(Fast) allseitige Harmonie – die Institutsratssitzung am 14.10.2009

Heute fand die erste Institutsratssitzung im Wintersemester 2009/10 statt. Insgesamt war das Gremium eher schlecht besucht, die geschäftsführende Direktorin des OSI, Dagmar Vinz, fehlte einmal mehr. Unter der Leitung eines sichtlich aufgekratzten Hajo Funke eilte der Institutsrat (IR) in recht knapp bemessenem Zeitrahmen (eine Stunde 15 Minuten) durch eine überwiegend kontroversenfreie Sitzung.

Beate Rudolf zieht Menschenrechte dem OSI vor

Eine interessante Nachricht gab es gleich zu Beginn: Beate Rudolf, die im letzten Semester nach erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Studierenden und SFB-Vertreter_innen eine auf sie maßgeschneiderte Stelle am OSI erhielt (wir berichteten: einmal, zweimal, dreimal), wird diese aller Voraussicht nach nicht antreten. Denn sie wurde zur Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte gewählt, wie aus dieser Pressemitteilung hervorgeht und wie das DIMR auf Anfrage auch bestätigte. Da sie dieses Amt am 1.1.2010 antreten wird, kann sie die KFN-Stelle für „Rechtliche Grundlagen der Politik, Öffentliches Recht und Völkerrecht sowie Gleichstellungsrecht“ am OSI nicht antreten. Damit besteht die Chance, die freiwerdenden Mittel für den darbenden Bereich „Rechtliche Grundlagen der Politik“ zu verwenden und eine weitere Stärkung des IB-/Governance-Bereichs am OSI zumindest zu verlangsamen.

Und ewig grüßt die Ideengeschichte…

Die Studierenden im IR verlangten anschließend merkliche Verbesserungen für all Jene, die zur Zeit die Vorlesung in Politischer Ideengeschichte bei Alexander Demirovic an der TU anhören. Denn die Fahrtzeit an die TU, die schlechte Raumsituation dort (ein Seminarraum für mehr als 200 Studierende) und die mangelhafte Kommunikation zwischen dem TU-Professor Demivoric und den FU-Studierenden vom OSI erschweren den Besuch der Veranstaltung merklich. Von studentischer Seite wurde erneut angemerkt, dass die Vorlesung im nächsten Semester wieder am OSI angeboten werden muss – eigentlich eine Selbstverständlichkeit in einem Pflichtmodul. Peter Massing bat um Geld – 500 Euro – für zwei Tutor_innenstellen für Demirovic, die diesem bei der Organisation der Veranstaltung und der Kommunikation mit den OSI-Studierenden helfen sollten; nach einer kurzen Diskussion versprach Bernd Ladwig, weitere 500 Euro aus seiner Kostenstelle dazu zu legen, um somit mindestens vier Tutoriumsstellen zu schaffen. Dass diese Tutor_innen, im Gegensatz zu allen anderen am OSI, bezahlt werden, wurde mit dem Mehraufwand durch Mitorganisation einer Veranstaltung an der TU begründet.

Wahnsinn! Präsidium greift FSI-OSI-Vorschlag auf!

Anschließend wurde über die Reformen in den BA- und MA-Studiengängen geredet (Hintergründe: hier). Die Überarbeitung und Verlängerung auf vier Jahre des BA-Studiengangs ist anscheinend fast abgeschlossen. Die entsprechenden Unterlagen seien öffentlich im Internet zugänglich, leider wurde keine Website genannt – es gibt aber eine für alle Interessierte offene Blackboardgruppe, in der Protokolle, Studienverlaufspläne usw. einsehbar sind. Beim Master ist die Ideensammlung noch nicht sonderlich weit gediehen, wohl auch weil ein Teil der Professor_innen nicht auf die „prestigeträchtigen“ zweijährigen Masterprogramme verzichten will. Das Präsidium, das den Fortschritt ebenfalls begleitet, eröffnete nun aber die Möglichkeit, ein sogenanntes „Y-Modell“ einzurichten: dann könnten die Studierenden entscheiden, ob sie nach dem Grundstudium noch ein Jahr BA und dann zwei Jahre MA studieren wollen, oder ob sie nach vier Jahren ihre Bachelor abschließen und dann noch ein Jahr einen Masterstudiengang besuchen. Wir erinnern uns: bisher wurde diese Möglichkeit von Seiten des Präsidiums „definitiv ausgeschlossen“. Trotzdem freuen wir uns, dass dieser schon vor Monaten von uns eingebrachte Vorschlag aufgegriffen wurde.

Institutstag am 13.11. Und irgendwie auch am 25.11.

Schließlich ging es um den Institutstag im nächsten Monat. Nach längerer Diskussion konnten sich die Studierenden damit durchsetzen, dass es tatsächlich ein InstitutsTAG und nicht nur ein „Instituts-drei-Stunden-am-Nachmittag“ wird. Peter Massing wollte darüber hinaus viele andere Themen, wie die Debatte um den Strukturplan, die Besetzung der Ideengeschichtsprofessur und weitere aus der Diskussion am Institutstag heraus halten, was von den Studierenden, aber auch manchen Professor_innen empört zurückgewiesen wurde.
Ebenfalls für wichtig erachteten alle Vertreter_innen im IR, dass dem Institutstag ein förmlicher Beschluss des IR zum Thema Studienreform folgt.
Deshalb sieht der (vorläufige) Zeitplan jetzt so aus:
Am Freitag, den 13.11., findet von 10-12 Uhr eine von Hajo Funke moderierte Diskussion über den Strukturplan statt. Anschließend, von 12-14 Uhr, wird in verschiedenen Arbeitsgruppen über andere Themen, die am OSI derzeit wichtig sind, gesprochen. Diesen Teil werden die Studierenden weitgehend selbst gestalten können, daher an dieser Stelle auch der Aufruf, sich zu beteiligen! Ihr könnt beispielsweise eine Mail an fsiosi@web.de schicken, um Termine für Treffen zu erfahren oder Vorschläge für AGs einzubringen. Von 14 Uhr an wird es eine abschließende Diskussion geben, in der vor allem über die Studienreform gesprochen werden soll.
Knapp zwei Wochen später, am 25.11., tagt dann erneut der IR. Dann nicht nur wie ohnehin schon öffentlich, sondern mit der ausdrücklichen Einladung an alle Institutsangehörigen, der Sitzung beizuwohnen. Es geht zwar schon um 8:30 Uhr los, dafür bleibt dann auch mehr Zeit als in der heutigen Sitzung.

Was sonst noch so passierte

Die war nämlich nach Abschluss der Institutstagdebatte schon fast gelaufen. Der IR beschloss noch im Eilverfahren, dass die Teilnahme an der Ringvorlesung über Afrika mit einem Teilnahmeschein „belohnt“ werden soll – die endgültige Entscheidung liegt jedoch noch beim Studien- und Prüfungsbüro.
Auch die studentischen Vorschläge für ein transparenteres Arbeiten des IR (gibt’s hier als PDF ) wurden in weiten Teilen angenommen. Nur die Absätze II b) und c) fielen „Datenschutzerwägungen“ zum Opfer, werden aber in einer der nächsten Sitzungen weiter diskutiert.
Um das derzeit völlig überlastete Lehrplanungsbüro wieder arbeitsfähig zu machen, wurde zudem die Einrichtung einer Ausbildungskommission, bestehend zur Hälfte aus Studierenden, zur Hälfte aus Professor_innen und Wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen, beschlossen.

Wie alle (!) Entscheidungen am heutigen Tag fielen auch diese einstimmig.

Ein Trio von Gremienpolitik – Institutsrat, Fachbereichsrat, Akademischer Senat

Gleich dreimal konnten sich interessierte Studierende am gestrigen Mittwoch ansehen, wie die studentischen Vertreter_innen in den akademischen Gremien mit allen Mitteln ausgebootet, hingehalten, zu faulen „Kompromissen“ überredet und hin und wieder schlichtweg verarscht werden sollen. Eine Tragikomödie in drei Akten.

Frühmorgendliche Ouvertüre: Institutsrat am OSI

Der Institutsrat (IR) des OSI traf sich ausserplanmäßig, um die Diskussion von letzter Woche über die KFN- und SFB-Stelle im Bereich „Rechtliche Grundlagen der Politik, Öffentliches Recht und Völkerrecht sowie Gleichstellungsrecht“ (worum es genau geht: siehe diesen und diesen Link) zu einem Ende zu bringen. Die Studierenden hatten sich vorbereitet und eine Reihe von Änderungsanträgen am Ausschreibungstext und der Stellenbezeichnung formuliert. Diese sollten auf eine größere Öffnung der Stelle hinauslaufen, damit der SFB nicht ohne weiteres eine ihm genehme Kandidatin berufen kann. Zwei dieser Anträge, die von eher unbedeutendem Inhalt waren, kamen durch, doch beim Punkt „Mitarbeit im SFB“ statt „Leitung eines Teilprojekts des SFB“ schlug die professorale Blockadefront ebenso wieder zu, wie beim Versuch einer Änderung der Stellenbezeichnung hin zu allgemeineren Anforderungen.
Ebenso abgeblockt wurde der Wunsch der Studierenden nach einer verbindlichen Zusage für die Einrichtung einer Ideengeschichtsprofessur, bevor weitere Stellen im Umfeld des SFB besetzt werden. Gegen die Stimmen der Studierenden und von Sabine Berghahn wurde die Ausschreibung schließlich in leicht veränderter Form vom IR angenommen. Auch die Zusammensetzung der Berufungskommission, die laut Hajo Funke ein hart erarbeiteter und „ausgewogener“ Kompromiss sei, wurde gebilligt.

Ebenfalls von Interesse: zu Beginn des neuen Semesters, konkret am 23.10., findet ein „erweiterter“ Institutsrat am OSI statt, wo es nochmal ausführlich um den 4-Jährigen Bachelorstudiengang und, fast noch wichtiger, um die Struktur am OSI gehen soll. Beginn ist um 14:30 Uhr. Zwei Wochen später soll ein Institutstag stattfinden.

Vormittägliches Intermezzo: Der Fachbereichsrat Politik- und Sozialwissenschaften

Die Sitzung des Fachbereichsrats (FBR) begann mit einigen überwiegend langweiligen Präsentationen über die Durchführung der Exzellenzinitiative an der FU. Anscheinend tingeln derzeit die Chef_innen der diversen durch die Exzellenzinitiative geschaffenen Strukturen („Strategische Zentren“, „Center for Cluster Development“, etc.) durch die Fachbereiche der FU und erläutern, wie mensch an Gelder aus dem Exzellenztopf kommt. Interessant war allenfalls einer kurzer Disput mit Hajo Funke über die Aushebelung der akademischen Selbstverwaltung durch die Parallelstrukturen der diversen Zentren. Ein Problem, auf das die Kritiker_innen des Exzellenzwettbewerbs schon damals hingewiesen haben.

Der Punkt „Mitteilungen und Anfragen“ hatte zur Abwechslung erfreuliche Nachrichten: so müssen die Berliner Unis dieses Mal bei den Hochschulverträgen wohl wenigstens keine neuen Kürzungen hinnehmen. Dies bedeutet, so Dekan Klaus Beck, eine Entsperrung von ausstehenden Besetzungsverfahren, und könnte sogar – wenn auch nach Auskunft von Detlef Brose erst im nächsten Jahr – ein Ende der Haushaltssperre und der Kürzungsauflagen für den Fachbereich (-7,5% Einsparung gefordert) bedeuten.
Im September werden zudem neue Zielvereinbarungen mit dem Präsidium ausgehandelt; deren Struktur ändert sich, wodurch größere Pauschalbeträge für weniger eng gefasste Ziele ausgeschüttet werden sollen. Was das für Ziele sein könnten, müssen sich der Fachbereich und die Institute noch bis September überlegen.
Die neuerdings dezentralen Immatrikulationsfeiern werden zumindest für unseren Fachbereich am Mittwoch in der ersten Vorlesungswoche, d.h. am 14.10., stattfinden.
Der Tagesordnungspunkt „Nachbereitung des Bildungsstreiks“ entfiel, da sich die beim letzten Mal daran interessierten Kommiliton_innen nicht blicken ließen.

Anschließend ging es auch hier um die KFN-Stelle, da der FBR das zuständige Gremium für die Verabschiedung von Stellenausschreibungen ist. Die Diskussion wurde kurz gehalten, allerdings stellte Sabine Berghahn erneut fest, dass die Ausschreibung immer noch nicht rechtlich tragbar sei und damit anderen Interessentinnen jederzeit der Weg einer Konkurrentinnenklage offen steht. Hajo Funke und Bernd Ladwig sprachen von einem „tragfähigen Kompromiss“, und dass es nun an der Zeit sei, Vertrauen aufzubauen und somit auf ein studentisches Gruppenveto zu verzichten. Von allen Seiten kamen die mittlerweile üblichen Lippenbekenntnisse für eine Professur in Ideengeschichte, und natürlich die Zusicherung dass die KFN-Stelle nicht nach fünf Jahren auf die Stelle „Rechtliche Grundlagen der Politik“ umgetopft wird. Doch wir haben daran durchaus berechtigte Zweifel: wir haben im letzten Jahr gesehen, mit welchen Tricks die Stelle für Ideengeschichte in eine Professur für Sicherheitspolitik umgeschrieben wurde. Uns wurde schon vor mehr als sechs Wochen gesagt, dass die Ausschreibung für die KFN-Stelle ohne viel Diskussion und möglichst schnell beschlossen werden soll, da sonst das Verstreichen wichtiger Fristen droht. Nun, fast zwei Monate später, ist die Stelle zwar immer noch nicht ausgeschrieben, aber den angeblichen Zeitdruck gab es wohl ebenfalls nicht – denn dann wäre die Ausschreibung gar nicht mehr möglich bzw. nötig. Wie sollen wir Vertrauen zu Leuten haben, die uns schon bei solchen Kleinigkeiten nicht die ganze Wahrheit oder gar die Unwahrheit erzählen?

Die Studierenden ließen sich auf die Kompromissbeschwörungen letztendlich nicht ein und blockierten die Ausschreibung mittels ihres Vetos.

Das Grande Finale am Nachmittag – der Akademische Senat

Um 15 Uhr begann überaus pünktlich die Sitzung des Akademischen Senats (AS). Die Bildungsstreik-Vorbereitungsgruppe hatte zum Besuch der öffentlichen Sitzung aufgerufen, und etwa 50 Studierende folgten dem Aufruf. Die studentischen Vertreter_innen von der Fachschaftsinitiativen-Liste hatten einen Antrag (PDF) ausgearbeitet, der nach dem Vorbild der HU (Link) vom AS verabschiedet werden sollte. Hier zeigte sich dann doch, dass an der FU ein „exzellenterer“ Wind weht als an der Humboldt-Universität.

Denn dem von Sarah Walz eingebrachten Antrag wurde mit äußerster Vorsicht begegnet und er wurde mit teilweise geradezu lächerlichen Argumenten von Seiten der Professor_innen für nicht umsetzbar erklärt. Ein negatives Highlight in diesem Sinne stellte die Behauptung dar, dass mensch Studienreformen nicht pauschal für alle Fächer beschließen könne – wie die Mitglieder des AS vor gar nicht mal so langer Zeit mit dieser Einstellung die viel weitgehendere BA-/MA-Einführung verabschieden konnten, können sie wohl nicht mal selbst erklären. Der Unmut der beobachtenden Studis wuchs merklich, immer wieder unterbrachen Zwischenrufe einzelne Redebeiträge.

Schließlich versuchte sich Hajo Funke an einem seiner berühmten (und bei manchen studentischen Gremienvertreter_innen berüchtigten) „Kompromisse“: der Antrag solle zur weiteren Behandlung in die Kommission für Lehre (KfL) überwiesen werden; diesen Vorschlag stellte er als Gegenantrag zur Abstimmung. Auf den Einwand von Mathias Bartelt, studentischer Vertreter im AS, dass dort die Studis nur äußerst wenig Mitspracherecht haben, versprach Hajo Funke, sich persönlich dafür einzusetzen, dass sich dies ändert. In den Gegenantrag aufgenommen wurde ein entsprechender Passus aber natürlich nicht.
Bei der folgenden Abstimmung sprach sich der AS mit großer Mehrheit dafür aus, die Angelegenheit in die KfL zu verlegen.

Die anwesenden Studierenden waren anschließend merklich sauer. Als Dieter Lenzen die Sitzung fortführen wollte, gingen seine Worte im Klatsch- und Pfeifkonzert unter (das müsste er ja gewohnt sein 😉 ). Sprechchöre wie „Bildungs für alle – und zwar umsonst!“ ertönten, ein weiterer Sitzungsbetrieb war nicht mehr möglich. Jedes mal, wenn der Lärm ein wenig abebbte und Dieter Lenzen erneut zum Mikrofon griff, begann der Trubel vom neuen; Vermittlungsversuche von Hajo Funke scheiterten, die Vertreter_innen von der FSI-Liste erklärten sich solidarisch mit den Protesten. Nach mehreren erfolglosen Versuchen erklärte Dieter Lenzen die Sitzung schließlich für beendet. Daraufhin verließen die Studierenden unter „Wir kommen wieder“-Rufen nach und nach den Sitzungssaal.

Nachtrag: Gustav Seibt in der Süddeutschen Zeitung über die Bologna-„Reform“.

4+1 = 3+2? RechenkünstlerInnen am Werk

Gestern fand ein vor allem von Seiten der Studierenden gut besuchtes Vorabgespräch zur Entwicklung eines achtsemestrigen Bachelor-Studiengangs am OSI statt. Inhaltlich kam leider wenig neues dabei heraus, die bereits nach dem Gespräch mit dem Präsidium vor knapp einem Monat (Link zum Artikel) offen gebliebenen Fragen konnten auch gestern nicht geklärt werden. Die Lage wurde eher noch verwirrender, weil im Laufe der Diskussion gestern noch weitere Optionen in’s Gespräch kamen.

Aber der Reihe nach. Cilja Harders, die die Moderation übernahm, schilderte noch einmal kurz die Hintergrundgeschichte und erläuterte ihre Sicht auf die Dinge: Das Diplom am OSI ist voraussichtlich schon bald Geschichte, da aber – maßgeblich durch studentische Initiative – der Institutsrat OSI und der Fachbereichsrat ihren Wunsch nach einem Festhalten am Diplom geäußert hatten, bot Dieter Lenzen himself im Akademischen Senat dem OSI die Möglichkeit an, einen achtsemestrigen BA einzurichten. Dieser bietet nach Harders‘ Meinung die Möglichkeit, Teile der Struktur und der Inhalte des Diploms zu erhalten; ausserdem spekuliert Lenzen vermutlich darauf, dass der sechssemestrige BA in seiner jetztigen Form bundesweit keine Zukunft hat und dass die FU dann wieder einmal an der Spitze des „Fortschritts“ steht. Harders sprach sich ausserdem dafür aus, den achtsemestrigen BA offensiv zu vertreten und als Alleinstellungsmerkmal des OSI zu „bewerben“.
In der Diskussion sollte zuerst grundsätzlich die Frage geklärt werden, ob wir diesen neuen BA überhaupt wollen, da damit ein nur noch einjähriges Masterprogramm verbunden wäre, oder ob eine grundlegende Überarbeitung des bestehenden BA mit einer Erweiterung des Masterzugangs nicht doch die bessere Lösung wäre. Kurz gefasst: 4+1 gegen 3+2 (jeweils in Jahren gerechnet).

Bei der anschließenden Diskussion zeigte sich grob ein Frontverlauf zwischen der geschäftsführenden Direktorin des OSI, Dagmar Vinz, ihrem Vorgänger Peter Massing und der ehemaligen Studiendekanin Sabine von Oppeln auf der einen und den Studierenden, Cilja Harders und Gisela Rossa-Dubray (Leiterin des Studien- und Prüfungsbüros am OSI) auf der anderen Seite ab. Erstere sprachen sich aus verschiedenen Gründen für eine 3+2-Lösung aus: es sei beispielsweise unklar, ob Studierende tatsächlich ein Jahr mehr studieren, nur um dann mit einem BA abzuschließen, was sie auch nach drei Jahren schon könnten. Auch den zweijährigen Masterprogrammen drohe eine Zukunft ohne OSI-Studierende, da diese womöglich nicht ein Jahr ohne BAFöG (Höchstbezugdauer in der Regel fünf Jahre, also 4+1, nicht 4+2) auskommen wollten. Die bestehenden Probleme im BA – etwa die schlechte Vereinbarkeit von Auslandsaufenthalten – ließen sich auch über eine erneute Reform des Studiengangs lösen, Peter Massing wies auch darauf hin, dass für die Lehramtsstudiengänge ohnehin nur ein dreijähriger BA in Frage käme.

Von Seiten der BefürworterInnen kam zum einen der Wunsch nach Klarheit in Sachen Studienordnungen, d.h. wenn es eine Reform geben wird, sollte nur ein Modell Gültigkeit erhalten. Knapp 20 Studienordnungen an einem Institut sind genug! Das bevorzugte Modell wäre dabei der vierjährige BA, am Besten mit einer ebenfalls angedachten Reform der Modul- und LP-Struktur. Die Argumente waren und sind bekannt: mehr Zeit, sich zurechtzufinden, ins Ausland zu gehen, sich in einzelne Themen zu vertiefen, etc. Sehr gut fanden wir – wie schon beim Gespräch mit dem Präsidium – dass es nach derzeitigem Planungsstand ein Projektkurs-Modul geben soll. Die erfreulicherweise zahlreich erschienenen BA-Studis aus dem zweiten bis fünften Semester schilderten eindringlich, vor welche Probleme die derzeitige Studienordnung sie stellt. An der grundlegenden Struktur von 30 zu absolvierenden Leistungspunkten (LP) pro Semester wird sich leider wenig ändern lassen, aber von Seiten aller Verantwortlichen kam die Zusage, dass sich an der Bemessungsgrundlage für die LPs – sprich, für wieviel Arbeit es einen LP gibt – noch „drehen“ ließe. Daphne Stelter (Prüfungsbüro OSI) lieferte auch eine interessante Erklärung für die gefühlt weit höhere Arbeitsbelastung der BA-Studis: ihrer Meinung nach liegt das an den „inflationär gestiegenen Kontrollen der Teilnahmeleistungen“ durch mid-term Klausuren, Anwesenheitslisten und was sich DozentInnen sonst noch so an Repressionsinstrumenten einfallen lassen. Auch in dieser Hinsicht signalisierten Cilja Harders und Gisela Rossa-Dubray ein erneutes Einwirken auf die DozentInnen am OSI.
Da beim Streik auch die Möglichkeit für einen Kombi-Bachelor Politikwissenschaft erörtert wurde, kam auch diese Möglichkeit auf den Tisch, so dass am Ende eine ganze Reihe von Vorschlägen diskutiert wurden:

1. Monostudiengang Politikwissenschaft: 3 Jahre BA + 2 Jahre MA (180LP + 120LP) – dies entspricht der derzeitigen Struktur, wobei gestern zahlreiche Stimmen für eine weitere Öffnung des Masters zu hören waren.
oder: 4 Jahre BA + 1 Jahr MA (240LP + 60LP) – die vom Präsidium vorgeschlagene Variante; hier steht es den Studierenden frei, auch einen zweijährigen Master zu besuchen – allerdings ein Jahr ohne BAFöG.

2. Kombistudiengang Politikwissenschaft: 3 Jahre BA + 2 Jahre MA (90LP PolWiss + 90LP anderes Fach + 120LP MA) – diesen Studiengang gibt es bisher nicht.
oder 4 Jahre BA + 1 Jahr MA (180LP PolWiss + 60LP Nebenfach + 60LP MA) – dieser Vorschlag wurde nur kurz von Seiten der Studierenden angedacht und nicht weiter diskutiert.

3. Lehramtsstudiengang Sozialkunde: 3 Jahre BA + 2 Jahre MA oder 3 Jahre BA + 1 Jahr MA – diese beiden Studiengänge gibt es bereits und müssten auch weiterhin angeboten werden, wenn das OSI nicht komplett auf die LehrerInnenausbildung verzichten will.

Streit um’s weitere Vorgehen

Nach der inhaltlichen Diskussion wurde darüber gesprochen, wie wir weitermachen sollen. Alle Beteiligten waren sich recht schnell einig, dass ein schneller, positiv ausfallender Beschluss des Institutsrats nicht realistisch ist. Fr. von Oppeln plädierte dafür, das Thema zunächst auf einer DozentInnen-Versammlung zu erörtern, und zog sich damit den Unmut der Studierenden zu – wir wollen schließlich weiterhin beteiligt bleiben. Einen Institutstag zu veranstalten ist dieses Semester wohl nicht mehr möglich, bei einer VollVersammlung aller Angehörigen des Instituts steht zu befürchten, dass sich die Diskussion völlig verfranst. Eine Idee von Seiten der FSI OSI war, zunächst über die ZEDAT an alle Institutsangehörigen einen Brief mit den grundlegenden Fakten und Hintergründen zu verschicken und anschließend auf einer VollVersammlung die verschiedenen Varianten zur Abstimmung zu stellen.
Loben möchten wir an dieser Stelle ausdrücklich die konstruktive Atmosphäre des Treffens und auch die ausdrückliche Ansage von Cilja Harders, dass die Ausarbeitung dieser neuen Studienordnung weiterhin öffentlich und mit starker Einbeziehung der Studierenden vonstatten gehen soll.

Auch das nächste Treffen ist dementsprechend wieder öffentlich, wenn auch zu einer unangenehmeren Uhrzeit: und zwar nächsten Freitag, 10.7., um 10 Uhr. Der Ort wird bekanntgegeben, auch hier auf dem Blog. UPDATE: Das nächste Treffen für den vierjährigen BA ist an besagtem Freitag im Seminarraum E1 der Ihnestraße 22.

Wie immer eine durchwachsene Sitzung – Bericht vom letzten FBR am 1.7. 09

Zumindest unsere Lieblingsprofessorin konnte in der letzten Sitzung des Fachbereichsrates (FBR) so dermaßen verärgert werden, dass sie nahezu empört den Raum verließ und ihren Emotionen freien Lauf ließ: wir konnten die von ihr gewünschte KFN-Stelle blocken. Dabei handelt es sich um eine Professur für Gender, Völker und Europarecht, die dem SFB zugehörig gewesen wäre von der Kommission zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen bezahlt würde, der jedoch ein fragwürdiges Verfahren voraus geht (siehe letzter Bericht vom I-Rat). Dies ist jedoch, so wie mir scheint der einzig richtige Erfolg dieser langen, fast vier Stunden dauernden Sitzung, der ein Habilitationsvortrag von Jochen Roose voraus ging. Dies trug sicherlich auch dazu bei, dass gerade gegen Ende viele FBR-Mitglieder gingen oder gehen mussten und auch nicht alle Tagesodnungspunkte, von denen es 12 (!) gab abgearbeitet werden konnten und auf die nächste Sitzung vertagt werden mussten. Dieses Schicksal ereilte auch den durch einen Studierenden initiierten und erst in der Sitzung neu aufgenommenen Punkt, die Streikwoche auch im FBR noch einmal nach zu besprechen. Auch wenn das sehr schade ist, ist es trotzdem nicht so schlimm, da es nächste Woche Mittwoch um 16.00 Uhr ein Gespräch zwischen dem Dekanat und Studierenden geben wird, zu dem ihr alle eingeladen seid!
Aber zurück zum Thema, da es wie schon erwähnt eine recht zähe und diskussionslastige Sitzung war, werde ich mich auf die für uns meiner Meinung nach wesentlichen Punkte beschränken und nicht über jeden Tagesordnungspunkt (TOP) etwas schreiben. Interessant sollte sein, dass es nächstes Semester dezentrale Immatrikulationsfeiern geben wird, die jeweils von mehreren Fachbereichen zusammen organisiert und durchgeführt werden sollen, in unserem Fall mit den Wirtschaftswissenschaften und den Erziehungswissenschaften.
Ein heiß diskutiertes Thema war der Haushalt. Dem ging eine Diskussion über den tatsächlichen Einfluss und die Relevanz der Zielvereinbarungen für den Haushalt voraus. So schließt das Präsidium eigentlich Zielvereinbarungen nur mit gesamten Instituten ab, jedoch ist dies auch mit Einzelpersonen möglich. Dies Betrifft an unserem Institut wohl Börzel, Risse und noch eine weitere Person. Auch wenn Frau Börzel uns im vergangenen I-Rat mündlich zusicherte, dass diese Zielvereinbarungen keine Relevanz oder Einfluss für den Haushalt (2009) hätten, war weder sie, noch das Dekanat bereit, dies, wie wir es forderten im Text für den 2009-er Haushalt fest zu halten. Zumal nach wie vor eine Prüfung durch das Rechtsamt läuft ob Zielvereinbarungen nicht doch haushaltsrelevant sind. Eine weitere Diskussion entbrannte über die Leistunsmittelauschüttung und die Ausgaben für die studentischen Hilfskräfte, die mit 320.000€ ziemlich hoch sind und wo Zweifel über die volle Verwendung dieser für die Bezahlung auf kamen. Trotz dieser Ungereimtheiten wurde der Haushalt gegen die Stimme der Studierenden durchgewunken. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich gerne ein studentisches Gruppenveto eingelegt hätte, sich die beiden anderen Studierendenvertreter dagegen aussprachen. Dies enttäuschte mich sehr und ich befürchte, dass unser unterschiedliches Politikverständnis, wenn nicht zu Konflikten, so doch zu einer zunehmend schweren Zusammenarbeit führen wird. Wie dem auch sei, so konnte durch unsere Diskussion über den Haushalt und die Zielvereinbarungen zumindest eine Protokollnotiz im Beschlussprotokoll zu diesem Thema erwirkt werden.
Interessant war auch der Bericht der Studiendekanin Cilja Harders, die eine kurze, jedoch ergebnislose Diskussion über die Wiederholung von Prüfungen anregte. Länger beschäftigte uns der Punkt des so genannten „Self-assesment“, welches durch den Bologna-Prozess eingeführt werden muss und eine Möglichkeit für Studierende darstellt, mittels eines Online-Testes herauszufinden ob der von ihnen gewünschte Studiengang auch wirklich zu ihnen passt. Wie dieser Test nun genau aussehen soll und auch welche Gewichtung diesem in Zukunft eingeräumt wird, ist bisher noch nicht geklährt, aber es wird sich diesbezüglich wohl auch eine Arbeitsgruppe bilden, wo sicherlich (hoffentlich) auch wieder Studis gebraucht werden! Des weiteren stellte Frau Harders Bestrebungen vor, das Campus Mangement benutzer_innenfreundlicher zu machen, was uns von einer Abschaffung dieser unnötigen Software leider etwas weiter entfernt. In diesem Zusammenhang sollte auch der TOP bezüglich des Talent Scoutings erwähnt werden. Dafür gibt es immer noch kein einheitliches Verfahren, also wurde von den Studierenden angeregt eines zu erarbeiten. Es stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht im Ermessen des Dekanats liegt, sondern durch das Präsidium erfolgen muss. Wie jedoch bis zur Erstellung eines einheitlichen Verfahrens vorgegangen werden wird, bleibt abzuwarten. Ein anderer wichtiger TOP war der zukünftige Umgang mit studentischen Gruppenvetos, wo es leider keine Selbstverständlichkeit war, dass diese in der nächsten Sitzung wieder automatisch auf die Tagesordnung gesetzt werden. Dies soll sich nun ändern.
Ein anderer für uns recht relevanter TOP war die Zukunft der Mensa I. Wobei jedoch anzumerken ist, dass dies eine Angelegenheit des Studentenwerkes ist und der Einfluss des FBR dabei relativ marginal ist. Daher wurde der Antrag von Studierenden angenommen, in welchem der FBR sich mit dem FBR Wirtschaftswissenschaften solidarisch erklärt, das Angebot der Mensa I angemessen zu waren. An dieser Stelle setzte die bereits von mir erwähnte Ermüdung und Ungeduld ein, welche eine Vertagung folgender TOPs zur Folge hatte: Die Nachbenennung studentischer Mitglieder für die Haushaltskommission und die bereits erwähnte Nachbearbeitung der Streikwoche. Übrig blieb neben den nicht öffentlichen TOPs noch eine kurze Diskussion über Kriterien zur Bewertung von Juniorprofessuren. Dieser Punkt sollte zunächst nichtöffentlich sein, jedoch stellte ich schon zu Anfang der Sitzung den Antrag diesen Punkt öffentlich zu diskutieren, da es sich dabei nicht um eine Personaldebatte oder ähnliches handelt und ich somit auch keinen Anlass sah es nicht öffentlich zu diskutieren. Vor einigen Jahren ist die Möglichkeit geschaffen worden durch einen so genannten Tenure-Track eine Juniorprofessur durch ein so genanntes schlankes Verfahren zu einer Vollprofessur zu machen. Zur Evaluation ob sich diese_r nun bewährt hat oder nicht schlägt das Dekanat nun einen Katalog von diversen Kriterien vor. Dieser ist nun angenommen worden und mein Antrag – Beschaffung von Drittmitteln als ein Bewertungskriterium zu streichen – wurde belächelt und abgelehnt. Auch meine Anregung Studierenden dabei mehr Gewicht als lediglich einen Evalutionsbogen auszufüllen zu zugestehen, blieb mehr oder minder allein auf weiter Flur. Und das war der öffentliche Teil, aus dem nicht öffentlichen gibt es an sich nichts interessantes zu berichten.

Wie gesagt nicht vergessen: Am kommenden Mittwoch den 8.7. findet um 16.00 ein Treffen mit dem Dekanat statt um über die Forderungen der Besetzer_innen des OSI zu reden. Der Ort wird noch bekannt gegeben.

Bildungsstreik: Versuch eines Überblicks

Vorneweg: in der letzten Woche sind viele Dinge passiert, über die einen Überblick zu behalten schwer war/ist. Deshalb wird dieser Artikel auch nur einzelne Teilaspekte des Bildungsstreiks beleuchten.

Montag: wie hier bereits geschrieben, begann die Woche mit der auf der VollVersammlung in der Woche zuvor beschlossenen Besetzung des OSI. Die von uns nur für einen Tag geplante Aktion stieß auf große, überwiegend positive, Resonanz: ein für Montagmittag einberufenes Streikplenum wurde von mehr als 200 Menschen besucht. Dieses Plenum beschloss, die Besetzung für den Rest der Woche aufrecht zu erhalten und auch die zuvor noch zugängliche Ihnestraße 22 zu blockieren. Auch der Umgang mit DiplomandInnen und Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen wurde diskutiert und eine Kompromisslösung gefunden.

Dienstag: mit (je nach Schätzung) 1300-1500 TeilnehmerInnen fand eine der am besten besuchten VollVersammlungen der letzten Jahre an der FU statt. Im Anschluss besetzten 400 Studierende das Präsidium der FU bzw. blockierten die Straße davor. Das Präsidium rief die Polizei, die mit 200 BeamtInnen die Straße räumte, den BesetzerInnen aber bei freiwilligem Abzug Straffreiheit versprach. Die etwa 250 im Gebäude verbliebenen Studis verließen daraufhin Lenzens Allerheiligstes.

Mittwoch: einige wenige Streikposten mussten die Stellung am OSI halten, denn die meisten politisierten Studentinnen und Studenten machten sich auf den Weg zur Bildungsstreikdemo nach Mitte. Über die Größe der Demonstration gibt es unterschiedliche Angaben: die Polizei spricht von 12 000 Menschen, das Bildungsstreikbündnis von 27 000. Unserem Eindruck nach dürfte eine Größe zwischen 15 000 und 20 000 realistisch sein – es waren jedenfalls richtig, richtig viele. Bundesweit demonstrierten etwa eine Viertelmillion SchülerInnen, Studierende und Gewerkschaftsmitglieder im Rahmen des Bildungsstreiks. Am Abend wurde an der TU die ehemalige AStA-Villa erneut besetzt; die BesetzerInnen halten bis jetzt durch, es gibt eine Menge Veranstaltungen – hinfahren lohnt sich also!

Donnerstag: Bei der Aktion „Banküberfall“ im Rahmen des Bildungsstreiks sammelten sich mehr als 1000 DemonstrantInnen in der Nähe der Gedächtniskirche, um Geld für Bildung statt für Banken zu fordern. Die Deutsche Bank und die Commerzbank am Wittenbergplatz wurden kurzzeitig besetzt, dabei ging die Polizei recht rabiat gegen BesetzerInnen und UnterstützerInnen vor.
EDIT: Bei einem mehrstündigen Treffen mit dem Dekanat des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften wurde über unsere Forderungen (PDF) diskutiert; bis zum Abend antwortete das Dekanat mit einer in vielen Punkten leider unzureichenden Stellungnahme (PDF). Der Dialog geht jedoch weiter.

Freitag: Der Protest gegen die Kultusministerkonferenz (KMK) fiel weitgehend aus, da sich die Verantwortlichen für die Bildungspolitik der letzten Jahre lieber an geheimen Ort trafen, statt mit uns zu reden. Die etwa 500 DemonstrantInnen zogen daher in einer Spontandemonstration vor das Büro von Wissenschaftssenator Zöllner, unterwegs wurden kurzzeitig mehrere große Kreuzungen (etwa am Potsdamer Platz oder an der Friedrichstraße) blockiert. Nachdem sich Zöllner kurzzeitig einem Gespräch gestellt hatte, wurde spontan die Senatsverwaltung für Finanzen besetzt, anschließend liefen die Menschen zum Roten Rathaus, welches in Windeseile von der Polizei abgeriegelt wurde. Ein halbes Dutzend Personen schafften es trotzdem hinein. Am Abend war für die OSI-BesetzerInnen aufräumen angesagt, die Besetzung wurde beendet, da wir einerseits keine Kapazitäten und andererseits kein gut genug ausgearbeitetes Konzept hatten.

Wie Weiter?

Es wird sich zeigen, was mit dem Bildungsstreik konkret erreicht wurde. In jedem Fall ist das Thema wieder auf der politischen Tagesordnung, zumindest vorübergehend. Ein großer Erfolg ist auch, dass viele Menschen politisiert und motiviert wurden, etwas zu machen – im Präsidium etwa waren viele Leute dabei, die zum ersten Mal mit der Frage „freiwillig gehen oder von der Polizei wegtragen lassen?“ konfrontiert wurden und von denen viele auch bereit gewesen wären, sich wegtragen zu lassen. Bei den abendlichen Plena am OSI meinten Studierende von anderen Fachbereichen, dass ihnen bisher gar nicht bewusst gewesen sei, dass mensch ein Institut besetzen könnte. Auch für uns in der FSI, die wir in letzter Zeit zunehmend das Gefühl hatten, dass wir uns nur noch in Gremien aufreiben, war es ein gutes Gefühl zu zeigen, dass wir als Studierende auch anders können.

Um zu besprechen, wie wir konkret in den nächsten Wochen und vielleicht sogar im nächsten Semester weiter machen, treffen wir uns am Dienstag, den 23.6., um 14 Uhr am/im Roten Café.

Kurzer Zwischenstand zum Bildungsstreik

Eins vorneweg: wir können zur Zeit nicht regelmäßig den Blog betreuen, da die meisten von uns extrem in Sachen Bildungsstreik eingespannt sind. Gerade ist jedoch ein wenig Zeit, deshalb gibt es jetzt einen kurzen Zwischenbericht zum Bildungsstreik am OSI und an der FU:

Besetzung des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften

Die Besetzung, die am Montagmorgen begann, steht nach wie vor. Selbst während der Demo heute (s. unten) fanden sich Menschen, die als Streikposten am Institut blieben – vielen Dank an dieser Stelle dafür. Heute (Mittwoch) abend findet um 18 Uhr eine Podiumsdiskussion statt, zum Thema „Präsidialdiktatur oder demokratische Hochschule? – Wer entscheidet eigentlich wie wir studieren“. Eingeladen ist u.a. FU-Präsident Dieter Lenzen, wir rechnen aber nicht mit seinem Erscheinen. In jedem Fall sprechen werden Hajo Funke und Bodo Zeuner, sowie Sarah Walz als studentische Vertreterin im Akademischen Senat und Anja Schillhanek, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses für die Grünen. Anschließend wird es ein weiteres Streikplenum geben, auf dem über weitere Veranstaltungen in dieser (oder in der nächsten?) Woche beraten wird.

Besetzung des Präsidiums

Gestern wurde das Präsidium der FU für mehrere Stunden besetzt. Dieter Lenzen verweigerte sich einem Gespräch mit den etwa 300 Studis, die in das Gebäude gekommen waren, und rief stattdessen die Polizei. Glücklicherweise durften die Besetzer_innen das Präsidium verlassen, ohne eine Strafanzeige zu bekommen. Eine Person wurde vor dem Gebäude wegen „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ verhaftet. Der Vorfall zeigte deutlich, dass die in Lenzens E-Mail von letzter Woche suggerierte Einigkeit zwischen Studierenden und dem Präsidium bezüglich des Bildungsstreiks nicht besteht.

VollVersammlung der FU

Ebenfalls gestern fand die FU-weite VollVersammlung zum Bildungsstreik statt. Mit 1300-1500 Teilnehmer_innen war es eine der größten der letzten Jahre. Nach einigen Inputs sollten die Änderungsanträge zu einer vorbereiteten Resolution diskutiert werden – dieser Punkt fiel leider aus, da die Nachricht von der Besetzung des Präsidiums eintrudelte. Daraufhin machten sich zahlreiche Menschen auf den Weg dorthin und setzten die Diskussion über die Resolution im Foyer des Präsidiums fort.

Demonstration in Berlin-Mitte

Die Demonstration, die heute um 11 Uhr am Alexanderplatz startete, war sehr gut besucht. Das Bildungsstreikbündnis spricht von 20 000 Teilnehmer_innen, was durchaus eine realistische Schätzung sein dürfte. Bundesweit demonstrierten laut Tagesschau mehr als 200 000 Schüler_innen und Studierende, dabei kam es auch in mehreren Städten zu Besetzungen und Blockaden. In Berlin wurde ein Gebäude der Technischen Universität an der Straße des 17. Juni (wie passend) besetzt. Die Demonstration verlief lautstark, aber friedlich, trotz vereinzelter Provokationen der Polizei gegen Ende.

Weitere Termine und Berichte auf der Homepage des Bildungsstreikbündnisses und dem Blog des AStA FU.

Für Solidarität und freie Bildung!

Bildungsstreik: VollVersammlung am Fachbereich

Es wird allmählich ernst mit dem Bildungsstreik – schon nächste Woche geht’s dann richtig los. Wer immer noch nicht so richtig etwas mit dem Konzept des Bildungsstreiks verbinden kann oder nicht weiß, wofür das Ganze eigentlich gut sein soll, hat am Donnerstag die Gelegenheit, sich am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften zu informieren. Zusammen mit zahlreichen anderen hochschulpolitischen Gruppen veranstalten die Fachschaftsinitiativen am Fachbereich (also die FSI OEI, FSI PuK, FSI Ethnologie und natürlich wir) nämlich eine VollVersammlung. Von jedem Institut wird eine Person einen kurzen Input geben, was alles im Argen liegt – was am OSI ja schon bei der letzten VV passiert ist, s. hier -, ausserdem gibt’s Informationen zum Bildungsstreik. Auch für Lehrende könnte die Veranstaltung interessant sein: Peter Grottian, emeritierter Professor des OSI, spricht darüber, warum es auch für HochschullehrerInnen sinnvoll ist, zu streiken.

Wir wollen jedoch vor allen Dingen mit den Anwesenden über mögliche Aktionen und Veranstaltungen während des Bildungsstreiks diskutieren. Und da wir natürlich nicht aus Selbstzweck streiken und Aktionen machen, sollen am Donnerstag auch Forderungen besprochen und verabschiedet werden. Ansatzpunkte dafür gibt es viele: am OSI etwa die völlige Ungleichverteilung von Ressourcen und Personal zu Gunsten des Bereichs Internationale Beziehungen, die immer noch ausstehende Schaffung einer Professur in Ideengeschichte und die Frage, ob ein halbwegs annehmbarer Ersatz für das Diplom geschaffen werden kann.

Berlinweit steht die Neuverhandlung der Hochschulverträge vor der Tür, und wenn es nach dem Willen des Finanzsenators geht, werden die Finanzierungslücken bei den Universitäten noch größer. Dabei sind jetzt schon bei weit über 100 000 Studierenden in Berlin gerade mal ca. 80 000 Studienplätze voll ausfinanziert, und die geburtenstarken Jahrgänge nach der Wende sowie die „doppelten“ – acht- und neunjähriges Gymnasium – Abiturjahrgänge kommen erst noch an die Uni. Auch bundesweit kranken die Universitäten an chronischer Unterfinanzierung: seit Anfang der 1970er Jahre haben sich die Studierendenzahlen mehr als verdreifacht, die Mittel der Hochschulen aber lediglich verdoppelt. Der vor kurzem groß angekündigte „Hochschulpakt“ der Bundesregierung summiert sich zwar auf 18 Milliarden Euro; allerdings verteilt sich das Geld auf mehrere Jahre und ist letzten Endes immer noch ein Tropfen auf den heißen Stein. Im schlechtesten Fall kommt das Geld überhaupt nicht, denn die Auszahlung steht unter Finanzierungsvorbehalt – und da die Bundesregierung für Bankenrettung, Abwrackprämie und andere, nun ja, „sinnvolle Projekte“ viel geliehenes Geld verpulvert hat, kommt am Ende vielleicht auch gar nichts an die Unis. Die Konsequenzen der Unterfinanzierung durch den Staat sind bereits zu beobachten: neben den teilweise völlig unhaltbaren Studienbedingungen und überaus maroden Universitätsgebäuden sind dabei vor allem die Versuche der Universitäten „interessant“ (for lack of a better word), sich die dringend benötigten Mittel anderweitig zu besorgen. In vielen Bundesländern passiert dies über Studiengebühren, dazu kommt die zunehmende Abhängigkeit der universitären Forschung von „Drittmitteln“, also Geldern, die von der Wirtschaft, von Verbänden oder von Stiftungen kommen. Kritische Forschung ist damit passé.

So wichtig eine angemessene finanzielle Ausstattung für die Hochschulen auch ist, Geld ist nicht alles. Deshalb streiten und streiken wir auch für ein stärker an unseren Bedürfnissen orientiertes Studium – ein Studium, das es uns ermöglicht, auch mal über den Tellerrand hinauszublicken, das uns Zeit für Freunde, Hobbys und gesellschaftliches Engagement lässt, das allen interessierten Menschen offen steht und das bildet, anstatt nur auszubilden. Wir kämpfen für eine Uni, in der wir endlich demokratisch mitentscheiden dürfen, statt vorher ausgeklüngelte Entscheidungen lediglich vorgesetzt zu bekommen. Kurz: wir kämpfen für eine Universität, die ganz anders ist als die existierende. Und die bekommen wir nur, wenn wir aktiv werden.

Deshalb: Auf zur VollVersammlung!


Wo? Im Henry-Ford-Bau, Hörsaal B
Wann? Am Donnerstag, 11.6., um 14 Uhr

Flyer: PDF

Vom Diplom zum „Bachelor of Honours“

Das Ende des OSI-Diploms ist abzusehen. Zwar wird der Studiengang wohl auch im kommenden Semester nicht komplett eingestellt, sondern (wie bereits im letzten Jahr) „nur“ niemand dafür zugelassen, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Akademische Senat auch formal den letzten Schritt macht. Alle Zusicherungen, die uns Studierenden damit seit der de-facto-Abschaffung des Diploms zum letzten Wintersemester gegeben wurden, sind damit dahin. Doch die Schuld liegt dieses Mal nicht beim Präsidium, im Akademischen Senat und schon gar nicht am Fachbereich oder am OSI. Der Druck, das Diplom einzustellen, kommt vom Berliner Senat, v.a. vom Bildungssenator Zöllner, und von den Richtlinien, welche die Kultusministerkonferenz (KMK) zur Umsetzung des Bologna-Prozesses in Deutschland erstellt hat.
Am OSI, wo viele Dozierende und Studierende den Diplom-Studiengang höher schätzen als den BA, setzen sich nun mehrere Personen (darunter die Studiendekanin Cilja Harders, Hajo Funke und die Leiterin des Studienbüros, Gisela Rossa-Dubray) für die Schaffung eines „großen Bachelors“ in Form eines abgespeckten Diploms ein. Die drei oben erwähnten VertreterInnen vom OSI sowie die studentischen VertreterInnen aus Instituts- und Fachbereichsrat waren am gestrigen Donnerstag zu einem ersten Gespräch über die neue Studienordnung ins Präsidium eingeladen. Die Stimmung im Gespräch mit Vizepräsidentin Christine Keitel-Kreidt und anderer VertreterInnen des Präsidiums war dabei weitgehend konstruktiv, auch wenn es erwartungsgemäß Differenzen gab.
Unterschiedliche Vorstellungen gab es bereits beim Namen: der auch im Titel dieses Artikels verwendete „Bachelor of Honours“ stieß beim Präsidium auf wenig Gegenliebe, denn die KMK macht auch bei der Namensgestaltung von konsekutiven Studiengängen überaus genaue Vorgaben. Vorerst bleibt also unklar, wie und ob sich eine Sonderstellung dieses vierjährigen BA-Studiengangs bereits im Namen ausdrücken lässt. Nach einem ersten Konzept, welches Harders und Rossa-Dubray für den neuen Studiengang entworfen hatten, sollte dieser wie folgt aussehen:
– das Grundstudium (Semester 1-4) bleibt identisch zum derzeitigen modularisierten Diplom und zum dreijährigen BA
– im Hauptstudium orientiert sich der neue Studiengang eher am Diplom, inklusive Projektkurs
– es ist möglich, nach dem 4. Semester nur noch zwei Semester zu studieren, und als „fast track“ mit dem bereits bestehenden BA abzuschließen
– um Leistungspunkte (LP) gegenüber dem Diplom zu „sparen“, müssen im Hauptstudium nur noch zwei Wahlpflichtmodule statt derzeit drei belegt werden, ausserdem reduziert sich das Pflichtpraktikum von sechs auf vier Monate
– die Abschlussarbeit gibt ebenfalls weniger LP (30 statt 38 im Diplom), darf dafür etwas kürzer als eine Diplomarbeit sein und beinhaltet eine mündliche Prüfung
– Regelstudienzeit: 8 Semester, nach denen mensch 240 LP erworben hat (alter BA: 180 LP, Diplom: 270 LP).
Von diesem ursprünglichen Konzept blieb kaum etwas übrig, da das Präsidium in mehreren Punkten Änderungsbedarf anmeldete. Der wichtigste Punkt ist dabei wohl, dass nach Einrichtung des vierjährigen BAs auch der jetzt existierende, dreijährige BA verschwinden wird. Ein Nebeneinanderher dieser zwei Studienordnungen samt Wechselmöglichkeit wird es nicht geben. Davon betroffen ist auch der Master Politikwissenschaft: Er wird auf ein Jahr zusammengestutzt werden müssen, da das Programm der ersten beiden MA-Semester bereits in den neuen BA integriert ist. Die übrigen, nicht-konsekutiven Masterstudiengänge, etwa der neue deutsch-französische Doppelmaster, bleiben davon unberührt. Einspruch legte das Präsidium auch bei der Gestaltung und vor allem der Punktevergabe der Abschlussarbeit ein. Hier zeigte sich exemplarisch der ganze Irrsinn der Bologna-„Reform“. Denn eine BA-Abschlussarbeit darf, egal wie lang die/der Studierende darauf studiert hat, maximal mit 15 LP bewertet werden. Ein Leistungspunkt entspricht aber, auch dies ist genau festgelegt, einer bestimmten Arbeitszeit. Daraus folgt wiederum, dass mensch für 15 LP keine Abschlussarbeit von 20 000 Wörtern (wie im Entwurf vorgesehen) fordern darf. Hier regte sich vor allem Funke ziemlich auf, aber auch Harders bemängelte, dass viele von ihr gelesene BA-Arbeiten geradezu „Unsinn“ seien und keinerlei Möglichkeit (und Platz) für Reflexion ließen. Längere Abschlussarbeiten seien deshalb unverzichtbar, auch und gerade wenn das Studium länger ist als der „normale“ Bachelor. Nachdem sich alle wieder etwas beruhigt hatten, sicherte Rossa-Dubray zu, nach weiteren Handlungsspielräumen, etwa über die Gestaltung des Projektkurs-Moduls, zu suchen.
Diskutiert wurde im Anschluss noch über die Promotionsberechtigung der künftigen BA-AbsolventInnen. Nach derzeit gültiger Regelung ist eine Promotion direkt im Anschluss an den Bachelor nur möglich, wenn die/der AbsolventIn einen Schnitt von 1,0 im Abschlusszeugnis vorweisen kann. Die Studierenden argumentierten hier, dass diese Regelung bei einem vierjährigen Bachelor gelockert werden müsse, schon um den Studiengang attraktiver zu machen. Ins Gespräch gebracht wurde auch der Umstand, dass viele Studierende unter enorm hohen Druck stünden, da im BA von Anfang an alle Noten zählen. Leider ist es aber auch bei längeren BA-Studiengängen anscheinend nicht möglich, diese absurde Regelung abzuschaffen. Die anwesenden Prüfungsberechtigten vom OSI sicherten allerdings zu, dieses Thema nochmal am Institut zu diskutieren und mehr Sensibilität für die Nöte der StudienanfängerInnen anzumahnen. Wir werden sie an diese Zusage erinnern. Leider verpuffte damit ein wenig die Chance, über eine komplette Reform der BA-Struktur zu reden.

Wie geht es weiter?
Die Zeichen stehen gut, dass der neue BA zügig entworfen und umgesetzt wird, Rossa-Dubray rechnet bis etwa Ende des Jahres 2009 damit. Im nächsten Wintersemester werden daher nur Studierende für den dreijährigen Bachelor zugelassen werden, die aber ab dem Jahr 2010 bereits die Möglichkeit haben sollen, in den neuen Studiengang zu wechseln. Danach (ab Zulassung WiSe 2010/11) wird es nur noch den vierjährigen BA geben, ergänzt durch einen einjährigen politikwissenschaftlichen Master (der für Studierende von ausserhalb – die nach drei Jahren nur 180 LP haben – nicht ohne weiteres zugänglich sein wird) sowie durch die diversen, nicht-konsekutiven Masterstudiengänge, die auch den 240-LP-BA-AbsolventInnen offenstehen. Der Master Politikwissenschaft wird in den nächsten Jahren also ebenfalls einer Reform unterzogen werden müssen, um ihn auf zwei Semester zu kürzen. Pech haben diejenigen Studierenden, die jetzt im zweiten Semester sind: für sie gibt es keine Möglichkeit mehr, ins Diplom zu wechseln, und noch keine Möglichkeit, in den vierjährigen BA zu wechseln. Nun wird die genaue Ausgestaltung des neuen Studiengangs noch in den Gremien am Fachbereich besprochen werden. Auch hier zählt natürlich wieder, dass wir als Studierende unsere Vorstellungen mit einbringen – die Bereitschaft, uns zuzuhören, war gestern jedenfalls durchaus vorhanden, was wir sehr begrüßen.

Politikwissenschaftliches Gremien-Komplettpaket

Der heutige Mittwoch war ein stressiger Tag für die studentischen GremienvertreterInnen und andere interessierte Studierende, die sich regelmäßig das Geschehen in den Gremien antun. Denn heute tagten gleich beide Gremien am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaft, der Institutsrat (IR) des OSI und der Fachbereichsrat (FBR). Da wieder einmal mehrere für die Studierenden interessante Themen auf der Tagesordnung standen, war die Beteiligung von studentischer Seite verhältnismäßig groß.

Der Institutsrat – Auftakt um 8:30 Uhr

Der Sitzungsmarathon begann früh und im von einem frischen Wind umtosten Hörsaal B mit einer außerordentlichen Sitzung des Institutsrats. Diese war nötig geworden, nachdem ein Beschluss über die Ausschreibung der Ideengeschichtsprofessur im letzten FBR vertagt worden war, um letzte formelle Fehler zu beseitigen und dem IR nochmals Zeit zu geben, über den Ausschreibungstext zu diskutieren. Zunächst ging es jedoch um die Zukunft des OSI-Diploms, die finster aussieht. Das Diplom ist entgegen der Beteuerungen vom vergangenen Jahr wohl endgültig passé, politisch verantwortlich dafür ist der Berliner Senat und die Kultusministerkonferenz, die auf einer Umsetzung der Bologna-„Reformen“ bestehen. Das Präsidium der FU zeigt sich jedoch gegenüber einem auf acht Semester verlängerten Bachelor-Studiengang aufgeschlossen, für den es am OSI bereits einen ersten Entwurf gibt. Danach soll es sich bei diesem BA wohl um ein knapp gekürztes Diplom handeln, nach dessen Ende mensch 240 LP (statt 180 LP im „normalen“ BA und 270 LP im modularisierten Diplomstudiengang) erworben hat. Eine Reihe von Fragen blieben leider noch offen, etwa ob der längere BA zu einer Promotion berechtigt und wie die Möglichkeit des Weiterstudierens auf einen Master geregelt werden soll. Da sich die Entwicklung dieser Studienordnung jedoch noch ganz am Anfang befindet und noch weitere Gespräche mit dem Präsidium stattfinden werden (auch unter studentischer Beteiligung), sind wir zuversichtlich dass sich diese Fragen noch werden lösen lassen. Über weitere Entwicklungen halten wir euch natürlich an dieser Stelle auf dem Laufenden.
Anschließend begann eine sehr langwierige – und anstrengende – Diskussion über die Ausschreibung einer Professur auf Zeit mit dem Arbeitsgebiet „Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht sowie Gleichstellungsrecht“. Diese Professur wird teilweise von der KFN (Kommission zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen) und teilweise vom mittlerweile allseits bekannten SFB 700 bezahlt. Das Dekanat hatte die Ausschreibung an den IR zurückverwiesen, mit der Bitte die Stellenbeschreibung stärker auf Politikwissenschaft zuzuschneiden. Nach Auskunft von SFB-VertreterInnen seien aber keine grundlegenden Änderungen an der Ausschreibung möglich, da ansonsten die Förderung durch die KFN gefährdet sei. Die Diskussion vermischte anschließend drei Ebenen miteinander: erstens forderten mehrere Studierende und Hajo Funke, dass vor einer Klärung der Ideengeschichtsprofessur von weiteren Berufungen und/oder Ausschreibungen abgesehen werden sollte. Zweitens zweifelten Sabine Berghahn und die Studierenden an der Rechtmäßigkeit des Berufungsverfahrens, das durch den eindeutigen Zuschnitt auf eine Person den Grundsatz der Bestenauslese verletze. Drittens machte sich vor allem Fr. Berghahn Sorgen, dass eine Berufung auf eine derart beschriebene Stelle die Situation im Bereich „Rechtliche Grundlagen der Politik“ langfristig verschlechtern könnte, da dann eine weitere SFB-nahe Person mit Schwerpunkt auf Internationale Beziehungen/Governance bereit stünde, die Rechtlichen Grundlagen zu übernehmen. Bei allen drei Punkten widersprachen die VertreterInnen des SFB, wiesen auf die angebliche Zeitknappheit für die Ausschreibung hin und beteuerten, dass selbstverständlich eine konsequente Abgrenzung zum Bereich Rechtliche Grundlagen gezogen werde. Letzlich überzeugten diese Argumente die Studierenden jedoch nicht: sowohl der Beschluss über den Ausschreibungstext als auch der Vorschlag einer Berufungskommission scheiterten am studentischen Gruppenveto.
Ganz kurz – die Sitzung des FBR sollte gleich beginnen – ging es dann noch um die Ideengeschichte, die ja eigentlich der Grund für die IR-Sitzung war. Tanja Börzel forderte, dass der IR sich im FBR für Nichtbefassung mit dem Thema aussprechen solle, da keine Zeit mehr gewesen sei, über das Thema zu diskutieren. Dieser Vorschlag rief großen Unmut bei den Studierenden hervor. Immerhin wird über die Professur im Bereich Ideengeschichte seit ziemlich genau einem Jahr gestritten. Börzels Forderung wurde dennoch von einer Mehrheit im Institutsrat unterstützt, scheiterte letztlich aber erneut am studentischen Gruppenveto.

Interessant war noch, dass den IR-Mitgliedern eine gedruckte Aufstellung der Strukturstellen am OSI ausgehändigt wurde (eine Forderung der OSI-VV vom 12.5.). Insgesamt verfügt das OSI demnach über 110 aus Haushaltsmitteln bezahlten Stellen, ProfessorInnen, SekretärInnen, Wissenschaftliche MitarbeiterInnen und Studentische Hilfskräfte. Von diesen 110 Beschäftigten entfällt genau die Hälfte, nämlich 55, auf den Bereich IB/Regionalstudien, weitere 31 arbeiten im Bereich Politische Systeme und Comparative Politics. Für den Rest des Instituts bleibt da nicht viel übrig: im Bereich Grundlagen der Politik sind gerade einmal sechs Personen beschäftigt. Dazu kommen noch die komplett aus Drittmitteln finanzierten Stellen, bei denen der Bereich IB/Governance ebenfalls deutlich vorne liegen dürfte. Gegen dieses Ungleichgewicht sollte das Institut dringend etwas unternehmen, allein schon deswegen, weil im Lehrplan auch die personell schwachen Bereiche verpflichtend sind (was ja auch richtig und wichtig ist).

Nahtlos ging es weiter…

… und zwar im Fachbereichsrat. Der erste Tagesordnungspunkt „Haushalt“ wurde auf Antrag der Studierenden vertagt, da sich die studentischen VertreterInnen noch nicht ausreichend mit der Materie vertraut machen konnten. Fr. Börzel versuchte anschließend auch in diesem Gremium, die Abstimmung über die Ideengeschichte zu vertagen, scheiterte jedoch knapp. Die anschließende Diskussion drehte sich einerseits um die Ausschreibung, andererseits um die Finanzierung der Stelle. Der neue Dekan Klaus Beck – dessen Stil, die Sitzung zu leiten, übrigens um Längen angenehmer ist als der seiner Vorgängerin Barbara Riedmüller – informierte zunächst über den neuesten Stand aus dem Präsidium. Dieses hat eindeutig gesagt, dass niemand auf eine wie auch immer geartete Stelle berufen wird, solange der Rechtsstreit zwischen Klaus Roth und dem Fachbereich noch anhängig ist. Desweiteren besteht das Präsidium auf einem „Talent scouting“ vor der Veröffentlichung des Ausschreibungstextes. Diese Prozedur ist angeblich Standard bei neuen Berufungen und dient zur vorherigen Sondierung potenzieller KandidatInnen. Zudem sei das Präsidium mittlerweile wieder eher einer Juniorprofessur (Besoldungsstufe W1) zugeneigt als einer Professur auf Zeit (W2, etwas höhere Besoldung), würde eine W2-Professur aber eventuell absegnen, wenn die Finanzierung geklärt sei. Auf die Frage, ob eine W1- oder eine W2-Professur vorzuziehen sei, und wie diese jeweils finanziert werden sollen, konzentrierte sich denn auch die Diskussion, die über eine Stunde dauerte. Die Studierenden sprachen sich für eine W2-Professur auf Zeit (5 Jahre) aus, da diese deutlich höhere Lehrverpflichtungen hat als eine Juniorprofessur (9 Semesterwochenstunden statt 4). Zudem sei eine W2-Professur ohne Ausstattung (Sekretariatsstelle usw.) nicht teurer als eine Juniorprofessur, die Finanzierung damit geklärt. Bei einer Professur auf Zeit besteht zudem immer noch die Chance, Klaus Roth darauf zu berufen, was bei einer Juniorprofessur völlig ausgeschlossen wäre. Diesen Argumenten, v.a. im Bezug auf die Finanzierung, wurde teilweise widersprochen. Die W2-Professur würde etwa bereits binnen fünf Jahren die selbe Summe erfordern, wie eine Juniorprofessur in sechs Jahren. Damit sei der Vorschlag nicht kostenneutral. Auch die Frage, wie es nach fünf Jahren weitergehen soll, bleibt erst einmal ungeklärt.
Irgendwann kam Bernd Ladwig auf die Idee, vorerst nichts zu beschließen und auf eine „belastbare, schriftliche Stellungnahme“ des Präsidiums zu warten. Diesem Vorschlag wurde widersprochen, da viele Anwesende mittlerweile eine Art Patt-Dreieck erkennen konnten. Auf der einen Seite wartet das Präsidium auf einen Beschluss des FBR und einen Ausgangs von Klaus Roths Klage; auf der zweiten Seite wartet der FBR auf ein Signal vom Präsidium, um Klaus Roth möglicherweise als Gegenleistung für ein Zurückziehen der Klage eine Stelle anbieten zu können; und auf der dritten Seite steht Klaus Roth, wartet auf ein Signal vom Fachbereich und auf den Ausgang seines Gerichtsverfahrens. Vor allem die Studierenden forderten, dass der FBR diese Blockade durchbrechen müsse. Als es schließlich fast so weit war – die Studierenden ergänzten gerade einen letzten Satz am Ausschreibungstext – meldete sich Tanja Börzel zu Wort und forderte auf ziemlich aggressive Weise, der Ausschreibung nur zuzustimmen, wenn das OSI keine zusätzlichen Kosten tragen muss. Es ergab sich erneut eine hitzige Diskussion, die damit endete, dass in den Beschluss über die Ausschreibung ein Kostenvorbehalt eingefügt wurde.
Schließlich wurde der Ausschreibungstext mit großer Mehrheit beschlossen, damit schreibt das OSI bzw. der Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaft nun eine W2-Professur auf Zeit im Bereich Ideengeschichte aus.

Fazit

Beide Sitzungen hätten sicherlich besser laufen können. Ärgerlich ist vor allem die Abwicklung des Diploms, und wir werden versuchen, wenigstens für die im Wintersemester 2008/09 neu Immatrikulierten eine Lösung zu finden. Die Diskussion über die Internationales-Recht-Professur hat gezeigt, wie verhärtet die Fronten zwischen dem SFB und seinen KritikerInnen teilweise immer noch sind, quer durch die Statusgruppen hindurch. Der erneute Verzögerungsversuch im IR im Bezug auf die Ideengeschichte ist hingegen ein Unding – seit einem Jahr wird über diese Stelle gestritten, es gab Podiumsdiskussionen, Vollversammlungen und Aktionen, von unzähligen IR- und FBR-Sitzungen ganz zu schweigen. Nun auf einmal Diskussionsbedarf anzumelden, erweckt keinen redlichen Eindruck. Ein großer Fortschritt ist, dass die Ideengeschichtsprofessur nun immerhin schon mal ausgeschrieben ist. Nun wird sich zeigen, wie das Präsidium auf diesen Beschluss reagiert und ob uns weitere Steine in den Weg gelegt werden. Ausserdem bleiben zwei wichtige Fragen zu klären: wer vertritt im nächsten Wintersemester die Ideengeschichte (es ist unwahrscheinlich, dass rechtzeitig jemand berufen wird), und was passiert nach dem Ablauf der fünf Jahre, auf die die W2-Professur befristet ist? Auch der Finanzierungsvorbehalt könnte noch zum Problem werden, obwohl sich Tanja Börzel und andere die Frage gefallen lassen müssen, wie sie sich denn die Lage am Institut vorstellen? Da ist ein kompletter Bereich vakant, der in allen Studienordnungen am OSI zum Erreichen eines Abschlusses notwendig ist. Mensch könnte auch argumentieren, dass das OSI hier fast schon verpflichtet ist, notfalls Geld in die Hand zu nehmen, um überhaupt seine Verpflichtungen auch gegenüber den Studierenden zu erfüllen. Zumal am Institut ja Geld da ist (zwar nicht so viel wie nötig, aber immerhin) – dieses Geld ist nur falsch verteilt. Elf Professuren und 44 andere MitarbeiterInnen im Bereich IB/Governance im Vergleich zu zwei Professuren und vier weiteren Beschäftigten im Bereich Grundlagen der Politik sprechen eine deutliche Sprache.

Nächste Termine

Nächste Sitzung des Institutsrats: Mittwoch, 10.6., wahrscheinlich 9 Uhr s.t. im Hörsaal B/Ihnestr. 21
Nächste Sitzung des Fachbereichsrats: Mittwoch, 17.6., wahrscheinlich 10 Uhr im Hörsaal B/Ihnestr. 21
Nächstes Treffen der FSI OSI an der Uni: Dienstag, 9.6., um 14 Uhr im/vorm Roten Café.
Bildungsstreik: 15.-19.6. – eine hervorragende Gelegenheit, selbst aktiv zu werden und mal ordentlich Druck auszuüben!

Viele Beschlüsse und noch viel mehr Interessierte bei OSI-VV

Wie angekündigt, fand am Dienstag dieser Woche (also am 12.5.) eine VollVersammlung am Otto-Suhr-Institut statt. Die VV war hervorragend besucht, der Hörsaal A in der Ihnestraße 21 platzte aus allen Nähten. Vorbereitet hatte die VV eine Gruppe aus studentischen GremienvertreterInnen, WiMis und anderen interessierten Studierenden, vor allem aus dem Umfeld der „Initiative für die Ideengeschichte“.
Für die meisten BesucherInnen war der Hauptgrund ihrer Anwesenheit wohl der Streit um Klaus Roth bzw. die Professur im Bereich Ideengesc
hichte (zu den Hintergründen und für mehr Informationen lohnt sich ein Blick in unser Blog-Archiv). Aber es ging auch um die nach wie vor unklare Lage des OSI-Diploms (s. diesen Artikel aus dem letzten Jahr) und um den Strukturplan am OSI, dessen Gewichte sich zunehmend auf den Bereich Governance/Konfliktforschung/IB verlagern, wie ebenfalls bereits im vergangenen Jahr abzusehen war.

Wenig Schatten…
Eins vorneweg: die Veranstaltung war in Teilen durchaus kritikwürdig, sowohl von der Form her als auch vom Inhalt. Erstens konnte mensch sich zeitweise nicht des Eindrucks erwehren, dass es bei der VV vorrangig um eine Selbstdarstellung der Studentischen Vertreter – es waren nur die beiden männlichen JuSo-Gesandten da – in den Gremien Fachbereichsrat (FBR) und Institutsrat (IR) ging. So sehr wir es auch begrüßen, die Abläufe in den Gremien transparent zu machen und auch Studierende ausserhalb des Kreises der „üblichen Verdächtigen“ dafür zu begeistern, die Art und Weise wie dies am Dienstag gemacht wurde hinterließ bei einigen Menschen einen schalen Nachgeschmack. Womit wir auch schon beim zweiten Kritikpunkt wären, den Beschlüssen der VV nämlich. Diese wurden teils sehr suggestiv präsentiert und ohne genügend Raum für Diskussion zu lassen durchgestimmt. Drittens war die „Aktionsperspektive“, die in der VV vermittelt wurde, viel zu sehr auf die Gremienarbeit fixiert. Hier hätte viel deutlicher gesagt werden müssen, dass wir als Studierende in den Gremien nur dann eine Chance haben, wenn wir genügend Druck ausser“parlamentarisch“ aufbauen, und dass dies nicht funktioniert, wenn der Kreis der ohnehin hochschulpolitisch Interessierten unter sich bleibt. So steht zu befürchten, dass viele am Dienstag mit dem Gefühl heimgegangen sind, „gut vertreten“ zu sein und deswegen mit ruhigem Gewissen die politische Arbeit wieder jenen überlassen zu können, die sie immer schon gemacht haben bzw. die im IR oder im FBR sitzen. An dieser Stelle wurde eindeutig Potenzial verschenkt. Und last but not least, was die Kritik angeht: den Auftakt der VV machte Hajo Funke, der nochmal die Schwierigkeiten mit dem alten Dekanat unter Barbara Riedmüller beschrieb (s. auch Funkes Abschiedsnotiz (PDF)) . Dieser Auftritt war zweifellos erhellend, leider wurde er zu keiner Zeit kritisch kommentiert – etwa im Bezug darauf, dass auch Funke schon eine Menge Entscheidungen mitgetragen hat, wegen derer das OSI heute da steht, wo es steht.

…viel Licht!
Aber genug der Mäkelei, schließlich bot die VollVersammlung eine Menge positiver Eindrücke. Da wäre zum einen die bereits erwähnte große Zahl an Anwesenden, schätzungsweise deutlich mehr als zweihundert. Die Vorträge der ReferentInnen waren, unabhängig von der oben geäußerten Kritik, faktenreich und anschaulich mit PowerPoint-Grafiken unterlegt. So bekam mensch sowohl die zunehmende Dominanz des Bereichs IB/Governance in Sachen aktive ProfessorInnen plastisch vor Augen geführt – alle nicht-IB-Bereiche zusammen kommen gerade auf ebenso viele aktive Profs wie der Bereich IB – als auch ein Gefühl für die schleichende, aber mittlerweile doch deutlich spürbare Kürzungspolitik am OSI: vor etwas mehr als zehn Jahren gab es noch mehr als 30 aktive ProfessorInnen am Institut, heute sind es 18, von denen mindestens fünf auf so genannten „Überhangsstellen“ sitzen und nach ihrem Ausscheiden nicht ersetzt werden (s. hier, 3. Absatz). Leider dauerten die Inputs mehr als eine dreiviertel Stunde, so dass, mit Berücksichtigung der bei solchen Veranstaltungen üblichen Verspätung, nur noch gut eine halbe Stunde für die Diskussion übrig blieb.
Auf der VV wurden, wie geplant, drei Forderungen jeweils nahezu einstimmig angenommen. Diese Forderungen samt Abstimmungsergebnissen gibt es ebenfalls als PDF: Ergebnisse der OSI-VV. Der erste Vorschlag ging nahezu ohne Diskussionen durch, es wurde lediglich ergänzt dass wir als Studierende nicht nur eine Verlängerung des Diploms, sondern auch eine Übergangsregelung für die im letzten Wintersemester neu immatrikulierten Studierenden wollen. Auch Verbesserungen in der Studierbarkeit von BA/MA wurden wieder einmal angemahnt. Die zweite Forderung samt Unterpunkten drehte sich einmal mehr um den Strukturplan. Die ungleiche Ausstattung der verschiedenen Studienbereiche wurde bereits bei den Vorträgen angeprangert, der von der VV beschlossene Forderungskatalog zielt denn auch auf mehr Transparenz und versucht, eine weitere Zunahme der Ungleichgewichte im Strukturplan zu verhindern. Von mehreren Studierenden gewünscht wurde die Thematisierung des Bereichs Rechtliche Grundlagen der Politik, da hier nach dem Abschied von Sabine Berghahn zum Ende dieses Semesters eine weitere große Lücke in der Lehre droht.
Am meisten Diskussionen gab es um die Forderungen im dritten Punkt, der sich um Klaus Roth und die Situation in der Ideengeschichte drehte. Widerspruch gab es vor allem gegen den Wunsch, eine Professur auf Zeit statt der im letzten Semester vom FBR beschlossenen Juniorprofessur mit Tenure Track zu fordern, sowie gegen eine Festlegung auf Klaus Roth für diese Stelle. Als Gegenargument gegen die Professur auf Zeit wurde vor allen Dingen angeführt, dass diese nirgendwo im Strukturplan angeführt sei und damit die Situation nach fünf Jahren (wenn die Professur ausläuft) noch problematischer werden könnte als ohnehin schon. Zudem zeige sich hier eine völlige Missachtung der gewählten VertreterInnen des Fachbereichs durch das Präsidium und das Dekanat – Detail am Rande: nach Aussage von Hajo Funke war es wohl Riedmüller, die den Beschluss „Juniorprofessur mit Tenure Track“ unterschlug. Für die Gastprofessur spricht, dass diese höhere Lehrverpflichtungen hat (9 Semesterwochenstunden statt 4), sowie dass es vermutlich noch eher möglich sein dürfte, Klaus Roth auf diesen Posten zu setzen. Auf der Juniorprofessur mit Tenure Track zu bestehen, sei zudem nach Ansicht der anwesenden Gremienvertreter unrealistisch – hier zeigten sich die oben erwähnten Grenzen des Auf-Gremienarbeit-Setzens wohl am deutlichsten. Ebenfalls für Diskussionsstoff sorgte, dass von der VV erwartet wurde, sich ausdrücklich Klaus Roth auf die Stelle des zeitlich befristeten Gastprofessors zu wünschen. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob wir als Studierende damit nicht im Endeffekt das gleiche Gemauschel und Postengeschachere betreiben, welches wir dem Professorium seit eh und je vorwerfen. Allerdings wiesen andere TeilnehmerInnen zu recht darauf hin, dass eine VV in keinster Weise über Personalfragen entscheidet und es legitim sei, seine Wünsche zu äußern. Der von den studentischen VertreterInnen im IR bereits vorab verfasste Ausschreibungstext erfülle zudem die formalen Kriterien von Offenheit. Leider mussten sich die Anwesenden in diesem Punkt auf das Wort der VertreterInnen verlassen, vorgelegt wurde der Text nämlich nicht. Schließlich wurden aber auch die beiden strittigen Punkte beschlossen.

Fazit, Ausblick und Terminankündigungen
Die VollVersammlung war eine durchaus gelungene Veranstaltung mit einigen Schwächen. Wichtiger ist jedoch, dass wir es als Studierende am OSI vermochten, ein klares Signal dafür zu setzen, wie wir uns die Zukunft unseres Studiums und unseres Instituts vorstellen. Das ist sowohl durch die große Zahl der auf der VV anwesenden als auch durch die überwältigende Mehrheit für den Forderungskatalog gelungen. Wichtig ist aber auch, dass wir uns jetzt nicht zurücklehnen. Denn die Kämpfe gehen weiter:
– Die Professur auf Zeit ist bisher nicht offiziell ausgeschrieben, geschweige denn an Klaus Roth vergeben
– Welche Rolle die Ideengeschichte weiter im Strukturplan spielt, ist unklar
– Die Kommission für Lehre der FU will – vermutlich auf Druck des Akademischen Senats – den Beschlüssen von IR und FBR nicht folgen und das Diplom weiterhin aussetzen
Und die nächsten Hämmer warten schon: so will der Berliner Senat ein Mieter-Vermieter-Modell für die Räume an den Fachbereichen einführen, das heißt: jedeR ProfessorIn, die/der ein Büro oder ähnliches benötigt, muss dieses bei der Unileitung mieten. Die Fachbereiche Politik- und Sozialwissenschaften und Philosophie sind hierbei „Pilotprojekte“…

Termine:

  • Dienstag, 19.5., 14 Uhr – Treffen der FSI OSI im Roten Café
  • Dienstag, 19.5., 16 Uhr (s.t.!) – Die Kommission für Lehre tagt (öffentlich) und beschließt die Zulassungsordnungen. Wenn hier das Diplom nicht durchgeht, war’s das für nächstes Wintersemester! Im Präsidium der FU, Kaiserswerther Straße 16-18, Raum 110
  • Mittwoch, 20.5., 10 Uhr (s.t.) – Sitzung des FBR PolSoz, Ihnestraße 21, Hörsaal B
  • Dienstag, 26.5., 14 Uhr – Wie geht’s weiter nach der VV? Treffen im Hörsaal A der Ihnestraße 21
  • 15.-19.6. – Bundesweiter Bildungsstreik, Großdemo am 17.6. – bringt euch ein, werdet aktiv, bildet euch, bildet andere, bildet Banden!