von Olivia Kühnemann
Im Rahmen des Seminars Methoden und Arbeitstechniken der Sozialwissenschaften der Japanologie führten wir teilnehmende Beobachtungen in einem japanischen Restaurant auf der Kantstraße durch. Meine letzte Japanreise war noch nicht lange her und ich sehnte mich nach dem Genuss japanischer Küche. Es war für mich außerdem der erste Besuch in diesem Lokal und so betrat ich neugierig und erwartungsvoll gemeinsam mit meinen beiden Kommilitonen das Restaurant. Schon beim Betreten wehte uns eine angenehme kühle Brise einer Klimaanlage entgegen, die an diesem heißen Sommertag äußerst willkommen war. Die japanische Einrichtung fiel mir direkt ins Auge: viele Holzelemente, japanische ukiyo-e und die gedämpfte Beleuchtung schufen eine ruhige und einladende Stimmung. Gemeinsam mit meinen Kommilitonen fanden wir uns an einem Tisch im hinteren Bereich des Restaurants wieder und legten unsere Notizbücher auf dem Tisch ab. In Ruhe betrachteten wir die Einrichtung des Etablissements und blätterten das lange Menü durch. Das Speiseangebot war sehr vielfältig, u.a. wurden sashimi, sushi, rāmen, teishoku, karaage, gyōza, udon und vereinzelte vegetarische Gerichte angeboten. Wir bestellten alle drei unterschiedliche Gerichte.
Exkursion in ein japanisches Restaurant auf der Kantstraße
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Ich entschied mich für ein vegetarisches Gericht. Während wir auf das Essen warteten, hatten wir genügend Zeit das Geschehen zu beobachten. Wie auch der Eingangsbereich des Restaurants war auch der hinterer Raum mit zahlreichen japanischen Bildern und Elementen dekoriert. Neben den anfangs erwähnten ukiyo-e fanden sich hier auch ein japanischer Schirm und eine Nō-Theater- Maske. Mir fiel die leise angenehme Jazz Musik auf, die im Hintergrund lief. Die Interaktionen zwischen dem Personal waren aufgrund unserer Platzwahl im hinteren Bereich des Restaurants nur schlecht zu beobachten. Meine Kommilitonen und ich machten uns eifrig Notizen. Zwischendurch konnten wir die Bedienung beobachten, die von unserem Handeln ein wenig irritiert zu sein schien. Vermutlich hielt sie uns für Restaurant-Kritiker.
Nach einiger Zeit wurde unser Essen serviert. Mein kushikatsu bentō wurde auf einem Tablett in unterschiedlichen Schüsseln und Behältern präsentiert. Das frittierte Gemüse war in einer Kammer einer viereckigen Box. In den beiden anderen Kammern waren Salat und eingelegtes Gemüse. Zusätzlich gab es eine Schale mit Miso-Suppe und eine Schale mit weißem Reis. Während wir aßen, erschienen weitere Kunden, darunter eine größere Gruppe, die sich an einen Tisch gegenüber von uns setzten. Neben dieser Gruppe saßen im hinteren Bereich zwei Paare, die jeweils Sushi und Bentō Boxen aßen.
Im Vergleich zu einer Beobachtung allein, erregten wir als Gruppe deutlich mehr Aufmerksamkeit, so dass wir von der Bedienung ein wenig mit Skepsis wahrgenommen wurden. Jedoch hatten wir auf diese Möglichkeiten und auszutauschen und auf verschiedene Dinge aufmerksam zu machen. Die teilnehmende Beobachtung in der Rolle des Gastes bereitete mit großer Freude und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung. Ich bin bereits gespannt auf die nächste Beobachtung im Rahmen des Abschlussprojekts.
*Olivia Kühnemann studiert im Masterstudiengang Japanologie an der Freien Universität Berlin.