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Flucht über Ungarn

– beigetragen von Frederike Mörsberger

Am Mittwoch, 23. Juli steht ein Tagesausflug nach Budapest auf dem Programm. Nach zweistündiger Fahrt im Minibus erreichen wir einen Vorort von Budapest unser erstes Ziel, den Sitz des ungarischen Malteser Hilfsdienstes. Darauf möchte ich mich in diesem Blogeintrag gerne beziehen. Wir treffen hier drei Zeitzeugen, die 1989 die Flüchtlingswellen aus der DDR über Ungarn miterlebt haben und in deren Heimatort ein Zeltlager der Kirche für Flüchtlinge errichtet wurde.
Fast 50.000 Flüchtlingen wurden dort Schlafplätze und Verpflegung zur Verfügung gestellt und weitere Hilfeleistungen angeboten. Erstaunlich ist, dass trotz des Auslieferungsvertrags mit der DDR das Zeltlager bestehen blieb. Es ist anzunehmen, dass die Reformprozesse in Ungarn bereits stark fortgeschritten waren und man von einer Fortsetzung des
Umbruchs hin zu einer liberaleren Gesellschaft ausging.
Bewundernswert ist für mich, dass viele Ungarn trotz geringem Wohlstand solch eine starke Solidarität zeigten. Doch im Gespräch mit den Zeitzeugen wird deutlich, dass es für sie außer Frage stand Menschen in Not zu helfen und auch das Geld dabei keine Rolle spielte. Es scheint, dass wir uns argumentativ auf verschiedenen Ebenenbefinden und sich für
uns Probleme aufzeigen, die damals nicht zur Debatte standen.
Insgesamt wird mir auf der Reise bewusst, welch eine wichtige Rolle Ungarn für die Tausenden von DDR-Flüchtlingen bei ihrer Flucht gespielt hat. Auch wenn Formulierungen wie “Ungarn hat den ersten Stein aus der Mauer gebrochen“ überspitzt formuliert sein mögen und weiter differenziert werden müssten, ist dennoch nicht komplett an den Haaren herbeigezogen.

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