Die Sammel- und Speicherwut von Google scheint vielen immer bedrohlicher und beängstigend. In einem sehr interessanten Interwiew, erläutert der US-Soziologe Richard Sennet die Rolle des Staates im Kontext dieses Auflösens von Privatheit.
Ich glaube, dass die Privatsphäre immer größer wird, weil die Leute gern Dinge öffentlich machen, die sie vorher für sich behalten haben. Das erleichtert es, noch mehr Daten anzuhäufen: Aber die treibende Kraft hinter der Datensammelwut ist nicht das Internet oder Google, sondern der Staat. Dahinter steckt eine neue Art von Regierungsmentalität. Dieser Staat übt Macht durch Partikularismus aus, in dem er so viel wie möglich über die Individuen weiß, die er regiert.
Google und Staat sind in seiner Analyse nicht zu trennen. Google ist nicht die Ursache, Google ist das Werkzeug.
Dabei ist der Kultursoziologe nicht grundsätzlich gegen das Internet. Tatsächlich beschreibt er das Netz als „unsere Zukunft“. Teenager schaffen sich dort sozialen Raum, Mensch-Maschine-Kommunikation eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Wir müssen nur lernen damit umzugehen.
Ich bin grundsätzlich optimistisch, was die zukünftige Nutzung des Internets angeht. In der Technikgeschichte gibt es immer eine Krise, wenn eine neue Maschine kommt. Denn die Maschine existiert, bevor die Menschen wissen, wie man sie gut nutzt. Mit den Computern geht es uns so, wie unseren Vorfahren in der Renaissance, die auf den gerade erfundenen doppelten Sextanten schauten. Mit dem kann man im Himmel navigieren, aber die Leute brauchten lange, um das herauszufinden.
(Quelle: SPON)