Die Wahlen stehen an…

Wieder einmal ist es soweit: an der FU wird gewählt. In diesem Jahr finden nicht nur wie jedes Jahr die Wahlen zu den studentischen Vertretungen (Studierenparlament und Fachschaftsräte) statt, sondern auch die akademischen Gremien (dazu gehören Akademischer Senat, Fachbereichsrat und Institutsrat) werden neu gewählt. Letztere stehen nur alle zwei Jahre zur Wahl.

Die FSI OSI tritt für’s Studierendenparlament und den Institutsrat als eigene Liste an; bei den Fachbereichs- bzw. Uniweit wählbaren Gremien haben wir gemeinsame Listen mit anderen Fachschaftsinitiativen am Fachbereich respektive der Uni. Passend zur Wahl haben wir noch einen kleinen Text verfasst, den es auch als Flyer geben wird, den wir aber trotzdem auch hier auf den Blog stellen.

Wer sind wir? „FSI“ steht für Fachschaftsinitiative. Wir sind eine linke, basisdemokratische und parteiunabhängige Hochschulgruppe, die sich vor allem (aber nicht nur) am OSI engagiert. Je nachdem, welches Thema gerade aktuell ist, machen unterschiedlich viele Leute bei uns mit – grundsätzlich sind wir für Alle offen!

Was machen wir? Wir machen das ganze Jahr über politische Basisarbeit an der Hochschule. Dazu gehört beispielsweise, dass wir die Einführungstage für StudienanfängerInnen mitorganisieren, gemeinsam mit anderen Inis die Semesterauftaktparty schmeißen und andere studentische Gruppen unterstützen. Natürlich sind wir auch in den universitären Gremien aktiv – die FSI OSI ist im Studierendenparlament, im Institutsrat (IR) des OSI und im Fachbereichsrat (FBR) Politik- und Sozialwissenschaften vertreten. In IR und FBR arbeiten wir seit Jahren daran, eine weitere Verschlechterung der Studienbedingungen zu verhindern. VertreterInnen aus der FSI waren und sind zudem in mehreren Berufungskommissionen und Arbeitsgruppen des IR und des FBR aktiv.

Was wollen wir? Als FSI OSI setzen wir uns seit langem dafür ein, dass ein selbstbestimmtes Studium sowohl am OSI als auch an der FU insgesamt möglich bleibt. Dazu gehört ein ausreichendes Lehrangebot, die Möglichkeit, sich die Studienzeit flexibel einzuteilen, ein ungehinderter Zugang zu Literatur und ein breiter, vor allem auch kritischer Ansatz in Forschung und Lehre. In den vergangenen Jahren haben wir uns aus diesen Gründen – erfolgreich – gegen die Einführung von Maluspunkten in Campus Management und die Schließung der Bibliotheken am Fachbereich PolSoz eingesetzt. Wir kämpfen weiterhin für den Erhalt des Diploms am OSI und gegen das in unseren Augen sinnlose Führen von Anwesenheitslisten. Auch die weitere Entwicklung im Streit um die Ideengeschichtsprofessur werden wir sehr genau im Auge behalten.

Was ist uns sonst noch wichtig? Wir wollen an einem Institut bzw. an einer Uni studieren, in der KommilitonInnen nicht als Konkurrenz um knappe Plätze, knappe Bücher und – später einmal – knappe Jobs angesehen werden. Wir halten deshalb auch wenig davon, im Wahlkampf hauptsächlich die Auseinandersetzung mit anderen studentischen Gruppen zu suchen. Was wir bekämpfen wollen, ist der zunehmend um sich greifende Ungeist des Nur-an-sich-denkens, die Einschränkung kritischer Forschung und Lehre, die Überbetonung von Leistung auf Kosten der freien Entfaltung im Studium und das Streben nach Elite für Wenige statt guter Bildung für Alle.

Deshalb FSI OSI wählen!
Am 13./14.1.2009 Liste 1 für den Institutsrat
Vom 13.-15.1.2009 Liste 35 für das Studierendenparlament

Von Abwehrrufen, professoralem Zerfleischen – Zur Diskussion im FBR vom 10.12.08

So viele Profs auf einem Haufen sieht man nicht alle Tage. Am vergangenen Mittwoch platzte der Hörsaal B in der Ihnestr. 21 nur so angesichts der an- und unangemeldeten TeilnehmerInnen, die zur Sitzung des Fachbereichsrates (FBR) Politik- und Sozialwissenschaften erschienen waren. Hintergrund war die erneute Befassung des Gremiums mit der Berufung von Prof. Chonjacki (Friedens und Konfliktforschung) und Prof. Zürcher (Sicherheitspolitik). Nachdem die Entscheidung über einen Ruf bereits im Sommer vom FBR verabschiedet worden war, gaben eine Gruppe von OSI-Profs, die Studierenden im Fachbereichsrat sowie die Frauenbeauftragte ein Minderheitsvotum bei Wissenschaftssenator Zöllner ab. Dies schien den Senator letztlich dazu bewegt zu haben, die Entscheidung über eine Berufung der beiden Juniorprofs an den FBR zurückzugeben – eine Ohrfeige für die noch amtierende Dekanin Prof. Riedmüller (Sozialpolitik und Komparatistik), die sich während ihrer gesamten Amtszeit durch eine äußerst intransparente, ignorante und aggressive Politik hervorgetan hatte.

Dementsprechend aufgeladen zeigte sich die Stimmung am Mittwoch Morgen. Schnell wurde klar, dass es für viele der Anwesenden nicht nur um die erneute Entscheidung über zwei umstrittene Berufungsverfahren ging. Viele der das Verfahren kritisierenden Profs, die wie Prof. Bolle (Politische Ökonomie), Prof. Mielke (Gewerkschaftspolitik) und Prof. Berghahn (Politik und Recht) zu den Dienstältesten gehören, kritisierten vor allem die oft informelle aber mächtige Einflussname der im Sonderforschungsbereich und den Internationalen Beziehungen tätigen KollegInnen, wie Prof. Risse (Internationale Beziehungen) und Prof. Börzel (Europäische Integration). Da es sich also um eine Gemengelage an Kritikpunkten gepaart mit persönlichen Konflikten handelte, versprach die Sitzung einigen Zündstoff, der sich auch sehr schnell in einer offenen Debatte zum Thema Berufung von Chonjacki und Zürcher entlud. Mehrmals wurde Prof. Riedmüller persönlich attackiert und auf Grund der fragwürdigen Führung ihrer Amtsgeschäfte kritisiert. Weiterhin stellten sich viele Redebeiträge gegen eine Verlagerung des Schwerpunktes des OSI als ganzem hin zu einem „reinen IB-Institut“ (Bolle). Allerdings blieb es während der öffentlichen Debatte sehr oberflächlich und kam eher nur zu Äußerungen allgemeinen Unwohlseins über die Situation.

Die studentische Kritik stützte sich größtenteils auf den Zustand, dass eine Vollprofessur für Politische Theorie und Ideengeschichte gestrichen würde , um dafür zwei weitere Stellen in IB nahen Fächern zu schaffen. Der Geschäftsführende Direktor des OSI, Prof. Massing (Sozialkunde), führte hier ein starkes Gegenargument an, was meiner Meinung nach einen großen Teil der Stimmberechtigten, die vielleicht noch unentschlossen waren, überzeugte. Es sei gar nicht so, dass für zwei IB Professuren eine Theorie Professur gekürzt würde, da die Ausschreibung für die Juniorprofessur „Politische Theorie und Ideengeschichte“ mit einem „Tenure Track“ versehen werden solle. Normalerweise sind Juniorprofessuren zeitlich befristet, was sie maßgeblich von unbefristeten Vollprofessuren unterscheidet. Juniorprofessuren mit „Tenure Track“ dagegen besitzen eine Art Versicherung automatisch, nach einer gewissen Zeit, zu einer Vollprofessur zu werden. Somit habe das OSI nicht eine voll Stelle aufgegeben sondern mittelfristig 3 volle Stellen hinzugewonnen.

Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung des FBRs wurde es nochmals etwas konkreter was die Personalien Chonjacki und Zürcher betraf. Vor allem die Berufung Zürchers löste einige Debatten aus, die sich vor allem um einige formelle Schwierigkeiten handeln. Sogenannte schnelle Berufungsverfahren als Abwehr auf einen Ruf von einer anderen Universität , wie sie im Fall der beiden Politikwissenschaftler angewandt wurden, sind nämlich nur rechtens, wenn es sich beim Ruf der anderen Universität um eine unbefristete volle Stelle handelt. Dies stand bei Chonjacki außer Frage. Zürcher dagegen hatte in seinen Personalien keinen solchen Ruf vorliegen. Dies wurde damit begründet, dass nur das Präsidium der FU diese Rufe vorliegen hätte und diese nur dort eingesehen werden könnten. Aus diesem Zustand ergab sich eine gewisse Unsicherheit, da de facto kein Mitglied der zuständigen Berufungskommission oder des FBR’s jemals diese Berufung eingesehen hatte.

Von studentischer Seite wurde der Fall Zürcher zusätzlich anhand dessen wissenschaftlicher Ausrichtung kritisiert. So hatte Zürcher auf einer Afghanistanreise nachweisbar sowohl für den Sonderforschungsbereich geforscht als auch eine Auftragsarbeit für das Bundesverteidigungsministerium erstellt. Diese Umfrage, die den Studierenden in Papierform vorlag, legitimiert den Einsatz der Bundeswehr im Ausland und fordert indirekt zur Entsendung von mehr Truppen auf. Zwar wurde dieser Vorwurf der Verstrickung des SFB mit Auftragsforschung zurückgewiesen, da das eine öffentliche Forschung sei und das andere Privatsache. Überzeugend wirkte das Argument auf uns Studierende jedoch nicht.
Schließlich kam es zur geheimen Abstimmung. Insgesamt stimmten 32 ProfessorInnen, 3 Studierende und 3 Wissenschaftliche MitarbeiterInnen ab. Im Fall von Chonjacki war das Wahlergebnis sehr eindeutig. Sein Ruf wurde mit einer klaren Mehrheit verabschiedet. Etwas knapper viel die Entscheidung über den Ruf Zürchers aus. Doch letztlich war auch hier die Mehrheit der Stimmen für die Aussprache eines Rufes. Leider können genaue Wahlergebnisse nicht genannt werden, da 2 ProfessorInnen es versäumten auf ihren Wahlzetteln zu Kennzeichnen, ob sie nun Profs waren oder nicht.

Nach dieser langen Auseinandersetzung über die Besetzung oder Nichtbesetzung von Professuren und die Kürzung oder den Ausbau von wissenschaftlichen Teildisziplinen am OSI, bleibt die Erkenntnis, dass die Gruppe der im Sonderforschungsbereich aktiven ProfessorInnen auch in Wahlen die Überlegenheit gewonnen hat. Flankiert werden sie durch den geschäftsführenden Direktor des OSI, Massing, und seinen Stellvertreter, Funke, die hoffen, durch die Ausstattung der Juniorprofessur für die Politische Theorie mit einem „Tenure Track“ das OSI und dessen breites Angebot zu bewahren. Und es wäre ja auch eine prima Sache, wenn dieses Vorhaben nun gelänge. Allein mir fehlt der Glaube daran. Schon wurde von FU-Präsidialer Seite angekündigt jeder Fachbereich der FU müsse im Jahr 2009 7,5 % seines Etats einsparen. Die Vermutung liegt hier nahe, dass gerade hier wieder noch unbesetzte Stellen, wie die Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte zusammengekürzt werden. Damit würde das Pendel noch stärker auf die Seite der IB schwingen, die sich durch ihre starke Präsenz im SFB bereits größten Teils unabhängig von den öffentlichen Mitteln des Fachbereichs und der FU gemacht hat. Hallo du neoliberale Wissenschaftswelt!

Für uns Studierende bleibt den weiteren Prozess zur Juniorprofessur genau im Auge zu behalten. Am Mittwoch den 17. Dezember 2008 um 9 Uhr findet im Hörsaal B der Ihne 21 die nächste Sitzung des Institutsrates des OSI statt. Hier wird die Juniorprofessur erneut Thema sein. Ein Möglichkeit nochmals genau hinzuschauen!

Der Berufungsstreit geht weiter – Am Mittwoch auf in den FBR!

Wir dokumentieren an dieser Stelle einen Flyer der „Studentischen Initiative für politische Theorie am OSI“ und verweisen auch auf unsere vorige Berichterstattung zum Thema Berufungsskandal am OSI/Abschaffung der Ideengeschichts-Vollprofessur – Link1, Link 2, Link 3.

Skandal-Berufungen am OSI müssen gestoppt werden

Die Auseinandersetzung um die Berufungen am OSI geht in die zweite Runde: Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) hat die geplante Berufung von Sven Chojnacki und Christoph Zürcher mit dem Hinweis auf Verfahrensfehler zurückgewiesen und eine erneute Abstimmung gefordert. Im Fachbereichsrat (FBR) am Mittwoch sollen die Berufungen bestätigt werden, obwohl dem Verfahren jede Rechtsgrundlage fehlt.

Das von Dekanin Barbara Riedmüller vorangetriebene „schlanke Berufungsverfahren“ war damit begründet worden, dass Chojnacki und Zürcher beide einen Ruf an andere Universitäten erhalten hätten, aber an der FU gehalten werden sollten. Mittlerweile hat jedoch Chojnacki das OSI verlassen und eine Professur in Kiel angenommen, so dass eine „Rufabwehr“ gar nicht mehr möglich ist. Im Falle Zürchers gibt es Hinweise, dass er gar keinen Ruf einer anderen Universität als Vollprofessor erhalten hat. Zudem gibt es offenbar Unregelmäßigkeiten mit der Bewerbung Zürchers am OSI: Einem studentischen FBR-Vertreter konnte nur ein Lebenslauf, aber kein Bewerbungsschreiben vorgelegt werden.

Der Berufungsskandal hat bereits in der Vergangenheit das Ansehen des OSI schwer beschädigt, so dass nur eine Nichtbefassung des Tagesordnungspunkts „Berufungen“ weiteren Schaden verhindern kann. Wissenschaftssenator Zöllner kritisierte die „politische Kultur“ am OSI, auch weil im vergangenen Semester ProfessorInnen die Möglichkeit der Stimmabgabe im Berufungsverfahren verweigert wurde. Die Streichung der Vollprofessur „Politische Ideengeschichte“ im OSI-Strukturplan, um zwei für Chonjacki und Zürcher maßgeschneiderte Konfliktforschungs-Professuren zu schaffen, hatte in Wissenschaftlerkreisen für Aufregung gesorgt.

Wir fordern:

– die Ablehnung der beiden offensichtlich rechtswidrigen Berufungen

– eine Diskussion am Institut über den Strukturplan

– eine Vollprofessur „Politische Ideengeschichte“

Kommt in die Sitzung des Fachbereichsrats!

Mittwoch, 10. Dezember, 9:00, Ihne 21/B

Studentische Initiative für politische Theorie am OSI

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Wer mehr wissen möchte, hier der Hintergrund:

Zu Beginn des Sommersemesters 2008 wurde der Strukturplan des OSI verändert, mit dem Ziel, Sven Chojnacki und Christoph Zürcher Vollprofessuren zu verschaffen und sie dadurch am OSI zu halten. Beschlossen wurde dies im sogenannten „Professorium“, einem inoffiziellen Treffen der in den Gremien stimmberechtigten ProfessorInnen. Vorangetrieben wurden diese Berufungen – mit Unterstützung des Präsidiums – vor allem vom Dekanat und von den am Sonderforschungsbereich 700 maßgeblich beteiligten ProfessorInnen. Zürcher und Chojnacki waren dort zu diesem Zeitpunkt stark eingebunden.

Die Schaffung von Professuren gilt als Strukturentscheidung, die eigentlich öffentlich am Fachbereich und am Institut diskutiert werden. Da in diesem Fall jedoch von Anfang an die Veränderung der Struktur mit den Personen Chojnacki und Zürcher verbunden war, wurde die Entscheidung kurzerhand als Personalfrage deklariert und sowohl im FBR als auch im Institutsrat (IR) in den nicht-öffentlichen Teil der Sitzungen verlegt. Dadurch wurde eine Entscheidung, welche die langfristige Ausrichtung des Fachbereichs betrifft, der öffentlichen Diskussion entzogen.

Die beinahe gleichlautenden Vollprofessuren „Vergleichende Politikwissenschaft und empirische Friedensforschung“ und „Vergleichende Politikwissenschaft und Sicherheitspolitik“ wurden am 4. Juni in einem neuen Strukturplan verankert. Ziel war es, sie noch vor Beginn des Wintersemesters direkt an die beiden Dozenten zu vergeben. Die Finanzierung dieser Professuren ginge auf Kosten der Vollprofessur „Politische Ideengeschichte“, die im Strukturplan zu einer Juniorprofessur degradiert wurde.

Ein vom Allgemeinen Studierenden-Ausschuss (AstA) in Auftrag gegebenes unabhängiges Gutachten bewertete dieses Vorgehen als rechtswidrig: Die Verknüpfung von Struktur und Personalien, sowie die Vergabe der Professuren an die beiden weißen Männer ohne öffentliche Ausschreibung verletze das Prinzip der „Bestenauslese“ und verstoße gegen Frauenförderungsrichtlinien, sowie das Allgemeine Gleichstellungsgesetz.

In den Semesterferien wurde in der ersten der beiden Sitzungen des Fachbereichsrats (FBR) ein studentisches Gruppenveto gegen die Berufungen eingelegt, das jedoch nur aufschiebende Wirkung hatte. Das Gremium beschloss am 10. September die Ein-Mann-Berufungslisten – trotz der rechtlich ungeklärten Lage. Dabei wurde den ProfessorInnen, die nicht im Fachbereichsrat sind, die Möglichkeit verweigert, sich an der Abstimmung zu beteiligen.

Gegen die Weitergabe der Berufungslisten an Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner gaben die Gruppe der Studierenden, die ausgeschlossenen ProfessorInnen und die dezentrale Frauenbeauftragte jeweils ein Minderheitenvotum ab, das dem Senator zusammen mit den Listen vorlag.

Ein wenig Werbung…

Heute mal ausnahmsweise ein wenig Werbung in eigener Sache: wie die/der aufmerksame BeobachterIn wahrscheinlich bereits mitgekriegt haben, kommt dieses Jahr Horst Köhler zur Immatrikulationsfeier. Dieser hohe Besuch macht besondere Maßnahmen nötig: so dürfen zum ersten Mal nur Erstsemester auf die Immatrikulationsfeier. Wurde eine Zeit lang unter den Studierenden noch darüber spekuliert, ob dann das Vorzeigen des Studienausweises genügen würde, herrscht mittlerweile Klarheit über das Prozedere. StudienanfängerInnen, die eine Einladung wollen, müssen ihre Personalien – und die von maximal zwei Begleitpersonen – bei der FU abgeben. Die leitet die Daten, samt persönlicher E-Mailadresse und Telefonnummer, ans Bundespräsidialamt weiter. Wer dort die Daten überprüft und was anschließend damit passiert, darüber gibt es keine Informationen.
Wozu es Informationen gibt, sind Protestaktionen: Studierende höherer Semester und „Erstis“, die keine Lust auf bespitzelt-werden hatten, haben eine Alternativveranstaltung angemeldet. Die Polizei verlegte die Kundgebung zwar vom gewünschten Platz vor dem Denkmal an die Ecke Garystraße/Boltzmannstraße; doch auch hier können wir zeigen, dass wir lieber unsere eigene Imma-Feier veranstalten, als Lenzens Selbstbeweihräucherung zuzuhören und uns vom BKA ausspähen zu lassen.

Also kommt zahlreich zur Offenen Immatrikulationsfeier – von Studierenden, für ALLE Studierenden, MitarbeiterInnen, Profs, Eltern, Außerirdische… Es wird Musik, Redebeiträge, Getränke und eventuell VoKü geben. Je mehr wir sind, desto deutlicher setzen wir ein Zeichen dass dies auch unsere Uni ist!

Mittwoch, 5.11. ab 9 Uhr an der Kreuzung Garystraße/Boltzmannstraße (zwischen Henry-Ford-Bau und Wirtschaftswissenschaftlicher Fakultät).


Und am nächsten Tag findet die wie jedes Jahr bestimmt großartige Semesterauftaktparty der FSIn statt. Ebenfalls wie jedes Jahr im Festsaal Kreuzberg, mit guter Musik, billigen Getränken und Cocktailtresen. Anders als letztes Jahr gibt es auch wieder eine VoKü, falls mensch vom Tanzen Hunger kriegt.

P.S.: Für beide Veranstaltungen werden noch HelferInnen gesucht. Wer sich angesprochen fühlt, kann ja mal eine E-Mail an fsiosi@web.de schreiben.

Offener Brief für den Erhalt der Ideengeschichts-Vollprofessur am OSI

Das FUWatch-Blog berichtet über einen Offenen Brief an Dieter Lenzen, Barbara Riedmüller und Peter Massing, in dem zum Erhalt der Ideengeschichts-Professur am OSI aufgerufen wird. Wir veröffentlichen ihn hier vollständig mit der Absicht, die Debatte auch nach dem Beschluss des FBR nicht einschlafen zu lassen und um weiter Druck auf die Verantwortlichen zu erzeugen.
Ach ja, sorry wegen der Formatierung…

Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte
Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft
Universität Greifswald
Institut für Politikwissenschaft
Baderstrasse 6/7
17489 Greifswald

An den Präsidenten der Freien Universität Berlin
Herrn Prof. Dr. Dieter Lenzen
Kaiserswerther Str. 16-18
14195 Berlin

An die Dekanin des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften
Frau Prof. Dr. Barbara Riedmüller
Ihnestraße 21
14195 Berlin
Mit der Bitte um Weiterleitung an die Mitglieder des Fachbereichsrats

An den geschäftsführenden Direktor
des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft
Herrn Prof. Dr. Peter Massing
Freie Universität Berlin
Ihnestraße 21
14195 Berlin
Mit der Bitte um Weiterleitung an die Mitglieder des Institutsrats

12.6.08

Offener Brief

Sehr geehrte Frau Kollegin Riedmüller, sehr geehrte Kollegen Lenzen und Massing,
die Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte in der Deutschen Vereinigung für
Politische Wissenschaft verfolgt mit Sorge die Entwicklung des Strukturplans am Otto-Suhr-
Institut, einem der wesentlichen Lehr- und Forschungszentren der Politikwissenschaft in
Deutschland. Die seit langem vakante Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte
(Lehstuhlinhaber in der Vergangenheit u.a. von der Gablentz, C.P. Ludz, Alexander Schwan,
Axel Honneth) soll zu einer Juniorprofessur heruntergestuft werden, um andere Bereiche der
Politikwissenschaft zu stärken.

Diese Entwicklung steht nicht nur im Gegensatz zum traditionellen, grundlagenorientierten
Verständnis der Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut. Sie gefährdet die Vollständigkeit
und Qualität der politikwissenschaftlichen Ausbildung und die Qualität der
Grundlagenforschung an der FU. Sie trägt zudem zu einer Marginalisierung der Politischen
Theorie und Ideengeschichte bei, die die Politikwissenschaft insgesamt schwächt.
Mit der Abwertung der Stelle zur Juniorprofessur wird die ideengeschichtliche
Grundlagenforschung, von der die Teilgebiete in ihrer Produktivität zehren, von einer
zentralen und identitätsprägenden zu einer Randdisziplin der Politikwissenschaft
heruntergestuft. Solche Richtungsentscheidungen betreffen das Selbstverständnis der
Politikwissenschaft bundesweit und betreffen daher alle Fachkolleginnen und –kollegen.
Die bahnbrechenden Neuorientierungen, die in der Politikwissenschaft in den vergangenen
Jahren angesichts neuer, unter anderem transnationaler Herausforderungen vorgenommen
wurden, waren nur möglich auf der Basis einer erneuten Hinwendung zu klassischen
Grundlagentexten, ihrer ideenhistorischen Aufarbeitung und auf der Basis eines erneuerten
Bezugs der Teildisziplinen auf die politische Theorie. Ein stark im Bereich der Governanceund
der Globalisierungs-Forschung engagiertes Institut läuft Gefahr, sich mit dem Verzicht
auf selbständige ideengeschichtliche Forschung auch in Bezug auf kosmopolitische und
interkulturell vergleichende Ansätze eines kritischen Potentials zu berauben. In den führenden
britischen und U.S.-amerikanischen Departments für Politikwissenschaft ist die
Notwendigkeit einer starken Repräsentation der Politischen Theorie und Ideengeschichte
längst anerkannt; sie sollte hierzulande eine Selbstverständlichkeit sein.

Daneben ist zu bedenken, dass eine hochwertige Ausbildung in der Ideengeschichte, einem
von zwei theoretischen BA-Pflichtmodulen im Studiengang Politikwissenschaft, durch eine
Juniorprofessur mit 4 Wochenstunden Deputat (ein Drittel des Deputats einer minimal
ausgestatteten W3) wohl nicht sicherzustellen ist. Auch sind die Disponibilität und die Gefahr
von Umwidmungen beim Auslaufen von Juniorprofessuren nicht zu unterschätzen; die
Risiken sind dort aller Erfahrung nach höher als bei sogenannten Eckprofessuren. Die
Theoriesektion fordert daher die FU, den Fachbereich und das Otto-Suhr-Institut auf, die W3-
Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte in vollem Umfang zu erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Der Vorstand der Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte

gez. Prof. Dr. Harald Bluhm
Dr. habil. André Brodocz
Prof. Dr. Hubertus Buchstein
Prof. Dr. Peter Niesen
PD Dr. Tine Stein

Änderung des Strukturplans beschlossen: Ideengeschichte demnächst nur noch als Juniorprofessur

Der Fachbereichsrat PolSoz hat heute morgen einen neuen Strukturplan beschlossen. Im Gegensatz zum bisherigen Strukturplan sieht dieser statt einer vollen Ideengeschichtsprofessur nur noch eine Juniorprofessur im Bereich Ideengeschichte vor. Gleichzeitig wird Sven Chojnackis Juniorprofessur in eine reguläre Professur umgewandelt, Christoph Zürchers befristete Professur wird zu einer unbefristeten. Der Beschluss bedeutet eine weitere Stärkung des IB-Bereichs auf Kosten der Theorie.

Rund 25 Studierende waren am Mittwochmorgen in den Hörsaal A gekommen, um sich an der Diskussion über die zukünftige Struktur des OSI zu beteiligen. Schon diese Möglichkeit ist keine Selbstverständlichkeit: Als das Thema vor rund drei Wochen zum ersten Mal im Institutsrat behandelt wurde, geschah dies unter Ausschluss der Öffentlichkeit, der einzige anwesende Student wurde aus dem Raum geschickt. Die Diskussion im Fachbereichsrat eine Woche darauf hatte man ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt.

Auch wenn heute morgen keine Studierenden aus dem Saal geschmissen wurden, mussten sie sich die Möglichkeit einer offenen Diskussion erst erstreiten. So wollte Dekanin Riedmüller zunächst den Studierenden das Wort verbieten. Zudem drängte die Sitzungsleitung immer wieder darauf, den Tagesordnungspunkt möglichst schnell abzuschließen.

Dabei war der Diskussionsbedarf groß: Die Argumentation des Dekanats, mit der Strukturänderung entstehe unterm Strich eine neue Professur am OSI, wurde von den Studierenden immer wieder heftig kritisiert. Es sei falsch, wenn die Stärkung der Friedens- und Konfliktforschung auf Kosten der politischen Ideengeschichte geschehe. Im Vergleich zu regulären Professuren sehen Juniorprofessuren ein verringertes Lehrdeputat vor. Zudem ist an Juniorprofessuren kein eigenes Lehrpersonal gebunden. Hajo Funke sprach dementsprechend von einer „erheblichen Verringerung des Theorieanteils“. Schon seit Jahren sei es aber Ziel des Instituts, den Anteil der IB und der international ausgerichteten Forschung auszubauen.

Studierende, die diese Schwerpunktverlagerung kritisierten und auf die hohe Nachfrage nach Lehrveranstaltungen im Bereich Ideengeschichte hinwiesen, begegneten die ProfessorInnen mit zweifelhaften Argumenten. So wies Marianne Braig darauf hin, dass Theorien ja sowieso in allen Bereichen der Politikwissenschaft verwendet würden, was Hajo Funke bekräftigte, indem er Braig unterstellte, „auch Habermas gelesen“ zu haben. Barbara Riedmüller behauptete schlicht, es gebe keine geeigneten BewerberInnen für eine Ideengeschichtsprofessur. Kompromissbereit zeigte sich lediglich Verwaltungsleiter Detlef Brose, der sagte, eine reguläre Ideengeschichtsprofessur zusätzlich zu der beschlossenen Strukturänderung sei „bezahlbar“.

Allen Bedenken der Studierenden zum Trotz wurde der neue Strukturplan beschlossen, nachdem die Sitzungsleitung die Diskussion trotz weiterer Wortmeldungen abgebrochen hatte. Auch der Antrag der Studierenden, das Thema noch einmal ausführlich im Institutsrat zu behandeln, wurde abgelehnt. Es bestehe Zeitdruck, weil Chojnacki und Zürcher sonst nicht am OSI gehalten werden könnten.

Stattgegeben wurde lediglich einem Antrag der Studierenden, eine Kommission zu gründen, die die Zukunft des OSI-Strukturplans erarbeiten soll. Um die Besetzung und die Arbeitsweise dieser Kommission sowie das weitere Vorgehen zu besprechen, treffen sich alle interessierten Studierenden morgen (Donnerstag) um 12 Uhr vor dem Roten Café.

(Fabian)

Kleiner Leitfaden für Anwesenheitslisten

Pünktlich zum Start des neuen Semesters taucht leider auch wieder ein Problem auf, das zwischenzeitlich fast schon für erledigt gehalten wurde: das Führen von Anwesenheitslisten in Seminaren und Vorlesungen.

Worum geht es?

Seit der Einführung des Bachelor- bzw. des sog. modularisierten Diplomstudiengangs müssen die Studierenden in ihren Veranstaltungen die „aktive und regelmäßige“ Teilnahme nachweisen. Ersteres bedeutet meistens, ein (kurzes) Referat halten oder ein Protokoll schreiben zu müssen; für letzteres gilt die Regelung, dass die/der Studierende in 85% der Sitzungen da gewesen sein muss, das entspricht bei einer Veranstaltung mit zwei Semesterwochenstunden etwa zwei unentschuldigten Abwesenheiten pro Semester. Zur Kontrolle greifen die DozentInnen mittlerweile auch am OSI immer mehr zu Anwesenheitslisten.

Wo liegt das Problem?

Anwesenheitslisten stellen in unseren Augen eine Entmündigung der Studierenden dar. Uns wird unterstellt, dass wir nicht aus Interesse, sondern zum „Scheine abgreifen“ Seminare besuchen. Das, was gemeinhin als die „intrinsische Motivation“ von Studierenden bezeichnet wird, also dass wir studieren, um etwas zu lernen, um wissenschaftlich zu arbeiten, um unseren Horizont zu erweitern, wird uns abgesprochen. Stattdessen wird ein Zwang aufgebaut, der die Motivation zum Besuch von Veranstaltungen verschiebt: Weg vom Interesse an den angebotenen Themen, hin zum simplen Leisten einer Unterschrift, um den benötigten Eintrag im Campus Management zu erhalten. Es ist nicht das Problem der „ehrlichen“ Studierenden, wenn einE KommilitonIn, die/der ein paarmal weniger im Seminar war, den selben Schein erhält – haben nicht vielmehr diejenigen einen Nachteil, die das Seminar ohne zusätzliche Erkenntnisse verlassen? Auch den DozentInnen entsteht kein Nachteil: wer hält schon gerne eine Vorlesung, in der die Hälfte der HörerInnen nur wegen einer simplen Unterschrift anwesend ist und sich die erzwungene Zeit im Hörsaal mit Zeitung lesen oder noch störenderen Aktivitäten vertreibt? Noch viel grundsätzlicher sehen wir Anwesenheitslisten aber auch als einen Ausdruck der zunehmenden Verschulung der Studiengänge und der Kontrolle der Studierenden. Wir sollen nicht mehr selbstbestimmt und interessengeleitet studieren dürfen, sondern möglichst zielgerichtet festgelegte Pflichtveranstaltungen absitzen. Anwesenheitslisten, aber auch andere Formen der Kontrolle, wie „Teilnahmescheinklausuren“, willkürliches Abfragen einzelner Studierender und dergleichen erinnern denn auch mehr an die Mittelstufe eines Provinzgymnasiums als an eine Universität. Schnell beginnt daher, gerade bei langweiligen Veranstaltungen, das unwürdige Versteckspiel mit dämlichen Ausreden und gefälschten Unterschriften. Nochmal: Wir sind hier, weil wir es so WOLLEN – wohl so ziemlich jedeR hat sich bewusst für ein bzw. dieses Studium entschieden – uns diesen Willen abzusprechen, ist bei näherer Betrachtung fast schon eine Unverschämtheit.

Was tun?

Am OSI war mensch sich dieser Problematik schon lange mehr bewusst als an anderen Instituten. Vor seiner Emeritierung schickte denn auch Prof. Dr. Bodo Zeuner einen Brief an die DozentInnen des Instituts, in dem er diese zum Verzicht auf das Führen von Anwesenheitslisten aufforderte. Leider ist das schon einige Zeit her, mit der hohen Fluktuation an Lehrbeauftragten und dem anscheinend schlechten Gedächtnis an einigen Lehrstühlen steigt daher die Zahl der Seminare, in denen Anwesenheitslisten geführt werden, wieder.
Wichtig ist es daher stets, eine Diskussion anzufangen: Thematisiert die Listen! Verhindert, dass sie einfach so hingenommen werden! Einige DozentInnen werden überrascht sein, andere werden sich auf die Studienordnungen berufen und mit den „Vorteilen“ für diejenigen, die häufig fehlen, argumentieren, einige wenige werden euch zustimmen (wobei die meistens von Anfang an keine Listen führen). Lasst auf jeden Fall nicht nach, bringt das Thema immer wieder zur Sprache und fordert im Zweifelsfall eine Abstimmung unter den SeminarteilnehmerInnen, ob diese eine Anwesenheitsliste wünschen oder nicht. Für den Fall, dass andere Kontrollen der Teilnahme vorgesehen sind, etwa spontane Abfragen zufällig ausgewählter Personen, zeigt euch solidarisch – beantwortet die gestellte(n) Frage(n) gemeinsam, oder sprecht ab dass niemand sie beantwortet. Sollten alle Stricke reißen, die Dozentin oder der Dozent sich gänzlich uneinsichtig zeigen, so hat die Vergangenheit gezeigt dass so eine kleine, auf sich gestellte Liste schnell mal „verloren“ geht…

In diesem Sinne: Für ein freies und selbstbestimmtes Studium!

Von Bestandsbereinigung, Runden Tischen und Präsidialer Entscheidungsfindung

Neun Uhr morgens in der Ihnestraße 21. Die Mitglieder des FBR PolSoz, zahlreiche BibliotheksmitarbeiterInnen und Studierende haben sich eingefunden, um über ein Thema zu diskutieren, das derzeit für heftige Unruhe unter den Studierenden der Politikwissenschaft, der Ethnologie, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und der Soziologie sorgt: die Zusammenlegung der sozialwissenschaftlichen Bibliotheken, die später in einer Integration in den Bestand der Universitätsbibliothek (UB) gipfeln soll. Ein Prozess, an dessen Ende der Fachbereich nicht nur ohne eigene Bibliothek, sondern auch mit 200 000 bis 400 000 Büchern – über die Zahlen konnte auch heute keine Einigkeit erzielt werden – weniger dastehen würde. Bei der Sitzung vom 23.1. war nun erstmals eine Vertreterin des Präsidiums, Frau Lehmkuhl, anwesend. Sie sollte die Debatte „versachlichen“ und die Pläne des Präsidiums und der FU-Bauabteilung erläutern.
In einer ersten, derzeit bereits angelaufenen Stufe, soll der Bestand der publikationswissenschaftlichen Bibliothek in die Bibliothek des OSI eingegliedert werden. Dieser Prozess soll bis 1.4.2008 abgeschlossen sein; die PuK-Bücher nehmen dabei hauptsächlich Platz ein, der im Ost-Europa-Institut geschaffen wurde, durch Verlagerung der dortigen Literatur nach Lankwitz. Ziel ist es, so Lehmkuhl, eine „Lehrbibliothek“ mit häufig verwendeter Literatur in Dahlem zu schaffen, und eine „Forschungsbibliothek“ am abgelegenen Standort in Lankwitz. Dies zeigt, wie weit sich die FU vom einstigen Bildungsideal einer Einheit von Forschung und Lehre bereits entfernt hat.

Die zweite Stufe – der Plan „UB 2020“

Wirklich interessant wurde es dann, als es um die fernere Zukunft der PolSoz-Bibliotheken ging. Es ging erneut um die bekannten zwei Alternativen, als da wären: der Bau einer neuen, integrierten und eigenständigen Bibliothek für den Fachbereich PolSoz, der dem Platzmangel durch die Aufnahme der PuK- und Ethnologiebibliothek im OSI Rechnung trägt, oder die Erweiterung und Renovierung der UB, in die die Literatur der Politik- und Sozialwissenschaften anschließend aufgenommen wird. Letztere Lösung wird vom Präsidium, der OSI-Bibliotheks- und UB-Leitung und zumindest von Teilen des Instituts- und Fachbereichsrats favorisiert. Die Gründe dafür ergeben sich ganz einfach aus den üblichen „Sachzwängen“. Vor allem die chronisch knappen Kassen der Hochschulen und anstehende MÖGLICHE (nicht beschlossene) weitere Kürzungen im Jahr 2009 wurden als Begründung für die nötige „Bestandsbereinigung“ (Fr. Lehmkuhl) angeführt. Welchen Umfang diese „Bestandsbereinigung“ haben soll, konnte – wie schon letzte Woche im Institutsrat – nicht endgültig geklärt werden. Hier nahm die Debatte teilweise komische Züge an, etwa als Fr. Lehmkuhl ganz irritiert fragte, woher denn die Zahl von 350 000 ausgesonderten Büchern kam. Noch irritierter wurde sie, als ihr von studentischer Seite genüßlich aus einer Pressemitteilung des Präsidiums zitiert wurde, in der eben diese Zahl auftaucht. Es folgte das übliche, fast schon die Intelligenz beleidigende Schauspiel der Relativierung dieser Zahlen – es handele sich ja nur um Literatur von vor 1990, nur Dubletten wären betroffen (wobei die FU natürlich „niemals eine Ein-Buch-Politik“ verfolgt habe, meinte jedenfalls Fr. Lehmkuhl), wir Studierenden sollten „vielleicht erstmal Mathematik studieren“ (UB-Leiter Naumann), und im übrigen – Sachzwang, ick hör dir trapsen – wäre das nunmal notwendig. Schließlich, so die Leiterin der OSI-Bibliothek Fr. Zehrer, ginge es ja v.a. um „Geld und Raum“. Auf die berechtigten Einwände der Studierenden, dass schon jetzt vielfach zu wenig Literatur für ein effektives Studium vorhanden sei, wurde mit dem hanebüchenen Argument gekontert, dass ein Stadtstaat wie Berlin ja schließlich noch eine Staatsbibliothek und die Bibliotheken zweier weiterer großer Universitäten habe. Na dann ist ja alles in Ordnung.

Der „Runde“ Tisch oder: wie verkaufe ich Hinterzimmergeklüngel als demokratische Partizipation?

Auf die, auch von ProfessorInnenseite immer wiederkehrende Kritik an der bisherigen Entscheidungsfindung in der Sache der Bibliotheken, verkündete Fr. Lehmkuhl die Einrichtung eines „Runden Tisches“. Im Prinzip ja keine schlechte Sache, wenn mensch einmal davon absieht, dass eine derartige Partizipation eigentlich selbstverständlich sein sollte. Wie gesagt, im Prinzip. Auf mehrmaliges Nachfragen der FSI OSI kam nämlich heraus, dass an diesem „Runden“ Tisch lediglich das Präsidium und einE VertreterIn des Dekanats sitzen sollen. Beteiligung von Studierenden oder gar MitarbeiterInnen der PolSoz-Bibliotheken: Fehlanzeige, wie so oft an dieser Uni. Was nun folgte, könnte mensch als Lehrstück in Sachen Neusprech, „gelenkte Demokratie“ und Selbstherrlichkeit bezeichnen.
Fr. Riedmüller, die sich offensichtlich schnell mit dem Gedanken anfreunden konnte, an einem „Runden“ Tisch mit dem Präsidium zu klüngeln, verwies wie zur Beschwichtigung auf ihre Position, dass die Pläne „ein Zugewinn und keinen Verlust darstellen müssen“. Nur: wer definiert wie, was ein „Zugewinn“ ist? Sind die gebetsmühlenartig wiederholten längeren Öffnungszeiten ein Zugewinn? Sind aussortierte Dubletten in einer Größenordnung von mehreren Hunderttausend Bänden ein Verlust, oder doch ein (Effizienz-)Gewinn? Was, wenn wir Studierenden ganz andere Vorstellungen von „Zugewinnen“ und „Verlusten“ haben, als Fr. Riedmüller, Fr. Lehmkuhl und das Präsidium?
Auf die Frage, wie denn die Wünsche und Vorstellungen der Studierenden in das Projekt einfließen sollen, wenn deren Stimmen gar nicht gehört werden, antwortete Fr. Lehmkuhl mit der Aussage, sie wisse schon, was unsere Interessen seien. Schließlich wäre sie ja auch einmal Studentin gewesen. Diese Aussage brachte ihr schallendes Gelächter von Seiten der Studierenden ein. Als der Unmut über diesen „Runden“ Tisch zunehmend größer wurde, schlug die Stunde des Riedmüllerschen Neusprechs. Sie wolle ja niemanden ausschließen, hieß es dann, sie könnte ja ein paar Studierende mit einladen zu diesen „Runden Tischen“, bei den Institutsratssitzungen könnte mensch ja auch „mal“ zuschauen – das beweise doch, dass sie eine glühende Verfechterin der universitären Demokratie ist (Überspitzung v. Verf.). Es ist unglaublich, mit welcher Unverfrorenheit hier einfachste und elementarste demokratische Grundregeln als „Zugeständnis“ und „Entgegenkommen“ verkauft wurden. Nur zur Erinnerung: Instituts- und Fachbereichsratssitzungen sind GRUNDSÄTZLICH ÖFFENTLICH! Dazu kam noch das unsägliche Verhalten von Fr. Riedmüller, die sich auch nach mehrmaligem Protest nicht ihr vermeintliches Recht nehmen ließ, Redebeiträge zu unterbrechen, während Wortmeldungen mit ihrer Nachbarin zu reden oder sich einfach so auf die Redeliste zu setzen.

Wie geht es weiter?

Der FBR beschloss letztendlich, die bestehende Bibliothekskommission um die noch nicht vertretenen Statusgruppen, d.h. vor allem Studierende, zu erweitern, und mit dieser erweiterten Bibliothekskommission die Entwicklungen und Planungen am FB PolSoz im Auge zu behalten. Der FBR soll nur auf Grundlage der Empfehlungen dieser Kommission eine Entscheidung über die Bibliotheksstruktur treffen, und – last but not least – der Fachbereich soll sich diese Entscheidung auch nicht aus der Hand nehmen lassen (laut Berliner Hochschulgesetz ist für solche Entscheidungen nämlich der Fachbereich, und zwar NUR der Fachbereich, zuständig). Dieser Beschluss ist in jedem Fall deutlich klarer und weniger windelweich als der des Institutsrats OSI von letzter Woche – dennoch gilt es, die weiteren Entwicklungen genau zu verfolgen.
Es wird am 31.1. Aktionen zu dem Thema geben, und es wird auch auf der Demo thematisiert werden.
Unter der Rubrik „Themen“ hier im Blog gibt es noch eine Zusammenfassung der Ergebnisse, welche auch als Flyer verteilt wird/wurde.

Die Wahlen sind vorbei

Unter http://www.fu-berlin.de/sites/studwv/Aktuelles/index.html stehen die vorläufigen Endergebnisse der Wahlen zum Studierendenparlament und zu den Fachschaftsräten an den einzelnen Fachbereichen. Das Ergebnis der FSI OSI kann sich dabei durchaus sehen lassen: im StuPa sind wir zukünftig mit zwei VertreterInnen, Carolin Fiedler und Hanna Mössner, vertreten. Bei den Wahlen zum Fachschaftsrat, für den die FSIn am Fachbereich gemeinsam eine Liste aufgestellt hatten, setzten sich die PolSoz-Inis mit deutlicher Mehrheit gegen die einzige andere angetretene Liste, die LHG, durch.
Insgesamt konnten die AStA-stützenden Listen auch in diesem Jahr wieder eine sehr klare Mehrheit erringen. Von den 60 Sitzen im StuPa sind 44 an linke, nicht parteigebundene und basisdemokratische Gruppen bzw. Listen gegangen. Die restlichen 16 Sitze verteilen sich auf fünf Listen, die Jusos.FU (fünf Sitze) sowie LHG und SDS/Die Linke (jeweils vier Sitze) stellen dabei das Gros der Opposition.

Wahlkampf

Ach ja, es ist mal wieder Wahlkampf. Die Bäume an der ganzen FU leuchten in sämtlichen grellen Farben, in der Mensa ist es vor lauter Flyern schwierig, Sauce auf den Tisch zu tropfen und überall sieht mensch fleißige Menschen, die Plakate aufhängen, andere Menschen, die die Plakate wieder abreissen, und Menschen in lustigen Wahlkampf-Shirts („Mich kannst du wählen!“), die Flyer verteilen.
Während in diesem Jahr keine einzige explizit konservative Liste angetreten ist, tut sich vor allem die Liberale Hochschulgruppe mit einem, mensch könnte es „interessant geführten“ nennen, Richtungswahlkampf hervor. Eine eigens eingerichtete Homepage (die an dieser Stelle bewusst nicht verlinkt wird) soll mal wieder beweisen, wie unglaublich böse doch unser AStA ist. Da werden dann reichlich abstruse Beispiele gebracht, um den Studierenden zu verdeutlichen, wie unglaublich viel Geld doch 500 000 Euro sind. Angesichts von Sätzen wie „Aufeinandergestapelt ergäben 500.000 Ein-Euro-Münzen einen Turm von ca. 1 km Höhe“ fragt mensch sich allerdings doch, ob die LHG die Durchschnittsstudentin/den Durchschnittsstudenten nicht eher auf dem geistigen Niveau von Sechsjährigen vermutet. Erstaunlich auch, welche Empörung doch ein Semesterbeitrag von 7,50 Euro hervorrufen kann – zumal im Vergleich mit der mehr als fragwürdigen „Verwaltungsgebühr“ von um die 50 Euro, die einem jedes Semester vom Immatrikulationsbüro abgeknöpft wird. Auch der Hinweis, dass ja „niemand“ wüsste, wer denn eigentlich im AStA sitzt, mutet etwas merkwürdig an. Wird bei der LHG keine Zeitung gelesen? Dort werden oft genug – um nur zwei zu nennen – die „FU-AStA-Vorsitzende Inga Nüthen“ oder der „Referent für Hochschulpolitik am AStA der FU, Till Ermisch“ erwähnt. Ganz abgesehen davon, dass wir von einer Personalisierung des Politischen und von Hierarchien (wenn sich der AStA LHG-wunschgemäß mehr als „Regierung“ der Studierenden betätigen würde) ohnehin nichts halten…
Noch viel viel toller sind aber die Vorwürfe an die Fachschaftsinitiativen. Unser Boykott des Fachschaftsrates (FSR) wird dann dazu umgedichtet, dass einzig und allein die LHG in der Lage und willens ist, „ernste“ hochschulpolitische Arbeit zu leisten und „Verantwortung“ zu übernehmen. Dass der FSR ein Ruhigstell-Gremium ohne irgendeine auch nur ansatzweise vorhandene Entscheidungskompetenz ist, wird natürlich nicht erwähnt. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass die mannigfachen Probleme und Ängste der Studierenden nicht durch Delegierung an machtlose VertreterInnen gelöst werden können, sondern dass – aufgrund der undemokratischen Struktur deutscher Hochschulen im allgemeinen und der FU im besonderen – nur das Aktivsein „von unten“ Veränderungen bewirken kann.

Doch genug über die anderen gelästert, wofür treten WIR an? Wer unsere Selbstdarstellung kennt, weiß ja über das Grundsätzliche schonmal Bescheid. Aktuell werden wir uns auch nach der Wahl mit Händen und Füßen gegen die Schließung der PolSoz-Bibliotheken und deren Verlagerung in die Universitätsbibliothek (wurde bereits hier, hier und hier thematisiert) wehren. Ausserdem steht nach wie vor die Berufung wichtiger Professuren (Ideengeschichte, Gender, Politisches System der BRD) aus – auch darauf werden wir weiterhin ein Auge haben. Und ja, wir WERDEN im StuPa auch weiterhin den AStA stützen, ebenso wie wir weiterhin den Fachschaftsrat boykottieren werden.

Also, vom 15. bis zum 17.1. LISTE 1 bei den StuPa-Wahlen wählen!