4+1 = 3+2? RechenkünstlerInnen am Werk

Gestern fand ein vor allem von Seiten der Studierenden gut besuchtes Vorabgespräch zur Entwicklung eines achtsemestrigen Bachelor-Studiengangs am OSI statt. Inhaltlich kam leider wenig neues dabei heraus, die bereits nach dem Gespräch mit dem Präsidium vor knapp einem Monat (Link zum Artikel) offen gebliebenen Fragen konnten auch gestern nicht geklärt werden. Die Lage wurde eher noch verwirrender, weil im Laufe der Diskussion gestern noch weitere Optionen in’s Gespräch kamen.

Aber der Reihe nach. Cilja Harders, die die Moderation übernahm, schilderte noch einmal kurz die Hintergrundgeschichte und erläuterte ihre Sicht auf die Dinge: Das Diplom am OSI ist voraussichtlich schon bald Geschichte, da aber – maßgeblich durch studentische Initiative – der Institutsrat OSI und der Fachbereichsrat ihren Wunsch nach einem Festhalten am Diplom geäußert hatten, bot Dieter Lenzen himself im Akademischen Senat dem OSI die Möglichkeit an, einen achtsemestrigen BA einzurichten. Dieser bietet nach Harders‘ Meinung die Möglichkeit, Teile der Struktur und der Inhalte des Diploms zu erhalten; ausserdem spekuliert Lenzen vermutlich darauf, dass der sechssemestrige BA in seiner jetztigen Form bundesweit keine Zukunft hat und dass die FU dann wieder einmal an der Spitze des „Fortschritts“ steht. Harders sprach sich ausserdem dafür aus, den achtsemestrigen BA offensiv zu vertreten und als Alleinstellungsmerkmal des OSI zu „bewerben“.
In der Diskussion sollte zuerst grundsätzlich die Frage geklärt werden, ob wir diesen neuen BA überhaupt wollen, da damit ein nur noch einjähriges Masterprogramm verbunden wäre, oder ob eine grundlegende Überarbeitung des bestehenden BA mit einer Erweiterung des Masterzugangs nicht doch die bessere Lösung wäre. Kurz gefasst: 4+1 gegen 3+2 (jeweils in Jahren gerechnet).

Bei der anschließenden Diskussion zeigte sich grob ein Frontverlauf zwischen der geschäftsführenden Direktorin des OSI, Dagmar Vinz, ihrem Vorgänger Peter Massing und der ehemaligen Studiendekanin Sabine von Oppeln auf der einen und den Studierenden, Cilja Harders und Gisela Rossa-Dubray (Leiterin des Studien- und Prüfungsbüros am OSI) auf der anderen Seite ab. Erstere sprachen sich aus verschiedenen Gründen für eine 3+2-Lösung aus: es sei beispielsweise unklar, ob Studierende tatsächlich ein Jahr mehr studieren, nur um dann mit einem BA abzuschließen, was sie auch nach drei Jahren schon könnten. Auch den zweijährigen Masterprogrammen drohe eine Zukunft ohne OSI-Studierende, da diese womöglich nicht ein Jahr ohne BAFöG (Höchstbezugdauer in der Regel fünf Jahre, also 4+1, nicht 4+2) auskommen wollten. Die bestehenden Probleme im BA – etwa die schlechte Vereinbarkeit von Auslandsaufenthalten – ließen sich auch über eine erneute Reform des Studiengangs lösen, Peter Massing wies auch darauf hin, dass für die Lehramtsstudiengänge ohnehin nur ein dreijähriger BA in Frage käme.

Von Seiten der BefürworterInnen kam zum einen der Wunsch nach Klarheit in Sachen Studienordnungen, d.h. wenn es eine Reform geben wird, sollte nur ein Modell Gültigkeit erhalten. Knapp 20 Studienordnungen an einem Institut sind genug! Das bevorzugte Modell wäre dabei der vierjährige BA, am Besten mit einer ebenfalls angedachten Reform der Modul- und LP-Struktur. Die Argumente waren und sind bekannt: mehr Zeit, sich zurechtzufinden, ins Ausland zu gehen, sich in einzelne Themen zu vertiefen, etc. Sehr gut fanden wir – wie schon beim Gespräch mit dem Präsidium – dass es nach derzeitigem Planungsstand ein Projektkurs-Modul geben soll. Die erfreulicherweise zahlreich erschienenen BA-Studis aus dem zweiten bis fünften Semester schilderten eindringlich, vor welche Probleme die derzeitige Studienordnung sie stellt. An der grundlegenden Struktur von 30 zu absolvierenden Leistungspunkten (LP) pro Semester wird sich leider wenig ändern lassen, aber von Seiten aller Verantwortlichen kam die Zusage, dass sich an der Bemessungsgrundlage für die LPs – sprich, für wieviel Arbeit es einen LP gibt – noch „drehen“ ließe. Daphne Stelter (Prüfungsbüro OSI) lieferte auch eine interessante Erklärung für die gefühlt weit höhere Arbeitsbelastung der BA-Studis: ihrer Meinung nach liegt das an den „inflationär gestiegenen Kontrollen der Teilnahmeleistungen“ durch mid-term Klausuren, Anwesenheitslisten und was sich DozentInnen sonst noch so an Repressionsinstrumenten einfallen lassen. Auch in dieser Hinsicht signalisierten Cilja Harders und Gisela Rossa-Dubray ein erneutes Einwirken auf die DozentInnen am OSI.
Da beim Streik auch die Möglichkeit für einen Kombi-Bachelor Politikwissenschaft erörtert wurde, kam auch diese Möglichkeit auf den Tisch, so dass am Ende eine ganze Reihe von Vorschlägen diskutiert wurden:

1. Monostudiengang Politikwissenschaft: 3 Jahre BA + 2 Jahre MA (180LP + 120LP) – dies entspricht der derzeitigen Struktur, wobei gestern zahlreiche Stimmen für eine weitere Öffnung des Masters zu hören waren.
oder: 4 Jahre BA + 1 Jahr MA (240LP + 60LP) – die vom Präsidium vorgeschlagene Variante; hier steht es den Studierenden frei, auch einen zweijährigen Master zu besuchen – allerdings ein Jahr ohne BAFöG.

2. Kombistudiengang Politikwissenschaft: 3 Jahre BA + 2 Jahre MA (90LP PolWiss + 90LP anderes Fach + 120LP MA) – diesen Studiengang gibt es bisher nicht.
oder 4 Jahre BA + 1 Jahr MA (180LP PolWiss + 60LP Nebenfach + 60LP MA) – dieser Vorschlag wurde nur kurz von Seiten der Studierenden angedacht und nicht weiter diskutiert.

3. Lehramtsstudiengang Sozialkunde: 3 Jahre BA + 2 Jahre MA oder 3 Jahre BA + 1 Jahr MA – diese beiden Studiengänge gibt es bereits und müssten auch weiterhin angeboten werden, wenn das OSI nicht komplett auf die LehrerInnenausbildung verzichten will.

Streit um’s weitere Vorgehen

Nach der inhaltlichen Diskussion wurde darüber gesprochen, wie wir weitermachen sollen. Alle Beteiligten waren sich recht schnell einig, dass ein schneller, positiv ausfallender Beschluss des Institutsrats nicht realistisch ist. Fr. von Oppeln plädierte dafür, das Thema zunächst auf einer DozentInnen-Versammlung zu erörtern, und zog sich damit den Unmut der Studierenden zu – wir wollen schließlich weiterhin beteiligt bleiben. Einen Institutstag zu veranstalten ist dieses Semester wohl nicht mehr möglich, bei einer VollVersammlung aller Angehörigen des Instituts steht zu befürchten, dass sich die Diskussion völlig verfranst. Eine Idee von Seiten der FSI OSI war, zunächst über die ZEDAT an alle Institutsangehörigen einen Brief mit den grundlegenden Fakten und Hintergründen zu verschicken und anschließend auf einer VollVersammlung die verschiedenen Varianten zur Abstimmung zu stellen.
Loben möchten wir an dieser Stelle ausdrücklich die konstruktive Atmosphäre des Treffens und auch die ausdrückliche Ansage von Cilja Harders, dass die Ausarbeitung dieser neuen Studienordnung weiterhin öffentlich und mit starker Einbeziehung der Studierenden vonstatten gehen soll.

Auch das nächste Treffen ist dementsprechend wieder öffentlich, wenn auch zu einer unangenehmeren Uhrzeit: und zwar nächsten Freitag, 10.7., um 10 Uhr. Der Ort wird bekanntgegeben, auch hier auf dem Blog. UPDATE: Das nächste Treffen für den vierjährigen BA ist an besagtem Freitag im Seminarraum E1 der Ihnestraße 22.

U[ni]topia-Broschüre

Im April sind einige Menschen aus der FSI OSI für ein Wochenende nach Wernsdorf gefahren und haben sich abseits vom Berliner Trubel Gedanken über eine Art von Hochschule gemacht, wie wir sie uns vorstellen. Die Broschüre gibt es ab sofort in ausgedruckter Form im Roten Café oder im AStA, und hier auf dem Blog unter der neu eingerichteten Rubrik „Materialien“ zum herunterladen. Viel Spaß damit!

Bildungsstreik: Versuch eines Überblicks

Vorneweg: in der letzten Woche sind viele Dinge passiert, über die einen Überblick zu behalten schwer war/ist. Deshalb wird dieser Artikel auch nur einzelne Teilaspekte des Bildungsstreiks beleuchten.

Montag: wie hier bereits geschrieben, begann die Woche mit der auf der VollVersammlung in der Woche zuvor beschlossenen Besetzung des OSI. Die von uns nur für einen Tag geplante Aktion stieß auf große, überwiegend positive, Resonanz: ein für Montagmittag einberufenes Streikplenum wurde von mehr als 200 Menschen besucht. Dieses Plenum beschloss, die Besetzung für den Rest der Woche aufrecht zu erhalten und auch die zuvor noch zugängliche Ihnestraße 22 zu blockieren. Auch der Umgang mit DiplomandInnen und Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen wurde diskutiert und eine Kompromisslösung gefunden.

Dienstag: mit (je nach Schätzung) 1300-1500 TeilnehmerInnen fand eine der am besten besuchten VollVersammlungen der letzten Jahre an der FU statt. Im Anschluss besetzten 400 Studierende das Präsidium der FU bzw. blockierten die Straße davor. Das Präsidium rief die Polizei, die mit 200 BeamtInnen die Straße räumte, den BesetzerInnen aber bei freiwilligem Abzug Straffreiheit versprach. Die etwa 250 im Gebäude verbliebenen Studis verließen daraufhin Lenzens Allerheiligstes.

Mittwoch: einige wenige Streikposten mussten die Stellung am OSI halten, denn die meisten politisierten Studentinnen und Studenten machten sich auf den Weg zur Bildungsstreikdemo nach Mitte. Über die Größe der Demonstration gibt es unterschiedliche Angaben: die Polizei spricht von 12 000 Menschen, das Bildungsstreikbündnis von 27 000. Unserem Eindruck nach dürfte eine Größe zwischen 15 000 und 20 000 realistisch sein – es waren jedenfalls richtig, richtig viele. Bundesweit demonstrierten etwa eine Viertelmillion SchülerInnen, Studierende und Gewerkschaftsmitglieder im Rahmen des Bildungsstreiks. Am Abend wurde an der TU die ehemalige AStA-Villa erneut besetzt; die BesetzerInnen halten bis jetzt durch, es gibt eine Menge Veranstaltungen – hinfahren lohnt sich also!

Donnerstag: Bei der Aktion „Banküberfall“ im Rahmen des Bildungsstreiks sammelten sich mehr als 1000 DemonstrantInnen in der Nähe der Gedächtniskirche, um Geld für Bildung statt für Banken zu fordern. Die Deutsche Bank und die Commerzbank am Wittenbergplatz wurden kurzzeitig besetzt, dabei ging die Polizei recht rabiat gegen BesetzerInnen und UnterstützerInnen vor.
EDIT: Bei einem mehrstündigen Treffen mit dem Dekanat des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften wurde über unsere Forderungen (PDF) diskutiert; bis zum Abend antwortete das Dekanat mit einer in vielen Punkten leider unzureichenden Stellungnahme (PDF). Der Dialog geht jedoch weiter.

Freitag: Der Protest gegen die Kultusministerkonferenz (KMK) fiel weitgehend aus, da sich die Verantwortlichen für die Bildungspolitik der letzten Jahre lieber an geheimen Ort trafen, statt mit uns zu reden. Die etwa 500 DemonstrantInnen zogen daher in einer Spontandemonstration vor das Büro von Wissenschaftssenator Zöllner, unterwegs wurden kurzzeitig mehrere große Kreuzungen (etwa am Potsdamer Platz oder an der Friedrichstraße) blockiert. Nachdem sich Zöllner kurzzeitig einem Gespräch gestellt hatte, wurde spontan die Senatsverwaltung für Finanzen besetzt, anschließend liefen die Menschen zum Roten Rathaus, welches in Windeseile von der Polizei abgeriegelt wurde. Ein halbes Dutzend Personen schafften es trotzdem hinein. Am Abend war für die OSI-BesetzerInnen aufräumen angesagt, die Besetzung wurde beendet, da wir einerseits keine Kapazitäten und andererseits kein gut genug ausgearbeitetes Konzept hatten.

Wie Weiter?

Es wird sich zeigen, was mit dem Bildungsstreik konkret erreicht wurde. In jedem Fall ist das Thema wieder auf der politischen Tagesordnung, zumindest vorübergehend. Ein großer Erfolg ist auch, dass viele Menschen politisiert und motiviert wurden, etwas zu machen – im Präsidium etwa waren viele Leute dabei, die zum ersten Mal mit der Frage „freiwillig gehen oder von der Polizei wegtragen lassen?“ konfrontiert wurden und von denen viele auch bereit gewesen wären, sich wegtragen zu lassen. Bei den abendlichen Plena am OSI meinten Studierende von anderen Fachbereichen, dass ihnen bisher gar nicht bewusst gewesen sei, dass mensch ein Institut besetzen könnte. Auch für uns in der FSI, die wir in letzter Zeit zunehmend das Gefühl hatten, dass wir uns nur noch in Gremien aufreiben, war es ein gutes Gefühl zu zeigen, dass wir als Studierende auch anders können.

Um zu besprechen, wie wir konkret in den nächsten Wochen und vielleicht sogar im nächsten Semester weiter machen, treffen wir uns am Dienstag, den 23.6., um 14 Uhr am/im Roten Café.

Kurzer Zwischenstand zum Bildungsstreik

Eins vorneweg: wir können zur Zeit nicht regelmäßig den Blog betreuen, da die meisten von uns extrem in Sachen Bildungsstreik eingespannt sind. Gerade ist jedoch ein wenig Zeit, deshalb gibt es jetzt einen kurzen Zwischenbericht zum Bildungsstreik am OSI und an der FU:

Besetzung des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften

Die Besetzung, die am Montagmorgen begann, steht nach wie vor. Selbst während der Demo heute (s. unten) fanden sich Menschen, die als Streikposten am Institut blieben – vielen Dank an dieser Stelle dafür. Heute (Mittwoch) abend findet um 18 Uhr eine Podiumsdiskussion statt, zum Thema „Präsidialdiktatur oder demokratische Hochschule? – Wer entscheidet eigentlich wie wir studieren“. Eingeladen ist u.a. FU-Präsident Dieter Lenzen, wir rechnen aber nicht mit seinem Erscheinen. In jedem Fall sprechen werden Hajo Funke und Bodo Zeuner, sowie Sarah Walz als studentische Vertreterin im Akademischen Senat und Anja Schillhanek, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses für die Grünen. Anschließend wird es ein weiteres Streikplenum geben, auf dem über weitere Veranstaltungen in dieser (oder in der nächsten?) Woche beraten wird.

Besetzung des Präsidiums

Gestern wurde das Präsidium der FU für mehrere Stunden besetzt. Dieter Lenzen verweigerte sich einem Gespräch mit den etwa 300 Studis, die in das Gebäude gekommen waren, und rief stattdessen die Polizei. Glücklicherweise durften die Besetzer_innen das Präsidium verlassen, ohne eine Strafanzeige zu bekommen. Eine Person wurde vor dem Gebäude wegen „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ verhaftet. Der Vorfall zeigte deutlich, dass die in Lenzens E-Mail von letzter Woche suggerierte Einigkeit zwischen Studierenden und dem Präsidium bezüglich des Bildungsstreiks nicht besteht.

VollVersammlung der FU

Ebenfalls gestern fand die FU-weite VollVersammlung zum Bildungsstreik statt. Mit 1300-1500 Teilnehmer_innen war es eine der größten der letzten Jahre. Nach einigen Inputs sollten die Änderungsanträge zu einer vorbereiteten Resolution diskutiert werden – dieser Punkt fiel leider aus, da die Nachricht von der Besetzung des Präsidiums eintrudelte. Daraufhin machten sich zahlreiche Menschen auf den Weg dorthin und setzten die Diskussion über die Resolution im Foyer des Präsidiums fort.

Demonstration in Berlin-Mitte

Die Demonstration, die heute um 11 Uhr am Alexanderplatz startete, war sehr gut besucht. Das Bildungsstreikbündnis spricht von 20 000 Teilnehmer_innen, was durchaus eine realistische Schätzung sein dürfte. Bundesweit demonstrierten laut Tagesschau mehr als 200 000 Schüler_innen und Studierende, dabei kam es auch in mehreren Städten zu Besetzungen und Blockaden. In Berlin wurde ein Gebäude der Technischen Universität an der Straße des 17. Juni (wie passend) besetzt. Die Demonstration verlief lautstark, aber friedlich, trotz vereinzelter Provokationen der Polizei gegen Ende.

Weitere Termine und Berichte auf der Homepage des Bildungsstreikbündnisses und dem Blog des AStA FU.

Für Solidarität und freie Bildung!

Bildungsstreik: VollVersammlung am Fachbereich

Es wird allmählich ernst mit dem Bildungsstreik – schon nächste Woche geht’s dann richtig los. Wer immer noch nicht so richtig etwas mit dem Konzept des Bildungsstreiks verbinden kann oder nicht weiß, wofür das Ganze eigentlich gut sein soll, hat am Donnerstag die Gelegenheit, sich am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften zu informieren. Zusammen mit zahlreichen anderen hochschulpolitischen Gruppen veranstalten die Fachschaftsinitiativen am Fachbereich (also die FSI OEI, FSI PuK, FSI Ethnologie und natürlich wir) nämlich eine VollVersammlung. Von jedem Institut wird eine Person einen kurzen Input geben, was alles im Argen liegt – was am OSI ja schon bei der letzten VV passiert ist, s. hier -, ausserdem gibt’s Informationen zum Bildungsstreik. Auch für Lehrende könnte die Veranstaltung interessant sein: Peter Grottian, emeritierter Professor des OSI, spricht darüber, warum es auch für HochschullehrerInnen sinnvoll ist, zu streiken.

Wir wollen jedoch vor allen Dingen mit den Anwesenden über mögliche Aktionen und Veranstaltungen während des Bildungsstreiks diskutieren. Und da wir natürlich nicht aus Selbstzweck streiken und Aktionen machen, sollen am Donnerstag auch Forderungen besprochen und verabschiedet werden. Ansatzpunkte dafür gibt es viele: am OSI etwa die völlige Ungleichverteilung von Ressourcen und Personal zu Gunsten des Bereichs Internationale Beziehungen, die immer noch ausstehende Schaffung einer Professur in Ideengeschichte und die Frage, ob ein halbwegs annehmbarer Ersatz für das Diplom geschaffen werden kann.

Berlinweit steht die Neuverhandlung der Hochschulverträge vor der Tür, und wenn es nach dem Willen des Finanzsenators geht, werden die Finanzierungslücken bei den Universitäten noch größer. Dabei sind jetzt schon bei weit über 100 000 Studierenden in Berlin gerade mal ca. 80 000 Studienplätze voll ausfinanziert, und die geburtenstarken Jahrgänge nach der Wende sowie die „doppelten“ – acht- und neunjähriges Gymnasium – Abiturjahrgänge kommen erst noch an die Uni. Auch bundesweit kranken die Universitäten an chronischer Unterfinanzierung: seit Anfang der 1970er Jahre haben sich die Studierendenzahlen mehr als verdreifacht, die Mittel der Hochschulen aber lediglich verdoppelt. Der vor kurzem groß angekündigte „Hochschulpakt“ der Bundesregierung summiert sich zwar auf 18 Milliarden Euro; allerdings verteilt sich das Geld auf mehrere Jahre und ist letzten Endes immer noch ein Tropfen auf den heißen Stein. Im schlechtesten Fall kommt das Geld überhaupt nicht, denn die Auszahlung steht unter Finanzierungsvorbehalt – und da die Bundesregierung für Bankenrettung, Abwrackprämie und andere, nun ja, „sinnvolle Projekte“ viel geliehenes Geld verpulvert hat, kommt am Ende vielleicht auch gar nichts an die Unis. Die Konsequenzen der Unterfinanzierung durch den Staat sind bereits zu beobachten: neben den teilweise völlig unhaltbaren Studienbedingungen und überaus maroden Universitätsgebäuden sind dabei vor allem die Versuche der Universitäten „interessant“ (for lack of a better word), sich die dringend benötigten Mittel anderweitig zu besorgen. In vielen Bundesländern passiert dies über Studiengebühren, dazu kommt die zunehmende Abhängigkeit der universitären Forschung von „Drittmitteln“, also Geldern, die von der Wirtschaft, von Verbänden oder von Stiftungen kommen. Kritische Forschung ist damit passé.

So wichtig eine angemessene finanzielle Ausstattung für die Hochschulen auch ist, Geld ist nicht alles. Deshalb streiten und streiken wir auch für ein stärker an unseren Bedürfnissen orientiertes Studium – ein Studium, das es uns ermöglicht, auch mal über den Tellerrand hinauszublicken, das uns Zeit für Freunde, Hobbys und gesellschaftliches Engagement lässt, das allen interessierten Menschen offen steht und das bildet, anstatt nur auszubilden. Wir kämpfen für eine Uni, in der wir endlich demokratisch mitentscheiden dürfen, statt vorher ausgeklüngelte Entscheidungen lediglich vorgesetzt zu bekommen. Kurz: wir kämpfen für eine Universität, die ganz anders ist als die existierende. Und die bekommen wir nur, wenn wir aktiv werden.

Deshalb: Auf zur VollVersammlung!


Wo? Im Henry-Ford-Bau, Hörsaal B
Wann? Am Donnerstag, 11.6., um 14 Uhr

Flyer: PDF

OSI-VollVersammlung am Dienstag

Die letzten Wochen in der Institutspolitik waren turbulent, hielten aber für Studierende teilweise gute Nachrichten bereit. Damit die getroffenen Entscheidungen jetzt auch tatsächlich umgesetzt werden und möglichst viele Studierende erfahren, was in den vergangenen Wochen und Monaten passiert ist, haben diverse hochschulpolitische Gruppen am OSI eine VollVersammlung einberufen.
Wo? – Ihnestraße 21, Hörsaal A/Foyer

Wann? – Dienstag, 12. Mai, 14 Uhr

Worum geht’s? – OSI-Diplom, Klaus Roth, Ideengeschichts-Professur, Selbstverständnis des Instituts, und alles, was euch noch wichtig ist – sich selbst einbringen ist ausdrücklich erwünscht!

VollVersammlung an der FU zum Bildungsstreik 2009

Die Ankündigung kommt vielleicht etwas spät, ist aber auch unübersehbar auf dem Campus plakatiert: im Zusammenhang mit den für Juni geplanten Bildungsprotesten an Schulen und Universitäten in ganz Deutschland gibt es am Donnerstag, den 23.4., eine VollVersammlung (VV) an der FU. Diese dient vor allem der Information und einem ersten Austausch darüber, was im Sommer geplant ist. Beginn ist um 14 Uhr im Hörsaal 1a in der Silberlaube.
Weitere Infos: http://www.bildungsstreik-berlin.de/page/

Offener Brief wegen Klaus Roths Kündigung

Wie bereits berichtet, hat das Präsidium die Finanzierung der Gastprofessur von Klaus Roth eingestellt. Das OSI und der Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften übernehmen die Kosten ebenfalls nicht, so dass Roth ab Beginn des Sommersemesters ohne Job dasteht. Verschiedene Menschen aus unterschiedlichen hochschulpolitischen Zusammenhängen (FSI, JuSos, Grüne Hochschulgruppe, Initiative für die Ideengeschichte usw.) haben einen offenen Brief verfasst, den wir an dieser Stelle ebenfalls veröffentlichen:

Offener Brief

An den Präsidenten der Freien Universität Berlin
Herrn Prof. Dr. Dieter Lenzen
Kaiserswerther Str. 16-18
14195 Berlin

An den Kanzler der Freien Universität Berlin
Herrrn Peter Lange
Kaiserswerther Str. 16-18
14195 Berlin
An den neuen Dekan des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften
Herrn Prof. Dr. Klaus Beck
Ihnestraße 21
14195 Berlin

An den geschäftsführenden Direktor des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft
Herrn Prof. Dr. Peter Massing
Ihnestraße 22
14195 Berlin

An die Mitglieder des Fachbereichsrates
Politik- und Sozialwissenschaften

An die Mitglieder des Institutsrates
des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft

Betreff: Situation am Arbeitsschwerpunkt Theorie und Ideengeschichte im Sommersemester 2009
Berlin, d. 11.03.2009

Sehr geehrter Herr Präsident Prof. Dr. Lenzen, sehr geehrte Damen und Herren,

vor einigen Tagen mussten wir erfahren, dass die Vertretungsprofessur in Politischer Ideengeschichte am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften, momentan ausgeführt durch Priv.-Doz. Dr. Klaus Roth, überraschenderweise nicht für das Sommersemester verlängert wird.
Die Vollprofessur Politische Ideengeschichte ist seit der Emeritierung von Herrn Prof. Dr. Göhler vakant und wurde seitdem von Herrn Priv.-Doz. Dr. Roth in Form einer Vertretungsprofessur vertreten. Durch eine Änderung des Strukturplanes am Fachbereich wurde diese Vollprofessur schon im letzten Jahr zu Lasten der Ideengeschichte zu einer Juniorprofessur mit Tenure Track heruntergestuft. Jetzt soll auch noch die Vertretungsprofessur gestrichen werden.
Wir fordern hiermit die verantwortlichen Stellen auf, diese Entscheidung unverzüglich zurückzunehmen um den Arbeitsschwerpunkt Theorie und Ideengeschichte am Institut nicht noch weiter zu schwächen. Darüber hinaus muss auf lange Sicht der Arbeitsschwerpunkt personell und finanziell wieder gestärkt werden, kurzfristig mindestens die Vollprofessur in Politischer Ideengeschichte wiedereingerichtet werden.

Zu den Gründen:
1. Da das Berufungsverfahren für die neu geschaffene Juniorprofessur noch nicht aufgenommen ist und eine Besetzung frühestens zum kommenden Wintersemester möglich ist, gäbe es im Sommersemester überhaupt keine laufende Professur in Politischer Ideengeschichte mehr.
2. Aufgrund der enormen Bedeutung der Politischen Ideengeschichte als Grundlage für jedes politikwissenschaftlich reflektierte Arbeiten sehen zurecht viele Bachelor– und Diplomstudienordnungen Politische Ideengeschichte als Pflichtmodul vor, was u.a. den Besuch der Vorlesung beinhaltet. Da diese Vorlesung ausfallen würde, wäre das Modul im Sommersemester für sehr viele Studierende nicht abzuschließen, und sie wären hinsichtlich der Planung ihres Studiums erheblichen Schwierigkeiten ausgesetzt.
3. Darüber hinaus würden die von Herrn Priv.-Doz. Dr. Roth angekündigten Seminare ausfallen, was das Lehrangebot im Bereich Theorie und Ideengeschichte noch weiter ausdünnen würde. Folge dessen wäre auch, dass sich die Platzsituation in den übrigen Lehrveranstaltungen noch einmal drastisch verschlechtert.
4. Insbesondere für die vielen Lehramtsstudierenden hätte der nicht vorhersehbare Ausfall der Lehrveranstaltungen schwerwiegende Konsequenzen. Da sich Veranstaltungen ihrer 3 Fachbereiche in der Regel überschneiden, muss ein reguläres Angebot dieser Veranstaltungen in jedem Semester gesichert werden. Ein Ausfall hätte für viele Studierende eine erhebliche Verzögerung ihres Studiums zur Folge.
5. Die Theoriesektion der Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) hat in ihrem Offenen Brief an das Präsidium vergangenen Sommer erklärt, dass die Ideengeschichtsprofessur am Otto-Suhr-Institut eine bundesweite Bedeutung einnimmt. Gerade im Zuge der ohnehin stattfindenden Marginalisierung der Ideengeschichte am Institut ist es nicht akzeptabel, das Lehrangebot in diesem Bereich auch nur für ein Semester in dieser drastischen Form einzuschränken. Den Studierenden muss weiterhin die Relevanz der Ideengeschichte für die Politikwissenschaft deutlich sein. Das Lehrangebot im kommenden Semester setzt leider ein entgegengesetztes Signal.
6. Auch verurteilen wir den Umgang mit Herrn Priv.-Doz. Dr. Roth, der seit Jahren an der Freien Universität arbeitet und dem das erwartete Fortlaufen der Vertretungsprofessur unerwartet entzogen wurde. Die Lehrveranstaltungen von Priv.-Doz. Dr. Roth sind durch große fachliche Kenntnis gekennzeichnet. Damit hat er bei vielen Studierenden eine hervorragende Grundlage für das Verständnis des europäischen politischen Denkens gelegt. Vor allem die Vermittlung der Relevanz des Juden- und Christentums sowie des christlichen Mittelalters für das moderne politische Denken gehört zu seinen Leistungen. Nicht zuletzt wegen dieser fachlichen Stärke stellt Priv.-Doz. Dr. Roth eine große Bereicherung für das Institut dar und ist in der Folge auch
bei den Studierenden geschätzt.

Die Zeit bis zum Sommersemester drängt. Der Verbleib von Herrn Priv.-Doz. Dr. Roth am Fachbereich muss von Ihnen gesichert werden. Die angebotene Ersatzbesoldung am Fachbereich ist offensichtlich unzureichend. Es wäre fatal, wenn eine Universität, die vorgibt führend zu sein, es nicht einmal schafft, eine kontinuierliche Vertretungs- bzw. Vollprofessur in Politischer Ideengeschichte zu gewährleisten.

Mit freundlichen Grüßen,
(es folgen die Namen der Unterzeichnenden Personen und Gruppen

FUwatch ist Geschichte

„Nach gut 4 Jahren und über 500 Beiträgen schließt FUwatch heute seine Pforten.“ So leitet der stets anonym gebliebene Niklas seinen letzten Artikel auf dem studentischen Blog FUwatch ein („And so FUwatch faces the final curtain“, vom 28.2.2009) . Damit geht der Studierendenschaft an der FU eines der wenigen aktuellen, kritischen und dennoch lagerübergreifenden Informationsmedien verloren.
Das ist schade, und es bleibt abzuwarten ob sich ein Ersatzmedium (egal ob als Blog oder gedruckt) etablieren kann. In jedem Fall wünschen wir „Niklas“ 😉 alles Gute, und danken für die erhellenden Artikel, die auch uns oft genug als Inspiration, Quelle und Bezugspunkt dienten.

Unterschriftenaktion zur Mensa beendet

In den vergangenen zwei Wochen wurden an der ganzen Uni, mit Schwerpunkt auf die Fachbereiche Jura, Wirtschaftswissenschaften und Politik- und Sozialwissenschaften, Unterschriften für den Erhalt der Mensa I gesammelt (weitere Infos z.b. hier und hier). Die Unterschriftenliste, die mensch sich in diesem Artikel nochmal ansehen kann, entstand aus einer vom FSR Jura angeleierten Vernetzung verschiedener Hochschulgruppen. Am Montag, den 9.2. war nun Stichtag für die Abgabe der ausgefüllten Listen. Insgesamt kamen 1 104 Unterschriften für den Erhalt der Mensa I zusammen, wie die LHG auf ihrem Blog schreibt. Gabriel Babel, Vorsitzender des FSR Jura in der vergangenen Wahlperiode und treibende Kraft hinter der Vernetzung, schreibt in einer E-Mail gar von 1 202 Unterschriften. Eine beachtliche Zahl, die das Studentenwerk hoffentlich unter Zugzwang setzen wird.