Politikberatung

Kommunikationsformen zwischen Wissenschaft und Politik I: Das Policy-Paper

In der wissenschaftlichen Politikberatung gibt es verschiedene Formen der Kommunikation. Als Erste dieser Formen wollen wir uns das Policy-Paper anschauen. Ein Policy-Paper ist ein schriftliches Dokument, das die Politik in ihrer Entscheidungsfindung oder Entscheidungsbewertung unterstützen soll, indem es starke Argumente aufzeigt, wieso die im Policy-Paper präsentierte Maßnahme implementiert werden sollte. Dazu gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Arten des Policy-Papers, „Policy Analysis“ und „Policy Study“. Die beiden Arten unterscheiden sich dabei, als da ersteres eher die Politik als Adressaten nimmt, während letzteres eher zum wissenschaftlichen Diskurs der Experten beitragen soll. Policy-Papers können von Finanzen bis Kultur in jeder Sparte der Politik zum Einsatz kommen.

Ein gutes Policy Paper muss zunächst immer ein Problem im Politikrahmen identifizieren und detailliert zeigen, wieso Handlungsbedarf besteht. Im zweiten Schritt müssen Lösungsmöglichkeiten für das Problem präsentiert werden, die dann von den Politikberatenden bewertet werden, um dann wiederum die beste Lösungsalternative empfehlen zu können. Natürlich ist die empfohlene Alternative dabei teilweise an politische Interessen des Beratenden geknüpft, was zu weiteren Problemen führen kann. Der inhaltliche Teil des Policy-Papers wird dabei noch von Formalia (Titel, Inhaltsverzeichnis, Abstract, Einleitung, Anhänge, Literaturverzeichnis und Schlussnoten) vervollständigt. Das Policy-Paper hat dabei oft ein Reportartiges Format, abhängig von den Richtlinien der Herausgeber.

Bei der Policy Study geht es hauptsächlich um empirische wissenschaftliche Arbeit. Man adressiert das Papier vor allem an andere Experten, die im relevanten Diskurs mitarbeiten. Der Fokus der Policy Study ist dabei immer auf dem Problem selbst und versucht eher unpolitisch Informationen über das Problem und mögliche Lösungen bereit zu stellen. Hier kommt es oft zu eigener Feldforschung und damit zu wissenschaftlicher Grundarbeit. Da man hier vor allem Experten adressiert, benutzt man auch viele Fachwörter und setzt einiges an Wissen voraus, was für einen nicht Fachkundigen etwas unverständlich werden kann. Policy Studies können dabei eine Länge von 20.000 Wörtern erreichen und bringen im besten Fall neue wissenschaftliche Erkenntnis über mögliche Lösungen zu politischen Problemen. Ein typisches Beispiel wäre dabei dieses Paper.

Die Policy Analysis ist wesentlich politikorientierter. Man adressiert politische Entscheidungsträger:innen direkt und fokussiert sich nach der Definition des Problems mehr auf spezifische Lösungsmöglichkeiten, die direkt von der Politik implementiert werden könnten. Hier gibt es nur sehr selten eigens angestellte Feldforschung und man bedient sich oft den Ergebnissen von Policy Studies. Da man hier Entscheidungsträger:innen anspricht, die nicht immer fachkundig sein müssen oder sein können, wird empfohlen einfach zu verstehende Sprache zu benutzen, die kein bis kaum Fachwissen voraussetzen. Policy Analysis Paper sind dabei selten länger als 5000 Wörter. Dafür wäre dies ein passendes Beispiel.

Quellen:

Young, Eóin; Quinn, Lisa (2002): Writing Effective Public Policy Papers. A Guide for Policy Advisers in Central and Eastern Europe. Budapest: Local Government and Public Service Reform Initiative, Open Society Institure Budapest (LGI documents). Online verfügbar unter https://www.icpolicyadvocacy.org/sites/icpa/files/downloads/writing_effective_public_policy_papers_young_quinn.pdf, zuletzt geprüft am 27.01.2021.

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