderen 10 Punkte der Tagesordnung zu verschieben. So kamen dann doch noch alle zu den Informationen über den Stand des Systemakkreditierugsverfahrens und des Qualitätsmanagments an der FU.

Wie Bongardt erklärte, präferiert das Präsidium der FU die sogenannte Systemakkreditierung gegenüber der Programmakkreditierung, bei der jeder einzelne Studiengang alle 5 Jahre von einer Akkreditierungsagentur konzeptionell geprüft wird. Die Systemakkreditierung bietet demgegenüber den Vorteil, dass nur alle 10 Jahre die gesamte Universität daraufhin geprüft wird, ob sie in der Lage ist, gute Studiengänge zu konzipieren und umzusetzen, in erster Linie indem das Qualitätsmanagment der Uni geprüft wird. Außerdem ist die Systemakkreditierung schlicht billiger.

In den Genuss eines kleinen Vorgeschmacks, wie eine solche Akkreditierung ablaufen könnte, kam das OSI Anfang des Jahres 2010 (FSI berichtete). Wie Bongardt allerdings bemüht war zu vermitteln, sei das ein schlechtes Beispiel gewesen, was so nicht noch einmal vorkommen wird.

Bisher hat die FU den Vertrag mit der gewählten Akkreditierungsagentur Aqas noch nicht geschlossen, dies soll aber nach Willen des Präsidiums bald passieren. Da für das Verfahren natürlich das Qualitätsmanagment der FU eine zentrale Rolle spielt stellte Bongardt anschließend die Zielsetzungen für diesen Bereich vor. Die Institutionen zur Qualitätssicherung sind bereits weitgehend auf zentraler und dezentraler Ebene eingerichtet, so auch am FB PolSoz durch den Bereich des Studienbüros Qualitätssicherung Studium/Lehre. Am wichtigsten, so stellte sich heraus, ist für ein erfolgreiches Verfahren ein klares Verständnis davon, was mensch unter Qualität verstehen will.

Dieser Punkt, soviel steht fest, ist stark umstritten und ein wichtiges Kampffeld, wenn es darum geht, wie unser Studium in Zukunft gestaltet sein wird. Zurecht kann mensch Qualtitätsmanagment als Strategie des New Public Managment zur Selbstoptimierung und Implementierung zweifelhafter Best Practice Modelle kritisieren. Nichtsdestotrotz ergeben sich für Studis bei der Frage der Definition nach Qualität im Studium aus unserer Sicht Möglichkeiten, sich für ein selbstbestimmtes und interessantes Studium einzusetzen, und gute Lehre einzufordern.

Masterplätze für alle!

Am 1. Mai 2011 ist das Volksbegehren „Freie Zulassung zum Masterstudium“ gestartet. Ziel des Volksbegehrens ist es, jeder BA-Absolvent_in einer Berliner Hochschule ein Masterstudium ohne weitere Voraussetzungen als dem BA-Abschluss an der gleichen Hochschule zu ermöglichen.

Den Unterschriftsbogen zum Herunterladen und Ausfüllen findet ihr ergänzt um ein paar zusätzliche Informationen hier: http://berlinermasterplan.de/

Also los: Ausdrucken, Unterschreiben und möglichst viele andere Menschen dazu bewegen. Kommiliton_innen, Eltern, Freund_innen, Nachbarn… Bis zum 1. November 2011 müssen 20 000 Unterschriften gesammelt werden! Das sollte bei über 100 000 Studis in Berlin doch zu machen sein, wenn alle ein bisschen aktiv werden.

Eine Infoveranstaltung zum Masterbegehren, organisiert von der FSI PuK findet am

14.06.11 von 18:00-20:00 Uhr statt.

Ort: Garystraße 55-A

Es grüßt und dankt für eure Hilfe, eure Fachschaftsini