Modul 11: Projekt „Schulsozialarbeit“

(Ein Beitrag von Hannah, Nico und Pauline)

Dieser Blogeintrag ist in Zusammenhang mit unserem Projekt in Modul 11 entstanden. Wir haben uns mit der Kooperation von Lehrkräften und der Schulsozialarbeit beschäftigt und wie man diese durch Fortbildungen fördern könnte. Dafür haben wir Literatur recherchiert, zwei Interviews mit einer Lehrkraft und einer Schulsozialarbeiterin durchgeführt, sowie die Fortbildungsdatenbank in Berlin durchsucht und möchten unsere Ergebnisse gerne mit euch über diesen Blog teilen.


Förderung der Kooperation von Lehrkräften und Schulsozialarbeit in Fortbildungen

Wie nahezu alle haben wir unsere eigenen Schulerfahrungen mit einigen Krisen gehabt und andere dabei gesehen oder begleitet. Teilweise mit Schulsozialarbeit, teilweise ohne. Aber was uns allen klar ist: Das geht noch besser!

Also haben wir uns gefragt, wie die Schüler*innen besser aufgefangen werden könnten und haben dabei die Kooperation, speziell in Fortbildungen, von Schulsozialarbeit und Lehrkräften als wichtigen Gestaltungsraum gesehen. Und für wen ist das relevanter als für unseren Studiengang? Wir können später Fortbildungen durchführen, die Schulsozialarbeitenden werden oder bei einem Quereinstieg an der Tafel stehen. 

Allgemeines zur Kooperation in der Schule

„Ich weiß nicht, wie Schulen das früher gemacht haben ohne Schulsozialarbeit.”

Interdisziplinäre Kooperation zwischen Lehrkräften und Schulsozialarbeiter*innen soll in erster Linie den stressigen Schulalltag für alle Beteiligten entlasten. Während Lehrkräfte in dieser Unterstützung in erster Linie die Chance sehen, zu ihrem „Kerngeschäft“ der Wissensvermittlung zurückkehren zu können, sehen sozialpädagogische Fachkräfte ihre Aufgabe darin den Blickwinkel der Lehrkräfte von Schülerinnen und Schülern als Lernsubjekte auf die gesamte jugendliche Lebensrealität zu erweitern. 

Aber nicht nur das direkte Tagesgeschäft der Fachkräfte kann durch Zusammenarbeit positiv beeinflusst werden: Professionelle Kooperation ermöglicht Selbstreflexion eigener Kompetenzen und Grenzen, sowie persönliche Weiterqualifizierung, aber auch die Ausdifferenzierung und Reflexion der eigenen Organisation.

In der Praxis sieht das meistens leider anders aus. Oft fehlt die gegenseitige Anerkennung der beiden Berufsgruppen und es kommt zu Statuskämpfen. Unsere Interviewpartnerin, die als Sozialarbeiterin an einer Schule arbeitet, beschreibt ein Mindestmaß an Vertrauen als zentral für eine verlässliche Zusammenarbeit.

Auch beschreibt sie einen typischen Personalschlüssel, bei dem sie sich mit noch fünf weiteren Kolleg*innen als Team um die Schule kümmert, während die Lehrkräfte eher für sich allein arbeiten. Dies wird von der Literatur unterstützt, nachdem Kooperation für Lehrkräfte randständig ist und zusätzlichen (Zeit-)Aufwand bedeutet, während es für sozialpädagogische Fachkräfte bereits in der Ausbildung zu den Kernbereichen der eigenen Arbeit und auch Berufsidentität gehört. Problematisch ist neben der unterschiedlichen Gewichtung der Kooperationspartner auch der Kooperationsort Schule, welche als Organisation Abschottung und nebeneinander her arbeiten begünstigt.

Unrealistische Erwartungen an starke und vor allem schnelle Effekte, Konkurrenzdenken, unreflektierte Vorurteile und fehlendes Wissen über die andere Berufskultur stellen ebenfalls große Hürden der Kooperation dar.

Der aktuelle Stand in der Fortbildung?

Aktuell werden die Fortbildungen für Schulpersonal in Berlin primär durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie organisiert, sowie einzelne Akteur:innen auf Bezirksebene. Thematisch wird ein breites Spektrum von fachspezifischen Inhalten, wie Multiplikation im Mathematikunterricht, bis zu fachunspezifischen Inhalten, wie Achtsamkeit, Gewaltfreie Kommunikation oder der Umgang mit digitalen Medien angeboten.

Im zweiten Halbjahr des Schuljahres 2022/2023 wurden um die 2.500 Fortbildungen in Berlin angeboten. Hiervon beschäftigen sich 12 mit der Zusammenarbeit von Lehrkräften und der Schulsozialarbeit unter anderem in Themen wie Kinderschutz, wie auch die Schulsozialarbeiter*in im Interview berichtet hat, oder zum Umgang mit Mobbing. Auch deutschlandweit werden gemeinsame Fortbildungen für die Schulsozialarbeit und Lehrkräfte kaum angeboten. In der Forschung wurde angeregt, sich in gemeinsamen Fortbildungen zur Förderung der Kooperation insbesondere mit den Rollenvorstellungen und Aufgabenbereichen der verschiedenen Professionen auseinanderzusetzen, welche oft auch Ausgang für die Hürden der Kooperation sind. Gleichzeitig sollte darauf aufmerksam gemacht werden, wie die einzelnen Professionen in ihrem Handeln aufeinander angewiesen sind und sie sich durch Kooperation ihre eigene Arbeit erleichtern können. Gerade eine institutionalisierte Form des Austauschs ist sinnvoll, denn laut unserer Interviewpartnerin aus der Schulsozialarbeit geht Kooperation und allgemein Kommunikation „im Schulalltag leider eher unter oder kommt auch gern zu kurz“.

In Berlin gibt es aktuell zusätzlich ein Tandem-Fortbildungs-Programm. Hier können jeweils ein/e Schulsozialarbeitende/r und eine Lehrkraft gemeinsam an spezifisch für dieses Programm entwickelten Fortbildungen teilnehmen und so eine intensivere Zusammenarbeit, sowie ein Verständnis für die jeweiligen Professionen entwickeln. Die Teilnahme ist jedoch freiwillig. Auch gibt es laut der interviewten Lehrkraft wenig Raum, das gemeinsam erarbeitete Wissen an das Kollegium weiterzugeben.

Allgemein richten sich Fortbildungen hauptsächlich an Lehrkräfte, die mit einem Mindest-Stundenumfang verpflichtet sind, sich fortzubilden. Einhergehend sollen regelmäßig Gespräche zwischen der Schulleitung und den Lehrkräften stattfinden über Fortbildungsmöglichkeiten. Dies wird weiter  in den Erfahrungen unserer Interviewpartnerinnen deutlich. Während die Lehrkraft durch die Schule über aktuelle Fortbildungsangebote informiert wird, erfährt die/der Schulsozialarbeitende hauptsächlich eher zufällig über die Tandem-Partner*innen oder andere Lehrkräfte von den Angeboten. Die interviewte Lehrkraft fragt sich zurecht: “Warum sind die [Schulsozialarbeitenden] da jetzt nicht dabei?”.

Wie können wir diese Erkenntnisse nutzen?

Bis auf wenige Ausnahmen liegen Schüler*innen den Lehrkräften und Sozialarbeiter*innen am Herzen und sie möchten helfen, sind aber oft überfordert mit ihrem Alltag oder wissen einfach nicht, was es für Möglichkeiten gibt. Und was ist die Lösung? Natürlich gemeinsame Fortbildungen! 

Da es schon gemeinsame Fortbildungen gibt, haben wir aus Angebot, Literatur und Interviews zentrale Aspekte identifiziert, die verstärkt werden sollten.

  1. Austausch
    Neben den inhaltlichen Aspekten in Fortbildungen ist der Fakt, dass ein gemeinsamer Raum für Austausch geschaffen wird, essenziell. Wie in den Interviews und der Literatur ersichtlich wird, findet dieser Aspekt im Alltag wenig Raum. Durch Austausch können alle Seiten ihre Perspektive darlegen und von denen der anderen profitieren.


  2. Fortbildungen für Alle
    Die Fortbildungen für Lehrkräfte und Sozialarbeitende werden von verschiedenen Anbietern übernommen, was eine Hürde für gemeinsame Fortbildungen darstellt. Die Lehrerin im Interview fragte sich oft: „Warum sind die (Sozialarbeitenden) da jetzt nicht dabei?” Gerade für schulinterne Fortbildungen, hier sind alle Lehrkräfte einer Schule anwesend, bietet es sich an, diese an das gesamte schulische Personal zu richten. In der Schule unserer Interviewpartnerinnen wurde das in den schulinternen Fortbildungen zum Klassenrat umgesetzt und als große Bereicherung wahrgenommen.


  3. Kooperationsfortbildung
    Alle Beteiligten wünschen sich mehr und bessere Kooperation. Dies scheitert, wie Literatur und Interviews zeigen, anunreflektierten Vorurteilen, Unwissen um Unterstützungsmöglichkeiten, sowie praktische Abläufe und dem Arbeitsumfeld Schule. Dadurch wirkt Kooperation wie Mehraufwand.
    Um diesen Aspekten entgegenzuwirken, braucht es Fortbildungen, die sich praktisch mit der innerschulischen Kooperation beschäftigen. Diese Fortbildungen können Kooperation als Mehraufwand wandeln in eine großartige Ressource für Fachkräfte und Schüler*innen.

Stellt euch einen Schulalltag vor, in dem ein Lehrer nach einer anstrengenden Stunde kurz im Büro der jahrgangsverantwortlichen Sozialarbeiterin vorbeigeht und seine Probleme mit einigen Schüler*innen bespricht. Die Sozialarbeiterin kennt die Schüler*innen und kann ihre Lebenslage etwas schildern, wodurch die Lehrkraft empathisch auf ihre Bedürfnisse eingehen kann und mit weniger Frust durch die nächsten Unterrichtseinheiten geht. Wäre es nicht großartig, ein solches Umfeld mitzugestalten?


Falls du noch Gedanken oder Fragen hast, kannst du gerne einen Kommentar unterm Blog dalassen. Und falls wir dich neugierig gemacht haben, kannst du in die weiterführenden Quellen schauen.

Verwendete Literatur

Demmer, C., Heinrich, M., & Lübeck, A. (2017). Rollenklärung als zentrale Professionalisierungsherausforderung im Berufsfeld Schule angesichts von Inklusion. Zur gegenstandsorientierten Konzeption einer Lehrerfortbildung am Beispiel von Schulbegleitungen. Die deutsche Schule, 109(1), 28-42. https://doi.org/10.25656/01:25974

Kolbe, F., & Reh, S. (2008). Kooperation unter Pädagogen. In T. Coelen & H. Otto (Hrsg.), Grundbegriffe Ganztagsbildung. Das Handbuch (S. 799-808). VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Schindler, F., & Schindler, M. (Eds.). (2022). Wege der Kooperation im Kontext inklusiver Bildung. Verlag Julius Klinkhardt. https://doi.org/10.25656/01:24881

Thimm, K. (2008). Personelle Kooperation und Fortbildung. In T. Coelen & H. Otto (Hrsg.), Grundbegriffe Ganztagsbildung. Das Handbuch (S. 809-821). VS Verlag für Sozialwissenschaften.

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