Nach dem Sitzungsmarathon zur Reform des Bachelors zu Anfang des neuen Jahres, kam die dreiwöchige Verschnaufpause uns sehr recht. Eigentlich dachten wir, in diesem Semester würde außer der Verständigung über die nähere Ausformulierung der Vorgaben zur Professur „Rechtliche Grundlagen und Gender“ nichts gewichtiges passieren und wir könnten den Rest unserer Zeit mit dem Rauchen von selbstgedrehten Zigaretten verbringen. Falsch gedacht.
Gelder aus einem fernen Topf
Die “Kommission zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen“ (KFN) ist ein FU-weites Gremium, was über einen großen Geldbatzen verfügt, der zur Teilfinanzierung von verschiedensten Professuren dient. Einerseits dienen diese Mittel laut Tanja Börzel dazu „hervorragenden Nachwuchswissenschaftlerinnen“ zu einer ersten Professur zu verhelfen, sowie Genderlehre und –Forschung zu fördern. Der Mechanismus ist einfach. Die KFN zahlt die Hälfte von einer auf 5 Jahre befristeten W2-Professur. Der Rest muss aus anderen Mitteln finanziert werden. Von diesem Geldbatzen wollen wir als OSI gerne etwas abhaben. Doch weder das chronisch klamme OSI noch der Fachbereich sehen sich in der Lage dazu die andere Hälfte von der Professur zu stemmen. Das bietet die Möglichkeit für besonders flüssige Kostenstellen die Agenda zu setzen und die KFN-Gelder auch strategisch in ihrem Sinne zu nutzen. Mit KFN-Geldern werden also schließlich am OSI Strukturen geschaffen, die Auswirkungen auf das künftige Lehrangebot, künftige Forschung und auch Mehrheiten in den Gremien haben.
Zwei Anträge, keine Konkurrenz
Thomas Risse, offenbar nach seinen Bleibeverhandlungen vom Präsidium mit frischem Cash versehen, stellte einen Antrag zur Ausschreibung einer Professur für internationale Sicherheitspolitik mit Schwerpunkt Sicherheits-Governance-Transfer vor, die er zu 100% gegenfinanziert. Auch wenn uns von allen Seiten versichert wurde, dass die Professur offen ausgeschrieben wird und es ein hart umkämpftes Feld von Kandidatinnen gibt, ist Risses Schlagrichtung klar. Wie auch in einem uns vorliegenden Schreiben deutlich wurde, findet die Ausschreibung statt „mit dem Ziel, die Stelle mit Frau XXX zu besetzen“. Neben unserer Skepsis bezüglich der Offenheit der Ausschreibung, sehen wir in der näheren Ausgestaltung der Professur weder großes Innovationspotential, noch eine eingängige Beschäftigung mit den Leerstellen des OSI in Lehre und Forschung gegeben. Zuletzt sind wir verwundert über die Initiative. Anders als beispielsweise die rechtlichen Grundlagen, die Ideengeschichte, Gender-Lehre, die Afrika-Forschung, die Genderlehre und die Postcolonial Studies war eine weitere Professur im Bereich IB, bzw. im Bereich Sicherheit nie Teil einer OSI-internen Debatte und ploppt in den Bestand der Professuren am OSI herein, ohne dass ein Bedarf an solch einer Professur jemals von wem anders als Risse formuliert wurde. Die ganze Sache mutet demnach mehr an wie ein durchsichtiger, aber dennoch von den meisten übrigen Profs tolerierter, weil nicht unmittelbar schmerzender Versuch Risses an, seinen Bereich weiter mit speziellen Personen auszubauen. Der Antrag wurde vom Institutsrat schließlich mehrheitlich angenommen und an den Institutsrat weitergereicht.
Cilja Harders Antrag dagegen sah eine Professur „Kulturelle Vielfalt und Demokratie“ vor. Dieser Antrag sieht Demokratieforschung im intertemporalen und transregionalen Vergleich vor, die vor allem die Erkenntnisse der Cultural Studies sowie der Postcolonial Studies systematisch mit einbezieht. Die Professur hätte aus unserer Sicht ein wenig frischen Wind in das OSI gebracht, das als Ganzes vom „Cultural Turn“ bisher unbeeinflusst geblieben ist. Weiterhin hätte die Stelle in die Lehre von politische Systeme und Vergleich, Gender, Politische Theorie, Area Studies einfüttern können, was die Lehre erheblich entlasten würde. Problematisch wurden von den weiteren Institutsratsmitgliedern vor allem die ungeklärte Finanzierung aufgenommen. Darauf reagierte Cilja Harders mit dem spontanen Vorstoß, ihrem Antrag einen Nahostschwerpunkt zu versetzen, und dafür dann ihrerseits mit ihrer Kostenstelle eine mögliche Professur gegenzufinanzieren. Über einen ausformulierten Antrag wird nächste Woche um 8.00 Uhr abgestimmt.
Sonstiges
Weiterhin wurde heute das Lehrangebot verabschiedet. Die Vorstellung verlief einigermaßen unkontrovers. Zur Finanzierung von einigen noch offenen Lehraufträgen schlug Tanja Börzel vor einen früher gefassten Beschluss des Institutsrates, die acht großen Kostenstellen dazu zu verpflichten einen Lehrauftrag aus dem zentralen Pool zu übernehmen, wieder durchzusetzen. Dies wurde ohne Gegenstimme angenommen. So können wir davon ausgehen dass das Lehrangebot zum Sommersemester zwar weniger, aber wenigstens sicher und voll OSI-finanziert ist.
Zur Reform des MA- Politikwissenschaft wird gerade breiter diskutiert, die Projektkurse als obligatorischen Teil des MA-Studiums zu streichen, und ergänzend dazu zwei Hauptseminare, oder individuelles (Gruppen-) Forschen in die Leistung miteinfließen zu lassen. Sonst hat sich im vergleich zu den letzten Vorlagen wenig verändert.
Zuletzt ging es um die mögliche Verlängerung zweier OSI-Profs um ein Jahr. Während diese bei einem Kandidaten relativ unstrittig ist haben sich bei dem anderen unerwartete Probleme aufgetan. Sobald die Entscheidung gefallen ist, werden wir auch erzählen, wer das war.
Im nächsten Institutsrat am 15.2.2012 um 8.00 Uhr wird es unter anderem um Cilja Harders Antrag für KFN-Mittel und um den Studentischen Vorschlag zur Regelung von Lehraufträgen gehen. Wir freuen uns auf euer zahlreiches müdes Erscheinen.