(Ein Beitrag von Anne Besmer)
Das erste Mastersemester ist rum – halleluja!
Jetzt, wo ich es mir in den Ferien so richtig gut gehen lasse, weiß ich gar nicht mehr, wie ich es geschafft habe, während der Vorlesungszeit nicht durchzudrehen und so gelassen zu sein. Gehen wir mal ein paar Monate zurück…
Es ist Anfang August 2023 und ich befinde mich noch immer im Bachelor Bildungs- und Erziehungswissenschaften. Ich habe zuvor wochenlang gegrübelt, wie es nun für mich weitergehen soll. Ich bin 30 Jahre alt und kann doch jetzt nicht noch ein ganzes Jahr länger studieren und dann erst mit dem Master beginnen. Oder doch? Ne, komm, ich schreibe die Bachelorarbeit noch schnell in den Semesterferien und das mit dem Praktikumsbericht kriege ich doch auch noch irgendwie hin. Nein, nein, NEIN! Ich kann das nicht. Ich schaffe das nicht. Egal, ich lasse die Bewerbungsfristen sausen und mache länger. Doch dann erfahre ich im September vom Losverfahren für den Master Bildungswissenschaft. Die Impulsivität kickt: beworben, angenommen, Fachstudienwechsel. Okay, jetzt MUSS ich wirklich fertig werden, ich habe bis Ende März Zeit. Was hab’ ich mir nur dabei gedacht, meinen Bachelor zu beenden und parallel das erste Semester des Masters zu studieren?
Rückblickend hatte ich echt Respekt vor dem Arbeitsaufwand. Das erste Mastersemester ist hinsichtlich der Veranstaltungen und Hausaufgaben das vollste. Es gab zehn Lehrveranstaltungen pro Woche, viele davon mit Anwesenheitspflicht. Zu jeder Woche mussten im Rahmen der Seminare Texte gelesen oder Arbeitsschritte vorgestellt werden. Wir durften, wie schon im Bachelor, eigenständig qualitativ forschen. Am meisten Spaß hatte ich an den Veranstaltungen zu quantitativen Methoden. Die Vorfreude auf den Vertiefungsbereich im Sommersemester ist groß!
Tja, und parallel lief noch mein Bachelorabschluss. Ich hatte quasi keine Weihnachtsferien, da ich mit dem Schreiben der Bachelorarbeit beginnen musste — Abgabe war ja schon Ende Januar! Gleichzeitig musste ich mich um das Beenden des Praktikumsmoduls kümmern und auch dafür noch den Bericht schreiben. Ich hatte noch nie so viele Aufgaben gleichzeitig neben meiner Arbeit und meinem Privatleben. Aber ich habe alles geschafft. Mitte März halte ich endlich meine Bachelorurkunde in den Händen.
Glücklicherweise ist es mir in dem Semester erstaunlich gut ergangen. Ich liebe Organisation und aufgrund der Doppelbelastung musste ich meinen Alltag gut durchstrukturieren. Diese Struktur gab mir in diesem Semester auch sehr viel Halt und Zufriedenheit. Auch meine Mädelsgruppe aus der Uni hat mir jede Woche den Unialltag versüßt. Trotzdem hätte ich gern noch etwas mehr Zeit für die Bachelorarbeit gehabt. Aber am Ende zählt eh die Masternote. Und um dieses Ziel zu erreichen, habe ich schon ein Viertel des Weges geschafft.
Aufgrund der zweisemestrigen Module habe ich dieses Semester zum Glück keine Prüfungsleistungen, die kann man sich nämlich legen, wie man möchte. Die nächsten Semester werden entspannter, da habe ich genug Zeit für meine Hausarbeiten. Nach dieser Hammer-Vorlesungszeit brauche ich eine lange, lange Pause. Und genug Raum, um mich an meinem ersten akademischen Abschluss zu erfreuen. Damals hätte ich nie gedacht, dass ich mal studiere. Als Mensch mit ADHS, chronischer Erkrankung und als Careleaver hätte ich mir das niemals vorstellen können. Und jetzt bin ich schon so weit gekommen! Ich bin so dankbar für das alles. Deshalb genieße ich auch jedes Semester an der Uni so gut es nur geht.