Baue dir ein Argument

Ein Beitrag von Annett Wienmeister

Was sind Argumente?

Wenn wir argumentieren, wollen wir andere davon überzeugen, dass unsere Meinung wahr ist. Dafür brauchen wir gute Argumente, die über ein bloßes intuitives Bauchgefühl hinausgehen, damit andere die Gründe für unsere Überzeugung nachvollziehen und dazu Stellung nehmen können. Wie kommen wir aber jetzt von einer Meinung zu einem Argument? Wir müssen unsere Meinung begründen und das heißt, dass wir sie durch andere Aussagen – die Prämissen – stützen. Aus unserer Meinung wird dadurch eine begründete Aussage – die Konklusion. Ein Argument ist also eine Aneinanderreihung von Aussagen, von denen die Prämissen eine begründende Funktion für die Konklusion haben. Wenn wir ein Argument vorbringen, behaupten wir, dass die Aussage der Konklusion wahr ist, weil die Aussagen in den Prämissen wahr sind.

Ein Argument ist eine Aneinanderreihung von Aussagen, von denen die begründenden Aussagen (die Prämissen) eine andere Aussage (die Konklusion) begründen.

Prämissen und Konklusionen lassen sich in einem Text oder in einem Gespräch nicht immer auf den ersten Blick auseinanderhalten. Manchmal finden sich aber kleine Wörter, die eine Prämisse oder eine Konklusion ankündigen. Beispiele für Wörter, die eine Prämisse ankündigen sind z. B. die Wörter „weil“, „da“ und „aufgrund“. Konklusionen werden in einem Satz oftmals durch die Wörter „also“, „deshalb“, „folglich“ oder „demnach“ angezeigt.

In der folgenden Übung sind einige Überzeugungen aufgeführt, die jeweils durch eine Prämisse begründet werden. Kannst du herausfinden, welcher Teilsatz die Konklusion ist und welcher die Prämisse?

Man unterscheidet deskriptive und normative Aussagen, folglich auch deskriptive und normative Prämissen und Konklusionen. Deskriptive Aussagen sind beschreibende Aussagen, mit denen behauptet wird, dass etwas der Fall ist, so z. B. „Die Straße ist nass“. Normative Aussagen sind wertende Aussagen, mit denen behauptet wird, dass etwas der Fall sein soll oder auch nicht der Fall sein soll. Wertende Aussagen sind beispielsweise Behauptungen darüber, was gut oder schlecht ist oder was geboten oder verboten ist. Ein Beispiel wäre „Versprechen soll man halten.“

Mithilfe der Unterscheidung zwischen deskriptiven und normativen Aussagen kann man auch eine weitere wichtige Unterscheidung deutlich machen: die Unterscheidung zwischen deskriptiven und normativen Argumenten. Deskriptive Argumente enthalten ausschließlich beschreibende Aussagen. Ein beliebtes, einfaches Beispiel ist Folgendes: Wenn es regnet, wird die Straße nass (Prämisse 1). Es regnet (Prämisse 2). Also wird die Straße nass (Konklusion).  Moralische Argumente enthalten im Unterschied zu deskriptiven Argumenten mindestens eine normative Prämisse und eine normative Konklusion. Eine sehr gängige Form eines moralischen Arguments ist der sogenannte Praktische Syllogismus. Dieser besteht aus einer normativen Prämisse (dem sogenannten allgemeinen Obersatz), einer deskriptiven Prämisse (dem sogenannten Untersatz) und einer normativen Konklusion. Der Praktische Syllogismus sagt uns demzufolge, was wir tun sollen oder was gut für uns ist. Bei einem bekannten Philosophen aus der Antike mit dem Namen Aristoteles findet sich folgendes Beispiel – es ist in der sogenannten Standardform für die Rekonstruktion eines Arguments aufgeführt:

Beispiel für einen Praktischen Syllogismus 

  1. Alles Süße soll man genießen. (Prämisse 1, normativer, allgemeiner Obersatz)
  2. Dies hier ist süß. (Prämisse 2, deskriptiver Untersatz)
  3. Also soll man dieses Süße hier genießen. (Normative Konklusion)

Wichtig beim Praktischen Syllogismus ist, dass die normative Verbindlichkeit in der Konklusion nur folgt, wenn bereits der Obersatz einen normativen Gehalt hat. Ist dies nicht der Fall, wird nicht ersichtlich woher der normative Gehalt der Konklusion kommen soll. In diesem Fall läge ein Sein-Sollen-Fehlschluss vor (Näheres dazu findest du unter „Kritik an der Begründungsbeziehung“). Darüber hinaus lässt sich natürlich streiten, ob wir die Prämissen für wahr halten – ist es wirklich so, dass man alles Süße genießen soll? Ist das hier vor mir Liegende wirklich süß? Sollten die Prämissen nicht wahr sein, würde auch die normative Konklusion nicht folgen (schau dir dazu gerne den Beitrag „Kritik am Inhalt der Prämissen“ an).

Jetzt bist du dran – baue dein Bauchgefühl zu einem vollständigen Argument aus!

BefürwortungZurückhaltungAblehnung

Erinnere dich, für welche Ausgangsmeinung du dich auf der Seite „Höre auf dein Bauchgefühl“ entschieden hast. Wenn du noch nicht auf dieser Seite warst, schau zunächst dorthin. Vervollständige im Anschluss das Argument, welches zu deiner gewählten Meinung gehört, also „Das Argument zur befürwortenden Meinung“, „Das Argument zur zurückhaltenden Meinung“ oder „Das Argument zur ablehnenden Meinung“. Du kannst natürlich gerne auch alle drei Argumente vervollständigen.

Wunderbar – du hast deine Ausgangsmeinung zu einem vollständigen Argument ausgebaut! Jetzt kannst du dazu übergehen, das Argument kritisch zu prüfen. Ist es wirklich wahr, was in den Prämissen steht? Folgt die Konklusion tatsächlich? Auf der Seite „Hinterfrage dein Argument“ zeigen wir dir, wie das geht.