Seit dieser Woche gibt es die siebte Ausgabe der OSI-Zeitung an verschiedenen Stellen im Institut zum kostenlosen mitnehmen. Inhaltlich setzen große Artikel zu der Auseinandersetzung um den FSB 700 samt Ideengeschichtsstreit, der politischen Kultur am OSI (s. auch hier) und den Geschehnissen rund um die Immatrikulationsfeier die Schwerpunkte. Ausserdem geht’s um das Ende der politischen Erwachsenenbildung am OSI und die hauseigene FU-Jubelpropaganda. Kurze Meldungen aus dem Institutsalltag, ein Kommentar und eine Glosse runden die Zeitung ab.
Leider müssen wir als FSI OSI zu zwei Artikeln deutliche inhaltliche Kritik loswerden. Zum einen zum Aufmacherartikel „Im Schützengraben“ (S. 1 ff.), in dem behauptet wird, die Fachschaftsinitiative hätte zum „Who the fuck is SFB 700“-Vortrag geladen. Das stimmt schlicht und ergreifend nicht. Wir haben mehrfach auf Treffen darüber diskutiert, ob wir die Veranstaltung mittragen, und sind zu dem Schluss gekommen, dies nicht zu tun. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass keineR der damals Anwesenden sich eingehender mit dem SFB beschäftigt hatte und wir nicht so leicht, quasi aus dem Bauch heraus, eine Veranstaltung zu dem Thema (mit-)veranstalten wollten. Im zweiten Fall geht es um die Glosse „In Dahlem nichts Neues“ (S.9), in der eine Nähe der FSI zur Aktion mit den blutigen Kissen im November hergestellt wird. Auch hier waren wir als Ini in keinster Weise beteiligt, diese Aktion ging nicht einmal von einer hochschulpolitischen Gruppe aus. Es handelte sich dabei um eine Aktion des „Nomadischen Anti-Kriegs-Cafés“, an der natürlich auch Studierende beteiligt waren. Wir hätten uns gefreut, wenn die Redaktion der OSI-Zeitung da vielleicht einmal vorher nachgefragt hätte.
Ansonsten viel Spaß mit der – wie üblich sehr informativen – Zeitschrift und eine angenehme letzte Uni-Woche.
Kategorie: Ankündigungen
Unterschriftenkampagne gegen Schließung der Mensa I
Wie schon auf mehreren anderen Blogs – z.B. auf dem der FSI Wirtschaftswissenschaften – berichtet wurde, soll die Mensa I (auch bekannt als „kleine Mensa“ oder „JuristInnenmensa“) nach dem Sommersemester 2009 für Sanierungsarbeiten geschlossen werden. Für die Sanierung sind dabei sage und schreibe 24 Monate geplant. Angeblich sei dies notwendig, weil andernfalls Auflagen der Gesundheitsbehörde nicht mehr zu erfüllen seien. Seit dem Bekanntwerden dieser Information gibt es allerdings immer wieder widersprüchliche Informationen, was im Anschluss an die Sanierung mit dem Gebäude passiert. Ursprünglich hieß es noch, die Essensversorgung solle auf eine Cafeteria im Erdgeschoss beschränkt bleiben, während die oberen beiden Stockwerke „einer anderen Nutzung zugeführt“ werden. Die Cafeteria würde auch zu Normalpreisen wirtschaften, d.h. kein verbilligtes Essen für Studierende mehr anbieten.
Unklare Verhältnisse
Über die Art der „anderen Nutzung“ herrscht jedoch Unklarheit: auf mehrere Anfragen von Gabriel Babel (Vorsitzender des FSR Jura) schoben sich das Studentenwerk und das Präsidium gegenseitig die Bälle zu. Vor allem die Informationspolitik des Präsidiums lässt für hochschulpolitisch erfahrene Menschen nichts Gutes erahnen. Nachdem gegenüber Gabriel eine Verantwortung zunächst grundsätzlich abgestritten wurde, sicherte das Bauamt der FU ihm zu, eine Stellungnahme abzugeben. Das ist aber bis heute nicht passiert, trotz mehrerer Nachfragen von Seiten der Studierenden. Auch die Baubehörde Steglitz-Zehlendorf weiß noch von nichts, wie die LHG herausfinden konnte – die Behörde schreibt allerdings selber, dass bei baulichen Veränderungen im Inneren des Gebäudes eine Genehmigung ihrerseits nicht unbedingt erforderlich sei. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, müsste allerdings auch das Denkmalschutzamt eingeweiht sein, doch auch dort wusste mensch noch von keinen (Um-)Bauplänen.
Nach mehreren Treffen von Studierenden der betroffenen Fachbereiche (Jura, Wirtschaftswissenschaften, Politik- und Sozialwissenschaft, Biochemie) aus verschiedenen Hochschulgruppen haben wir jetzt eine Unterschriftenliste erstellt, die die Verantwortlichen auffordert:
– die Mensa I dauerhaft zu erhalten
– die Sanierungszeiten auf ein für uns erträgliches Maß zu begrenzen
– die Studierenden und die Gremien der betroffenen Fachbereiche umfassend zu informieren
– die Versorgung der Studierenden zu studentischen Preisen zu sichern.
Die Unterschriftenlisten liegen im AStA und in studentischen Cafés (Café Tatort bei den JuristInnen, Rotes Café bei PolSoz) aus und können ausserdem hier heruntergeladen und ausgedruckt werden. Abgeben kann mensch die ausgefüllten Listen im AStA oder im Café Tatort. Letzteres findet ihr in der Boltzmannstraße 3, das ist das alte Gebäude schräg gegenüber vom Vorplatz des Henry-Ford-Baus.
Wahlergebnisse (vorläufig)
Die vorläufigen Wahlergebnisse für die Akademischen Gremien wurden gestern veröffentlicht. Dabei ergibt sich ein gemischtes Bild, was die Ergebnisse der von uns (mit-)getragenen Listen angeht: positiv ist in jedem Fall, dass die Liste der Fachschaftsinitiativen/Offene Liste bei den Wahlen zum Akademischen Senat (AS) wieder zwei Sitze erobern konnte. Von den anderen beiden Sitzen geht jeweils einer an die LHG und die JuSos/SDS. Im erweiterten AS sitzen sechs VertreterInnen der Fachschaftsinitiativen und jeweils zwei von DEFO/LHG und JuSos/SDS.
An der Sitzverteilung im Institutsrat (IR) des OSI hat sich nichts geändert – die FSI OSI hält weiterhin einen Sitz, der andere geht dieses Jahr an die JuSos. Die Grünen, die sonst immer neben uns im IR vertreten waren, waren dieses Jahr nicht angetreten.
Ganz knapp verfehlt haben wir in diesem Jahr leider, weiterhin zwei Sitze im Fachbereichsrat (FBR) zu erhalten. Die FSI OSI war zusammen mit den anderen Inis am Fachbereich (FSI PuK, FSI Ethnologie) gegen die Jusos, die LHG und eine Liste „Master Soziologie“ angetreten. Die Grünen, die bisher einen Sitz im FBR hatten, hatten auch hier versäumt rechtzeitig einen Wahlvorschlag abzugeben. Letzten Endes fehlten der Ini-Liste 12 Stimmen, um einen zweiten Sitz zu erhalten – so sind in dieser Wahlperiode zum ersten Mal drei studentische „Fraktionen“ im FBR vertreten. Wir hoffen, dass die Zusammenarbeit weiterhin ähnlich gut klappt, wie sie mit den Grünen immer geklappt hat, und dass v.a. die LHG bei allem lang und breit angekündigtem „Pragmatismus“ nicht vergisst, wen sie vertritt (die Studierenden 🙂 ).
Die Wahlbeteiligung lag wie gehabt extrem niedrig. Bei der Wahl zum IR lag sie bei knapp zehn Prozent, bei der FBR-Wahl bei 7,65 Prozent und bei der Wahl zum AS sogar bei weniger als fünf Prozent. Die geringe Wahlbeteiligung allerdings der „Intransparenz“ der linken Gruppen in die Schuhe zu schieben, wie dies im Wahlkampf von einigen Gruppen getan wurde, ist ein starkes Stück – vielmehr wird den meisten Studierenden bewusst sein, dass ihre VertreterInnen in den Gremien (egal ob akademisch oder studentisch, was das angeht) ohnehin allenfalls ein formales Mitspracherecht haben. An einer Demokratisierung der Hochschulen führt kein Weg vorbei, wenn sich hier wirklich etwas ändern soll.
Alle Ergebnisse nochmal zum nachlesen:
Wahl zum AS: http://web.fu-berlin.de/zwv/aktuell/0809ws/2009/bek1.pdf
Wahl zum FBR Politik- und Sozialwissenschaften: http://www.polsoz.fu-berlin.de/verwaltung/media/wahlen/2009-fbr-3.pdf
Wahl zum Institutsrat des OSI: http://www.polsoz.fu-berlin.de/verwaltung/media/wahlen/2009-ir-3.pdf
Die Ergebnisse der Wahlen zum Studierendenparlament (StuPa) und zu den Fachschaftsräten (FSR) werden im Laufe der nächsten Tage veröffentlicht, dieser Artikel wird dann entsprechend ergänzt.
NACHTRAG: Wie angekündigt, nun auch die Ergebnisse der StuPa-Wahl: Die FSI OSI holt in diesem Jahr einen Sitz – das ist einerseits schade, hatten wir doch im letzten Jahr zwei. Andererseits war letztes Jahr ohnehin eine Ausnahme, dazu kommt dass wir – dass muss mensch ehrlich sagen – in diesem Jahr nicht sonderlich engagiert Wahlkampf geführt haben. Gewählte Vertreterin für die FSI OSI ist Christine. Insgesamt reicht es aber nach wie vor für eine stabile Mehrheit für die AStA-Koalition aus linken Listen, FSIn und AusländerInnenlisten. Vorbehaltlich der Koalitionsverhandlungen lassen sich 38 oder 39 Sitze (von 60) dem AStA-Lager zurechnen.
Bei den Wahlen zum Fachschaftsrat waren wir gemeinsam mit den anderen Inis am Fachbereich angetreten. Wie im Vorjahr erhielten wir dabei fünf von sieben Sitzen, die anderen zwei gehen an die LHG.
Die Wahlbeteiligung bei den Wahlen zu den studentischen Gremien lag bei 11,22%, am Fachbereich PolSoz bei 15,7%.
Alle Zahlen (vorläufig):
http://www.fu-berlin.de/sites/studwv/media/Wahlergebnisse/vBekStuPaFSR09.pdf
Wahlparty der Fachschaftsinitiativen!
Hallo liebes Wahlvolk,
am Samstag findet im Anschluss an einen Workshoptag der Fachschaftskoordination (FaKo) die Wahlparty der Fachschaftsinitiativen statt. Es gibt Live-Musik, DJanes, Cocktails, eine Tombola mit tollen Preisen für alle, die mitmachen und natürlich Bier und andere Getränke. Stattfinden wird das ganze im Bethanien (Südflügel), ab 22 Uhr. Das Bethanien liegt direkt am Mariannenplatz mitten in Kreuzberg und ist entweder mit der U-Bahn (U1/U8 Kottbusser Tor) oder mit dem Bus (Linie 140, Haltestelle Mariannenplatz) zu erreichen. Unten haben wir noch den Flyer hochgeladen. Wir hoffen natürlich auf zahlreiches Erscheinen und eine grandiose Party!
P.S.: Wer Interesse hat, auch am FaKo-Tag mitzumachen, kann sich gerne per Mail bei uns melden.
Die Wahlen stehen an…
Wieder einmal ist es soweit: an der FU wird gewählt. In diesem Jahr finden nicht nur wie jedes Jahr die Wahlen zu den studentischen Vertretungen (Studierenparlament und Fachschaftsräte) statt, sondern auch die akademischen Gremien (dazu gehören Akademischer Senat, Fachbereichsrat und Institutsrat) werden neu gewählt. Letztere stehen nur alle zwei Jahre zur Wahl.
Die FSI OSI tritt für’s Studierendenparlament und den Institutsrat als eigene Liste an; bei den Fachbereichs- bzw. Uniweit wählbaren Gremien haben wir gemeinsame Listen mit anderen Fachschaftsinitiativen am Fachbereich respektive der Uni. Passend zur Wahl haben wir noch einen kleinen Text verfasst, den es auch als Flyer geben wird, den wir aber trotzdem auch hier auf den Blog stellen.
– Wer sind wir? „FSI“ steht für Fachschaftsinitiative. Wir sind eine linke, basisdemokratische und parteiunabhängige Hochschulgruppe, die sich vor allem (aber nicht nur) am OSI engagiert. Je nachdem, welches Thema gerade aktuell ist, machen unterschiedlich viele Leute bei uns mit – grundsätzlich sind wir für Alle offen!
– Was machen wir? Wir machen das ganze Jahr über politische Basisarbeit an der Hochschule. Dazu gehört beispielsweise, dass wir die Einführungstage für StudienanfängerInnen mitorganisieren, gemeinsam mit anderen Inis die Semesterauftaktparty schmeißen und andere studentische Gruppen unterstützen. Natürlich sind wir auch in den universitären Gremien aktiv – die FSI OSI ist im Studierendenparlament, im Institutsrat (IR) des OSI und im Fachbereichsrat (FBR) Politik- und Sozialwissenschaften vertreten. In IR und FBR arbeiten wir seit Jahren daran, eine weitere Verschlechterung der Studienbedingungen zu verhindern. VertreterInnen aus der FSI waren und sind zudem in mehreren Berufungskommissionen und Arbeitsgruppen des IR und des FBR aktiv.
– Was wollen wir? Als FSI OSI setzen wir uns seit langem dafür ein, dass ein selbstbestimmtes Studium sowohl am OSI als auch an der FU insgesamt möglich bleibt. Dazu gehört ein ausreichendes Lehrangebot, die Möglichkeit, sich die Studienzeit flexibel einzuteilen, ein ungehinderter Zugang zu Literatur und ein breiter, vor allem auch kritischer Ansatz in Forschung und Lehre. In den vergangenen Jahren haben wir uns aus diesen Gründen – erfolgreich – gegen die Einführung von Maluspunkten in Campus Management und die Schließung der Bibliotheken am Fachbereich PolSoz eingesetzt. Wir kämpfen weiterhin für den Erhalt des Diploms am OSI und gegen das in unseren Augen sinnlose Führen von Anwesenheitslisten. Auch die weitere Entwicklung im Streit um die Ideengeschichtsprofessur werden wir sehr genau im Auge behalten.
– Was ist uns sonst noch wichtig? Wir wollen an einem Institut bzw. an einer Uni studieren, in der KommilitonInnen nicht als Konkurrenz um knappe Plätze, knappe Bücher und – später einmal – knappe Jobs angesehen werden. Wir halten deshalb auch wenig davon, im Wahlkampf hauptsächlich die Auseinandersetzung mit anderen studentischen Gruppen zu suchen. Was wir bekämpfen wollen, ist der zunehmend um sich greifende Ungeist des Nur-an-sich-denkens, die Einschränkung kritischer Forschung und Lehre, die Überbetonung von Leistung auf Kosten der freien Entfaltung im Studium und das Streben nach Elite für Wenige statt guter Bildung für Alle.
Deshalb FSI OSI wählen!
Am 13./14.1.2009 Liste 1 für den Institutsrat
Vom 13.-15.1.2009 Liste 35 für das Studierendenparlament
Der Berufungsstreit geht weiter – Am Mittwoch auf in den FBR!
Wir dokumentieren an dieser Stelle einen Flyer der „Studentischen Initiative für politische Theorie am OSI“ und verweisen auch auf unsere vorige Berichterstattung zum Thema Berufungsskandal am OSI/Abschaffung der Ideengeschichts-Vollprofessur – Link1, Link 2, Link 3.
Skandal-Berufungen am OSI müssen gestoppt werden
Die Auseinandersetzung um die Berufungen am OSI geht in die zweite Runde: Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) hat die geplante Berufung von Sven Chojnacki und Christoph Zürcher mit dem Hinweis auf Verfahrensfehler zurückgewiesen und eine erneute Abstimmung gefordert. Im Fachbereichsrat (FBR) am Mittwoch sollen die Berufungen bestätigt werden, obwohl dem Verfahren jede Rechtsgrundlage fehlt.
Das von Dekanin Barbara Riedmüller vorangetriebene „schlanke Berufungsverfahren“ war damit begründet worden, dass Chojnacki und Zürcher beide einen Ruf an andere Universitäten erhalten hätten, aber an der FU gehalten werden sollten. Mittlerweile hat jedoch Chojnacki das OSI verlassen und eine Professur in Kiel angenommen, so dass eine „Rufabwehr“ gar nicht mehr möglich ist. Im Falle Zürchers gibt es Hinweise, dass er gar keinen Ruf einer anderen Universität als Vollprofessor erhalten hat. Zudem gibt es offenbar Unregelmäßigkeiten mit der Bewerbung Zürchers am OSI: Einem studentischen FBR-Vertreter konnte nur ein Lebenslauf, aber kein Bewerbungsschreiben vorgelegt werden.
Der Berufungsskandal hat bereits in der Vergangenheit das Ansehen des OSI schwer beschädigt, so dass nur eine Nichtbefassung des Tagesordnungspunkts „Berufungen“ weiteren Schaden verhindern kann. Wissenschaftssenator Zöllner kritisierte die „politische Kultur“ am OSI, auch weil im vergangenen Semester ProfessorInnen die Möglichkeit der Stimmabgabe im Berufungsverfahren verweigert wurde. Die Streichung der Vollprofessur „Politische Ideengeschichte“ im OSI-Strukturplan, um zwei für Chonjacki und Zürcher maßgeschneiderte Konfliktforschungs-Professuren zu schaffen, hatte in Wissenschaftlerkreisen für Aufregung gesorgt.
Wir fordern:
– die Ablehnung der beiden offensichtlich rechtswidrigen Berufungen
– eine Diskussion am Institut über den Strukturplan
– eine Vollprofessur „Politische Ideengeschichte“
Kommt in die Sitzung des Fachbereichsrats!
Mittwoch, 10. Dezember, 9:00, Ihne 21/B
Studentische Initiative für politische Theorie am OSI
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Wer mehr wissen möchte, hier der Hintergrund:
Zu Beginn des Sommersemesters 2008 wurde der Strukturplan des OSI verändert, mit dem Ziel, Sven Chojnacki und Christoph Zürcher Vollprofessuren zu verschaffen und sie dadurch am OSI zu halten. Beschlossen wurde dies im sogenannten „Professorium“, einem inoffiziellen Treffen der in den Gremien stimmberechtigten ProfessorInnen. Vorangetrieben wurden diese Berufungen – mit Unterstützung des Präsidiums – vor allem vom Dekanat und von den am Sonderforschungsbereich 700 maßgeblich beteiligten ProfessorInnen. Zürcher und Chojnacki waren dort zu diesem Zeitpunkt stark eingebunden.
Die Schaffung von Professuren gilt als Strukturentscheidung, die eigentlich öffentlich am Fachbereich und am Institut diskutiert werden. Da in diesem Fall jedoch von Anfang an die Veränderung der Struktur mit den Personen Chojnacki und Zürcher verbunden war, wurde die Entscheidung kurzerhand als Personalfrage deklariert und sowohl im FBR als auch im Institutsrat (IR) in den nicht-öffentlichen Teil der Sitzungen verlegt. Dadurch wurde eine Entscheidung, welche die langfristige Ausrichtung des Fachbereichs betrifft, der öffentlichen Diskussion entzogen.
Die beinahe gleichlautenden Vollprofessuren „Vergleichende Politikwissenschaft und empirische Friedensforschung“ und „Vergleichende Politikwissenschaft und Sicherheitspolitik“ wurden am 4. Juni in einem neuen Strukturplan verankert. Ziel war es, sie noch vor Beginn des Wintersemesters direkt an die beiden Dozenten zu vergeben. Die Finanzierung dieser Professuren ginge auf Kosten der Vollprofessur „Politische Ideengeschichte“, die im Strukturplan zu einer Juniorprofessur degradiert wurde.
Ein vom Allgemeinen Studierenden-Ausschuss (AstA) in Auftrag gegebenes unabhängiges Gutachten bewertete dieses Vorgehen als rechtswidrig: Die Verknüpfung von Struktur und Personalien, sowie die Vergabe der Professuren an die beiden weißen Männer ohne öffentliche Ausschreibung verletze das Prinzip der „Bestenauslese“ und verstoße gegen Frauenförderungsrichtlinien, sowie das Allgemeine Gleichstellungsgesetz.
In den Semesterferien wurde in der ersten der beiden Sitzungen des Fachbereichsrats (FBR) ein studentisches Gruppenveto gegen die Berufungen eingelegt, das jedoch nur aufschiebende Wirkung hatte. Das Gremium beschloss am 10. September die Ein-Mann-Berufungslisten – trotz der rechtlich ungeklärten Lage. Dabei wurde den ProfessorInnen, die nicht im Fachbereichsrat sind, die Möglichkeit verweigert, sich an der Abstimmung zu beteiligen.
Gegen die Weitergabe der Berufungslisten an Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner gaben die Gruppe der Studierenden, die ausgeschlossenen ProfessorInnen und die dezentrale Frauenbeauftragte jeweils ein Minderheitenvotum ab, das dem Senator zusammen mit den Listen vorlag.
Ein wenig Werbung…
Heute mal ausnahmsweise ein wenig Werbung in eigener Sache: wie die/der aufmerksame BeobachterIn wahrscheinlich bereits mitgekriegt haben, kommt dieses Jahr Horst Köhler zur Immatrikulationsfeier. Dieser hohe Besuch macht besondere Maßnahmen nötig: so dürfen zum ersten Mal nur Erstsemester auf die Immatrikulationsfeier. Wurde eine Zeit lang unter den Studierenden noch darüber spekuliert, ob dann das Vorzeigen des Studienausweises genügen würde, herrscht mittlerweile Klarheit über das Prozedere. StudienanfängerInnen, die eine Einladung wollen, müssen ihre Personalien – und die von maximal zwei Begleitpersonen – bei der FU abgeben. Die leitet die Daten, samt persönlicher E-Mailadresse und Telefonnummer, ans Bundespräsidialamt weiter. Wer dort die Daten überprüft und was anschließend damit passiert, darüber gibt es keine Informationen.
Wozu es Informationen gibt, sind Protestaktionen: Studierende höherer Semester und „Erstis“, die keine Lust auf bespitzelt-werden hatten, haben eine Alternativveranstaltung angemeldet. Die Polizei verlegte die Kundgebung zwar vom gewünschten Platz vor dem Denkmal an die Ecke Garystraße/Boltzmannstraße; doch auch hier können wir zeigen, dass wir lieber unsere eigene Imma-Feier veranstalten, als Lenzens Selbstbeweihräucherung zuzuhören und uns vom BKA ausspähen zu lassen.
Also kommt zahlreich zur Offenen Immatrikulationsfeier – von Studierenden, für ALLE Studierenden, MitarbeiterInnen, Profs, Eltern, Außerirdische… Es wird Musik, Redebeiträge, Getränke und eventuell VoKü geben. Je mehr wir sind, desto deutlicher setzen wir ein Zeichen dass dies auch unsere Uni ist!
Mittwoch, 5.11. ab 9 Uhr an der Kreuzung Garystraße/Boltzmannstraße (zwischen Henry-Ford-Bau und Wirtschaftswissenschaftlicher Fakultät).
Und am nächsten Tag findet die wie jedes Jahr bestimmt großartige Semesterauftaktparty der FSIn statt. Ebenfalls wie jedes Jahr im Festsaal Kreuzberg, mit guter Musik, billigen Getränken und Cocktailtresen. Anders als letztes Jahr gibt es auch wieder eine VoKü, falls mensch vom Tanzen Hunger kriegt.
P.S.: Für beide Veranstaltungen werden noch HelferInnen gesucht. Wer sich angesprochen fühlt, kann ja mal eine E-Mail an fsiosi@web.de schreiben.
Auf in ein neues Semester!
In gut einer Woche ist es soweit, dann beginnt ein weiteres Semester am OSI. Gegenüber den letzten Jahren hat sich eines ganz entscheidend verändert: erstmals seit der Gründung des Otto-Suhr-Instituts wird es keine StudienanfängerInnen geben, die im Diplomstudiengang eingeschrieben sind. Denn auch wenn dieser Studiengang noch besteht, wurde die Zulassungszahl dafür durch einen Beschluss des Akademischen Senats am 25.6. diesen Jahres auf 0 (ja richtig, Null) gesetzt. Alle Versuche verschiedenster studentischer Gruppen und Einzelpersonen, aber auch von einigen ProfessorInnen, diesen Beschluss zu verhindern, blieben letztlich erfolglos. Stattdessen setzte sich der Fachbereichsrat (FBR) mit seiner etwas seltsamen Logik, das Diplom vorrübergehend auszusetzen um es „zu retten“, durch. Die ganze Absurdität dieser Argumentation lässt sich hier nochmal verfolgen. Ebenfalls zu „Dank“ für diese Maßnahme verpflichtet sind wir dem Berliner Bildungssenator Zöllner und dem Vorsitzenden des Wissenschaftsrats Becker, die beide massiv Druck auf das OSI ausübten, das Diplom einzustellen. Wäre es nach diesen beiden Herren gegangen, sogar dauerhaft. Die Antwort auf die Frage, wie in gerade einmal sechs Semestern gelernt werden soll, wie mensch eigenständig wissenschaftlich arbeitet, Kritik übt oder über sein Fach hinausdenkt, bleiben die Apologeten des Bologna-Prozesses (den der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin hier als „Fehlschlag“ bezeichnet) weiterhin schuldig. Nun hilft nur abwarten: die Entscheidung, wieder Studierende zum Diplom zuzulassen, fällt frühestens nächstes Sommersemester. Auch ob der Bachelorstudiengang nun, da die wichtigse Alternative entfallen ist, weiterhin so vergleichsweise „locker“ gehandhabt wird, wird sich zeigen. Wir haben auf jeden Fall ein Auge drauf.
Auch weitere Konflikte, die uns als Studierende direkt betreffen, haben sich aus dem letzten Semester erhalten: die Auseinandersetzung um den Strukturplan (s. hier) beispielsweise. Der neue Strukturplan wurde zwar in gleich zwei Feriensitzungen des Fachbereichsrats (üblich ist maximal eine) durchgeboxt, doch die beiden Dozenten zu deren Gunsten dies geschah sind dennoch dem Ruf an andere Hochschulen gefolgt. Nun hat das OSI also einen Strukturplan mit zwei maßgeschneiderten Stellen, aber vorerst niemanden der diese beiden Stellen ausfüllen könnte. Wir fordern daher erneut, auch in diesem Semester, die volle Wiederherstellung der Ideengeschichtsprofessur. Ebenfalls erhalten bleiben wird uns wohl die Auseinandersetzung um die Fachbereichsbibliotheken (siehe z.B. hier). Hier heißt es vor allen Dingen „wachsam bleiben“, denn die Pläne des Präsidiums sind nicht vom Tisch, und es gibt bereits Anzeichen für eine Taktik der schleichenden Verschlechterung der Arbeits- und Lesebedingungen am Fachbereich. Vermutlich soll nach immer weiteren Zusammenlegungen, Lesesaal-Verlegungen und Bücherkürzung der Umzug in die Universitätsbibliothek als „bessere Alternative“ dargestellt werden. Auch das werden wir nicht unwidersprochen hinnehmen.
Doch wir wollen nicht immer nur meckern. Für diejenigen, die dieses Semester mit dem Studium anfangen: es erwartet euch auf jeden Fall ein interessantes – aber nicht perfektes – und streitlustiges – wenn auch oft viel zu zahmes – Institut. Es gibt immer noch kritische DozentInnen am OSI, und eine Menge an der Hochschule und ausserhalb engagierte Studierende. Mit der (wenn auch befristeten) Berufung von Frau Dr. Vinz auf eine Stelle für „Gender und Diversity Studies“ tut sich zum ersten Mal seit der Emeritierung von Prof. Grottian sogar wieder was im Gender-Bereich. Als Studierende ist unser Einfluss auf die Gestaltung des Instituts nicht ganz so beschränkt, wie der Blick auf die Gremienordnung es auf den ersten Blick erscheinen lässt: das letzte Jahr hat mit Bibliotheksskandal und Strukturplanauseinandersetzung gezeigt, dass durch massiven Druck „von unten“ sich zumindest eine breite öffentliche Diskussion erreichen lässt. Im Fall der Bibliotheken wurden sogar die angeblich bereits abgesegneten Präsidiumspläne auf Eis gelegt. Es gibt spannende Seminare von Studierenden (leider viel zu wenige), sowohl für StudienanfängerInnen als auch für Fortgeschrittene. Und wir arbeiten daran, dass die Einschränkungen hinter den positiven Beschreibungen weniger werden…
In diesem Sinne: Einen guten Start ins neue Semester! Für Solidarität und freie Bildung! Und nicht zuletzt: Lenzen absägen…
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P.S.: Termine:
– 1.10.: Beginn der Anmeldefrist im Campus Management.
– 6. – 9.10.: Anmeldezeitraum für Sprachkurse (in der Silberlaube)
– 7. – 9.10.: Einführungstage für Erstsemester am OSI
– 28.10.: Erstes Initreffen im neuen Semester: 16-18 Uhr am/im Roten Café
– 6.11.: Semesterauftaktparty im Festsaal Kreuzberg, zusammen mit anderen FSIs: 21 Uhr, nahe U Kottbusser Tor
Der Strukturplan schmeckt uns nicht!
Es gibt Dinge, die lassen sich gut vermengen, ja, die soll mensch sogar vermengen: Wasser, Hartweizengrieß und Ei beispielsweise ergeben leckeren Nudelteig. Bei anderen Sachen ist eine Vermengung hingegen weniger zu empfehlen. In die Reihe dieser Dinge reiht sich neben Essig und Backpulver, Materie und Antimaterie und einigen anderen ungesunden Dingen nun die Vermengung von Struktur- und Personalentscheidungen am OSI ein. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest ein Rechtsgutachten, welches der AStA der FU in Auftrag gegeben hatte, um die Strukturplanänderung (s. hier) am OSI überprüfen zu lassen. In diesem Gutachten wird klipp und klar festgestellt, dass die Entscheidungsfindung bei der Änderung des Strukturplans am OSI – und damit auch der neu beschlossen Strukturplan – nicht rechtmäßig war. Nur mal kurz zur Erinnerung: Entscheidungen, die die Struktur eines Instituts betreffen, müssen öffentlich diskutiert werden – das sieht das Berliner Hochschulgesetz (BerlHG) vor. Bei Personalfragen wird hingegen unter Ausschluss der Öffentlichkeit diskutiert. Da der vor kurzem verabschiedete neue Strukturplan des OSI recht konkret auf zwei Personen zugeschnitten ist, wurde der Plan in einer Institutsratssitzung Ende Mai im nichtöffentlichen Teil besprochen, mit Verweis darauf, dass dies eine Personalangelegenheit sei. Der einzige anwesende Student wurde aus dem Raum geschickt, da er kein stimmberechtigtes Mitglied des IR ist. Eben dieses Vorgehen, so der Anwalt des AStA, sei aber nicht rechtmäßig.
Doch damit nicht genug der Kritik: auch das „verschlankte“ Berufungsverfahren, bei dem eine Kommission lediglich über die „fachliche Eignung“ der Bewerber entscheidet (anstatt unter einer Vielzahl an BewerberInnen die/den GeeignetsteN herauszufinden), sei in einem Fall nicht möglich. Einer der beiden Kandidaten sitzt auf einer befristeten W2-Professur, die nicht einfach so entfristet werden dürfe. Der in Art. 33 Grundgesetz vorgeschriebenen öffentlichen Ausschreibung öffentlicher Ämter wird nämlich im „verschlankten Verfahren“ keine Rechnung getragen. Als weiteren Punkt führt das Gutachten aus, dass die konkurrenzlose Einstellung zweier weißer Männer sowohl gegen das Allgemeine Gleichstellungsgesetz als auch gegen die Frauenförderrichtlinie der FU Berlin verstößt. Doch wenn jetzt alle FreundInnen der Ideengeschichte aufatmen: übertriebener Grund zur Freude ist dieses Gutachten nicht. Das FU-Rechtsamt wird sowohl das Gutachten als auch dessen Gegenstand – die Strukturplanänderung – erneut prüfen; da das Rechtsamt in der Vergangenheit häufig „FU-freundlich“ entschieden hat, kann es durchaus sein, dass Lenzens Justiziare zu einem anderen Ergebnis kommen. In der Zwischenzeit nahen die Semesterferien, in der es die Studierenden erfahrungsgemäß schwer haben, sich zu organisieren und „am Ball zu bleiben“.
Wie geht es weiter?
Davon abgesehen, haben sich die Verantwortlichen an Institut und Fachbereich in eine ziemliche Sackgasse manövriert: sie müssen die Besetzung der neu geschaffenen Stellen schnell durchziehen, wenn sie die beiden fraglichen Personen nicht doch noch „verlieren“ wollen. Dies zuzugeben, stellt andererseits aber eine offensichtliche Bestätigung des Vorwurfs dar, dass der Strukturplan von Beginn an mit Personalfragen verknüpft wurde – was, wie oben ausgeführt, unrechtmäßig ist. Im Extremfall könnte dies zu einer Klage und einer Rückgängigmachung der Strukturplanänderung führen – dann aber vermutlich zu einer Zeit, in der beide Lehrstühle (und die Juniorprofessur Ideengeschichte!) schon besetzt wären. Was mit Sicherheit weder der Atmosphäre am noch dem Ruf des OSI gut tun würde. Doch auch für die Studierenden ist die Situation nicht unproblematisch: schließlich gibt es zumindest im Fall einer der zwei Personen auch eine große studentische Initiative, ihn zu halten. Zudem begrüßen wir natürlich grundsätzlich (nicht in der konkreten Ausgestaltung!) die Aufstockung der Lehrstühle am OSI. Allerdings sollte eines klar sein: falls es zu einer juristischen Auseinandersetzung und einer Rückgängigmachung des Strukturplans oder anderen negativen Folgen kommen, so ist dies nicht unsere Schuld! Die liegt vielmehr bei jenen, die trotz jahrelanger studentischer Forderungen nach Einbindung in Entscheidungsprozesse immer noch der Meinung waren, mittels formalrechtlicher Winkelzüge die Studierenden von solch weitreichenden Entscheidungen ausschließen zu können!
Doch eventuell könnte ein Kompromiss gefunden werden: nämlich im Erhalt der Ideengeschichte als Vollprofessur. Ein Weg dazu wäre die von Brose ins Gespräch gebrachte, angeblich mögliche Aufstockung der Juniorprofessur (W1) zu einer W2-Professur. Ein anderer wäre, das offensichtlich vorhandene Interesse des Präsidiums und des Sonderforschungsbereichs am Verbleiben der zwei umworbenen Dozenten auszunutzen. Dazu müsste (am besten mit den Buchstaben des Gesetzes im Rücken) den Verantwortlichen klargemacht werden, dass wir den Strukturplan nur dann akzeptieren, wenn das OSI noch eine halbe Stelle mehr kriegt und somit die Ideengeschichte wieder zu einem vollwertigen Lehrstuhl wird.
Der Kampf um den Erhalt der Ideengeschichte geht also weiter, schon nächsten Mittwoch (16.7.) im Fachbereichsrat. Um 9 Uhr s.t. im Hörsaal B der Ihnestr. 21. Je mehr Menschen wir dabei sind, desto besser!
Ach ja, und wir sind mal so frei, folgenden Text von Dr. Rauschenbach zu veröffentlichen:
Das war schon immer so?
Über Demokratie, Macht und Strukturentscheidungen am OSI
Wie funktioniert Herrschaft? Das ist eine Grundfrage von Politikwissenschaft, mit der sich Studierende dieses Fachs während ihres Studiums auseinandersetzen. Aber Herrschaft ist nicht gleich Herrschaft. Eine besondere Herrschaftsform ist die Volksherrschaft oder Demokratie, deren Charakteristika geregelte und damit transparente Verfahren der Entscheidungsfindung durch alle Mitglieder eines Gemeinwesens (Staatswesen, Institutionen, Unternehmen) sind. Demokratie ist der Grundwert, von dem aus eine politikwissenschaftlich fundierte Herrschaftskritik geschieht. Nun sind seit geraumer Zeit diskursive Verschiebungen bemerkbar. Von postdemokratischen Verhältnissen ist die Rede und man weiß nicht genau, inwieweit sich in dieser Rede empirische Elemente mit normativen vermischen. Demokratie, das ist sicher, macht Umstände, die manch eine Unternehmensführung schon aus Gründen der Effizienz gerne vermiede. Das Unternehmen Universität ist von diesen Gelüsten, zumal in Zeiten der Elitenbildung und des Sparzwangs, wo es so oder so ums Geld geht, nicht ausgenommen. Jedenfalls drängt sich der Eindruck auf, dass gerade „Eliteuniversitäten“ sich die Zeit für ordentliche demokratische Entscheidungsverfahren nicht mehr leisten können/wollen, wenn sie auf die Einhaltung bestimmter Verfahrenregeln bei der Berufung verzichten.
Man sagt uns: Was regt ihr euch auf. Das war doch schon immer so.
Natürlich weiß jeder und jede, die in Berufungsverfahren saßen, dass jenseits und unterhalb der formellen Verfahrensebene informelle Absprachen stattgefunden haben – bis hin zu dem Punkt, wo das formelle Verfahren durch Eingriffe von oben im Nachhinein zunichte gemacht wurde. Das führt zu Frust und Unlust bei der Mitwirkung an derartigen Verfahren. Nichtsdestotrotz ist die Einhaltung der Verfahren mit klaren demokratischen Regeln (auch wenn diese mit Gruppenprivilegien ausgestattet sind) die einzige Methode, Prinzipien einer Hochschule in der Demokratie mit einer pluralistisch durch die verschiedenen universitären Gruppen definierten Qualitätssicherung aufrecht zu erhalten. Wir haben große Sorge, dass diese Prinzipien aktuell in Gefahr sind. Man sagt uns: Was regt ihr euch auf. Das war doch schon immer so. Aber dieses Argument ist aus drei Gründen unaufrichtig und falsch.
1. Das Argument stimmt empirisch nicht. Richtig ist, dass mehrere Verfahren am Fachbereich hochproblematisch gelaufen sind. Aber eben diese Probleme entstanden nicht durch Verfahren, sondern durch spätere Intervention.
2. Das Argument ist wissenschaftspolitisch falsch. Niemand wird behaupten, dass es rein objektive Maßstäbe zur Auswahl der besten KandidatInnen unabhängig von gleichzeitig vorhandenen wissenschaftstheoretischen und -politischen Grundsätzen und Orientierungen gibt, auch wenn im Einzelfall klare Übereinstimmungen auch in heterogen zusammengesetzten Kommissionen möglich sind. Gerade die Garantie dieser Heterogenität und die damit zugestandene demokratische Entscheidungsfindung ist allerdings die Basis von Wissenschaft in der Demokratie. Alles andere führt zu Klientelismus und dient implizit der Herabsetzung der wissenschaftlichen Leistungs- und Kritikfähigkeit.
3. Das Argument ist demokratietheoretisch hochproblematisch. Demokratie zielt in ihrem Grundsatz auf mehr und nicht weniger Beteiligung. Eine Hochschule in der Demokratie kann sich von diesem Grundsatz nicht verabschieden, ohne ihre eigenen Voraussetzungen zu gefährden.
Das Prinzip der freiwilligen Knechtschaft
Warum ist das Argument gleichwohl im Umlauf? Eine Antwort könnte sein, dass es schon immer gut gewirkt hat. Étienne de la Boëtie, Autor der kleinen Schrift Von der freiwilligen Knechtschaft sorgte bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts für entsprechende Aufregung, als er in einer leidenschaftlichen Untersuchung der Frage, warum und wie Herrschaft funktioniert, eine entsprechende Antwort gab. Gewiss ist in seiner Schrift einerseits vom Tyrannen die Rede und damit von undemokratischen Herrschaftssystemen. Andererseits, und darin liegt die Modernität der Analyse, funktioniert gerade die Tyrannei durch Systeme der Komplizenschaft. Tyrannen sind auf Menschen angewiesen, die freiwillig Knechte sind.
Betrachten wir uns doch einmal versuchsweise im Spiegel dieser humanistischen Herrschaftskritik. Als ersten Grund für die freiwillige Knechtschaft nennt La Boëtie die Gewohnheit. „Das war schon immer so“, ist die prototypische Antwort von Untertanen. Der zweite Grund ist der „Köder der Knechtschaft“, so wie er in kleinen Schnittchen am Buffet der Großen ausgelegt wird. Den wichtigsten Grund, gleichsam „das Geheimnis und die Erklärung der Herrschaft“, sah La Boëtie schließlich in einem perfekten System der Günstlingswirtschaft: Einer hat fünf oder sechs Vertraute, die wiederum halten sich „sechshundert, die unter ihnen schmarotzen“, die schließlich verleihen weiteren sechstausend unter ihnen irgendeinen Rang usf.
Der Endeffekt ist ein System, in dem jeder glaubt, durch ein bisschen Buckeln Karriere zu machen und damit am Reichtum und der Macht partizipieren zu können. Sagte vor knapp 500 Jahren La Boëtie.
Muss man sich noch fragen, warum die Ideengeschichte am OSI keine Zukunft mehr hat?
Prof. Dr. Brigitte Rauschenbach in Zusammenarbeit mit der studentischen Initiative für Politische Theorie am OSI
Bericht aus dem OSI-Rat vom 25.6.2008
In einer wegen Prüfungswoche schwach besetzten – das Gremium war nicht einmal beschlussfähig – Sitzung des Institutsrats des OSI ging es vergangene Woche um mehrere interessante Themen. Die Sitzung entwickelte sich denn auch schnell zu einem Zwiegespräch zwischen Massing und den anwesenden StudierendenvertreterInnen; von professoraler Seite war ausser Massing ohnehin nur Sven Chojnacki erschienen.
Zunächst berichtete Frau Zehrer (Bibliotheksleitung) von der letzten Sitzung der Bibliothekskommission. Viel interessantes kam dabei nicht zu Tage – erst als eine Studierende die mittlerweile mehr als 800 für den Erhalt der Bibliotheken gesammelten Unterschriften übergeben wollte, kam etwas Bewegung in die Sache. So werden sich Massing und Lehmkuhl (die für Bibliotheksfragen zuständige erste Vizepräsidentin der FU, s. auch hier und hier) am 11.7. in einem nicht-öffentlichen Gespräch erneut mit der Zukunft der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek(en) befassen. Massing kündigte dabei an, die 800 Stimmen auf den Unterschriftenlisten mit zu vertreten. Auch der Fachbereichsrat wird sich in einer der nächsten Sitzungen erneut öffentlich mit dem Thema befassen – in diesem Semester kommen dafür nur noch die Sitzungen am 2. und am 16. Juli in Frage. Sobald wir einen konkreten Termin erfahren, wird es hier eine Ankündigung geben.
Diskussionen gab es wiederum um die Zielvereinbarungen zwischen OSI und Präsidium. Wie bereits im letzten Semester vom I-Rat beschlossen, werden die Mittel „verwaister“ Kostenstellen in den OSI-Haushalt umgeleitet. Als „verwaist“ gilt eine Stelle derzeit, wenn ihrE InhaberIn länger als ein Jahr ausgeschieden ist und an keinen drittmittelgeförderten Projekten mehr arbeitet. Interessant wurde es hingegen bei einem ganz anderen Punkt, der zumindest für mich recht überraschend kam: das OSI ist derzeit tatsächlich überbesetzt, was Dozierende und Wissenschaftliche MitarbeiterInnen angeht. Das Präsidium möchte diesen „Missstand“ gerne beseitigen und hat den Fachbereich dazu gebracht, die Kosten für diese Stellen schrittweise selbst zu übernehmen. Dies schränkt die finanziellen Spielräume des Fachbereichs erheblich ein, allerdings soll niemandem deshalb gekündigt werden. Dennoch wird dies in den nächsten Jahren auch zu einer weiteren Verschlechterung der Lehre führen – die Zahl der HochschullehrerInnen reduziert sich von 16 oder 18 (Massing war sich selbst nicht ganz sicher) auf jene zwölfeinhalb Stellen, die im neuen Strukturplan (s. hier) vorgesehen sind. Das Institut wird sich aber in jedem Fall „bemühen“ (wieder Massing), die Lehrausfälle zumindest teilweise durch die Vergabe von zusätzlichen Lehraufträgen auszugleichen.
Weiterhin baut das OSI bis nächstes Jahr ein sog. „Self-Assessment“ auf seiner Homepage auf. Vorbild ist dabei die Uni Mannheim, die derartiges bereits für Interessierte anbietet. Wer sich das ganze mal ansehen will, kann dies hier tun. Damit sollen potenzielle StudienanfängerInnen vorab überprüfen können, ob das Studium am OSI ihren Vorstellungen von Politikwissenschaft entspricht. Auf die Frage von Studierenden, wer denn das System so programmiert, dass es die zum Institut „passenden“ Antworten erkennt und wer definiert, was „passend“ ist, reagierte Massing mit Unverständnis: schließlich sei es erstens „Konsens, was Politikwissenschaft ist“ (interessant, v.a. wenn mensch sich der Diskussion einen Tag zuvor entsinnt, die FUWatch hier nochmal zusammenfasst), und zweitens setze die aktuelle Studienordnung die Standards, da gebe es ohnehin keine Spielräume für verschiedene Sichtweisen. Dennoch werde sich wohl nächstes Semester, vielleicht auch erst nächstes Jahr eine Arbeitsgruppe unter der Leitung der Studiendekanin Fr. von Oppeln gründen, in der dann auch Studierende vertreten sein werden. Auf die Frage, ob dieses Self-Assessment denn meßbare Ergebnisse hervorbringt und was das Ganze koste, musste Massing erstens zugeben, dass es keine empirisch stichfesten Belege für den Nutzen eines solchen Vorab-Checks gebe, dass aber die Implementierung auch nicht weiter teuer – aber zeitaufwendig – sei.
Gute Nachrichten gab es diesmal auch, für einen Weiterbildungsstudiengang erhält das OSI für fünf Jahre eine W2-Professorin für „Gender & Diversity Studies“, die auch Veranstaltungen im normalen Studienbetrieb am OSI anbieten wird. Zumindest im Bereich Gender darf damit wieder auf ein etwas breiteres Lehrangebot gehofft werden.
Das Wichtigste zuletzt: Das OSI-Diplom
Später am selben Tag senkte sich im Akademischen Senat der Vorhang für das OSI-Diplom, vorher wurde den Studierenden im Institutsrat die ganze Aktion und die weiteren Zukunftsaussichten für das Diplom erläutert: die Begründung für die vorübergehende Einstellung des OSI-Diploms bleibt merkwürdig (s. hier), Massing erläuterte aber auch dass das OSI bzw. der Fachbereich wohl massiv Druck von „ganz oben“ bekommen haben. Sowohl der Wissenschaftssenator des Landes Berlin als auch der Wissenschaftsratvorsitzende, ein Herr Becker, haben demnach mehrfach auf die (völlige) Abschaffung des Diploms gedrängt. Wieso sie in einem Jahr ihre Meinung geändert haben sollten und dann wieder mit Freuden auf die Neuzulassung von Diplomstudierenden am OSI blicken werden, konnte Massing allerdings auch nicht erklären. Andererseits ist Hajo Funke wohl gerade sehr aktiv für den Erhalt des Diploms und hat mittlerweile „auf allen Ebenen“ (Massing) eine Zusage erhalten, dass das Diplom weitergeführt wird – Lenzen himself eingeschlossen. Massing machte jedoch auch klar, dass über das Diplom vorerst nicht weiter diskutiert wird und dass er sich nicht sicher sei, ob das Diplom die Rettung überhaupt wert ist. Auf die Aufforderung einer Studierendenvertreterin, doch wenigstens als Institutsrat eine Protestresolution zu beschließen, wurde darauf verwiesen, dass das Gremium nicht beschlussfähig sei. Sven Chojnacki, offenbar um Deeskalation bemüht, warf an dieser Stelle ein, dass die vorübergehende Aussetzung des Diploms zumindest die Chance biete, diesen Studiengang zu erhalten. Ob – wie derzeit üblich und auch immer wieder genutzt – weiterhin, also auch für die im kommenden Semester neu immatrikulierten Studierenden, der Wechsel vom BA zum Diplom möglich sein wird, blieb offen. Massing wollte hier weder eine Zusage geben noch eine Absage erteilen.