Das dezisionistische und das technokratische Politikberatungsmodell sind Idealtypen der wissenschaftlichen Politikberatung. Im Zentrum jedes Modells steht der Konflikt zwischen Wissen und Macht. Das dezisionistische Modell, welches u.a. von Max Weber vertreten wurde, sieht die Machtinhaber, also Politiker:innen, in der Pflicht Entscheidungen zu fällen, während das technokratische Modell, das u.a. von Helmut Schelsky vertreten wurde, Entscheidungen durch wissenschaftliche Erkenntnis erzwingen möchte. Jürgen Habermas war später für das pragmatische Politikberatungsmodell mitverantwortlich, was als eine Synthese der beiden Modelle verstanden werden kann.
Das dezisionistische Politikberatungsmodell:
Wissen und Werte sind trennbar und so sind auch die Fachmenschen für Wissenschaft und Werteentscheidungen klar getrennt. Während Wissenschaft nur Wissensfragen klärt und dieses Wissen der Politik bereitstellt, sind es die Politiker:innen, die Wertentscheidungen treffen müssen. Max Weber forderte, dass es eine Autonomie politischer Entscheidungsfindung geben muss. Habermas sagte in seiner Beschreibung des Modells, dass es keinerlei politische Fragen gibt, die rein durch Wissen beantwortet werden können, sondern immer letztendlich eine Wertentscheidung bleiben, weswegen man die gezwungenermaßen irrationalen Entscheidungen nicht durch reine Vernunft legitimieren kann. Ethische Überlegungen bleiben also rein auf der Seite der politischen Entscheidungsträger:innen, die die wissenschaftliche Politikberatung wesentlich nur als Lieferantin für Handlungsoptionen ansehen sollen.
Das technokratische Politikberatungsmodell:
Im technokratischen Politikberatungsmodell wird die Welt im Wesentlichen so verstanden, dass durch Wissenschaft immer eine beste Lösung gefunden werden kann. Solange das technische Verständnis von Fragstellungen noch nicht ausreicht, dass alle Wissenschaftler:innen zum gleichen Schluss kommen könnten, ist die Aufgabe der Politik, zwischen den verschiedenen durch die Wissenschaft präsentierten Lösungsvorschlägen auszusuchen. Die Politik hat hier also keinerlei Gestaltungsspielraum und würde, sobald es eine sogenannte „best-one-way“ Lösung gibt, vollkommen machtlos in ihrer Entscheidungsgewalt werden. Schelsky sagt aber auch, dass „best-one-way“ Lösungen utopisch seien und in der Realität Politiker:innen immer zwischen verschiedenen Lösungen auswählen werden müssen.
Das pragmatistische Politikberatungsmodell:
Das pragmatistische Politikberatungsmodell sieht sich selbst als Synthese der beiden genannten Idealtypen an. In diesem Modell müssen politische Wissenschaftler:innen mit fachkundigen Politiker:innen im Austausch stehen. Die wechselseitige Kommunikation bringt dann einen praxisnäheren wissenschaftlichen Diskurs hervor. Es gibt hier weder Vorherrschaft der Wissenschaft noch der Politik in der Entscheidungsgewalt. Das pragmatistische Modell bindet zudem noch die politische Öffentlichkeit in den Diskurs mit ein.
Quellen:
Maelzer, Dennis (2014): Traditionelle Politikberatungsmodelle: Dezisionismus, Technokratie und Pragmatismus. In: Politik gut beraten?: Lernprozesse in deutschen Gesundheitsreformen. 1. Aufl. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, S. 46–53.
Andersen, Uwe; Woyke, Wichard (2013): Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. 7. Aufl. Heidelberg: Springer VS. Online verfügbar unter https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/handwoerterbuch-politisches-system/202089/politikberatung?p=1, zuletzt geprüft am 19.01.2021.