Grenzen der Normalität überschreiten?

Ein Beitrag von Florian Bögner


Der Text zum Video:

Norm und Normalität?

In vielen Lebensbereichen überschreiten wir Grenzen des für uns Normalen und zeigen dadurch, dass Dinge auch anders sein können. Die Fragen, die sich dadurch auftun, sind oft ethischer Natur: Was genau wollen wir verändern? Was soll gleich bleiben? Und auf welche Art und Weise überschreiten wir am Besten die Grenzen des bisher Normalen?

Auch im Zirkus geht es darum, Grenzen des Normalen zu übersteigen. Was körperlich zunächst nicht machbar erscheint, können wir dennoch umsetzen/machen. Wir, die Artisten, zeigen außergewöhnliche Tricks und Fertigkeiten. Wäre da Genome Editing nicht eine gute Möglichkeit, noch außergewöhnlicher zu werden, indem ich meine biologischen Grundlagen verändere? Vielleicht könnte ich dadurch auf einfache Weise  besonders flexibel oder besonders stark werden, um noch krassere Tricks zu können?

Aus meiner Perspektive, der ich nicht nur Artist, sondern auch Zirkuspädagoge bin, stellt sich die Situation so dar: Im stetigen Einüben und Lernen der verschiedenen Zirkusdisziplinen steckt viel Reichtum – so eignen wir uns viele, auch ganz unterschiedliche Fertigkeiten an:  Nur das Aufsetzen einer roten Nase macht uns noch nicht lustig. Aber während des Übens, entdecken wir neue Tricks, verinnerlichen deren Abfolge und erweitern und stärken somit unsere körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Auch lernen wir damit umzugehen, wenn etwas mal nicht gleich klappt. Nicht zu vergessen ist: Auf diese Weise werden wir kreativ und  das ist natürlich für uns wichtig, um immer wieder etwas neues zu kreieren.

Als Zirkuspädagoge achte ich darauf, dass ich, gemäß den Fertigkeiten der lernenden Person, eine Art Übungsgerüst baue, sodass neue Tricks sicher gelernt werden können, zum Beispiel ein Salto. Das Gerüst, also meine Hilfe, bauen wir dann gemeinsam immer weiter ab, bis die Person den Trick verinnerlicht hat und ohne fremde Unterstützung selbstständig vorführen kann. Zusehende denken dann, das ist nicht mehr normal, was diese Person kann. Allerdings waren bis dahin viele kleine Schritte nötig, bis der Trick verblüfft. 

Was wären beim Genome Editing sinnvolle  Kriterien für Verschiebungen des Normalen? Wäre auch eine Verbesserung des Körpers für die Artistik erwünscht?

P.S. von Julia Dietrich: Wenn Du wissen willst, was Zirkusartist_innen mit Philosoph_innen gemeinsam haben, dann klicke hier!