Bericht vom Institutsrat am 08.02.2012

Nach dem Sitzungsmarathon zur Reform des Bachelors zu Anfang des neuen Jahres, kam die dreiwöchige Verschnaufpause uns sehr recht. Eigentlich dachten wir, in diesem Semester würde außer der Verständigung über die nähere Ausformulierung der Vorgaben zur Professur „Rechtliche Grundlagen und Gender“ nichts gewichtiges passieren und wir könnten den Rest unserer Zeit mit dem Rauchen von selbstgedrehten Zigaretten verbringen. Falsch gedacht.

Gelder aus einem fernen Topf
Die “Kommission zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen“ (KFN) ist ein FU-weites Gremium, was über einen großen Geldbatzen verfügt, der zur Teilfinanzierung von verschiedensten Professuren dient. Einerseits dienen diese Mittel laut Tanja Börzel dazu „hervorragenden Nachwuchswissenschaftlerinnen“ zu einer ersten Professur zu verhelfen, sowie Genderlehre und –Forschung zu fördern. Der Mechanismus ist einfach. Die KFN zahlt die Hälfte von einer auf 5 Jahre befristeten W2-Professur. Der Rest muss aus anderen Mitteln finanziert werden. Von diesem Geldbatzen wollen wir als OSI gerne etwas abhaben. Doch weder das chronisch klamme OSI noch der Fachbereich sehen sich in der Lage dazu die andere Hälfte von der Professur zu stemmen. Das bietet die Möglichkeit für besonders flüssige Kostenstellen die Agenda zu setzen und die KFN-Gelder auch strategisch in ihrem Sinne zu nutzen. Mit KFN-Geldern werden also schließlich am OSI Strukturen geschaffen, die Auswirkungen auf das künftige Lehrangebot, künftige Forschung und auch Mehrheiten in den Gremien haben.

Zwei Anträge, keine Konkurrenz
Thomas Risse, offenbar nach seinen Bleibeverhandlungen vom Präsidium mit frischem Cash versehen, stellte einen Antrag zur Ausschreibung einer Professur für internationale Sicherheitspolitik mit Schwerpunkt Sicherheits-Governance-Transfer vor, die er zu 100% gegenfinanziert. Auch wenn uns von allen Seiten versichert wurde, dass die Professur offen ausgeschrieben wird und es ein hart umkämpftes Feld von Kandidatinnen gibt, ist Risses Schlagrichtung klar. Wie auch in einem uns vorliegenden Schreiben deutlich wurde, findet die Ausschreibung statt „mit dem Ziel, die Stelle mit Frau XXX zu besetzen“. Neben unserer Skepsis bezüglich der Offenheit der Ausschreibung, sehen wir in der näheren Ausgestaltung der Professur weder großes Innovationspotential, noch eine eingängige Beschäftigung mit den Leerstellen des OSI in Lehre und Forschung gegeben. Zuletzt sind wir verwundert über die Initiative. Anders als beispielsweise die rechtlichen Grundlagen, die Ideengeschichte, Gender-Lehre, die Afrika-Forschung, die Genderlehre und die Postcolonial Studies war eine weitere Professur im Bereich IB, bzw. im Bereich Sicherheit nie Teil einer OSI-internen Debatte und ploppt in den Bestand der Professuren am OSI herein, ohne dass ein Bedarf an solch einer Professur jemals von wem anders als Risse formuliert wurde. Die ganze Sache mutet demnach mehr an wie ein durchsichtiger, aber dennoch von den meisten übrigen Profs tolerierter, weil nicht unmittelbar schmerzender Versuch Risses an, seinen Bereich weiter mit speziellen Personen auszubauen. Der Antrag wurde vom Institutsrat schließlich mehrheitlich angenommen und an den Institutsrat weitergereicht.

Cilja Harders Antrag dagegen sah eine Professur „Kulturelle Vielfalt und Demokratie“ vor. Dieser Antrag sieht Demokratieforschung im intertemporalen und transregionalen Vergleich vor, die vor allem die Erkenntnisse der Cultural Studies sowie der Postcolonial Studies systematisch mit einbezieht. Die Professur hätte aus unserer Sicht ein wenig frischen Wind in das OSI gebracht, das als Ganzes vom „Cultural Turn“ bisher unbeeinflusst geblieben ist. Weiterhin hätte die Stelle in die Lehre von politische Systeme und Vergleich, Gender, Politische Theorie, Area Studies einfüttern können, was die Lehre erheblich entlasten würde. Problematisch wurden von den weiteren Institutsratsmitgliedern vor allem die ungeklärte Finanzierung aufgenommen. Darauf reagierte Cilja Harders mit dem spontanen Vorstoß, ihrem Antrag einen Nahostschwerpunkt zu versetzen, und dafür dann ihrerseits mit ihrer Kostenstelle eine mögliche Professur gegenzufinanzieren. Über einen ausformulierten Antrag wird nächste Woche um 8.00 Uhr abgestimmt.

Sonstiges
Weiterhin wurde heute das Lehrangebot verabschiedet. Die Vorstellung verlief einigermaßen unkontrovers. Zur Finanzierung von einigen noch offenen Lehraufträgen schlug Tanja Börzel vor einen früher gefassten Beschluss des Institutsrates, die acht großen Kostenstellen dazu zu verpflichten einen Lehrauftrag aus dem zentralen Pool zu übernehmen, wieder durchzusetzen. Dies wurde ohne Gegenstimme angenommen. So können wir davon ausgehen dass das Lehrangebot zum Sommersemester zwar weniger, aber wenigstens sicher und voll OSI-finanziert ist.
Zur Reform des MA- Politikwissenschaft wird gerade breiter diskutiert, die Projektkurse als obligatorischen Teil des MA-Studiums zu streichen, und ergänzend dazu zwei Hauptseminare, oder individuelles (Gruppen-) Forschen in die Leistung miteinfließen zu lassen. Sonst hat sich im vergleich zu den letzten Vorlagen wenig verändert.
Zuletzt ging es um die mögliche Verlängerung zweier OSI-Profs um ein Jahr. Während diese bei einem Kandidaten relativ unstrittig ist haben sich bei dem anderen unerwartete Probleme aufgetan. Sobald die Entscheidung gefallen ist, werden wir auch erzählen, wer das war.
Im nächsten Institutsrat am 15.2.2012 um 8.00 Uhr wird es unter anderem um Cilja Harders Antrag für KFN-Mittel und um den Studentischen Vorschlag zur Regelung von Lehraufträgen gehen. Wir freuen uns auf euer zahlreiches müdes Erscheinen.

Nächster Institutsrat – 8.2.2012

Für alle Gremieninteressierten: die nächste Sitzung des Institutsrats (IR) am OSI findet am Mittwoch, den 8. Februar statt. Beginn ist um 9 Uhr, für IR-Verhältnisse also relativ human. Behandelt wird u.a. ein Antrag der FSI*OSI auf eine zentrale Vergabe von Geldern für die Lehre. Also auf zum Hörsaal 21/B in den Institutsrat!

Bericht vom Institutsrat am 18.01.2012

Die neue Studienordnung für den Mono BA ist da – zumindest wurden heute die wichtigsten Eckpunkte endgültig im Institutsrat beschlossen. Und das Ergebnis ist entgegen allen Befürchtungen und wider der professoralen Mehrheit gar nicht mal so schlecht. Unser Anfang Januar ausgearbeiteter Kompromissvorschlag wurde dabei vollständig umgesetzt. Natürlich hätten wir uns noch viel bessere Studienordnungen denken können, aber im Vergleich zu dem professoralen Vorschlag für eine neue Studienordnung haben wir uns durchgesetzt und auch ein paar wirklich gute Neuerungen entwickelt.

Und so sieht die Studienordnung grob aus:
– bei den Pflichtmodulen gibt es künftig nur noch ein 15 LP Modul Theorie (bisher Ideengeschichte und moderne politische Theorie), ein 15 LP Modul System (bisher BRD und Vergleich) und das 10 LP Modul International Beziehungen.
– im Wahlpflichtbereich gibt es zwei neue Module: „Politikfeldanalyse mit Schwerpunkt Umweltpolitik“ und „rechtliche und philosophische Grundlagen“. Dieses soll von der Professur „Recht und Gender“ bedient werden, die in nächster Zeit ausgeschrieben wird. Von den nun 7 Wahlpflichtmodulen müssen 2 belegt werden.
– Bei den Spezialisierungsmodulen und affinen Modulen haben Student_innen nun die Möglichkeit 3 Module frei zu wählen. Dies führt zu deutlich mehr Wahlfreiheit und theoretisch ist so auch ein 30 LP Nebenstudium möglich.
– Das Gender-Kürzel bleibt (entgegen bisherigen Plänen) erhalten. Fortbildungen sollen Gender-Defizite bei den Lehrenden am OSI abbauen.
– 2 Prüfungsleistungen sollen künftig frei abgewählt werden dürfen
All dies steht noch unter dem Vorbehalt, dass das Präsidium die Pläne noch einmal „überprüft“. Doch das Präsidium soll sich mal hüten ohne die notwendige Kompetenz Neuerungen in Frage zu stellen, die nichts kosten und im OSI konsensual verabschiedet wurden . Die 100%ige Übernahme des studentischen Kompromissvorschlages stellt laut Tanja Börzel eine „historische Situation im OSI IRat“ dar und kommt für uns genauso erfreulich wie überraschend. Möglich wurde dies vor allem auch durch die beständige Unterstützung von Studierenden in den Gremien, in abendlichen Sitzungen und auf dem Institutstag. Vielen Dank dafür!

Und sonst so?
Aus den Mittel des Hochschulpaktes III wird es keine Gelder für Lehraufträge oder Tutorien am OSI geben. Dennoch gibt es eventuell die Möglichkeit, Tutor_innen in „Mentor_innen“ umzubenennen und so zu finanzieren.
Für das National Model United Nations (NMUN) in New York soll das OSI 1000 € beisteuern. Wir finden es unter den Umständen der fehlenden Tutorien und unterfinanzierten Lehraufträgen nicht angemessen 8 OSI Student_innen nach New York zu schicken, wenn anstelle dessen ein ganzes Seminar stattfinden könnte. Das OSI wird deshalb auf die Leistungsmittel und nicht auf den OSI-Haushalt zurückgreifen.
Die Berufungskommission Nordamerika steht – zumindest bei den WiMis, SoMis und Studierenden. Unter den Professor_innen gibt es wohl noch Klärungsbedarf, wahrscheinlich weil die Kommission bisher nur von Profs aus dem 1. Stock der Ihne 22 (IB und Europäische Integration) besteht. Eine Umbesetzung ist möglich.
Nachdem unter anderem Ladwig in diesem Sommersemester nicht dazu bereit ist, seine Vorlesung , bzw. wie sonst üblich alternativ die Vorlesung Wissenschaftskritik zu halten, wurde noch einmal auf die Vereinbarung hingewiesen und festgehalten, Vorlesungen im Pflichtbereich jedes Semester anzubieten.
Der nächste Institutsrat findet am Mittwoch, dem 8.2. um 9 Uhr in der Ihnestraße 21/A statt.
Am Montag (23.1) ist wieder FSI*OSI Tresen im Bandito Rosso (Lottumstraße 10a). Dort können wir dann – wie immer ab 21 Uhr – die neue Studienordnung aber auch uns selbst mit lustigen (Trink-) Spielen feiern.

Die Studienreform im Wintersemester – Ein Abriss

Mittlerweile seit dem Sommer schildkröten die Profs mit dieser vermaledeiten Studienreform herum. Was noch vor zwei Jahren vielversprechend von den Studierenden als Projekt angeleiert wurde um mit einem Vierjahresbachelor einige Vorteile des Diploms zu retten, die Wahlfreiheit zu stärken und den Notendruck zu nehmen, scheiterte später dann grandios an der professoralen Mehrheit und dem Präsidium. Stattdessen hat die Diskussion über eine Studienreform in diesem Wintersemester vermehrt die Form einer Abwehrschlacht angenommen, neuerdings nimmt die Geschichte aber wieder eine erfreuliche Wendung.

Studienreform als Streichkonzert

Zusammenlegung der Theorie, Abschaffung des Moduls rechtliche Grundlagen, Abschaffung des Genderkürzels, und das (durch die nun fällige Bezahlung von Lehraufträgen) in einer finanziellen Notsituation, die es interessierten Professor_innen einfach machte sich als diejenigen zu präsentieren die durch Kürzung an den „richtigen Stellen“ den Laden am Laufen halten. Die neue Studienreform glich zunächst einem Streichkonzert. Und im Hintergrund streifte noch die bald frei werdende Professur Rechtliche Grundlagen und Gender umher, als unbeeinflussbare, vielleicht umzuwidmende Unklarheit, die aus magischen Gründen zwar in ein zutiefst prekäres Modul System der BRD, aber nicht in ein zutiefst prekäres Modul politische Ideengeschichte hineinfüttern konnte.

Anfang Dezember 2011 als immer absehbarer wurde, dass die Studienreformkommission ihren Zweck erfüllt hatte, nämlich die notwendige Legitimation für jene Vorschläge zu liefern die unseren Interessen widersprechen, verlagerte sich die Diskussion in den Institutsrat. Dort sollte die Studienreform aufgrund des mythisch beschworenen Zeitdrucks noch vor der Winterpause durchgehauen werden. Die Studienreformkommission beschäftigte sich zwar weiterhin noch pro forma mit der „Verbesserung“ der Vorschläge, lag aber spätestens dann im Koma als Möchtegerngremienvorsitz Risse sich bei den Sitzungen nicht mehr blicken ließ und ein großer Teil der Kommission mit Ausnahme der Studierenden, Chojnacki und dem heroischen Studiendekan Ingo Peters es ihm gleichtat.

Heraustreten aus der Zuschauerrolle

In dieser Zeit begann die FSI*OSI – zugegebenermaßen ein wenig spät – dann das was sie am besten kann: Studis mobilisieren und Zahlen wälzen um die argumentativen Schwerter zu wetzen. In der Institutsratssitzung, in der es um eine Grundsatzentscheidung bzgl. der Zukunft der Theorie ging waren wir viele – und gut vorbereitet. Aus der allgemeinen Diskussion war ersichtlich, dass die vorgelegte Studienreform Murks ist, kaum machbar, und es noch mehr Zeit benötigt, die Vorschläge zu überdenken. In dieser Sitzung wurde gerade vielen Erstis die Grenzen der Gremienarbeit an der Uni bewusst, denn auf unsere Argumente gab es keine befriedigende Antwort, auf unser Vorrechnen der Unzulänglichkeit der Studienreform gab es schwammiges Herumgedruckse – und am Ende wurde gestimmt, als wäre überhaupt nichts passiert.

In der letzten Institutsratssitzung vor den Ferien hatten wir die Schnauze voll von dieser Form der Gremienarbeit, mobilisierten in einer Nacht- und Nebelaktion so viele Studis wie möglich und hielten im Sitzungssaal des Institutsrats eine parallele Institutsratssitzung als Improvisationstheater ab. Diese Sitzung sollte sich im Kontrast zum „Original-Institutsrat“ an grundlegende Regeln des Umgangs miteinander halten um damit einen Kontrapunkt zum Theater der letzten Woche zu setzen. Wenn Argumentieren in Gremien keinen Zweck mehr hat, wenn studentische Gremienmitglieder zur bloßen Statisten verkommen, so ist das Gremium nicht mehr Entscheidungsorgan, sondern bloße Bühne. In diesem Fall organisieren wir lieber unser eigenes Theater, so die Argumentation.

Die Reaktion der geschäftsführenden Direktion war im besten Falle „uncool“. Sie verlegte die Institutsratssitzung in einen anderen Raum, ließ die Punkte 1-4, darunter den Punkt über die Studienreform, von den vier anwesenden Mitgliedern durchstimmen (die studentischen Mitglieder kamen zu spät, um die Beschlussunfähigkeit festzustellen). Die Grundlage war geschaffen um die Studienreform – rechtlich bedenklich und in der Form zu verurteilen – auf den Weg zu bringen. Wir hatten es aber dennoch geschafft die Fronten aufzubrechen. Einige Profs und WiMis blieben nach der Institutsratssitzung noch im Raum, um mit den Studierenden weiterzudiskutieren. Informell einigten wir uns auf ein Verfahren, was die Studienreform auf dem anstehenden Institutstag am 9. Januar zu einem der Kernpunkte zu machen (die Studierenden forderten das schon immer, aber die Mehrheit im Institutsrat hatte dies bisher abgelehnt). Im Anschluss entschieden sich interessierte Studierende mit der FSI ein Treffen zu veranstalten auf dem ein konkreter Gegenvorschlag entworfen werden sollte.

Wo spielt die Musik?
Im neuen Jahr wurde in jedem Fall der studentische Vorschlag erstmals in der halbbesetzten Studienreformkommission andiskutiert und anschließend auf dem Institutstag vorgestellt, kritisiert, modifiziert und dann zur Abstimmung gestellt. Mit einigen Enthaltungen von Studis, die später hinzugekommen waren und die Vorschläge nicht beurteilen konnten sprach sich eine breite Mehrheit des Institutstages für „unseren“ Vorschlag aus. Der Vorschlag stellte einen letztmöglichen Kompromiss dar, in dem wir die Zusammenlegung der Theorie akzeptierten, zusätzlich für die Zusammenlegung der Module „Politisches System der BRD“ und „Vergleichende Politikwissenschaft“ plädierten, das rechtliche Grundlagenmodul erhalten wollten und ihm einen stärker philosophischen Einschlag geben, und das Genderkürzel erhalten wollten.

Mit dem Rückenwind vom Institutstag brachten wir den Vorschlag in den Institutsrat ein, und – zu unserer großen Überraschung – hatten die Profs ihre frühere Opposition aufgegeben. Punkt für Punkt wurde der studentische Vorschlag angenommen. Die Geschäftsführende Direktion hat durch den studentischen Protest im letzten Jahr entweder Einsicht gezeigt, sie hatte nicht den Nerv für weiteren studentischen Stress, oder sie hat ihre Interessen neu geordnet und wir dürfen uns bald auf den nächsten Hammer gefasst machen.

Sanftere Melodien am OSI

Die Kontroverse zirkelt jetzt noch um den Erhalt des Genderkürzels, die Benennung des rechtlichen Grundlagenmoduls, sowie die Möglichkeit zwei Prüfungsleistungen zu streichen. Verbunden wird diese Debatte jetzt mit der Diskussion um die Ausschreibung und die künftige Denomination der rechtlichen Grundlagenprofessur. Während allerorten von „Gerüchten“ und „Gemunkel“ geredet wird, hat bisher kaum wer eigene Interessen bezüglich der Professur offengelegt. Wir schreiten mit gutem Beispiel voran und plädieren dafür die Denomination „Rechtliche Grundlagen und Gender“ zu erhalten, und ihr in der näheren Ausformulierung einen theoretischen Schwerpunkt zu geben. Der Umschreibung zu einer Policy-Professur werden wir entschieden entgegentreten. Ebensowenig überzeugend ist der Vorschlag von Susanne Lütz, der Professur einen Schwerpunkt auf Verbands- und Gewerkschaftsforschung zu verpassen. Wir haben auf Platz 2 der Berufungsliste für die BRD-Professur den von uns favorisierten Kandidaten Sack, der genau diesen Bereich abdeckt. Diesbezüglich hoffen wir, dass der Senat dem Minderheitenvotum Gehör schenkt und Sack noch beruft. Allein dass sich nun der Institutsrat ernsthaft mit der Ausschreibung der Professur befasst, ist schon als Fortschritt zu sehen gegenüber der sonstigen Politik der verdeckten Karten und informellen Absprachen. Allein, dass der studentische Vorschlag zur Debatte zugelassen wurde stellt einen Bruch gegenüber der bisherigen Politik der Verfahrenstricksereien dar. Insofern sind wir durch unseren Protest einerseits und durch unsere Kompromissbereitschaft andererseits zumindest einen Schritt vorangekommen. Der fade Beigeschmack der verlorenen Theorie im Grundstudium bleibt jedoch zurück. Die Frage, ob der gefühlte Sieg der letzten Sitzung nicht doch eine Niederlage ist, ist berechtigt.

Eine Frage des Stils
Dennoch, die Ereignisse dieses Winters symbolisieren unserer Meinung nach eine Bestätigung des Politikverständnisses der FSI*OSI das konstruktive Gremienarbeit nicht wie das goldene Kalb umtanzt. Der Institutstag, also ein basisdemokratisches Verfahren, schuf ein Forum für viele Studierende, sich in die Debatte um die Studienreform und andere Themen hineinzufinden und selbst aktiv zu werden. Durch die verschiedenen Vorschläge (Im Bezug auf Wahlfreiheit, Punkteverteilung in den Methodenmodulen, Spezialisierung vs. breites Grundstudium) und das überwiegend positive Feedback, sehen wir den Institutstag als Institution gestärkt. Profs, WiMis, SoMis, Lehrbeauftrage und Studis haben nicht nur seit letzter Woche allen Grund sich den Institutstag als festen Termin in den Terminkalender einzutragen. Unser Appell ist an dieser Stelle auch unsere Kritik: Immer norch zu wenig Aufmerksamkeit wird dem Institutstag im Speziellen und Hochschulpolitik im allgemeinen entgegengebracht. Selbst die in diesem Semester vielversprechend gestartete OSI-Zeitung hat über die neuesten Entwicklungen noch nichts veröffentlicht. In punkto Information über Institutspolitik sowie im unsäglichen Fachschaftsrat scheinen wir nun also das Monopol zugestanden bekommen zu haben. Wir beschweren uns nicht.

Zur richtigen Zeit die Zähne zu zeigen, und wenn nötig auch mal zuzubeißen, das ist eine Herausforderung, die wir, denken wir, ganz gut beherrschen. Morgen um 9.00 im Institutsrat wird es dagegen bei der Feinabstimmung wohl vergleichsweise kuschelig zugehen. Der Umgang mit uns scheint sich zeitweise zumindest verändert zu haben. Und wer wären wir wenn wir das nicht honorierten, und im Ton freundlich, in der Sache bestimmt, uns weiterhin für Kritische Lehre am Institut einsetzen?

Bericht vom Institutsrat am 11.01.2012

Der erste Institutsrat im neuen Jahr sollte sich vor allem um die Aussprache zur Reform des BA-Studienganges drehen. In einer überraschend konstruktiven und – bis auf eine Ausnahme – diskussionsfreundlichen Weise konnten dann endlich auch wichtige Dinge ausführlich besprochen werden.

Risse und Lütz bleiben am OSI

Frau Börzel begann mit einer Mitteilung, dass Prof. Thomas Risse und Prof. Susanne Lütz an der FU bleiben und die Bleibeverhandlungen somit beendet sind. Cilja Harders kritisierte daraufhin die Art und Weise dieser Bleibeverhandlungen. Aus einer Email des Dekanats an die Mitglieder des Institutsrats, welche unter anderem den Mailverkehr zwischen Präsidium und geschäftsführender Direktion des OSI aufzeigte, wurde ersichtlich, dass ein Vorwurf der Befangenheit bei den Bleibeverhandlungen von Thomas Risse nicht ganz abwegig ist und nachgegangen werden muss. In der Vergangenheit haben genau diese Verhandlungen einigen Arbeitsstellen deutlich mehr Mitarbeiter_innen und Gelder zukommen lassen und wesentlich zu den heutigen Problemen am Institut beigetragen.

Hochschulpakt-Gelder für Lehraufträge und Tutorien?
Im Dezember wurde bekannt, dass die FU Berlin Gelder aus dem Hochschulpakt III bekommt. Diese sind ausschließlich zur Verbesserung der Lehre vorgesehen und dienen unter anderem der Lehrausstattung, der Ausbildung von Mitarbeiter_innen, können aber auch zur Finanzierung von Lehraufträgen und Tutorien genutzt werden. Dies verkündete Tanja Börzel schon in einer Institutsratssitzung im November. Sie sah nach einem Gespräch mit dem Präsidium gute Chancen für die Zusätzliche Finanzierung von Lehraufträgen und Tutorien am OSI. Nun scheint das Geld aber doch nicht so locker zu sitzen. Im Verlaufe des Tages klärt sich in einer Besprechung der Dekan_innen wie das Geld verplant wird. Der Studiendekan Ingo Peters räumte ein, dass möglicherweise alle Gelder bereits an andere Institute vergeben sind. Wir hätten uns dabei etwas mehr Elan bei den Verhandlungen um diese Gelder seitens des Dekanats und der geschäftsführenden Direktion gewünscht.

Institutstag
Der am Montag (9.1) stattgefundene Institutstag wurde noch einmal von den studentischen Vertretern eingebracht. Es wurde kritisiert, dass nur sehr wenige Proferssor_innen und Mitglieder des Institutsrats am Institutstag teilgenommen haben. Darüber hinaus hat sich der Institutstag mit großer Mehrheit unter anderem dafür ausgesprochen, dass in der neuen Studienordnung das Gender Kürzel bestehen bleiben muss und es wurde der studentische Vorschlag der Studienreform befürwortet.

Und wieder grüßt die Studienreform
Seit der letzten Sitzung des Institutsrates hat sich bei der Diskussion um die Studienreform einiges getan. Der von der Mehrheit der Studienreformkommission ausgearbeitete Vorschlag soll neben der Kürzung der Theorie und der Streichung der rechtlichen Grundlage nun auch die Pflichtbelegung eines Seminars mit Gender-Schwerpunkt streichen und dafür eine genderrelevante Hausarbeit enthalten. Die Begründung es gäbe nicht die Kapazitäten, welche Seminare mit einem Gender-Schwerpunkt anbieten können scheint doch äußerst zweifelhaft. Wie kann mensch mit einem abgeschlossenen Studium der Politikwissenschaften noch nie etwas zu Gender gemacht haben? Und wenn dies bei den Lehrenden am OSI wirklich der Fall sein sollte, dann muss bei künftigen Stellenausschreibungen eben genau dies berücksichtigt werden.

All dies hat uns und einige andere Studierende dazu veranlasst, einen Alternativvorschlag für die Reform zu erarbeiten, welcher wie bereits erwähnt, auch beim Institutstag diskutiert wurde. Dieser Vorschlag ist jedoch der äußerste Kompromiss der Studierenden, löst aber zugleich die immer wieder vorgebrachten Kapazitätsprobleme und schafft mehr Wahlfreiheit. Neben der Theorie wird im Pflichtbereich auch das Modul System (bisher BRD und Vergleich) in ein 15 Punkte Modul zusammen gestrichen. Um die in der Theorie verloren gehenden Grundlage zu erhalten, soll ein Wahlpflichtmodul „rechtliche und philosophische Grundlagen“ aus der im Strukturplan stehenden Professur für rechtliche Grundlagen entstehen. Aus den freiwerdenden Kapazitäten im Modul Vergleich soll ein Wahlpflichtmodul „Umweltpolitik und vergleichende Politikfeldanalyse“ geschaffen werden.
Drei anstelle der bisherigen zwei Spezialisierungsmodule ermöglichen darüber hinaus mehr Wahlfreiheit. Seminare sollen weiterhin einen Gender-Schwerpunkt haben und mindestens eins davon muss im Grundstudium belegt werden. Eine institutsweite, regelmäßig stattfindende Fortbildung für die Lehrenden am OSI soll die entsprechende Kompetenz dafür auch ans OSI holen. Zusätzlich sollen Studierende vor Anmeldung der Bachelorarbeit die Möglichkeit haben, zwei Prüfungsleistungen zu streichen.
In der anschließenden Diskussion wurden vor allem Änderungen im Wahlpflichtbereich diskutiert. Die Thematik des Gender-Kürzels konnte aufgrund des Zeitmangels nur andiskutiert werden und auch die mögliche Streichung von Prüfungsleistungen wird erst im Institutsrat in der nächsten Woche diskutiert.

Bei den meisten Punkten zeigten sich die Mitglieder des Institutsrates kooperativ und im Konsens wurden einige Punkte angenommen. Bei dem Wahlpflichtbereich „rechtliche und philosophische Grundlagen“ soll versucht werden die im Strukturplan vorhandene W3-Professur zu nutzen, eventuell umzunominieren und wenn möglich bald auszuschreiben. Allerdings gab es bei der Bezeichnung des Moduls keine Übereinstimmung. Herr Mengel betonte die Wichtigkeit der rechtlichen Grundlagen und kann sich, wie auch Frau Harders, eine Professur rechtliche Grundalgen und Gender vorstellen. Ein Vorschlag von Seiten der wissenschaftliche Mitarbeiter_innen war, das Modul „Recht und Herrschaft“ zu nennen. Über die genaue Bezeichnung der Professur und des Moduls wird ebenfalls nächste Woche weiter diskutiert. Wir begrüßen die allgemeine Bereitschaft sich für diese Professur einzusetzen (auch wenn es möglicherweise nur Absichtserklärungen sind) bestehen aber darauf, dieses Modul und auch diese Professur weiterhin mit einem theoretischen Schwerpunkt zu versehen.

StuPa-Wahlen: Vorläufiges Ergebnis online

Der Studentische Wahlvorstand hat das vorläufige Ergebnis der Wahlen zum Studierendenparlament (StuPa) veröffentlicht. Besonders spannend war es in diesem Jahr ja nicht, das schlug sich auch in einer miserablen Wahlbeteiligung von 11,35% nieder. Am Fachbereich PolSoz war sie mit 14,63% immerhin noch etwas höher. Die „Koalition“, die den derzeitigen AStA trägt, konnte erneut die absolute Mehrheit erringen; darin vertreten sind vor allem linke, parteipolitisch unabhängige Fachschaftsinitiativen und interessenvertretende Listen, etwa die „Studierenden mit Kind“ oder die „Unabhängige Schwule Liste“. Wir als FSI*OSI konnten unser Ergebnis von letztem Jahr wiederholen und sind erneut mit zwei Sitzen im StuPa vertreten.
Einen ziemlich siechen Eindruck macht die Opposition im StuPa: die noch vor wenigen Jahren – wenn auch aus politisch völlig verschiedenen Ecken stammend – federführenden Oppositionsgruppen LHG und SDS.die Linke müssen sich mit jeweils noch einem Sitz zufrieden geben. Die Grüne Hochschulgruppe konnte sich wieder leicht steigern, von drei auf vier Sitze. RCDS und JuSos halten ihr Ergebnis, mit einem beziehungsweise drei Sitzen. Keine Sorgen scheint sich die gemeinsame Liste von FSI Jura und Café Tatort um ihre Wähler_innenbasis machen zu müssen: erneut schafft es diese Oppositionsliste, vier Mandate zu erobern.

Völlig unspektakulär verlief – erwartungsgemäß – die Wahl zum Fachschaftsrat PolSoz. Als einzige antretende Liste erhielten die PolSoz-Inis alle Sitze. Eine Ein-ListenWahl gab es in diesem Jahr ohnehin an allen Fachbereichen mit Ausnahme der Rechtswissenschaften: dort errang die FSI Jura/Café Tatort sechs von sieben Sitzen, der letzte ging an die Kritischen Jurist_innen. Der RCDS ging leer aus.

StuPa-Wahlen 2012 – Liste 32/FSI*OSI wählen!

Er macht einen etwas müden Eindruck, der diesjährige Wahlkampf vor den Wahlen zum StudierendenParlament (StuPa). Keine wilden Unterstellungen über „steinewerfende Hysterikerinnen“ (die Liberale Hochschulgruppe über die FSI Geschichte), keine gegenseitigen Beschuldigungsorgien wie zwischen Grüner Hochschulgruppe und Grün-Alternativer Liste, und nicht zuletzt: keine Wahl des Fachschaftsrats (FSR) am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften. Warum wir uns darüber freuen, kann mensch in dieser Broschüre nachlesen.

Der Wahltermin ist dieses Jahr von 10.-12. Januar; ansonsten ist alles beim Alten: die Wahllokale sind jeweils von 9:45 Uhr bis 16:15 Uhr geöffnet. Die komplette Übersicht aller zur Wahl zugelassenen Listen gibt es auf der Homepage des Studentischen Wahlvorstandes. Im StuPa werden nach wie vor genau 60 Sitze vergeben, für ein Jahr. Das Studierendenparlament bestimmt v.a. die Zusammensetzung und damit die politische Ausrichtung des Allgemeinen Studierendenausschusses AStA. An der FU gibt es eine mittlerweile über 30-jährige Tradition eines linken, parteipolitisch unabhängigen AStAs, getragen von Fachschaftsinitiativen wie unserer und den so genannten Regenbogenlisten wie der „antifaschistischen linken liste“ oder der „Unabhängigen Schwulen Liste“. Die FSI*OSI hält derzeit zwei Sitze im StuPa.

batini

Warum mensch uns wählen sollte? Mal anders herum gefragt: ja, warum denn nicht?

Immerhin haben wir im letzten Jahr…

– die Ersti-Tage organisiert. In diesem Wintersemester sogar komplett eigenständig. Und nur bei uns gibt’s Kekse!
– gemeinsam mit „reflect!“ die Prekarisierung der Lehre am OSI thematisiert.
– mit Sonja Buckel, Birgit Sauer und Ulrich Brand drei hochkarätige Wissenschaftler_innen für die Veranstaltung zu Critical Governance Studies gewonnen.
– uns darum gekümmert, dass Kommissionen und der Prüfungsausschuss mit kompetenten, engagierten und vertrauenswürdigen Studierendenvertreter_innen besetzt werden.
– in teils mühseliger, monatelanger Gremienarbeit versucht, das Beste aus der Reform der Studiengänge am OSI zu machen.
– zur Diskussion dieser Studiengänge den Institutstag organisiert und durchgezogen.
– eine grandiose Semesterauftaktparty mitorganisiert
– unsere Tresentermine immer wieder mit spannenden und informativen Vorträgen (etwa zur Linken in Israel oder zur Revolution in Ägypten) gefüllt…
– … oder, wenn das mal nicht ging, wenigstens erheiternde, tragische, trashige oder künstlerisch wertvolle Filme gezeigt.

Die Liste ließe sich bestimmt fortsetzen, das Wichtigste ist aber enthalten. Also: ab morgen, auf ins OSI-Foyer und Liste 32/FSI*OSI wählen! Zum Wählen braucht ihr euren Studiausweis und einen Lichtbildausweis, also Perso oder Führerschein.

iTag – Institutstag 2012 am OSI

Update: jetzt mit Programm (PDF)!

itag

Es gibt – mal wieder – Streit am OSI: die Verabschiedung einer neuen BA-Studienordnung, die bis Semesterende erfolgt sein soll, sorgt für großen Zwist zwischen Teilen der Professor_innenschaft und vielen Studis. Nicht nur wir hatten häufig das Gefühl, dass auf Argumente gar nicht erst eingegangen wird. Eine Verständigung über den zukünftigen Kurs des OSI ist dringend notwendig, das haben mittlerweile auch die meisten Profs erkannt.
Der Institutsrat beschloss daher in seiner letzten Sitzung vor den Weihnachtsferien, den 9.1. zum Institutstag zu erklären.
Die zahlreiche Beteiligung aller Statusgruppen ist ausdrücklich erwünscht, bei parallelen Lehrveranstaltungen sollen die Dozent_innen laut IR-Beschluss den Studierenden die Teilnahme ermöglichen, sprich: auf Anwesenheitskontrollen etc. verzichten.

Los geht’s um 12 Uhr, am Montag, den 9.1.

Gelegenheit zum Abkühlen der Gemüter

Bericht aus dem Fachbereichsrat am 14.12.11

Nach einer prickelnden Sitzung des OSI-Institutsrates, neben dem Studierende im gleichen Raum eine alternative, ihren Vorstellungen entsprechende Sitzung veranstaltet hatten (dazu in Kürze mehr auf unserem Blog), fand die Sitzung des Fachbereichsrats unter diesen Vorzeichen statt. Kontrovers diskutiert wurde jedoch nur über wenige Punkte.

Zunächst stand die Diskussion über das neue deutsch-russische Masterprogramm in der Publizistik auf der Tagesordnung, zu dem einige kleinere Nachfragen gestellt und Bemerkungen gemacht wurden, so die verwirrende Tatsache, dass hier eine Verteidigung der Masterarbeit vorgesehen ist, während dies bei anderen Masterprogrammen unmöglich erscheint. Ein Beschluss über die Studienordnung wurde noch nicht gefasst. 

Bei dem nächsten, etwas kontroverser diskutierten Punkt handelte es sich um einen Antrag der WiMis, das Studienbüro  zu beauftragen, das Ausmaß unbezahlter und prekärer Lehraufträge am Fachbereich zu dokumentieren. Damit sollte Klarheit geschaffen werden, wie sich die im neuen Hochschulgesetz vorgeschriebene Bezahlung aller Lehraufträge in der Realität darstellt.  Die zunächst im Antrag vorgesehene umfangreiche und detaillierte, nicht namentliche Offenlegung der Beschäftigungsverhältnisse wurde von professoraler Seite als zu hoher bürokratischer Aufwand abgelehnt. Auch das Studienbüro wies darauf hin, dass ihm für die Erhebung einiger Punkte (Teil- oder Vollzeitbeschäftigung der WiMis, Freistellung durch die Uni) schlicht keine Daten vorliegen. Als Kompromiss wurde schließlich ein Modell vorgeschlagen, wonach die Lehrbeauftragten, die freiwillig auf eine Vergütung verzichteten, in die Kategorien volle Stelle/ halbe Stelle/ keine Stelle und „weiß nicht“ eingeteilt werden sollen. Entscheidend für diese Klassierung soll, um Verwirrungen zu vermeiden, der Stand zum Zeitpunkt der Vergabe des Lehrauftrags sein.  Diesem Vorschlag stimmte der Fachbereichsrat bei vier Enthaltungen zu. (Frau Börzels halblaut artikulierten, halbempörten Gedanken war zu entnehmen, dass sie auch diesen Kompromiss angesichts der Fülle der Lehrauftrage am OSI für nicht praktikalbel hält.)

Einstimmig beschloss der Fachbereichsrat, dass ein Antrag auf eine Juniorprofessur im Institut für Soziologie gestellt werden soll. Sollte dieser gewährt werden, entstehen für den Fachbereich keine zusätzlichen Kosten, wie von Prof. Gerhards versichert wurde. Zukünftig wird der Fachbereichsrat, so heute beschlossen um 9.30 tagen.

Im Anschluss an die Sitzung kam es zu einem Treffen der Studierenden mit dem Dekanat. Thematisiert wurde unter anderem die Tutorien-Problematik am OSI. Obwohl Tutorien im Hochschulgesetz klar als Arbeitsverhältnis definiert sind, ist es immer noch gängige Praxis am OSI diese nicht zu bezahlen, indem sie, wie es beispielsweise Prof. Ladwig handhabt, als autonome Begleitseminare deklariert werden. An diesem Fall zeigt sich exemplarisch das Dilemma. Zum einen leisten Tutorien einen wichtigen Beitrag zum Studium, sie können viel spannendes Wissen vermitteln und sind häufig essentiell zum Verstehen theoretischer Inhalte. Zum anderen kann es nicht im Interesse der Studierenden sein, dass es solche Ausbeutungsverhältnisse an der Uni gibt. Hierbei spielt eine Rolle, dass in vergangenen Diskussionen eine Vermischung von offiziellen Tutorien, Lerngruppen, selbstbestimmten Projekttutorien, usw. stattgefunden hat. Daher ist eine Diskussion darüber unter den Studierenden sinnvoll und sollte möglichst bald stattfinden, damit Ergebnisse eventuell Eingang in die neue Studienordnung finden können.

Institutsrat am 7.12. – das FANE-Prinzip am OSI

FANE (Abk.): Für Argumente nicht empfänglich. Beschreibt die Neigung, sich Argumente und Widerreden mehr oder weniger geduldig, v.a. aber folgenlos, anzuhören, weil mensch sich genau bewusst ist, dass die Entscheidung schon feststeht.

Am Mittwochmorgen traf sich der Institutsrat (IR) des OSI zu seiner vorletzten Sitzung im Jahr 2011. Es sollte eine kontroverse Sitzung werden, und letztendlich auch eine frustrierende. Angesichts der Bedeutung der anstehenden Themen – besonders der BA-Reform und der Zukunft der Ideengeschichte als eigenständiges Modul – war die Beteiligung von IR-Mitgliedern geradezu enttäuschend: mit Müh und Not ging das Gremium als beschlussfähig durch. Dafür füllten ca. 30-40 interessierte Studierende den Saal; ihnen bot sich ein Schauspiel, das auch noch dem/der Letzten klar gemacht haben dürfte, wie es um Demokratie und Mitbestimmung am OSI und der FU bestellt ist.

Von Anfang an gab es Streit an diesem Mittwoch: etwa als die Studierendenvertreter wissen wollten, was es mit dem von Thomas Risse mitverfassten Gutachten über die Ben-Gurion-Universität in Tel Aviv auf sich hat. Darin, so das Gerücht (über das bspw. die OSI-Zeitung berichtet), soll die von Risse geleitete Kommission die Schließung des Instituts auf Grund – vereinfacht gesagt – allzu „linker“ Positionen gefordert haben. Risse reagierte geradezu aggressiv auf die Anfrage, behauptete, das habe die Presse erfunden und rief immer wieder „lesen Sie doch den Bericht!“. Erst viel gutes Zureden durch Sitzungsleiterin Tanja Börzel konnte ihn schließlich dazu bewegen, wenigstens kurz die Position des Berichts zusammenzufassen.
Des Weiteren wurde auf Anfrage der studentischen Vertreter bestätigt, dass Susanne Lütz nicht ihrem Ruf nach Freiburg gefolgt ist und dem OSI erhalten bleibt. Unklar ist, ob sie in ihren Bleibeverhandlungen zusätzliches Personal und Gelder aushandeln konnte, was letztendlich auf Kosten der prekarisierten Bereiche am OSI ginge.
Der einzige konfliktfreie Punkt war ein Antrag auf Institutsgeld, um einen pensionierten Methoden-Professor der Bundeswehruni München zu einem Vortrag einzuladen. Diesem stimmte der IR ohne Gegenstimme bei zwei Enthaltungen zu.

Anschließend kam dann der Punkt, auf den v.a. die Studierenden gewartet hatten: Ingo Peters, Studiendekan am Fachbereich PolSoz, stellte den Vorschlag der Studienreformkommission (SRK) zur Überarbeitung der BA-Studienordnung vor. Warum Peters diese Aufgabe übernahm, ist unklar: er war nicht mal Kommissionsmitglied. Vielleicht hatte der Vorsitzende der SRK, Thomas Risse, keinen Bock – seine „Performance“ in der späteren Diskussion lässt darauf schließen.

Ingo Peters rief zunächst allen Anwesenden noch mal die Notwendigkeit einer Studienreform in Erinnerung: der BA-Studiengang wurde bei einer internen Begutachtung mit dem Prädikat „überarbeitungswürdig“ versehen (s. auch Institutsratbericht vom 11.5.2011), auch das Peer-Review-Gutachten einer FU-fremden Kommission (über deren Ortstermin wir hier berichtet haben) kam zu dem Schluss, dass der Bachelor reformiert werden müsste. Und schließlich zwingen die drohenden Unpäßlichkeiten in der Lehre durch die Reform des Berliner Hochschulgesetzes (wir berichteten) das OSI dazu, sein Lehrangebot stärker an den bestehenden Kapazitäten auszurichten. Vor allem der letzte Punkt macht das ganze Konfliktpotenzial deutlich: sind doch die Mittel und Stellen am OSI äußerst ungleich verteilt. So verfügt etwa der Bereich Internationale Beziehungen über ca. die Hälfte der etwas über 100 Stellen (WiMis, studentische Hilfskräfte etc.) am OSI, während sich der Bereich Theoretische Grundlagen der Politik mit weniger als einem halben Dutzend zufrieden geben muss. Eine Änderung der Studienordnung anhand bestehender Kapazitäten muss also fast automatisch zu einer Abwertung der politischen Theorie führen.

Entsprechend sah auch der Vorschlag aus, den Peters präsentierte: aus fünf Pflichtmodulen (Ideengeschichte, Moderne Politische Theorie, System der BRD, Vergleichende Analyse und IB) sollen vier werden. Ideengeschichte und Moderne Politische Theorie werden zum Modul „Politische Theorie“ verschmolzen, dieses schlägt mit 15 LP zu Buche und beinhaltet zwei Vorlesungen und ein Proseminar. Die Einführungsvorlesung samt Tutorium wird von 5 auf 10 LP aufgestockt, das (bisherige Wahlpflicht-) Modul „Rechtliche Grundlagen der Politik“ entfällt ganz. Auch die BA-Arbeit wird ein wenig aufgewertet: von 10 auf 12 LP; unterm Strich bleiben nun 3 LP übrig, die noch irgendwo „untergebracht“ werden müssen. Klausuren in Vorlesungen sollen künftig nur noch 120 Minuten lang sein, das Präsidium wünscht sich überdies in den Wahlpflichtmodulen verpflichtende Vorlesungen. Bisher können die Studis zwischen Vorlesung + Proseminar oder zwei Proseminaren wählen. Dies soll auch nach dem Willen des IR so bleiben, hier wird noch nachverhandelt.
Für den Master-Studiengang, der ebenfalls überarbeitet werden müsste, gibt es noch keinen Vorschlag.

Nachdem Peters geendet hatte, begann die Diskussion: die Studierenden verwiesen auf §4, Abs. 1 der geltenden Studienordnung, der in gleicher Form auch im Entwurf für die neue enthalten ist, und in dem es unter „Qualifikationsziele“ heißt:

„Die Absolventen und Absolventinnen dieses Bachelor-Studiengangs verfügen über grundlegende theoretische, methodische und empirische Kenntnisse zu den ideellen und normativen Grundlagen von Politik, einschließlich philosophisch-ideengeschichtlicher Ansätze, politikwissenschaftlicher Theorien, in historischer, soziologischer oder ökonomischen Tradition.“

Wie das denn vereinbar sei mit der Abschaffung des Moduls Ideengeschichte, wurde beispielsweise gefragt. Warum das Defizit an Lehrkapazität im Bereich Ideengeschichte für so gravierend gehalten wird, dass gleich das ganze Modul abgeschafft werden muss, wo doch etwa der Bereich „System der BRD“ ein ähnlich großes Defizit aufweist. Warum die Rechtlichen Grundlagen komplett gestrichen werden, obwohl nach wie vor eine W3-Professur im Strukturplan des OSI steht (Antwort Frau Börzel: „Im Strukturplan steht so vieles, das hat doch nix zu bedeuten!“). Und, die wohl wichtigste Frage: wie es überhaupt zu einem Verfahren kommen konnte, bei dem zuerst strukturelle Fakten geschaffen werden – die Streichung der Ideengeschichts-Vollprofessur beispielsweise – und dann überlegt wird, welche Studienordnung sich daraus ergeben kann.
Auf keine dieser Fragen gab es eine befriedigende Antwort. Die professorale Mehrheit der IR-Mitglieder gab sich stattdessen redliche Mühe mit Scheindiskussionen über die Benennung des Aufbaumoduls „Politische Theorie und Grundlagen der Politik“, die aus einem einfachen Druckfehler entstanden war. Bei zahlreichen genaueren Nachfragen etwa über die Höhe des Defizits an Lehre in einzelnen Bereichen glänzte v.a. der SRK-Vorsitzende Thomas Risse mit geradezu schockierender Ahungslosigkeit – hier konnten immerhin die studentischen Mitglieder der Kommission etwas Aufklärung leisten. Stellte sich in solchen Fällen heraus, dass die von Risse genannten Zahlen falsch waren, wiederholte er immer wieder den lapidaren Kommentar „wir können das auch komplett streichen, wenn das so ist“.

Besonders frustrierend, gerade für viele IR-Neulinge, dürfte dabei die völlige Beratungsresistenz der professoralen Mehrheit gewesen sein. Die Studierenden zeigten immer wieder mögliche Lösungen auf (manche davon zugegebenermaßen ad hoc entstanden und folglich nicht zu 100% ausgereift), die schlicht ignoriert wurden. Zu einer vorgeschlagenen Umwidmung der W3-Professur „Rechtliche Grundlagen“ in eine Professur für „Ideengeschichtliche und Staatsrechtliche Grundlagen der Politik“, die auch dem Bereich System der BRD hätte unter die Arme greifen können, meinte Börzel: „Das dauert dann wieder 3-4 Jahre, das Präsidium will aber jetzt Ergebnisse sehen!“ Zur Erinnerung: Umbenennung und Neubesetzung der ehemaligen Professur für Ideengeschichte schaffte das OSI in weniger als einem Jahr.
Die von Thomas Eimer in der OSI-Zeitung vorgeschlagene Idee, Ideengeschichte und Politische Theorie durch Lehrveranstaltungen anderer Bereiche zu unterstützen – etwa mittels Co-Ankündigungen – wurde mit Verweis auf die (angeblichen) riesigen Defizite in Punkto Lehrkapazität für unpraktikabel erklärt. Ob diese Defizite dabei wirklich so hoch sind, darf getrost bezweifelt werden – immerhin lag Thomas Risse mit keiner einzigen (!) konkreten Zahl, die er nannte, richtig.

Allen Argumenten und allem Protest zum Trotz schritt der IR letztlich zur Abstimmung. Die weitere Arbeit der SRK, so Tanja Börzel, sei sinnlos, wenn nicht die Frage des Fortbestehens der Ideengeschichte geklärt sei. Da in der vorherigen Diskussion dieser Punkt nur am Rande angesprochen wurde, verlangten die studentischen Vertreter eine weitere Aussprache. Hier wurden abermals Vorschläge und Alternativen eingebracht, denen die Professor_innen erneut mit Sachzwängen und Sturheit entgegentraten. Es kam letztendlich zu einer Abstimmung über die Reduzierung der politischen Theorie von 20 auf 15 LP. Hier zeigte sich eindrucksvoll wie demokratisch Gremien an der Universität sind. Die professorale Mehrheit stimmte unisono für die Reduzierung. Von den anwesenden Student_innen durften nur zwei – die studentischen Vertreter – Abstimmen, konnten aber mit einem Gruppenveto die Entscheidung auf nächste Woche verschieben. Mensch muss sich hier die Frage stellen warum an einem Institut mit ca. 3500 Student_innen und nur einem Dutzend Professor_innen letztere die Stimmmehrheit haben können.

Durch das studentische Gruppenveto muss der Institutsrat in der nächsten Woche (14.12. um 8 Uhr im Hörsaal 21/B) erneut über diese Entscheidung abstimmen. Laut Tanja Börzel soll Ende Januar die fertige Studienordnung im Fachbereichsrat durchgestimmt werden und dann für die neuen Student_innen im Wintersemester 2012/13 gelten. Anfang Januar wird ein Institutstag stattfinden, welcher vor allem die Problematik dieser Entscheidung und mögliche Alternativen ausführlich diskutieren wird. Genaueres findet ihr bald auf unserem Blog.