Buschow, C. (2018). Die Neuordnung des Journalismus. Eine Studie zur Gründung neuer Medienorganisationen. Springer Fachmedien. Wiesbaden
Hilfreich für die Untersuchung von Journalismus in Mittel- und Osteuropa: Text stellt eine Grundlage dar für Überlegungen, in wieweit der Journalismus in mittel- und osteuropäischen Ländern sich in der Entwicklung durch den Marktzugang in gesättigte, hoch-konzentrierte Märkte und rückläufige Umsatzzahlen unterscheidet
Kernaussage 1: Die Entstehung neuer Organisationen kennzeichnet den Wandel des Journalismus von industrieller Produktion (typischer Form: Presseverlage) zu einer (zukünftigen) Organisation des Journalismus in Netzwerkstrukturen.
„[N]eu gegründete Medienunternehmen sind Folge, Ausdruck und vorläufiges Ergebnis von veränderten historischen Rahmenbedingungen [Link zu Polyak und Milton, Blog] und beschleunigen zugleich eben jenen Wandel des Journalismus, indem sie selbst Katalysator von Variation und Transformation sozialer Praktiken sind.“ (Buschow 2018:153)
Laut Buschow (2018:153ff) sind Neugründungen besonders innovationsfreudig, können Vorbildfunktion für die Branche haben und Treiber einer Veränderung des Journalismus insgesamt sein.
Neugründungen sind für ihn (vgl. 2018:157) Unternehmen, die nach der Anzeigen- und Medienkrise 2009 (mit Personalentlassungen und Zeitungsschließungen) entstanden sind.
Hilfreich für die Untersuchung von Journalismus in Mittel- und Osteuropa: (Neu gegründete) Unternehmen können anhand von 4 Dimensionen untersucht werden (vgl. Buschow 162ff):
- Dimensionen zur Unterscheidung von (Medien-)Unternehmen
1.1 Art der Gründung: unselbstständige Gründungen/ Selbstständige Gründungen [Link Blog] (z.B. um Potenziale von Netzwerkmedien auszuschöpfen, ohne vorgegebene Organisationsstrukturen)
1.2 Finanzierungsformen Kernaussage 2: Die Form der Finanzierung einer Organisation kann bedeutende Auswirkungen nicht nur auf die Art des Wirtschaftens, sondern auch auf das Selbstbild der Organisation, die Ziele und den dort praktizierten Journalismus haben (Buschow 2018:165 nach Buschow & Wellbrock, 2014; Naldi & Picard, 2012, S. 77)
Das heißt, wenn Verlage genossenschaftlich oder aus Stiftungen finanziert werden, sind die Ziele nicht nur monetärer Art, sondern gemeinnützig (vgl. Buschow 2018:165)
Dieser sogenannte Stiftungsjournalismus kann jedoch auch kritisch betrachtet werden. [Link Stiftungsjournalismus]
1.3 Einsatz von Kommunikationsmitteln: einzeln oder hybrid
1.4 Fokus der journalistischen Kommunikation: general interest vs. special (mit Auswirkungen auf journalistische Organisationsprozesse und Arbeitsstrukturen)
- Forschungsstand
Hilfreich für die Untersuchung von Journalismus in Mittel- und Osteuropa: Sowohl die Person des Gründers und seine Motive als auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eines (neu gegründeten) Unternehmens können Aufschluss auf die Art des praktizierten Journalismus geben (vgl. Buschow 169ff)
2.1 Die Praxis des Gründens journalistischer Organisationen
– Mikroebene (Wer gründet und warum?): Branchenkenner vs. Exoten, Notgründungen Kernaussage 3: Kenntnisse über den Gründer können Aufschluss über Ziele und Qualität des Journalismus geben (Vgl. Buschow 2018:170ff). Gründer verfolgen nicht immer monetäre Absichten. Erfolgversprechend sind journalistisches und wirtschaftliches Vorwissen sowie soziale Kontakte der Gründer.
– Makroebene (Welche strukturellen Rahmenbedingungen hat die Gründung?): finanziell, rechtlich, kulturell
Gesellschaftliche Rahmenbedingung stehen in Abhängigkeit zum jeweiligen Land. [siehe Mediensystemtypen]
2.2 Soziale Praktiken in neugegründeten Organisationen
(d.h.: welche Prozesse, Handlungen und Arbeitsvorgänge treten zwischen den Akteuren auf und welche sind neu)
– Die wichtigste soziale Praktik in Neugründungen ist der Einbezug des Lesers über soziale Medien und teilweise seine Mithilfe bei der Produktion von Inhalten (vgl. Buschow 2018:181nach Smyrnaios et al., 2015; Wagemans et al., 2016):
Kernaussage 4: Journalistische Neugründungen können sich nicht mehr über Anzeigen und Abonnements finanzieren (vgl. Buschow 2018:182f). Neue Formen der Finanzierung (wie die Produktion von werblichen Formaten wie „Advertorials“) haben Einfluss auf die journalistische Arbeit.
– weniger Arbeitsteilung, teilweise jedoch kompensiert durch Netzwerkstrukturen (vgl. Buschow 2018:184f)
2.3 Neuer Produktionsmodus gekennzeichnet durch Netzwerkstruktur
Fazit: Buschow (2018) zeigt die Relevanz neu gegründeter Medienunternehmen für die Entwicklung des Journalismus auf. Für seine Untersuchung entwickelt Buschow (2018) eine Struktur, die auch einen Mehrwert für die Untersuchung von Medienunternehmen in Mittel- und Osteuropa darstellt. Es lohnt sich insbesondere der Blick auf die Art der Finanzierung, die Person des Gründers/der Gründerin sowie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des jeweiligen Landes, da sie einerseits auf Ziele und Art des jeweils praktizierten Journalismus und andererseits auf den Wandels des Journalismus generell hindeuten können. Insgesamt fehlt in dem Text der Bezug zu Osteuropa. Es werden vorwiegend Studienergebnisse aus den USA und kaum aus Deutschland oder anderen Ländern einbezogen. Der Text ist außerdem hilfreich, um Medienunternehmen generell zu untersuchen, auch über Neugründungen hinaus.
Julia Wasser