Am 20. Juni unternahmen wir eine Exkursion in ein japanisches Nudelrestaurant in Neukölln. Als Kunden bestellten wir zunächst Nudelsuppe und beobachteten aus der Kundenperspektive Abläufe im Restaurant. Jede(r) Studierende erhielt eine Fragestellung, die durch Beobachtung beantwortet werden sollte. Zu den Aufgaben gehörten z.B. herauszufinden, wie Kund*innen und Mitarbeiter*innen im Restaurant miteinander interagieren, welche Arbeitsabläufe von den Mitarbeiter*innen ausgeführt werden, welche Arbeitsteilung es gibt, wie die Kommunikation zwischen den Mitarbeiter*innen funktioniert oder welche Japanbezüge im Restaurant sichtbar sind. Darüber hinaus sollten die Studierenden darüber reflektieren, welche Informationen durch Beobachtung aus der Kundenperspektive überhaupt erhoben werden können.
Das Nudelrestaurant ist, abgesehen von seinem Namen und dem Speisenangebot, kaum als japanisch zu erkennen. Nach einem Umbau vor einem Jahr gibt es kaum noch Japanbezüge in der Einrichtung oder der Beschriftung von Speisekarten und Schildern. Das Interieur ist schlicht und modern, lediglich eine Winkekatze (maneki-neko) und ein japanischer Schriftzug an der Wand weisen auf Japan hin. Speisekarten und Hinweisschilder sind in deutscher und englischer Sprache verfasst, die Kunden kommen aus aller Welt. Da es sich um ein Selbstbedienungsrestaurant handelt, findet nur minimale Kommunikation zwischen Mitarbeiter*innen und Kund*innen statt. Der chinesische Besitzer betreibt eine weitere japanische Kneipe mit Restaurant in Mitte und ein koreanisches Barbecue-Restaurant – ebenfalls in Neukölln. In seinen Restaurants arbeiten europäische, japanische und koreanische Bedienungen und Köche und – wie in der Gastronomie in Berlin häufig üblich – kümmern sich afrikanisch-stämmige Küchenhilfen um das Geschirr und den Abfall. Die frischen Zutaten werden von einem türkischen Gemüsehändler geliefert. Die Mitarbeiter*innen kommunizieren hauptsächlich auf Englisch. Drei der vier Restaurants werden explizit als japanisch beworben und die angebotenen Speisen gibt es meist auch in Japan. Eine ehemalige Mitarbeiterin erzählte mir in einem Interview im vergangenen Jahr, dass die japanischen Köche nicht immer glücklich mit dem Geschmack der Suppen seien, da sie zu viel Sojasoße und Salz enthielten, um den Erwartungen der Kunden zu entsprechen.
Da zeitgleich mit unserer Exkursion das Fußball-WM-Spiel Japan gegen Kolumbien stattfand, hatten sich einige Japaner*innen vor dem Bildschirm vor dem Restaurant versammelt. Damit handelte es sich wohl um eine Ausnahmesituation, die wir im Unterricht methodisch reflektieren werden. Auch die Studierenden waren vom erfreulichen Spielverlauf mitunter abgelenkt 😉