Vom Diplom zum „Bachelor of Honours“

Das Ende des OSI-Diploms ist abzusehen. Zwar wird der Studiengang wohl auch im kommenden Semester nicht komplett eingestellt, sondern (wie bereits im letzten Jahr) „nur“ niemand dafür zugelassen, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Akademische Senat auch formal den letzten Schritt macht. Alle Zusicherungen, die uns Studierenden damit seit der de-facto-Abschaffung des Diploms zum letzten Wintersemester gegeben wurden, sind damit dahin. Doch die Schuld liegt dieses Mal nicht beim Präsidium, im Akademischen Senat und schon gar nicht am Fachbereich oder am OSI. Der Druck, das Diplom einzustellen, kommt vom Berliner Senat, v.a. vom Bildungssenator Zöllner, und von den Richtlinien, welche die Kultusministerkonferenz (KMK) zur Umsetzung des Bologna-Prozesses in Deutschland erstellt hat.
Am OSI, wo viele Dozierende und Studierende den Diplom-Studiengang höher schätzen als den BA, setzen sich nun mehrere Personen (darunter die Studiendekanin Cilja Harders, Hajo Funke und die Leiterin des Studienbüros, Gisela Rossa-Dubray) für die Schaffung eines „großen Bachelors“ in Form eines abgespeckten Diploms ein. Die drei oben erwähnten VertreterInnen vom OSI sowie die studentischen VertreterInnen aus Instituts- und Fachbereichsrat waren am gestrigen Donnerstag zu einem ersten Gespräch über die neue Studienordnung ins Präsidium eingeladen. Die Stimmung im Gespräch mit Vizepräsidentin Christine Keitel-Kreidt und anderer VertreterInnen des Präsidiums war dabei weitgehend konstruktiv, auch wenn es erwartungsgemäß Differenzen gab.
Unterschiedliche Vorstellungen gab es bereits beim Namen: der auch im Titel dieses Artikels verwendete „Bachelor of Honours“ stieß beim Präsidium auf wenig Gegenliebe, denn die KMK macht auch bei der Namensgestaltung von konsekutiven Studiengängen überaus genaue Vorgaben. Vorerst bleibt also unklar, wie und ob sich eine Sonderstellung dieses vierjährigen BA-Studiengangs bereits im Namen ausdrücken lässt. Nach einem ersten Konzept, welches Harders und Rossa-Dubray für den neuen Studiengang entworfen hatten, sollte dieser wie folgt aussehen:
– das Grundstudium (Semester 1-4) bleibt identisch zum derzeitigen modularisierten Diplom und zum dreijährigen BA
– im Hauptstudium orientiert sich der neue Studiengang eher am Diplom, inklusive Projektkurs
– es ist möglich, nach dem 4. Semester nur noch zwei Semester zu studieren, und als „fast track“ mit dem bereits bestehenden BA abzuschließen
– um Leistungspunkte (LP) gegenüber dem Diplom zu „sparen“, müssen im Hauptstudium nur noch zwei Wahlpflichtmodule statt derzeit drei belegt werden, ausserdem reduziert sich das Pflichtpraktikum von sechs auf vier Monate
– die Abschlussarbeit gibt ebenfalls weniger LP (30 statt 38 im Diplom), darf dafür etwas kürzer als eine Diplomarbeit sein und beinhaltet eine mündliche Prüfung
– Regelstudienzeit: 8 Semester, nach denen mensch 240 LP erworben hat (alter BA: 180 LP, Diplom: 270 LP).
Von diesem ursprünglichen Konzept blieb kaum etwas übrig, da das Präsidium in mehreren Punkten Änderungsbedarf anmeldete. Der wichtigste Punkt ist dabei wohl, dass nach Einrichtung des vierjährigen BAs auch der jetzt existierende, dreijährige BA verschwinden wird. Ein Nebeneinanderher dieser zwei Studienordnungen samt Wechselmöglichkeit wird es nicht geben. Davon betroffen ist auch der Master Politikwissenschaft: Er wird auf ein Jahr zusammengestutzt werden müssen, da das Programm der ersten beiden MA-Semester bereits in den neuen BA integriert ist. Die übrigen, nicht-konsekutiven Masterstudiengänge, etwa der neue deutsch-französische Doppelmaster, bleiben davon unberührt. Einspruch legte das Präsidium auch bei der Gestaltung und vor allem der Punktevergabe der Abschlussarbeit ein. Hier zeigte sich exemplarisch der ganze Irrsinn der Bologna-„Reform“. Denn eine BA-Abschlussarbeit darf, egal wie lang die/der Studierende darauf studiert hat, maximal mit 15 LP bewertet werden. Ein Leistungspunkt entspricht aber, auch dies ist genau festgelegt, einer bestimmten Arbeitszeit. Daraus folgt wiederum, dass mensch für 15 LP keine Abschlussarbeit von 20 000 Wörtern (wie im Entwurf vorgesehen) fordern darf. Hier regte sich vor allem Funke ziemlich auf, aber auch Harders bemängelte, dass viele von ihr gelesene BA-Arbeiten geradezu „Unsinn“ seien und keinerlei Möglichkeit (und Platz) für Reflexion ließen. Längere Abschlussarbeiten seien deshalb unverzichtbar, auch und gerade wenn das Studium länger ist als der „normale“ Bachelor. Nachdem sich alle wieder etwas beruhigt hatten, sicherte Rossa-Dubray zu, nach weiteren Handlungsspielräumen, etwa über die Gestaltung des Projektkurs-Moduls, zu suchen.
Diskutiert wurde im Anschluss noch über die Promotionsberechtigung der künftigen BA-AbsolventInnen. Nach derzeit gültiger Regelung ist eine Promotion direkt im Anschluss an den Bachelor nur möglich, wenn die/der AbsolventIn einen Schnitt von 1,0 im Abschlusszeugnis vorweisen kann. Die Studierenden argumentierten hier, dass diese Regelung bei einem vierjährigen Bachelor gelockert werden müsse, schon um den Studiengang attraktiver zu machen. Ins Gespräch gebracht wurde auch der Umstand, dass viele Studierende unter enorm hohen Druck stünden, da im BA von Anfang an alle Noten zählen. Leider ist es aber auch bei längeren BA-Studiengängen anscheinend nicht möglich, diese absurde Regelung abzuschaffen. Die anwesenden Prüfungsberechtigten vom OSI sicherten allerdings zu, dieses Thema nochmal am Institut zu diskutieren und mehr Sensibilität für die Nöte der StudienanfängerInnen anzumahnen. Wir werden sie an diese Zusage erinnern. Leider verpuffte damit ein wenig die Chance, über eine komplette Reform der BA-Struktur zu reden.

Wie geht es weiter?
Die Zeichen stehen gut, dass der neue BA zügig entworfen und umgesetzt wird, Rossa-Dubray rechnet bis etwa Ende des Jahres 2009 damit. Im nächsten Wintersemester werden daher nur Studierende für den dreijährigen Bachelor zugelassen werden, die aber ab dem Jahr 2010 bereits die Möglichkeit haben sollen, in den neuen Studiengang zu wechseln. Danach (ab Zulassung WiSe 2010/11) wird es nur noch den vierjährigen BA geben, ergänzt durch einen einjährigen politikwissenschaftlichen Master (der für Studierende von ausserhalb – die nach drei Jahren nur 180 LP haben – nicht ohne weiteres zugänglich sein wird) sowie durch die diversen, nicht-konsekutiven Masterstudiengänge, die auch den 240-LP-BA-AbsolventInnen offenstehen. Der Master Politikwissenschaft wird in den nächsten Jahren also ebenfalls einer Reform unterzogen werden müssen, um ihn auf zwei Semester zu kürzen. Pech haben diejenigen Studierenden, die jetzt im zweiten Semester sind: für sie gibt es keine Möglichkeit mehr, ins Diplom zu wechseln, und noch keine Möglichkeit, in den vierjährigen BA zu wechseln. Nun wird die genaue Ausgestaltung des neuen Studiengangs noch in den Gremien am Fachbereich besprochen werden. Auch hier zählt natürlich wieder, dass wir als Studierende unsere Vorstellungen mit einbringen – die Bereitschaft, uns zuzuhören, war gestern jedenfalls durchaus vorhanden, was wir sehr begrüßen.

Politikwissenschaftliches Gremien-Komplettpaket

Der heutige Mittwoch war ein stressiger Tag für die studentischen GremienvertreterInnen und andere interessierte Studierende, die sich regelmäßig das Geschehen in den Gremien antun. Denn heute tagten gleich beide Gremien am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaft, der Institutsrat (IR) des OSI und der Fachbereichsrat (FBR). Da wieder einmal mehrere für die Studierenden interessante Themen auf der Tagesordnung standen, war die Beteiligung von studentischer Seite verhältnismäßig groß.

Der Institutsrat – Auftakt um 8:30 Uhr

Der Sitzungsmarathon begann früh und im von einem frischen Wind umtosten Hörsaal B mit einer außerordentlichen Sitzung des Institutsrats. Diese war nötig geworden, nachdem ein Beschluss über die Ausschreibung der Ideengeschichtsprofessur im letzten FBR vertagt worden war, um letzte formelle Fehler zu beseitigen und dem IR nochmals Zeit zu geben, über den Ausschreibungstext zu diskutieren. Zunächst ging es jedoch um die Zukunft des OSI-Diploms, die finster aussieht. Das Diplom ist entgegen der Beteuerungen vom vergangenen Jahr wohl endgültig passé, politisch verantwortlich dafür ist der Berliner Senat und die Kultusministerkonferenz, die auf einer Umsetzung der Bologna-„Reformen“ bestehen. Das Präsidium der FU zeigt sich jedoch gegenüber einem auf acht Semester verlängerten Bachelor-Studiengang aufgeschlossen, für den es am OSI bereits einen ersten Entwurf gibt. Danach soll es sich bei diesem BA wohl um ein knapp gekürztes Diplom handeln, nach dessen Ende mensch 240 LP (statt 180 LP im „normalen“ BA und 270 LP im modularisierten Diplomstudiengang) erworben hat. Eine Reihe von Fragen blieben leider noch offen, etwa ob der längere BA zu einer Promotion berechtigt und wie die Möglichkeit des Weiterstudierens auf einen Master geregelt werden soll. Da sich die Entwicklung dieser Studienordnung jedoch noch ganz am Anfang befindet und noch weitere Gespräche mit dem Präsidium stattfinden werden (auch unter studentischer Beteiligung), sind wir zuversichtlich dass sich diese Fragen noch werden lösen lassen. Über weitere Entwicklungen halten wir euch natürlich an dieser Stelle auf dem Laufenden.
Anschließend begann eine sehr langwierige – und anstrengende – Diskussion über die Ausschreibung einer Professur auf Zeit mit dem Arbeitsgebiet „Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht sowie Gleichstellungsrecht“. Diese Professur wird teilweise von der KFN (Kommission zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen) und teilweise vom mittlerweile allseits bekannten SFB 700 bezahlt. Das Dekanat hatte die Ausschreibung an den IR zurückverwiesen, mit der Bitte die Stellenbeschreibung stärker auf Politikwissenschaft zuzuschneiden. Nach Auskunft von SFB-VertreterInnen seien aber keine grundlegenden Änderungen an der Ausschreibung möglich, da ansonsten die Förderung durch die KFN gefährdet sei. Die Diskussion vermischte anschließend drei Ebenen miteinander: erstens forderten mehrere Studierende und Hajo Funke, dass vor einer Klärung der Ideengeschichtsprofessur von weiteren Berufungen und/oder Ausschreibungen abgesehen werden sollte. Zweitens zweifelten Sabine Berghahn und die Studierenden an der Rechtmäßigkeit des Berufungsverfahrens, das durch den eindeutigen Zuschnitt auf eine Person den Grundsatz der Bestenauslese verletze. Drittens machte sich vor allem Fr. Berghahn Sorgen, dass eine Berufung auf eine derart beschriebene Stelle die Situation im Bereich „Rechtliche Grundlagen der Politik“ langfristig verschlechtern könnte, da dann eine weitere SFB-nahe Person mit Schwerpunkt auf Internationale Beziehungen/Governance bereit stünde, die Rechtlichen Grundlagen zu übernehmen. Bei allen drei Punkten widersprachen die VertreterInnen des SFB, wiesen auf die angebliche Zeitknappheit für die Ausschreibung hin und beteuerten, dass selbstverständlich eine konsequente Abgrenzung zum Bereich Rechtliche Grundlagen gezogen werde. Letzlich überzeugten diese Argumente die Studierenden jedoch nicht: sowohl der Beschluss über den Ausschreibungstext als auch der Vorschlag einer Berufungskommission scheiterten am studentischen Gruppenveto.
Ganz kurz – die Sitzung des FBR sollte gleich beginnen – ging es dann noch um die Ideengeschichte, die ja eigentlich der Grund für die IR-Sitzung war. Tanja Börzel forderte, dass der IR sich im FBR für Nichtbefassung mit dem Thema aussprechen solle, da keine Zeit mehr gewesen sei, über das Thema zu diskutieren. Dieser Vorschlag rief großen Unmut bei den Studierenden hervor. Immerhin wird über die Professur im Bereich Ideengeschichte seit ziemlich genau einem Jahr gestritten. Börzels Forderung wurde dennoch von einer Mehrheit im Institutsrat unterstützt, scheiterte letztlich aber erneut am studentischen Gruppenveto.

Interessant war noch, dass den IR-Mitgliedern eine gedruckte Aufstellung der Strukturstellen am OSI ausgehändigt wurde (eine Forderung der OSI-VV vom 12.5.). Insgesamt verfügt das OSI demnach über 110 aus Haushaltsmitteln bezahlten Stellen, ProfessorInnen, SekretärInnen, Wissenschaftliche MitarbeiterInnen und Studentische Hilfskräfte. Von diesen 110 Beschäftigten entfällt genau die Hälfte, nämlich 55, auf den Bereich IB/Regionalstudien, weitere 31 arbeiten im Bereich Politische Systeme und Comparative Politics. Für den Rest des Instituts bleibt da nicht viel übrig: im Bereich Grundlagen der Politik sind gerade einmal sechs Personen beschäftigt. Dazu kommen noch die komplett aus Drittmitteln finanzierten Stellen, bei denen der Bereich IB/Governance ebenfalls deutlich vorne liegen dürfte. Gegen dieses Ungleichgewicht sollte das Institut dringend etwas unternehmen, allein schon deswegen, weil im Lehrplan auch die personell schwachen Bereiche verpflichtend sind (was ja auch richtig und wichtig ist).

Nahtlos ging es weiter…

… und zwar im Fachbereichsrat. Der erste Tagesordnungspunkt „Haushalt“ wurde auf Antrag der Studierenden vertagt, da sich die studentischen VertreterInnen noch nicht ausreichend mit der Materie vertraut machen konnten. Fr. Börzel versuchte anschließend auch in diesem Gremium, die Abstimmung über die Ideengeschichte zu vertagen, scheiterte jedoch knapp. Die anschließende Diskussion drehte sich einerseits um die Ausschreibung, andererseits um die Finanzierung der Stelle. Der neue Dekan Klaus Beck – dessen Stil, die Sitzung zu leiten, übrigens um Längen angenehmer ist als der seiner Vorgängerin Barbara Riedmüller – informierte zunächst über den neuesten Stand aus dem Präsidium. Dieses hat eindeutig gesagt, dass niemand auf eine wie auch immer geartete Stelle berufen wird, solange der Rechtsstreit zwischen Klaus Roth und dem Fachbereich noch anhängig ist. Desweiteren besteht das Präsidium auf einem „Talent scouting“ vor der Veröffentlichung des Ausschreibungstextes. Diese Prozedur ist angeblich Standard bei neuen Berufungen und dient zur vorherigen Sondierung potenzieller KandidatInnen. Zudem sei das Präsidium mittlerweile wieder eher einer Juniorprofessur (Besoldungsstufe W1) zugeneigt als einer Professur auf Zeit (W2, etwas höhere Besoldung), würde eine W2-Professur aber eventuell absegnen, wenn die Finanzierung geklärt sei. Auf die Frage, ob eine W1- oder eine W2-Professur vorzuziehen sei, und wie diese jeweils finanziert werden sollen, konzentrierte sich denn auch die Diskussion, die über eine Stunde dauerte. Die Studierenden sprachen sich für eine W2-Professur auf Zeit (5 Jahre) aus, da diese deutlich höhere Lehrverpflichtungen hat als eine Juniorprofessur (9 Semesterwochenstunden statt 4). Zudem sei eine W2-Professur ohne Ausstattung (Sekretariatsstelle usw.) nicht teurer als eine Juniorprofessur, die Finanzierung damit geklärt. Bei einer Professur auf Zeit besteht zudem immer noch die Chance, Klaus Roth darauf zu berufen, was bei einer Juniorprofessur völlig ausgeschlossen wäre. Diesen Argumenten, v.a. im Bezug auf die Finanzierung, wurde teilweise widersprochen. Die W2-Professur würde etwa bereits binnen fünf Jahren die selbe Summe erfordern, wie eine Juniorprofessur in sechs Jahren. Damit sei der Vorschlag nicht kostenneutral. Auch die Frage, wie es nach fünf Jahren weitergehen soll, bleibt erst einmal ungeklärt.
Irgendwann kam Bernd Ladwig auf die Idee, vorerst nichts zu beschließen und auf eine „belastbare, schriftliche Stellungnahme“ des Präsidiums zu warten. Diesem Vorschlag wurde widersprochen, da viele Anwesende mittlerweile eine Art Patt-Dreieck erkennen konnten. Auf der einen Seite wartet das Präsidium auf einen Beschluss des FBR und einen Ausgangs von Klaus Roths Klage; auf der zweiten Seite wartet der FBR auf ein Signal vom Präsidium, um Klaus Roth möglicherweise als Gegenleistung für ein Zurückziehen der Klage eine Stelle anbieten zu können; und auf der dritten Seite steht Klaus Roth, wartet auf ein Signal vom Fachbereich und auf den Ausgang seines Gerichtsverfahrens. Vor allem die Studierenden forderten, dass der FBR diese Blockade durchbrechen müsse. Als es schließlich fast so weit war – die Studierenden ergänzten gerade einen letzten Satz am Ausschreibungstext – meldete sich Tanja Börzel zu Wort und forderte auf ziemlich aggressive Weise, der Ausschreibung nur zuzustimmen, wenn das OSI keine zusätzlichen Kosten tragen muss. Es ergab sich erneut eine hitzige Diskussion, die damit endete, dass in den Beschluss über die Ausschreibung ein Kostenvorbehalt eingefügt wurde.
Schließlich wurde der Ausschreibungstext mit großer Mehrheit beschlossen, damit schreibt das OSI bzw. der Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaft nun eine W2-Professur auf Zeit im Bereich Ideengeschichte aus.

Fazit

Beide Sitzungen hätten sicherlich besser laufen können. Ärgerlich ist vor allem die Abwicklung des Diploms, und wir werden versuchen, wenigstens für die im Wintersemester 2008/09 neu Immatrikulierten eine Lösung zu finden. Die Diskussion über die Internationales-Recht-Professur hat gezeigt, wie verhärtet die Fronten zwischen dem SFB und seinen KritikerInnen teilweise immer noch sind, quer durch die Statusgruppen hindurch. Der erneute Verzögerungsversuch im IR im Bezug auf die Ideengeschichte ist hingegen ein Unding – seit einem Jahr wird über diese Stelle gestritten, es gab Podiumsdiskussionen, Vollversammlungen und Aktionen, von unzähligen IR- und FBR-Sitzungen ganz zu schweigen. Nun auf einmal Diskussionsbedarf anzumelden, erweckt keinen redlichen Eindruck. Ein großer Fortschritt ist, dass die Ideengeschichtsprofessur nun immerhin schon mal ausgeschrieben ist. Nun wird sich zeigen, wie das Präsidium auf diesen Beschluss reagiert und ob uns weitere Steine in den Weg gelegt werden. Ausserdem bleiben zwei wichtige Fragen zu klären: wer vertritt im nächsten Wintersemester die Ideengeschichte (es ist unwahrscheinlich, dass rechtzeitig jemand berufen wird), und was passiert nach dem Ablauf der fünf Jahre, auf die die W2-Professur befristet ist? Auch der Finanzierungsvorbehalt könnte noch zum Problem werden, obwohl sich Tanja Börzel und andere die Frage gefallen lassen müssen, wie sie sich denn die Lage am Institut vorstellen? Da ist ein kompletter Bereich vakant, der in allen Studienordnungen am OSI zum Erreichen eines Abschlusses notwendig ist. Mensch könnte auch argumentieren, dass das OSI hier fast schon verpflichtet ist, notfalls Geld in die Hand zu nehmen, um überhaupt seine Verpflichtungen auch gegenüber den Studierenden zu erfüllen. Zumal am Institut ja Geld da ist (zwar nicht so viel wie nötig, aber immerhin) – dieses Geld ist nur falsch verteilt. Elf Professuren und 44 andere MitarbeiterInnen im Bereich IB/Governance im Vergleich zu zwei Professuren und vier weiteren Beschäftigten im Bereich Grundlagen der Politik sprechen eine deutliche Sprache.

Nächste Termine

Nächste Sitzung des Institutsrats: Mittwoch, 10.6., wahrscheinlich 9 Uhr s.t. im Hörsaal B/Ihnestr. 21
Nächste Sitzung des Fachbereichsrats: Mittwoch, 17.6., wahrscheinlich 10 Uhr im Hörsaal B/Ihnestr. 21
Nächstes Treffen der FSI OSI an der Uni: Dienstag, 9.6., um 14 Uhr im/vorm Roten Café.
Bildungsstreik: 15.-19.6. – eine hervorragende Gelegenheit, selbst aktiv zu werden und mal ordentlich Druck auszuüben!

Viele Beschlüsse und noch viel mehr Interessierte bei OSI-VV

Wie angekündigt, fand am Dienstag dieser Woche (also am 12.5.) eine VollVersammlung am Otto-Suhr-Institut statt. Die VV war hervorragend besucht, der Hörsaal A in der Ihnestraße 21 platzte aus allen Nähten. Vorbereitet hatte die VV eine Gruppe aus studentischen GremienvertreterInnen, WiMis und anderen interessierten Studierenden, vor allem aus dem Umfeld der „Initiative für die Ideengeschichte“.
Für die meisten BesucherInnen war der Hauptgrund ihrer Anwesenheit wohl der Streit um Klaus Roth bzw. die Professur im Bereich Ideengesc
hichte (zu den Hintergründen und für mehr Informationen lohnt sich ein Blick in unser Blog-Archiv). Aber es ging auch um die nach wie vor unklare Lage des OSI-Diploms (s. diesen Artikel aus dem letzten Jahr) und um den Strukturplan am OSI, dessen Gewichte sich zunehmend auf den Bereich Governance/Konfliktforschung/IB verlagern, wie ebenfalls bereits im vergangenen Jahr abzusehen war.

Wenig Schatten…
Eins vorneweg: die Veranstaltung war in Teilen durchaus kritikwürdig, sowohl von der Form her als auch vom Inhalt. Erstens konnte mensch sich zeitweise nicht des Eindrucks erwehren, dass es bei der VV vorrangig um eine Selbstdarstellung der Studentischen Vertreter – es waren nur die beiden männlichen JuSo-Gesandten da – in den Gremien Fachbereichsrat (FBR) und Institutsrat (IR) ging. So sehr wir es auch begrüßen, die Abläufe in den Gremien transparent zu machen und auch Studierende ausserhalb des Kreises der „üblichen Verdächtigen“ dafür zu begeistern, die Art und Weise wie dies am Dienstag gemacht wurde hinterließ bei einigen Menschen einen schalen Nachgeschmack. Womit wir auch schon beim zweiten Kritikpunkt wären, den Beschlüssen der VV nämlich. Diese wurden teils sehr suggestiv präsentiert und ohne genügend Raum für Diskussion zu lassen durchgestimmt. Drittens war die „Aktionsperspektive“, die in der VV vermittelt wurde, viel zu sehr auf die Gremienarbeit fixiert. Hier hätte viel deutlicher gesagt werden müssen, dass wir als Studierende in den Gremien nur dann eine Chance haben, wenn wir genügend Druck ausser“parlamentarisch“ aufbauen, und dass dies nicht funktioniert, wenn der Kreis der ohnehin hochschulpolitisch Interessierten unter sich bleibt. So steht zu befürchten, dass viele am Dienstag mit dem Gefühl heimgegangen sind, „gut vertreten“ zu sein und deswegen mit ruhigem Gewissen die politische Arbeit wieder jenen überlassen zu können, die sie immer schon gemacht haben bzw. die im IR oder im FBR sitzen. An dieser Stelle wurde eindeutig Potenzial verschenkt. Und last but not least, was die Kritik angeht: den Auftakt der VV machte Hajo Funke, der nochmal die Schwierigkeiten mit dem alten Dekanat unter Barbara Riedmüller beschrieb (s. auch Funkes Abschiedsnotiz (PDF)) . Dieser Auftritt war zweifellos erhellend, leider wurde er zu keiner Zeit kritisch kommentiert – etwa im Bezug darauf, dass auch Funke schon eine Menge Entscheidungen mitgetragen hat, wegen derer das OSI heute da steht, wo es steht.

…viel Licht!
Aber genug der Mäkelei, schließlich bot die VollVersammlung eine Menge positiver Eindrücke. Da wäre zum einen die bereits erwähnte große Zahl an Anwesenden, schätzungsweise deutlich mehr als zweihundert. Die Vorträge der ReferentInnen waren, unabhängig von der oben geäußerten Kritik, faktenreich und anschaulich mit PowerPoint-Grafiken unterlegt. So bekam mensch sowohl die zunehmende Dominanz des Bereichs IB/Governance in Sachen aktive ProfessorInnen plastisch vor Augen geführt – alle nicht-IB-Bereiche zusammen kommen gerade auf ebenso viele aktive Profs wie der Bereich IB – als auch ein Gefühl für die schleichende, aber mittlerweile doch deutlich spürbare Kürzungspolitik am OSI: vor etwas mehr als zehn Jahren gab es noch mehr als 30 aktive ProfessorInnen am Institut, heute sind es 18, von denen mindestens fünf auf so genannten „Überhangsstellen“ sitzen und nach ihrem Ausscheiden nicht ersetzt werden (s. hier, 3. Absatz). Leider dauerten die Inputs mehr als eine dreiviertel Stunde, so dass, mit Berücksichtigung der bei solchen Veranstaltungen üblichen Verspätung, nur noch gut eine halbe Stunde für die Diskussion übrig blieb.
Auf der VV wurden, wie geplant, drei Forderungen jeweils nahezu einstimmig angenommen. Diese Forderungen samt Abstimmungsergebnissen gibt es ebenfalls als PDF: Ergebnisse der OSI-VV. Der erste Vorschlag ging nahezu ohne Diskussionen durch, es wurde lediglich ergänzt dass wir als Studierende nicht nur eine Verlängerung des Diploms, sondern auch eine Übergangsregelung für die im letzten Wintersemester neu immatrikulierten Studierenden wollen. Auch Verbesserungen in der Studierbarkeit von BA/MA wurden wieder einmal angemahnt. Die zweite Forderung samt Unterpunkten drehte sich einmal mehr um den Strukturplan. Die ungleiche Ausstattung der verschiedenen Studienbereiche wurde bereits bei den Vorträgen angeprangert, der von der VV beschlossene Forderungskatalog zielt denn auch auf mehr Transparenz und versucht, eine weitere Zunahme der Ungleichgewichte im Strukturplan zu verhindern. Von mehreren Studierenden gewünscht wurde die Thematisierung des Bereichs Rechtliche Grundlagen der Politik, da hier nach dem Abschied von Sabine Berghahn zum Ende dieses Semesters eine weitere große Lücke in der Lehre droht.
Am meisten Diskussionen gab es um die Forderungen im dritten Punkt, der sich um Klaus Roth und die Situation in der Ideengeschichte drehte. Widerspruch gab es vor allem gegen den Wunsch, eine Professur auf Zeit statt der im letzten Semester vom FBR beschlossenen Juniorprofessur mit Tenure Track zu fordern, sowie gegen eine Festlegung auf Klaus Roth für diese Stelle. Als Gegenargument gegen die Professur auf Zeit wurde vor allen Dingen angeführt, dass diese nirgendwo im Strukturplan angeführt sei und damit die Situation nach fünf Jahren (wenn die Professur ausläuft) noch problematischer werden könnte als ohnehin schon. Zudem zeige sich hier eine völlige Missachtung der gewählten VertreterInnen des Fachbereichs durch das Präsidium und das Dekanat – Detail am Rande: nach Aussage von Hajo Funke war es wohl Riedmüller, die den Beschluss „Juniorprofessur mit Tenure Track“ unterschlug. Für die Gastprofessur spricht, dass diese höhere Lehrverpflichtungen hat (9 Semesterwochenstunden statt 4), sowie dass es vermutlich noch eher möglich sein dürfte, Klaus Roth auf diesen Posten zu setzen. Auf der Juniorprofessur mit Tenure Track zu bestehen, sei zudem nach Ansicht der anwesenden Gremienvertreter unrealistisch – hier zeigten sich die oben erwähnten Grenzen des Auf-Gremienarbeit-Setzens wohl am deutlichsten. Ebenfalls für Diskussionsstoff sorgte, dass von der VV erwartet wurde, sich ausdrücklich Klaus Roth auf die Stelle des zeitlich befristeten Gastprofessors zu wünschen. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob wir als Studierende damit nicht im Endeffekt das gleiche Gemauschel und Postengeschachere betreiben, welches wir dem Professorium seit eh und je vorwerfen. Allerdings wiesen andere TeilnehmerInnen zu recht darauf hin, dass eine VV in keinster Weise über Personalfragen entscheidet und es legitim sei, seine Wünsche zu äußern. Der von den studentischen VertreterInnen im IR bereits vorab verfasste Ausschreibungstext erfülle zudem die formalen Kriterien von Offenheit. Leider mussten sich die Anwesenden in diesem Punkt auf das Wort der VertreterInnen verlassen, vorgelegt wurde der Text nämlich nicht. Schließlich wurden aber auch die beiden strittigen Punkte beschlossen.

Fazit, Ausblick und Terminankündigungen
Die VollVersammlung war eine durchaus gelungene Veranstaltung mit einigen Schwächen. Wichtiger ist jedoch, dass wir es als Studierende am OSI vermochten, ein klares Signal dafür zu setzen, wie wir uns die Zukunft unseres Studiums und unseres Instituts vorstellen. Das ist sowohl durch die große Zahl der auf der VV anwesenden als auch durch die überwältigende Mehrheit für den Forderungskatalog gelungen. Wichtig ist aber auch, dass wir uns jetzt nicht zurücklehnen. Denn die Kämpfe gehen weiter:
– Die Professur auf Zeit ist bisher nicht offiziell ausgeschrieben, geschweige denn an Klaus Roth vergeben
– Welche Rolle die Ideengeschichte weiter im Strukturplan spielt, ist unklar
– Die Kommission für Lehre der FU will – vermutlich auf Druck des Akademischen Senats – den Beschlüssen von IR und FBR nicht folgen und das Diplom weiterhin aussetzen
Und die nächsten Hämmer warten schon: so will der Berliner Senat ein Mieter-Vermieter-Modell für die Räume an den Fachbereichen einführen, das heißt: jedeR ProfessorIn, die/der ein Büro oder ähnliches benötigt, muss dieses bei der Unileitung mieten. Die Fachbereiche Politik- und Sozialwissenschaften und Philosophie sind hierbei „Pilotprojekte“…

Termine:

  • Dienstag, 19.5., 14 Uhr – Treffen der FSI OSI im Roten Café
  • Dienstag, 19.5., 16 Uhr (s.t.!) – Die Kommission für Lehre tagt (öffentlich) und beschließt die Zulassungsordnungen. Wenn hier das Diplom nicht durchgeht, war’s das für nächstes Wintersemester! Im Präsidium der FU, Kaiserswerther Straße 16-18, Raum 110
  • Mittwoch, 20.5., 10 Uhr (s.t.) – Sitzung des FBR PolSoz, Ihnestraße 21, Hörsaal B
  • Dienstag, 26.5., 14 Uhr – Wie geht’s weiter nach der VV? Treffen im Hörsaal A der Ihnestraße 21
  • 15.-19.6. – Bundesweiter Bildungsstreik, Großdemo am 17.6. – bringt euch ein, werdet aktiv, bildet euch, bildet andere, bildet Banden!
  • Bericht aus dem Fachbereichsrat 6.5.2009

    In der Sitzung des Fachbereichsrates vom 6.5.2009 war es mal wieder sehr spannend. Die gute Nachricht zu erst: es ist mal wieder ein weiterer Schritt zur endgültigen Beibehaltung des Diploms gemacht worden. Dabei war das Ergebnis der Abstimmung recht knapp. Auch die dazu statt gefundene Diskussion war recht hitzig. Trotzdem muss das Thema noch einmal im Institutsrat behandelt werden, da dieser in der letzten Sitzung lediglich die Beibehaltung des Diploms beschlossen hat. Jedoch sollte, wie Frau Rossa-Dubrey wichtiger weise vorgeschlagen hat, der I-Rats Beschluss beinhalten, dass die Zulassungszahlen vom Wintersemester 2007/08 mit übernommen werden sollten. Daher wird das Diplom also nächste Woche nochmal im I-Rat besprochen werden. Ähnlich sieht es auch mit der Causa Roth aus, die ebenfalls besprochen wurde. So stellte sich auch in diesem Fall heraus, dass der Institutsrat zwar eine Juniorprofessur mit Tenuretrack, sowie eine zusätzliche Vertretungsprofessur für die Zeit bis aus der Juniorprofessur eine Vollprofessur würde beschlossen hat, jedoch dem Beschluss ein Vorschlag zur Finanzierung der beiden Stellen fehlt. So wird auch dieser Punkt noch mal im nächsten I-Rat besprochen werden. Nichtsdestotrotz wurden für die Berufungskommission der Juniorprofessur Volker Strähle und Corinne Kaszner als studentische Vertreter_innen nach nominiert.
    Neben diesen beiden Themen haben wir als studentische Vertreter_innen im Mitteilungen und Anfragenteil noch einmal auf Unklarheiten bei der Zusage Christoph Zürchers seinem Ruf ans OSI zu folgen hingewiesen, worauf der Dekan uns versicherte sich erneut um die Sache zu kümmern. Neben einigen andern Prüfungsordnungen wurde auch eine für einen neuen Master in „Public Policy Mangement beschlossen, wobei ein Hinweis von Michael Koch, dem studentischen Mitglied der LHG, dass eine Anwesenheitspflicht von 85 % der Zeit völlig übertrieben und realitätsfern sei, ohne große Resonanz abgeschmettert wurde. Des weiteren wurde auch hitzig der Haushalt diskutiert, wobei sich gerade bei den studentischen Mitarbeiter_innen ein gewisses „einsparpotential“ abzeichnete. Jedoch wurde auch diese Diskussion auf Grund von Unklarheiten auf die nächste Sitzung vertagt. Fürs OSI dürfte noch die Verabschiedung der neuen Prüfungskommission relevant sein.
    Und das Beste zum Schluss: Im nicht öffentlichen Teil ging es um die Verabschiedung einer neuen Juniorprofessur für Europäische Integration, welche auf eine WiMi-Stelle von Frau Börzel zurückgeht und auch nach Angaben von Frau Börzel zu 100% aus ihren Mitteln bezahlt wird. Da uns als studentischen Vertreter_innen auch in Anbetracht der vielleicht bald aufkommenden neuen Strukturdiskussionen die Sache nicht ganz Sauber erschien, haben wir erst einmal, zum Ärgernis der meisten Anwesenden ein Gruppenveto eingelegt.
    Trotz dieser Aktion würde ich diesen FBR als durchwachsen werten, da viele wichtige Punkte vertagt, oder zurück in den I-Rat geben wurden. Trotzdem sehe ich in der jetzigen Situation einiges an Potential. Zum einen durch das Veto und zum anderen durch einen gefühlten Willen zur Verbesserung der Situation des OSI (fragt sich nur in welche Richtung) und zur Zusammenarbeit zwischen Studis und Dekanat. Auch wenn uns dies als Studis nicht davon abhalten sollte uns auch außerhalb der Gremien zu äußern. Denn gerade in den letzten Sitzungen von FBR und I-Rat hat studentische Präsenz vielleicht ein kleines bisschen die professorale Meinung beeinflusst, jedoch fängt Gremienpolitik im OSI-Foyer an! Daher sei noch mal auf die VV am 12. 5 im OSI verwiesen.

    OSI-VollVersammlung am Dienstag

    Die letzten Wochen in der Institutspolitik waren turbulent, hielten aber für Studierende teilweise gute Nachrichten bereit. Damit die getroffenen Entscheidungen jetzt auch tatsächlich umgesetzt werden und möglichst viele Studierende erfahren, was in den vergangenen Wochen und Monaten passiert ist, haben diverse hochschulpolitische Gruppen am OSI eine VollVersammlung einberufen.
    Wo? – Ihnestraße 21, Hörsaal A/Foyer

    Wann? – Dienstag, 12. Mai, 14 Uhr

    Worum geht’s? – OSI-Diplom, Klaus Roth, Ideengeschichts-Professur, Selbstverständnis des Instituts, und alles, was euch noch wichtig ist – sich selbst einbringen ist ausdrücklich erwünscht!

    Bericht aus dem I-rat

    Heute traf sich der neugewählte Institutsrat des OSI mit großer studentischer Beteiligung zur konstituierenden Sitzung. Dabei waren einige wichtige Themen auf der Tagesordnung.
    Im ersten Akt wurde Dagmar Vinz (in Abwesenheit) zur neuen Geschäftsführenden Direktorin gewählt (6 Ja-Stimmen, 2 ungültig). Auf die Wahl einer/s Stellvertreter_in wurde verzichtet, stattdessen sollen die Aufgaben in Zukunft unter den Mitgliedern des Institusrat verteilt werden. Als einziges Argument für Dagmar Vinz wurde angeführt sie sei relativ neu und deswegen nicht in die bestehenden Fraktionierungen eingebunden.
    Im zweiten Punkt der Tagesordnung berichtete Peter Massing von der Haushaltssituation, die (wie immer) kathastrophal ist. Es besteht ein Defizit von mindestens 370.000 €, das gelöst werden soll indem keine Leistungsmittel an die Fachbereiche ausgezahlt werden, sondern diese zur Stopfung des Finanzloches verwendet werden. Wie ohne die Leistungsmittel allerdings die Lehraufträge und laufenden Kosten am Institut gedeckt werden sollen blieb unklar.
    Diplom is back
    Sehr erfreulich gestaltete sich der Tagesordnungspunkt „Diplom“. Einstimmig wurde die Wiedereinführung (bzw. das Ende der Aussetzung) des Diploms zum kommenden Wintersemester beschlossen. Diesem Votum dürfte der Fachbereichsrat folgen, danach muss noch der Akademische Senat zustimmen, hier ist das Ergebnis schwerer abzusehen. Dennoch sind die Chancen gut, dass das Diplom wieder kommt. Das ist ein Riesenerfolg, der nicht zuletzt studentischem Engagement und dem stetigen Wechsel von Bachelorstudierenden ins Diplom zu verdanken ist. Ob der Wechsel ins Diplom allerdings auch für die jetzigen Zweitsemerster_innen möglich sein wird ist im Moment noch unklar.
    Als nächstes berichtete Peter Massing von der Situation der Lehre im Bereich Sozialkunde. Die Lehre wird zu einem großen Teil von der wissentschaftlichen Mitarbeiterin Sabine Achour bestritten, deren Vertag zum Sommer ausläuft. Der Institusrat befürwortete bei drei Enthaltungen den Antrag auf Verlängerung/Entfristung ihres Vertrages an das Dekanat.
    Dann wurde der Prüfungsausschuss bestätigt. Auf die studentische Nachfrage warum er sich fast ausschließlich aus Professor_innen aus dem Bereich IB/SFB zusammensetzt, wurde entgegenet es gäbe sonst niemanden, der/die zu dieser Aufgabe bereit sei. Eine Vertagung wurde abgelehnt und der Ausschuss bestätigt (6 Ja, 2 Enthaltungen, 1 Nein).
    Der nächste Tagesordnungspunkt wurde von studentischer Seite auf die Tagesordnung gesetzt und beschäftigte sich mit der Situation in der Ideengeschichte und dem unrühmlichen Abgang von Klaus Roth (siehe hier und hier). Massing und Funke begründeten die Tatsache, dass die Vertretungsprofessur von Klaus Roth nicht verlängert wurde mit der Tatsache, dass das Präsidium Vertretungsprofessuren seit diesem Semester nicht mehr finanziert und das OSI aufgrund der finanziellen Lage nicht in der Lage sei die Kosten zu übernehmen. In mehreren Beiträgen von Studierenden wurde auf die kathastrophale Situation in der Lehre im Bereich Ideengeschichte eingegangen (nur 4 Seminare im Grundstudium, im Hauptstudium noch weniger, keine professorale Betreuung usw.). Bernd Ladwig schloss sich dem an und bezeichnete den Zustand der Ideengeschichte am OSI als „Treppenwitz“ und die Situation in der Theorie insgesamt als untragbar. Einstimmig wurde die schnelle Berufung der Juniorprofessur Ideengeschichte mit Tenure Track gefordert. Andere Professor_innen Etwas überrschend wurde danach auch noch die studentische Forderung nach einer Gastprofessur in diesem Bereich bis zur Entfristung der Juniorprofessur zugestimmt (3 Ja, 6 Enthaltungen). Damit hier aber auch wirklich etwas passiert wird es weiterhin viel Druck von Seiten der Studierenden brauchen.
    In zwei kurzen Punkten wurden noch die Teilnahmebegrenzung bei Dagmar Vinz mit Teilnehmer_innen aus einem kostenplichtigen Studiengang verwiesen und die Frage nach den verschwundenen Wandmalereien in der Garystr. 55 an den Verwaltungsleiter Brose verwiesen.
    Insgesamt ein erfreulicher Morgen. Es bleibt zu hoffen, dass die Einführung des Diploms und die Ausschreibung der Juniorprofessur mit Tenure Track wirklich und schnell passieren. Es darf außerdem nicht vergessen werden, dass viele der Professor_innen, die heute die Situation in der Ideengeschichte beklagt haben, Protagonist_innen der Umstrukturierung des OSI waren und sind und damit direkt (konkret durch die Berufungen Chojnacki und Zürcher) für die kathastrophale Situation in der Ideengeschichte heute verantwortlich sind.

    Wie weiter am OSI?

    Das OSI wandelt sich derzeit fundamental. Die Geschwindigkeit und das Ausmaß dieses Wandels wird erst allmählich deutlich; wann er aufhören und wie das Institut danach aussehen wird, ist noch nicht abzusehen. Dieser Artikel soll beschreiben, welche Dinge sich verändern, welche Folgen das hat und wie mensch eventuell dagegen vorgehen kann.

    Was gerade passiert


    Rückblick
    Vielleicht ist es als Einstieg hilfreich, sich daran zu erinnern, wie am OSI noch vor wenigen Jahren studiert und geforscht wurde. Diese Rückschau soll nicht idealisierend daherkommen – viele unserer heutigen Probleme sind institutioneller Natur und haben sich lediglich verschärft, während andere ganz neu dazu gekommen sind. Dennoch: vor noch nicht allzu lange Zeit war das OSI geradezu ein Biotop kritischer Wissenschaft. Mit Elmar Altvater, Bodo Zeuner, Peter Grottian, Wolf-Dieter Narr, Brigitte Wehland-Rauschenbach und anderen war eine ganze Riege linker ProfessorInnen am OSI versammelt. Grottian und Narr verzichteten jeweils auf ein Drittel ihres Gehalts, um eine eigene Gender-Professur am Institut zu ermöglichen. Die personelle und räumliche Ausstattung des Instituts war deutlich besser: zu den zwölf festen ProfessorInnen-Stellen im Strukturplan kamen bis zu acht Überhangsstellen. Die Gebäude rund um das Institut (Ihnestraße 21, 22 und 26 , Garystraße 55) waren für Politikwissenschaft, Soziologie und das Osteuropa-Institut reserviert. Das OSI besaß eine eigenständige Bibliothek mit großem Leihbestand. Seminare und Vorlesungen waren damals wie heute überfüllt, aber Teilnahmebeschränkungen dennoch nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Das Gedränge in Hörsälen und Seminarräumen wurde nicht noch durch Anwesenheitszwang gefördert. Studieren konnte mensch auf Diplom oder Magister; beide Studienordnungen erlaubten es den Studierenden sehr viel mehr, ihren eigenen Interessen nachzugehen und gingen mehr in die Tiefe. Gleichzeitig wurde das OSI in ganz Deutschland ob der Breite seines politikwissenschaftlichen Angebots bewundert. Obwohl der institutionelle Rahmen in den Gremien natürlich der selbe war – Stichwort professorale Mehrheit – wurden Studierende und ihre Anliegen nicht mit an Feindseligkeit grenzender Verachtung behandelt.

    Und Heute?
    In den letzten Jahren haben sich fast alle dieser Punkte zum Negativen gewandelt. Das hängt zum Teil mit der personellen Struktur zusammen: die oben erwähnten Professoren sind sämtlich emeritiert. Als letzter verabschiedete sich Grottian, und mit ihm auch die Genderprofessur. In diesem Bereich gibt es bis heute keinen adäquaten Ersatz. Die Nachfolge der prominenten Linken am OSI wurde im Sinne einer neoliberalen Umstrukturierung des Instituts geregelt. Elmar Altvaters Lehrstuhl in Politische Ökonomie hat heute etwa Susanne Lütz inne, deren Einführungsvorlesung im unkritischen Vorbeten von Direktinvestitions-Statistiken und Jahreszahlen von GATT-/WTO-Verhandlungen besteht. Bodo Zeuners politische Erwachsenenbildung wurde sang- und klanglos begraben, inklusive des gesamten Lehrbereichs. Politische Erwachsenenbildung gibt es heute nur noch im Rahmen von ABV-Kursen und bezahlpflichtigen „weiterbildenden“ Masterprogrammen. Für Gerhard Göhler, der zuletzt die Professur für Ideengeschichte innehatte, wurde bis heute (Göhler emeritierte im Jahr 2005!) kein Ersatz gefunden. Stattdessen wurde die Stelle im Strukturplan zur Juniorprofessur abgewertet und Klaus Roth, der über Jahre hinweg als Gastprofessor die Ideengeschichte mit viel Engagement vertrat, geradezu über Nacht geschasst. Leider ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. Viele ProfessorInnen, die die Umstrukturierung der Universität, den Bolognaprozess oder die Exzellenzinitiative kritisch sehen, stehen kurz vor ihrem altersbedingten Abschied, so etwa Hajo Funke, Siegfried Mielke oder Sabine Berghahn.

    It’s not all the SFB’s fault!
    Die NutznießerInnen dieser Entwicklung sind zum einen jene im Sonderforschungsbereich (SFB) 700 versammelten WissenschaftlerInnen, die in den letzten Jahren die Gremien am OSI und am Fachbereich dominierten und für zahlreiche der umstrittenen Entscheidungen verantwortlich zeichneten. Mittlerweile arbeitet die weit überwiegende Mehrheit der ProfessorInnen und Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen (WiMis) am OSI für den SFB; der SFB wirbt die meisten Drittmittel ein, hat beste Kontakte zum Präsidium und zum Dekanat und sämtliche Stellenbesetzungen der letzten Jahre wurden nicht zuletzt davon beeinflusst, ob die/der KandidatIn zum Profil des SFB passt. Aber nicht alles, was der kritischen Forschung und Lehre in den letzten Jahren geschadet hat, geht auf den SFB zurück oder nutzt diesem. Wichtigster „Profiteur“, wenn mensch das so nennen will, der Umstrukturierung ist denn auch vielmehr der abstrakte Prozess hin zu einem angepassten, „bequemen“ und wettbewerbstauglichen Institut. Das OSI verliert in immer rasanterer Geschwindigkeit jenen rebellischen Geist, für den es jahrzehntelang bekannt war. Das äußert sich mittlerweile schon in Äußerlichkeiten: Plakate studentischer Gruppen hängen im Schnitt eine halbe Stunde an den Bäumen rund um’s Institut. Die im Treppenhaus der Garystraße 55 aufgemalten Bilder und Parolen – die im Gegensatz zu vielen anderen Kritzeleien nicht unästethisch waren – wurden in den soeben vergangenen Semesterferien mit abgestuften Weißtönen übermalt. Der politischen Theorie, jener Bereich also, von dem wohl noch am ehesten erwartet wird, dass Kritik geübt wird, wird schrittweise der Garaus gemacht. Ein Beispiel am Rande: im vergangenen Wintersemester entfielen laut KVV-Nachtrag mehr als die Hälfte der Theorie-Hauptseminare. Und nach Ende der Vorlesungszeit im Februar wurde bekannt, dass Klaus Roth gekündigt wurde, und damit die Professur Ideengeschichte wieder mindestens bis zum Wintersemester 2009/10 komplett vakant ist. Mit Klaus Roth verlässt auch der letzte Marxist das OSI.
    Ebenfalls Sorge bereiten sollte die in der letzten Sitzung am 22.4. des Fachbereichsrates (FBR) verabschiedete veränderte Förderung der Zuschüsse für Forschungsprojekte. Bis letzte Woche musste der Fachbereich 10 % eines Forschungsprojekts aus eigenen Mitteln beisteuern, nun sind es 20%. Es ist abzusehen, wozu diese Neuregelung an einem finanziell chronisch knapp ausgestattenen Fachbereich wie PolSoz führen wird: einer steigenden Abhängigkeit von Drittmitteln der Deutschen Forschungsgesellschaft und anderen externen Geldgebern – die fördern traditionell aber eher selten kritische, nicht unmittelbar verwertbare Wissenschaft. Dieser Beschluss reiht sich ein in die seit einiger Zeit zu beobachtende Verknappung bestimmter Güter am OSI bzw. am Fachbereich PolSoz allgemein. So klagen viele nicht SFB-assoziierte WissenschaftlerInnen über eine völlig unzureichende Ausstattung mit WiMi- und anderen Stellen. Von Personen, die am SFB mitarbeiten, kommen solche Klagen „seltsamerweise“ nie. Immer wieder müssen Arbeitsstellen – häufig auf Druck des Governance-/IB-Bereichs – ihre Büroräume verlassen und woanders hin umziehen; eine Bibliotheksmitarbeiterin bezeichnete dies im letzten Jahr als „Karussell“. Nach dem Umzug herrscht üblicherweise Platznot. Die Konkurrenz unter den einzelnen Arbeitsstellen nimmt zu, ein solidarisches Handeln gegen Kürzungspläne des Dekanats oder des Präsidiums bleibt aus.

    Und die Studierenden?
    Viele Studierende haben kaum noch Zeit, die Veränderungen am Institut wahrzunehmen, geschweige denn kritisch zu begleiten. Im Wintersemester 2008/09 wurde das Diplom „ausgesetzt“; noch ist offen, ob es bei der Zahl von Null Zulassungen zum Diplom bleibt. Viele derjenigen, die zur Zeit im Grundstudium sind, tun sich schwer damit, sich eine andere Form von Studieren überhaupt vorzustellen. Dass Anwesenheitslisten, Teilnahmescheinklausuren, platzzahlbeschränkte Seminare und andere Widerlichkeiten noch vor wenigen Jahren am OSI so absurd schienen, dass sie nicht einmal diskutiert werden brauchten, erscheint undenkbar. Der – an vielen anderen Stellen schon häufig beklagte – Leistungsdruck im Bachelorstudiengang macht es schwer, sich politisch zu engagieren. Wer nach sechs Semestern die Uni schon wieder verlassen soll, tut sich schwer damit, sich für vier Semester in ein akademisches Gremium wählen zu lassen. Wer einen der knappen Masterplätze ergattern will, überlegt es sich vermutlich zweimal, ob neben Lernen und Hausarbeiten schreiben noch Zeit für politisches Engagement bleibt. Dass die Studierenden nach sechs Semestern auch tatsächlich wieder weg sind, dafür wird am OSI viel getan. Der Prüfungsausschuss hat es sich mittlerweile sogar zur offiziellen Politik gemacht, Leistungen äußerst großzügig anzuerkennen – nicht etwas als Entgegenkommen gegenüber Studierenden, sondern (richtig!) damit diese nach Möglichkeit in der Regelstudienzeit bleiben.
    Wenn die Studierenden dann doch mal aufbegehren, wird gedroht, getrickst und Notfalls sogar Gewalt angewendet. Die FBR-Sitzungen unter der Leitung „unserer“ ehemaligen Dekanin Barbara Riedmüller sind im Bezug auf die ersten beiden Dinge fast schon legendär. Mehrfach konnten sich Studierende nur mit großer zahlenmäßiger Präsenz und viel Hartnäckigkeit das Recht erkämpfen, bei Entscheidungen überhaupt angehört zu werden. Seinen Höhepunkt erreichte das „System Riedmüller“ Ende letzten Jahres: bei der entscheidenden Abstimmung im FBR über den neuen Strukturplan wurde der Sitzungssaal vom FU-eigenen Sicherheitsdienst bewacht, zwei Streifenwägen der Polizei hielten sich in der Nähe des OSI in Bereitschaft. Zwei Tage später versuchte besagter Sicherheitsdienst, eine SFB-kritische Veranstaltung in der Ihnestraße 21 mittels körperlicher Gewalt gegen BesucherInnen zu verhindern.

    Wie weiter?


    Eins ist sicher, ein OSI wie vor 10, 15 oder 20 Jahren wird es an der FU auf absehbare Zeit nicht wieder geben. Die VertreterInnen der herrschenden Linie am OSI sitzen noch ein Weilchen auf ihren Posten. Trotzdem ist es wichtig, nicht zu resignieren. Es gibt immer noch kritische Lehre am OSI, auch wenn mensch in bestimmten Bereichen mittlerweile lange danach suchen muss. ProfessorInnen und WiMis sind kein monolithischer Block mit uniformen Interessen. Zweckbündnisse in den Gremien sind durchaus möglich – die Zusammensetzung des neugewählten FBR lässt beispielsweise durchaus ein wenig hoffen. Viel wichtiger ist aber, dass wir als Studierende auch „außerparlamentarisch“ aktiv sind und unsere Interessen wieder und wieder nach außen vertreten. Das kann bedeuten, dass wir Anwesenheitslisten verschwinden lassen und uns nicht von Drohungen mit „mid-term Klausuren“ spalten lassen, das kann bedeuten, dass wir massenhaft bei Gremiensitzungen auftauchen und erzwingen, dass unsere Meinung gehört wird, das kann auch bedeuten, dass wir deutlich sagen wenn uns Inhalte oder Form der Lehre nicht passen… Und es kann bedeuten, dass wir irgendwann sagen „es reicht!, it’s enough!, ça suffit!, ¡ya basta!…“ und unser Studium und unser Leben wieder selbst in die Hand nehmen.

    VollVersammlung an der FU zum Bildungsstreik 2009

    Die Ankündigung kommt vielleicht etwas spät, ist aber auch unübersehbar auf dem Campus plakatiert: im Zusammenhang mit den für Juni geplanten Bildungsprotesten an Schulen und Universitäten in ganz Deutschland gibt es am Donnerstag, den 23.4., eine VollVersammlung (VV) an der FU. Diese dient vor allem der Information und einem ersten Austausch darüber, was im Sommer geplant ist. Beginn ist um 14 Uhr im Hörsaal 1a in der Silberlaube.
    Weitere Infos: http://www.bildungsstreik-berlin.de/page/

    Offener Brief wegen Klaus Roths Kündigung

    Wie bereits berichtet, hat das Präsidium die Finanzierung der Gastprofessur von Klaus Roth eingestellt. Das OSI und der Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften übernehmen die Kosten ebenfalls nicht, so dass Roth ab Beginn des Sommersemesters ohne Job dasteht. Verschiedene Menschen aus unterschiedlichen hochschulpolitischen Zusammenhängen (FSI, JuSos, Grüne Hochschulgruppe, Initiative für die Ideengeschichte usw.) haben einen offenen Brief verfasst, den wir an dieser Stelle ebenfalls veröffentlichen:

    Offener Brief

    An den Präsidenten der Freien Universität Berlin
    Herrn Prof. Dr. Dieter Lenzen
    Kaiserswerther Str. 16-18
    14195 Berlin

    An den Kanzler der Freien Universität Berlin
    Herrrn Peter Lange
    Kaiserswerther Str. 16-18
    14195 Berlin
    An den neuen Dekan des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften
    Herrn Prof. Dr. Klaus Beck
    Ihnestraße 21
    14195 Berlin

    An den geschäftsführenden Direktor des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft
    Herrn Prof. Dr. Peter Massing
    Ihnestraße 22
    14195 Berlin

    An die Mitglieder des Fachbereichsrates
    Politik- und Sozialwissenschaften

    An die Mitglieder des Institutsrates
    des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft

    Betreff: Situation am Arbeitsschwerpunkt Theorie und Ideengeschichte im Sommersemester 2009
    Berlin, d. 11.03.2009

    Sehr geehrter Herr Präsident Prof. Dr. Lenzen, sehr geehrte Damen und Herren,

    vor einigen Tagen mussten wir erfahren, dass die Vertretungsprofessur in Politischer Ideengeschichte am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften, momentan ausgeführt durch Priv.-Doz. Dr. Klaus Roth, überraschenderweise nicht für das Sommersemester verlängert wird.
    Die Vollprofessur Politische Ideengeschichte ist seit der Emeritierung von Herrn Prof. Dr. Göhler vakant und wurde seitdem von Herrn Priv.-Doz. Dr. Roth in Form einer Vertretungsprofessur vertreten. Durch eine Änderung des Strukturplanes am Fachbereich wurde diese Vollprofessur schon im letzten Jahr zu Lasten der Ideengeschichte zu einer Juniorprofessur mit Tenure Track heruntergestuft. Jetzt soll auch noch die Vertretungsprofessur gestrichen werden.
    Wir fordern hiermit die verantwortlichen Stellen auf, diese Entscheidung unverzüglich zurückzunehmen um den Arbeitsschwerpunkt Theorie und Ideengeschichte am Institut nicht noch weiter zu schwächen. Darüber hinaus muss auf lange Sicht der Arbeitsschwerpunkt personell und finanziell wieder gestärkt werden, kurzfristig mindestens die Vollprofessur in Politischer Ideengeschichte wiedereingerichtet werden.

    Zu den Gründen:
    1. Da das Berufungsverfahren für die neu geschaffene Juniorprofessur noch nicht aufgenommen ist und eine Besetzung frühestens zum kommenden Wintersemester möglich ist, gäbe es im Sommersemester überhaupt keine laufende Professur in Politischer Ideengeschichte mehr.
    2. Aufgrund der enormen Bedeutung der Politischen Ideengeschichte als Grundlage für jedes politikwissenschaftlich reflektierte Arbeiten sehen zurecht viele Bachelor– und Diplomstudienordnungen Politische Ideengeschichte als Pflichtmodul vor, was u.a. den Besuch der Vorlesung beinhaltet. Da diese Vorlesung ausfallen würde, wäre das Modul im Sommersemester für sehr viele Studierende nicht abzuschließen, und sie wären hinsichtlich der Planung ihres Studiums erheblichen Schwierigkeiten ausgesetzt.
    3. Darüber hinaus würden die von Herrn Priv.-Doz. Dr. Roth angekündigten Seminare ausfallen, was das Lehrangebot im Bereich Theorie und Ideengeschichte noch weiter ausdünnen würde. Folge dessen wäre auch, dass sich die Platzsituation in den übrigen Lehrveranstaltungen noch einmal drastisch verschlechtert.
    4. Insbesondere für die vielen Lehramtsstudierenden hätte der nicht vorhersehbare Ausfall der Lehrveranstaltungen schwerwiegende Konsequenzen. Da sich Veranstaltungen ihrer 3 Fachbereiche in der Regel überschneiden, muss ein reguläres Angebot dieser Veranstaltungen in jedem Semester gesichert werden. Ein Ausfall hätte für viele Studierende eine erhebliche Verzögerung ihres Studiums zur Folge.
    5. Die Theoriesektion der Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) hat in ihrem Offenen Brief an das Präsidium vergangenen Sommer erklärt, dass die Ideengeschichtsprofessur am Otto-Suhr-Institut eine bundesweite Bedeutung einnimmt. Gerade im Zuge der ohnehin stattfindenden Marginalisierung der Ideengeschichte am Institut ist es nicht akzeptabel, das Lehrangebot in diesem Bereich auch nur für ein Semester in dieser drastischen Form einzuschränken. Den Studierenden muss weiterhin die Relevanz der Ideengeschichte für die Politikwissenschaft deutlich sein. Das Lehrangebot im kommenden Semester setzt leider ein entgegengesetztes Signal.
    6. Auch verurteilen wir den Umgang mit Herrn Priv.-Doz. Dr. Roth, der seit Jahren an der Freien Universität arbeitet und dem das erwartete Fortlaufen der Vertretungsprofessur unerwartet entzogen wurde. Die Lehrveranstaltungen von Priv.-Doz. Dr. Roth sind durch große fachliche Kenntnis gekennzeichnet. Damit hat er bei vielen Studierenden eine hervorragende Grundlage für das Verständnis des europäischen politischen Denkens gelegt. Vor allem die Vermittlung der Relevanz des Juden- und Christentums sowie des christlichen Mittelalters für das moderne politische Denken gehört zu seinen Leistungen. Nicht zuletzt wegen dieser fachlichen Stärke stellt Priv.-Doz. Dr. Roth eine große Bereicherung für das Institut dar und ist in der Folge auch
    bei den Studierenden geschätzt.

    Die Zeit bis zum Sommersemester drängt. Der Verbleib von Herrn Priv.-Doz. Dr. Roth am Fachbereich muss von Ihnen gesichert werden. Die angebotene Ersatzbesoldung am Fachbereich ist offensichtlich unzureichend. Es wäre fatal, wenn eine Universität, die vorgibt führend zu sein, es nicht einmal schafft, eine kontinuierliche Vertretungs- bzw. Vollprofessur in Politischer Ideengeschichte zu gewährleisten.

    Mit freundlichen Grüßen,
    (es folgen die Namen der Unterzeichnenden Personen und Gruppen

    Wie Klaus Roth vom Institut abserviert wird

    Vor einigen Tagen lief eine E-Mail über die einschlägigen studentischen Verteiler, die einen weiteren Tiefpunkt in Sachen Umgang mit kritischen WissenschaftlerInnen an der FU beschrieb. Dieses Mal geht es um Klaus Roth, der bis letztes Semester den Bereich Politische Ideengeschichte am OSI betreute und seit Sommer 2006 mit einer Gastprofessur die vakante Stelle in diesem Bereich vertrat. „Moment mal,“ werden sich manche jetzt fragen, „bis letztes Semester?!?“ Leider ja, denn der Kanzler der FU, Herr Lange, hat auf Anweisung des Präsidialamtes verfügt dass die Gastprofessur nicht mehr vom Präsidium bezahlt wird. Das OSI hat sich, noch unter dem alten Geschäftsführenden Direktor Peter Massing, natürlich mit dieser Vorgabe abgefunden. Ob und mit wieviel Nachdruck Widerspruch eingelegt wurde, ist leider nicht bekannt. Ebenso unklar ist die Motivation des Präsidiums. Lange soll jedoch dem OSI vorgeschlagen haben, die Gastprofessur doch über die Mittel des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften zu bezahlen; der Fachbereich PolSoz ist zwar angeblich der reichste Fachbereich der FU, ist aber dennoch hoch verschuldet und gerade das OSI versucht seit gut eineinhalb Jahren beharrlich, Überhangstellen abzubauen (siehe bspw. hier). Dementsprechend wurde daraus natürlich nichts. Als einziges „Entgegenkommen“ gegenüber Roth bot die Institutsleitung ihm an, seine bisherige Arbeit auf Basis besoldeter Lehraufträge weiterzumachen – dafür gibt es allerdings nur noch ein Drittel so viel Geld wie für die (ohnehin nicht üppig bezahlte) Gastprofessur. Roth lehnte dieses Angebot denn auch als „sittenwidrig“ ab. Ein kleiner Trost für seine (ehemaligen) Studierenden: Roth übernimmt weiter die bereits zugesagten Betreuungen aus vergangenen Semestern – Diplom- und B.A.-Prüfungen, Hausarbeits- und Klausurenkorrektur usw.
    Nach dieser – völlig richtigen – Entscheidung sieht es nun noch einmal düsterer für die Politische Ideengeschichte aus, als ohnehin schon. Zum einen entfallen natürlich die Lehrveranstaltungen, die Roth im Sommersemester angeboten hätte. Zum anderen hat der Bereich Politische Ideengeschichte nun vorerst keinen prüfungs- und damit betreuungsberechtigten (Gast-)Professor mehr an der Spitze. Hauptseminare, Projektkurse und die darin geschriebenen Arbeiten dürfen aber nur Lehrenden mit Habilitation durchgeführt bzw. bewertet werden (anders als Proseminare, wo eine Promotion reicht). So betrifft der Weggang von Roth vermutlich mehr Veranstaltungen, als nur die von ihm selbst angebotenen. Es sei denn, aber hier betreten wir das Reich der Spekulation, ein anderer Professor übernimmt die Betreuung für Veranstaltungen und Notenvergabe im Modul Ideengeschichte. Bernd Ladwig würde sich hier natürlich wegen fachlicher „Nähe“ anbieten, ausserdem hat er schon mehrmals erwähnt dass er bereit wäre die Ideengeschichte mit zu betreuen. Das könnte – Betonung auf dem Konjunktiv – letzten Endes dazu führen, dass die Ideengeschichte entweder jetzt oder nach dem Auslaufen der neu eingerichteten Juniorprofessur doch komplett abgewickelt wird.

    Was tun?

    Diese Frage stellte sich schon Lenin, eindeutig beantworten können wir sie aber natürlich auch nicht. Allerdings gibt es mehrere Möglichkeiten: die politische Situation am Fachbereich und am Institut hat sich seit den Wahlen zu den akademischen Gremien deutlich verschoben. Das neue Dekanat und die neue Institutsleitung könnten durchaus bereit sein, das komplette Verfahren um den neuen Strukturplan (einer von vielen Artikeln dazu: hier) neu aufzurollen und der Ideengeschichte wieder zu mehr Gewicht zu verhelfen. Darauf verlassen sollten wir uns allerdings nicht. Und von allein passiert da sowieso nichts – deshalb wird es wohl darauf hinauslaufen (müssen), dass wir als Studierende wieder einmal selbst aktiv werden, ausserhalb der Gremien. In diesem speziellen Fall stehen auch die Chancen nicht schlecht, Unterstützung von anderen Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, PrivatdozentInnen und anderen Lehrenden zu erhalten.

    Unsere Solidarität gilt in jedem Fall zunächst einmal Klaus Roth, dem ab Beginn des Sommersemesters (1. April) nur noch der Weg zum Arbeitsamt bleibt.