von Nadja Knauer
Die Medienlandschaft in Rumänien befindet sich in einer wachsenden Krise wirtschaftlicher und politischer Repressalien. Die staatliche Einflussnahme wächst stetig, ebenso der politische Druck auf Medieninhalte, Versuche der Zensur und der Einfluss wirtschaftlicher und politischer Interessensgruppen.
Zudem ist Rumänien durch eine hohe kulturelle Diversität geprägt, ist die Geschichte ihrer nationalen Minderheiten doch bis in das 12. Jahrhundert zurückzuverfolgen. Die größte Minderheit stellt dabei die deutschsprachige dar, zu der unter anderem die Gruppe der Siebenbürger Sachsen gehört. Um eine Integration von Minderheiten in die Mehrheitsgesellschaft zu gewährleisten, und die Akzeptanz und das Zugehörigkeitsgefühl zu stärken, spielt die mediale Repräsentation in rumänischsprachigen Medien ebenso eine elementare Rolle wie das Angebot muttersprachlicher Angebote für die Minderheiten. Minderheitenjournalismus ist damit eine bedeutsame Säule zur Bewahrung und Erhaltung einer kulturellen Identität, und ein wichtiger Baustein eines Heimatgefühls der Minderheiten.
Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes 1990 sind jedoch die Zahlen der Angehörigen nationaler Minderheiten, so auch der deutschen, aufgrund von Emigration stark gesunken. Die deutschsprachigen Minderheitenmedien stehen nun vor zahlreichen Herausforderungen: Sie müssen einerseits unter ökonomischem und politischem Druck bestehen, und zugleich mit der Hürde der sinkenden Leserschaft umgehen, um ihr Bestehen zu sichern. Ein geringes Themenspektrum, mangelhafter journalistischer Nachwuchs und Sprachverlust der deutschen Sprache sind dabei ebenfalls Probleme, denen es sich zu stellen gilt. Nichtsdestotrotz gibt es auch Grund zum Optimismus, lernen SchülerInnen und StudentInnen doch häufig Deutsch in Lehrangeboten, und könnten Potenzial für neue Leserschaft bieten. Zudem ist das Zeitunglesen ein bislang immer vorhandener Bestandteil der Kultur deutschsprachiger Minderheiten, und eine Tradition, die die Stammleserschaft an ihre Nachfahren ebenso weitergeben kann, wie an ihr soziales Umfeld.
Adelaida Ivan ist Expertin auf dem Gebiet des deutschsprachigen Minderheitenjournalismus in Rumänien. Sie selbst ist gebürtige Rumänin, studierte aus Eigeninteresse Germanistik, und arbeitet nun als Journalistin für die einzige deutschsprachige Tageszeitung Rumäniens. Während eines Forschungsjahres am Internationalen Journalisten-Kolleg der FU Berlin widmete sie sich der deutschsprachigen Minderheit der Siebenbürger Sachsen und ihrer Brückenfunktion zwischen Deutschland und Rumänien. Ivan selbst ist derzeit wohnhaft in Berlin, arbeitet weiter an ihrem Projekt und veröffentlicht regelmäßig darauf bezogene Artikel in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien. Ihre jahrelange Berufstätigkeit für das Blatt, das Leben in Rumänien und ihre Erfahrungen als Journalistin prägen ihren Blick auf die Situation der Minderheitenmedien in Rumänien. Obgleich sie zahlreiche Herausforderungen und Schwierigkeiten anerkennt, malt sie ein insgesamt sonnigeres Bild für die Zukunft der deutschsprachigen Minderheitenmedien: „Die ADZ ist mehr als eine Zeitung, sie ist Teil der kulturellen Identität. Solange es eine deutschsprachige Minderheit gibt, oder Menschen, die in Rumänien Deutsch sprechen, wird es auch eine Zeitung geben“. Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen als rumänische Journalistin für die ADZ, schätzt die aktuelle Situation der Minderheitenmedien in Rumänien vor dem Hintergrund politischer und ökonomischer Entwicklungen ein, und gibt schließlich einen Ausblick für künftige Chancen und Herausforderungen.