Bildungsstreik-VollVersammlung an der FU

Wie vielleicht der Eine oder die Andere schon mitbekommen hat, wird der Bildungsstreik auch in diesem Semester fortgeführt. Als Einstieg gibt es an der FU eine VollVersammlung (VV) der Studierendenschaft.

Am Donnerstag, 29.10., um 14 Uhr im Hörsaal 1a in der Silberlaube.

Themen(vorschläge):
– wie weiter mit dem Bildungsstreik?
– die „Lenzen – not my President“-Kampagne
– der Streik der Gebäudereiniger_innen

Wie immer alles in einem desaströsen Zustand

Die Sitzung des FBR vom 21.10. war mit 1,5 Stunden für ihre Verhältnisse zwar recht kurz jedoch nicht uninteressant. Dies Betrifft vor allem die Diskussionen um die Zielvereinbarungen sowie um Teilnahmebeschränkungen bei diversen Master-Veranstaltungen. Beide Punkte wurden beim TOP 2 „Mitteilungen und Anfragen“ behandelt.

Das Präsidium hat an den Fachbereich einen Entwurf für die neuen Zielvereinbarungen weitergereicht. Dieser soll mit dem Präsidium am 11.11.2009 in einer vierstündigen Sitzung verhandelt werden. Vorher, so wurde es uns im FBR vorgestellt, sollen sie am 30.10. in einer eintägigen Klausurtagung des FBR überarbeitetet werden sowie eine Strategie für die Verhandlungen mit dem Präsidium erarbeitet werden; schließlich sind die Zielvereinbarungen extrem Relevant für die Arbeit und letzendlich Struktur unseres Institutes (dass es so weit kommen musste ist traurig aber wahr). Was steht nun aber in diesem Entwurf genau drin? Da uns dieser noch zugesandt wird, und er insgesamt 11 Seiten umfasst stellte der Dekan nur die „knackigsten“ Punkte vor. Leider ein bisschen zu schnell, sodass ich nicht alles mitschreiben konnte. Also: Die konkrete Summe ist bisher noch unbekannt. Es ist jedoch bekannt, dass diese in 3 Schritten ausgeschüttet werden soll. Wobei 30 % als Anschubfinanzierung verstanden werden. Im Zuge dessen soll der Fachbereich beziehungsweise die einzelnen Institute bis zu bestimmten Deadlines Maßnahmen ergreifen und Berichte einreichen. Dies betrifft zum Beispiel Themen wie die Internationalisierung des Studium sowie des Lehrangebotes, Akkreditierung der Institute, Steigerung der Familienfreundlichkeit der Institute, Steigerung des Anteils an (internationalen) Stipendiat_innen am Institut, Steigerung des Anteils englischsprachiger Lehrveranstaltungen etc. Dazu sollen die einzelnen Institute kurz-, mittel- und langfristige Pläne entwickeln und in Berichten über den Stand der Dinge Rechenschaft ablegen.

Des Weiteren soll der FBR verpflichtet werden die Drittmitteleinnahmen zu verdoppeln, ohne jedoch dabei den Anteil von Exzellenzprogrammen zu erhöhen. Sprich, es soll aus allen möglichen Quellen Geld heran geschafft werden. Wie das angesichts der bisher schon hohen Leistungen der OSI-Beschäftigten, sowie der knappen Finanzlage des Institutes geleistet werden soll schien allen unklar bis illusorisch. Anbei möchte ich bemerken, dass bereits jetzt alle Leistungsmittel, die die Profs vom Präsidium erhalten, für den laufenden Institutsbetrieb verwendet werden (also für Dinge wie Klopapier, Kopierpapier, Kulis, Wartungsarbeiten). Vielleicht ist euch auch aufgefallen, dass die Raumsituation am OSI kaum noch Spielraum für mehr Veranstaltungen lässt, die jedoch durch die Zielvereinbarungen klar gefordert werden. In der darauf folgenden Diskussion sprachen sich Profs wie Studies für eine offensive Verhandlungsstrategie aus, die durchaus auch das Ausarbeiten von für das Institut realistischen Zielvereinbarungen nicht ausschließt. Daher sollten wir uns den 30.10. 2009 doch ein bisschen merken!

Der andere wichtige Punkt, der besprochen wurde, waren die Teilnahmebeschränkungen. Es ist in einer Veranstaltung von Herrn Segbers sowie Frau Pfetsch dazu gekommen, dass Studis, die nicht qua Studienordnung (Master of European Studies, bzw. Master Publizistik und Kommunikationswissenschaften) oder aus Dringlichkeit ihren Abschluss machen zu müssen, der jeweiligen Veranstaltung verwiesen wurden. Beide Segbers und Pfetsch sahen sich einer für ihren Raum zu großen Anzahl von Studies gegenüber. Da ist Rausschmeißen natürlich der einfachste Weg. In der Tat handelt es sich jedoch um Fehler bei der Lehrplanung dass die besagten Veranstaltungen in 3 Studiengängen angeboten wurden. Wobei der Fall von Frau Pfetsch in so fern dramatischer ist, als dass sie eine Vorlesung über Kommunikationswissenschaften hält und Studies diese sich für „Politisches System der BRD“ anrechnen lassen sollen (jetzt nicht nachdenken). Das findet auch Frau Pfetsch unlogisch und als Mangel für die Ausbildung der Studies. Jedenfalls sorgte das Problem auch im Prüfungsausschuss schon für heftige Diskussionen und die Verwaltung bemüht sich um schnelle Lösungen. Vorerst ist den Studies beider Veranstaltungen aber jedoch die Möglichkeit der Teilnahme per Rechtsanspruch zugesichert!
Der Rest der Sitzung verlief dann enttäuschend aber zügig. Die Berufungskommission für Frau Kantner wurde einstimmig angenommen. Die Zusammensetzung des Prüfungsausschusses wurde auf Druck der Studies an den OSI-Institutsrat wieder zurück verwiesen. Leider wurde ein Antrag der Studies auf Zurückstellung bzw Überarbeitung der Leistunsmittelvergabe nicht angenommen. Und auch nicht durch ein Veto gerettet.

Abschließend möchte ich noch den Verstanstalltungshinweis von Frau v. Oppeln weiter geben. Es soll eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Linksliberale Politik in Deutschland“ nächste Woche Mittwoch hinweisen. Ihr habt sicherlich schon die Plakate gesehen 😉

Termine diese Woche

Die heute beginnende Woche (19.-23.10.) ist mal wieder ziemlich voll mit (hochschulpolitischen) Terminen:

Montag, 18 Uhr: Schäuble spricht bei den JuristInnen. Hörsaal II, Van’t-Hoff-Straße 8.
zeitgleich: Berlin-weites Bildungsstreik-Treffen an der TU

Dienstag, 16 Uhr: offenes Kennenlerntreffen der FSI OSI im Roten Café.
Dienstag, 18 Uhr: Vorbereitungstreffen für den Institutstag am OSI. Hörsaal B, Ihnestraße 21

Mittwoch, 9 Uhr: Erste Sitzung des Fachbereichrats im neuen Semester. Hörsaal B, Ihnestraße 21
Mittwoch, 18 Uhr: FU-weites Bildungsstreiktreffen – Seminarzentrum in der Silberlaube, gleich vorne neben der Mensa
(bislang) zeitgleich: Treffen der Fachschaftskoordination (FaKo) an der FU. Raum der FSI Psychologie, J25/26 in der Silberlaube

Soweit bisher: wem noch mehr einfällt, oder wer Korrekturen hat, die/der benutze bitte die Kommentarfunktion 🙂

(Fast) allseitige Harmonie – die Institutsratssitzung am 14.10.2009

Heute fand die erste Institutsratssitzung im Wintersemester 2009/10 statt. Insgesamt war das Gremium eher schlecht besucht, die geschäftsführende Direktorin des OSI, Dagmar Vinz, fehlte einmal mehr. Unter der Leitung eines sichtlich aufgekratzten Hajo Funke eilte der Institutsrat (IR) in recht knapp bemessenem Zeitrahmen (eine Stunde 15 Minuten) durch eine überwiegend kontroversenfreie Sitzung.

Beate Rudolf zieht Menschenrechte dem OSI vor

Eine interessante Nachricht gab es gleich zu Beginn: Beate Rudolf, die im letzten Semester nach erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Studierenden und SFB-Vertreter_innen eine auf sie maßgeschneiderte Stelle am OSI erhielt (wir berichteten: einmal, zweimal, dreimal), wird diese aller Voraussicht nach nicht antreten. Denn sie wurde zur Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte gewählt, wie aus dieser Pressemitteilung hervorgeht und wie das DIMR auf Anfrage auch bestätigte. Da sie dieses Amt am 1.1.2010 antreten wird, kann sie die KFN-Stelle für „Rechtliche Grundlagen der Politik, Öffentliches Recht und Völkerrecht sowie Gleichstellungsrecht“ am OSI nicht antreten. Damit besteht die Chance, die freiwerdenden Mittel für den darbenden Bereich „Rechtliche Grundlagen der Politik“ zu verwenden und eine weitere Stärkung des IB-/Governance-Bereichs am OSI zumindest zu verlangsamen.

Und ewig grüßt die Ideengeschichte…

Die Studierenden im IR verlangten anschließend merkliche Verbesserungen für all Jene, die zur Zeit die Vorlesung in Politischer Ideengeschichte bei Alexander Demirovic an der TU anhören. Denn die Fahrtzeit an die TU, die schlechte Raumsituation dort (ein Seminarraum für mehr als 200 Studierende) und die mangelhafte Kommunikation zwischen dem TU-Professor Demivoric und den FU-Studierenden vom OSI erschweren den Besuch der Veranstaltung merklich. Von studentischer Seite wurde erneut angemerkt, dass die Vorlesung im nächsten Semester wieder am OSI angeboten werden muss – eigentlich eine Selbstverständlichkeit in einem Pflichtmodul. Peter Massing bat um Geld – 500 Euro – für zwei Tutor_innenstellen für Demirovic, die diesem bei der Organisation der Veranstaltung und der Kommunikation mit den OSI-Studierenden helfen sollten; nach einer kurzen Diskussion versprach Bernd Ladwig, weitere 500 Euro aus seiner Kostenstelle dazu zu legen, um somit mindestens vier Tutoriumsstellen zu schaffen. Dass diese Tutor_innen, im Gegensatz zu allen anderen am OSI, bezahlt werden, wurde mit dem Mehraufwand durch Mitorganisation einer Veranstaltung an der TU begründet.

Wahnsinn! Präsidium greift FSI-OSI-Vorschlag auf!

Anschließend wurde über die Reformen in den BA- und MA-Studiengängen geredet (Hintergründe: hier). Die Überarbeitung und Verlängerung auf vier Jahre des BA-Studiengangs ist anscheinend fast abgeschlossen. Die entsprechenden Unterlagen seien öffentlich im Internet zugänglich, leider wurde keine Website genannt – es gibt aber eine für alle Interessierte offene Blackboardgruppe, in der Protokolle, Studienverlaufspläne usw. einsehbar sind. Beim Master ist die Ideensammlung noch nicht sonderlich weit gediehen, wohl auch weil ein Teil der Professor_innen nicht auf die „prestigeträchtigen“ zweijährigen Masterprogramme verzichten will. Das Präsidium, das den Fortschritt ebenfalls begleitet, eröffnete nun aber die Möglichkeit, ein sogenanntes „Y-Modell“ einzurichten: dann könnten die Studierenden entscheiden, ob sie nach dem Grundstudium noch ein Jahr BA und dann zwei Jahre MA studieren wollen, oder ob sie nach vier Jahren ihre Bachelor abschließen und dann noch ein Jahr einen Masterstudiengang besuchen. Wir erinnern uns: bisher wurde diese Möglichkeit von Seiten des Präsidiums „definitiv ausgeschlossen“. Trotzdem freuen wir uns, dass dieser schon vor Monaten von uns eingebrachte Vorschlag aufgegriffen wurde.

Institutstag am 13.11. Und irgendwie auch am 25.11.

Schließlich ging es um den Institutstag im nächsten Monat. Nach längerer Diskussion konnten sich die Studierenden damit durchsetzen, dass es tatsächlich ein InstitutsTAG und nicht nur ein „Instituts-drei-Stunden-am-Nachmittag“ wird. Peter Massing wollte darüber hinaus viele andere Themen, wie die Debatte um den Strukturplan, die Besetzung der Ideengeschichtsprofessur und weitere aus der Diskussion am Institutstag heraus halten, was von den Studierenden, aber auch manchen Professor_innen empört zurückgewiesen wurde.
Ebenfalls für wichtig erachteten alle Vertreter_innen im IR, dass dem Institutstag ein förmlicher Beschluss des IR zum Thema Studienreform folgt.
Deshalb sieht der (vorläufige) Zeitplan jetzt so aus:
Am Freitag, den 13.11., findet von 10-12 Uhr eine von Hajo Funke moderierte Diskussion über den Strukturplan statt. Anschließend, von 12-14 Uhr, wird in verschiedenen Arbeitsgruppen über andere Themen, die am OSI derzeit wichtig sind, gesprochen. Diesen Teil werden die Studierenden weitgehend selbst gestalten können, daher an dieser Stelle auch der Aufruf, sich zu beteiligen! Ihr könnt beispielsweise eine Mail an fsiosi@web.de schicken, um Termine für Treffen zu erfahren oder Vorschläge für AGs einzubringen. Von 14 Uhr an wird es eine abschließende Diskussion geben, in der vor allem über die Studienreform gesprochen werden soll.
Knapp zwei Wochen später, am 25.11., tagt dann erneut der IR. Dann nicht nur wie ohnehin schon öffentlich, sondern mit der ausdrücklichen Einladung an alle Institutsangehörigen, der Sitzung beizuwohnen. Es geht zwar schon um 8:30 Uhr los, dafür bleibt dann auch mehr Zeit als in der heutigen Sitzung.

Was sonst noch so passierte

Die war nämlich nach Abschluss der Institutstagdebatte schon fast gelaufen. Der IR beschloss noch im Eilverfahren, dass die Teilnahme an der Ringvorlesung über Afrika mit einem Teilnahmeschein „belohnt“ werden soll – die endgültige Entscheidung liegt jedoch noch beim Studien- und Prüfungsbüro.
Auch die studentischen Vorschläge für ein transparenteres Arbeiten des IR (gibt’s hier als PDF ) wurden in weiten Teilen angenommen. Nur die Absätze II b) und c) fielen „Datenschutzerwägungen“ zum Opfer, werden aber in einer der nächsten Sitzungen weiter diskutiert.
Um das derzeit völlig überlastete Lehrplanungsbüro wieder arbeitsfähig zu machen, wurde zudem die Einrichtung einer Ausbildungskommission, bestehend zur Hälfte aus Studierenden, zur Hälfte aus Professor_innen und Wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen, beschlossen.

Wie alle (!) Entscheidungen am heutigen Tag fielen auch diese einstimmig.

Die studentische Rede auf der Immatrikulationsfeier

Wir nutzen die Gelegenheit, die studentische Rede bei der Immatrikulationsfeier am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften hier noch einmal zum nachlesen einzustellen:

Hallo liebe Erstsemester und Masterstudierende,

jetzt auch noch mal von studentischer Seite ein „herzliches Willkommen“.

Ich freue mich, dass hier auch die studentischen Gruppen des Fachbereichs die Gelegenheit erhalten haben, euch willkommen zu heißen und das tue ich hiermit für die Fachschaftsinitiativen der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, der Soziologie und der Ethologie und der Politikwissenschaften.

Ich bin Julia von der Fachschaftsinitative des Otto- Suhr- Instituts und studiere jetzt im 3. Semester Politikwissenschaften auf Bachelor.
Das heißt vor einem Jahr war ich in der gleichen Situation wie viele von euch heute.
Damals war ich ziemlich aufgeregt (und das bin ich im Übrigen immer noch), weil hier alles so neu war und kompliziert wirkte.
Viele von euch sind bestimmt gerade zum ersten Mal zu Hause ausgezogen und ihr seid dabei, einen neuen Lebensabschnitt anzufangen.

In meinen Einführungstagen hat damals eine Studentin gesprochen und mir mit ihren Worten sehr viel Mut gemacht. Ihr habt die Einführungstage ja schon hinter euch. Wenn Ihr trotzdem noch auf wankendem Boden stehen solltet – keine Sorge, das legt sich mit der Zeit.
Wenn Ihr noch Fragen habt, was ich sehr hoffen will, dann scheut euch nicht, immer wieder nachzuhaken, bis ihr eine für euch befriedigende Antwort bekommt.
„Lasst Euch nicht verrückt machen“, hat damals die Studentin zu uns gesagt und diesen Satz kann ich nur, mit einem dicken Ausrufungszeichen versehen, an Euch weitergeben.
Ihr werdet in den nächsten Wochen und überhaupt im Laufe eures ersten Semesters sehr viel darüber hören, was ihr unbedingt machen müsst, was ihr auf keinen Fall verpassen dürft, wie ihr euer Studium zu absolvieren habt, wann ihr ins Ausland geht, dass ihr euch am Besten jetzt schon für Praktika bewerben sollt usw.

Ich gebe Euch einen anderen Rat: Nehmt Euch das gesamte erste Semester Zeit, um herauszufinden, was für Euch persönlich das Beste ist. Denn was für die Eine super ist, ist es für den Anderen nicht automatisch auch. Mir hat es damals geholfen, den Stundenplan im ersten Semester nicht zu voll zu stopfen – obwohl es mich Überwindung gekostet hat.
Denn es dauert, bis Ihr Euch an das Lesen wissenschaftlicher Texte gewöhnt habt. Konzentriert euch auf die Texte und Seminare, die ihr gerade am spannendsten findet. Schnuppert in möglichst viel hinein, aber entscheidet euch in den nächsten zwei Wochen für klare Schwerpunkte für dieses erste Semester. Und lasst euch nicht von Dozent_innen oder Kommiliton_innen einreden, es sei eben Standard, so und so viele hundert Seiten pro Woche zu lesen. Findet euren eigenen Rhythmus. Wichtig ist nicht, wie viel ihr in einem Semester schafft, sondern wie gründlich ihr das macht, was euch aktuell weiterbringt.
Es ist euer Lernprozess!

Außerdem gibt es gerade im ersten Semester viele Veranstaltungen an der Uni, die euren Stundenplan füllen werden: Besonders empfehle ich euch die Erstsemesterfahrten in eurem Studiengang. Außerdem solltet ihr euch Zeit nehmen für begleitende Tutorien, Unisport, Lesekreise, Ringvorlesungen, Sprachkurse und andere Angebote hier an der Uni.
Und schaut auch mal in das alternative Veranstaltungsverzeichnis hinein. Da findet ihr viele selbst organisierte Arbeitskreise, in denen ihr euch ohne jeden Druck und frei von inhaltlichen Vorgaben Perspektiven aneignen könnt, die den Mainstream der Sozialwissenschaften kritisch hinterfragen. Schließlich solltet ihr nicht vergessen, auch noch ein bisschen zu leben. Denn das geht erfahrungsgemäß in Berlin besonders gut. Gerade als Studierende.
Doch nun zurück zur Hochschule:
Wie ihr vermutlich wisst, ist die deutsche Universitäts-Landschaft seit Jahren im Umbruch, das gilt auch für die Freie Universität.
Einige von Euch haben vielleicht schon in den letzten Tagen ein paar Informationen diesbezüglich bekommen. Andere fragen sich wahrscheinlich, wie sie sich bei all den individuellen Orientierungsschwierigkeiten und dem hohen Arbeitspensum auch noch in der Hochschulpolitik engagieren sollen? Nach meiner Erfahrung hilft es aber gerade bei der Suche nach einem eigenen Weg durch das Labyrinth der Wissenschaften, sich gemeinsam mit anderen Gedanken über deren Ausgestaltung und Veränderung zu machen.

Ich möchte diese Rede nicht nutzen, um hier Wahlkampf zu betreiben, auch wenn es verlockend wäre, die Sprechzeit hierfür zu nutzen. Nein! Ich möchte Euch dazu aufrufen, Euch selber ein Bild von den verschiedenen hochschulpolitischen Gruppen hier an der Uni zu machen.
Jeder und Jede (mich eingeschlossen), mit dem ihr hier an der Universität sprechen werdet, hat ihren oder seinen ganz eigenen politischen Standpunkt. Meine Erfahrung ist, dass ihr zwar Menschen treffen werdet, die behaupten, sie seinen zu 100% neutral. Tatsächlich nehmen aber auch sie eine bestimmte, stets zu hinterfragende, Sichtweise ein.
Als angehende Sozialwissenschaftlerinnen und Wissenschaftler steht euch der Mythos der totalen Neutralität ohnehin schlecht zu Gesicht.
Wissenschaft findet nicht im Elfenbeinturm statt, sondern ist durchzogen von vielfältigen sozialen und politischen Konflikten!
Diese Einsicht ist leider kein Allgemeingut an der Uni. Es werden Euch Texte begegnen, in denen der Anspruch erhoben wird, alle Parteien ganz unabhängig zu analysieren. Dennoch ist jeder Text aus einer bestimmten Motivation oder Perspektive heraus geschrieben – und die nimmt, ob bewusst oder unbewusst, immer auch Partei. Als Studierende und gerade als Sozialwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen ist es unsere Aufgabe, nach diesen Motivationen und Parteinahmen zu fragen.
Meiner Ansicht nach ist das Studium eine Möglichkeit, die Gesellschaft, in der wir leben, besser zu verstehen und ihren ständigen Wandel zu beobachten. Dazu gehört auch, Ungerechtigkeiten zu kritisieren und unseren persönlichen Einfluss geltend zu machen.
Wenn Ihr euch mit diesem Selbstverständnis einlasst, dann werdet ihr auch eine Menge über Euch selbst lernen. Aber das will ich an dieser Stelle nicht vertiefen, das kommt dann von ganz alleine.

Als wichtig empfinde ich es – und dafür möchte ich jetzt doch ein bisschen die Werbetrommel rühren – dass Ihr Euch an dieser Universität in irgendeiner Weise einbringt. Denn von unserer studentischen Mitgestaltung lebt die Universität. Das ist unser Raum.
Und wir sind viel mehr als Humankapital, auch wenn das heute oft vergessen wird.
Helft mit, die Universität so zu gestalten, wie ihr Sie haben wollt.
Denn ihr seid (spätestens seit heute) Teil dieser Uni und könnt auf ihre Entwicklung Einfluss nehmen und sowohl Euch selbst als auch euren Kommilitonen und Kommilitoninnen heute und in Zukunft einen Ort gestalten, an dem es sich zu studieren lohnt.
Nutzt die Pfade und Hebel, die es hier gibt, auch wenn uns Studierenden – bildlich gesprochen – eine Menge Steine in den Weg gelegt werden. Aber es gibt eben auch Chancen, diese gemeinsam beiseite zu schieben. Je mehr wir sind, desto besser lassen sie sich bewegen.

Ich will nicht in einer Generation leben, von der gesagt wird, sie sei Politik verdrossen.
Es gibt wahrlich genug Gründe, sich politisch einzumischen in diesen Zeiten.
So auch in der Hochschule:
Der Bologna Prozess zieht eine Umstrukturierung der Studiengänge nach sich. Das Diplom wird durch die Bachelor- und Masterstudiengänge abgelöst. Dabei geht es nicht um die Frage, welcher Abschluss mehr wert ist oder besser in der Wirtschaft ankommt. Nein!
Es geht um etwas viel grundsätzlicheres. Nämlich ob das Studium einer bloßen Wissens- und Kompetenzvermittlung dient oder selbstständige und kritisch denkende Individuen hervorbringt?

Ich denke, der aktuelle Umstrukturierungsprozess führt tendenziell weg vom freien, selbst bestimmten Studieren und hin zu einem verschulten Studium mit hohem Zeitdruck und engen Vorgaben.
Manche von euch mögen das anders sehen, aber lasst uns darum streiten!
Denn – und das wird meines Erachtens bei der Diskussion um die neuen Abschlüsse häufig vergessen – Bologna ist kein Schicksal, das wir passiv hinzunehmen haben, sondern im Gegenteil eine Gelegenheit, über die Neugestaltung des Studiums hier vor Ort zu diskutieren.
Das ist ja gerade das Wesen der Politik: Sie ist kein Schicksal, sondern ein Akt der gemeinsamen Gestaltung sozialer Verhältnisse.
Dass zum Beispiel ein Bachelor-Studium 6 Semester dauert, ist keine europäische Vorgabe, sondern eine Entscheidung der Universität – die übrigens aktuell gerade auf der Kippe steht. Nicht zuletzt in Folge der studentischen Proteste, etwa im Rahmen des Bildungsstreiks im letzten Juni, ist die Diskussion über eine Verlängerung des Bachelors auf 8 Semester neu eröffnet.
Auch die Modulvorgaben sind, wie ich finde, an einigen Stellen äußerst korrekturbedürftig. Und schließlich wissen gerade diejenigen unter Euch, die am Anfang ihres Masterstudiengangs stehen, dass der Zugang zum Master keinesfalls frei, sondern höchst selektiv ist. Dasselbe gilt für den Studienzugang insgesamt.
Ich muss Euch ja wohl nicht sagen, dass ihr spätestens jetzt Elite seid – auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt – in einem Seminar mit 100 Leuten auf dem Boden hockend, kein Wort zu verstehen, aber Anwesenheitspflicht zu haben.
Was sich an den Universitäten gegenwärtig abspielt, ist eine massive Verschärfung sozialer Ausgrenzung. Auch deshalb halte ich es zum Beispiel für notwendig, weiterhin massiv gegen die Einführung von Studiengebühren zu kämpfen.

„Nun macht sie doch Wahlkampf“ werden viele von euch jetzt denken.
Aber mein Ziel ist es nicht Mitglieder für eine spezifische, hochschulpolitische Gruppe zu rekrutieren, sondern Euch daran zu erinnern, dass wir das Recht haben, uns zu äußern und mit unseren Forderungen ernst genommen zu werden.
Doch sich einzusetzen, bedeutet auch den Mut zu haben, den Mund auf und sich selbst dadurch angreifbar zu machen. Dafür die nötige Kraft und das Selbstbewusstsein zu entwickeln, sollte ein Ziel eures Studiums sein.

Abschließen möchte ich meine Rede mit einem weiteren Satz der Studentin, die letztes Jahr zu uns gesprochen hat und den ich im ersten Augenblick etwas pathetisch fand.
Ich habe mich jedoch im Laufe des letzten Jahres häufiger an ihn erinnert und finde heute, dass die Sache selbst das Pathos fordert.
Er lautet: „Lasst eure Angst nicht größer werden als eure Ideale“.

Dankeschön!!!