Hinterfrage die Bildsprache

Ein Beitrag von Margret Iversen

Bilder beeinflussen unsere Urteilsbildung auf andere Weise als Argumente. In dem folgenden Filmausschnitt geht es um den Kinderwunsch eines Ehepaares. Du sollst untersuchen, mit welchen Mitteln hier deine Meinungsbildung beeinflusst wird. Schaue dir das Video an (Hinweis: Beim Abspielen des Videos werden Daten an YouTube übertragen). Das Video wird ab und zu durch Fragen unterbrochen. Diese Fragen fordern dich zunächst auf, dir deine Gefühle bewusst zu machen, um dann zu beurteilen, ob es sich hier um gezielte Manipulation der Zuschauermeinung handelt.

Achtung: Bei dem Abspielen des Videos werden Daten an YouTube übertragen.

1. Übung: Das ethische Problem erkennen

Welches ethische Problem oder welche ethischen Probleme stellen sich dir in diesem Filmausschnitt?
Schreibe mindestens eine ethische Problemfrage auf.

Info-Text: Kriterien für ethische Problemfragen

  • Kontrovers: Es gibt verschiedenen Meinungen dazu.
  • Grundlegend: Es geht um grundlegende Werte wie Freundschaft, Gerechtigkeit, Fairness, Gleichheit, Leben …
  • Nicht empirisch: Die Frage kann nicht allein durch Erfahrungstatsachen beantwortet werden.
  • Wertend: Die Frage kann mit „gut“ oder „schlecht“ oder mit „sollen“ oder „dürfen“ formuliert werden.
  • Fundamental: Die Antwort wird mit einer moralischen Überzeugung oder einem Glaubenssatz begründet.
Mögliche Lösungen findest du hier

  • Darf man käufliche Waren / Konsumartikel mit einer menschlichen Eizelle gleichsetzen?
  • Darf man menschliches Leben kaufen?
  • Inwieweit ist es angemessen, den Wunsch nach einem Kind durch Geld auszudrücken?
  • Schadet es dem Kind, wenn die Eltern es vor seiner Geburt nach bestimmten Merkmalen ausgewählt haben?
  • Ist ein Kind dafür da, die Wünsche der Eltern zu erfüllen?

2. Übung: Manipulationstechniken erkennen

Tanyas Kinderwunsch wirft viele grundlegende ethische Probleme auf. Die Filmemacher haben es in der Hand, die Zuschauer auf diese Probleme hinzuweisen oder diese zu überdecken. Sie haben also Mittel zur Manipulation unserer Meinung.

Nenne Mittel, die zum Mitgefühl mit Tanya anregen und solche, die zum Nachdenken und zur Distanzierung anregen. Nimm den Info-Text zu Manipulationstechniken im Film zur Hilfe.

Info-Text: Manipulationstechniken

  • einseitiger Blick (z. B. wird nur Positives im Bild festgehalten)
  • Darstellung von starken Gefühlen, die instinktiv unser Mitgefühl erregen
  • nachgestellte, arrangierte Szenen
  • Vergrößerung von Detailausschnitten
  • irreführender Kommentar zum Bild
  • Unterschlagen von Bildern
  • Häufung von Bildern/Wörtern mit bestimmter Tendenz
  • verzerrende Perspektive (von oben bzw. von unten)
Mögliche Lösungen findest du hier

Unser Mitgefühl wird angeregt durch:

  • Tanya ist sympathisch und gepflegt und wirkt warmherzig
  • Tanya weint vor Erleichterung, weil ihr Wunsch erfüllt wurde
  • Tanya’s Mann Ty hat ein großes (Geld-)opfer für den Wunsch geleistet
  • Tanya und ihr Mann Ty hatten viele Fehlschläge zu verkraften
  • Bekräftigung des Wunsches durch Tanya macht ihn noch glaubhafter

Zum Nachdenken regt an

  • Detailaufnahme Kleinanzeigen, dazu irritierender Kommentar: Autokauf und weibliche Eizelle gleichgesetzt

3. Übung: Beurteilung

Urteile abschließend selbst: Hältst du diese Szene für manipulativ oder für eher sachlich aufklärend? Begründe deine Meinung mit den gefundenen Beispielen im Filmausschnitt. Nimm den Infoblock „Was Manipulation ist“ zur Hilfe.

Info-Text: Was Manipulation ist

In dem Begriff Manipulation steckt das lateinische Wort „manus“ für Hand. Manipulation bedeutet eigentlich „Handhabung“ und war zunächst ein technischer Begriff. Heute beziehen wir es auf die Handhabung von eigenen Absichten.

Unter Manipulation versteht man die Kunst, die eigenen Absichten zu verstecken und die Adressaten – Zuhörer, Zuschauer, Leser – auf verdeckte Weise zu beeinflussen. Es geht darum, die eigenen Ziele durchzusetzen, ohne dass der Andere dieses merkt.

Am meisten verbreitet ist in der Politik und der Werbung das Mittel der emotionalen Manipulation. Andere zu seinem eigenen Vorteil emotional zu beeinflussen widerspricht unserem freiheitlichen Menschenbild. Wir achten die freie und autonome Entscheidung des Menschen.

Besonders die bildgebenden Medien eignen sich für die emotionale Beeinflussung. Bilder wirken unmittelbarer als Worte. Wenn man z.B. einen weinenden Menschen sieht, reagiert man instinktiv empathisch, also man leidet mit. Aufgrund der Eigenschaften der Spiegelneuronen beim Menschen geht eine mitfühlende Reaktion dem Nachdenken voraus. Deshalb ist es wichtig, manipulatives Vorgehen zu erkennen und sich davor zu schützen.