Mexikanerin mit Berliner Herz

Samanta Leiva hat in Berlin zu sich selbst gefunden

von Katherine A. Boy Skipsey

Die Mexikanerin Samanta Leiva kam vor sechs Jahren nach Berlin, um ihre Freiheit zu suchen und fand hier ihre Kunst: die Malerei. Die 21-Jährige kommt aus Mexiko-Stadt. Schon seit ihrer Kindheit wollte sie malen und zeichnen, aber zwischen Schularbeit und Haushaltspflichten konnte sie nicht genug Zeit für das Malen finden. Als sie 15 Jahre alt war, kam sie mit einem Schüleraustausch nach Berlin. Sie blieb sechs Monate und hat hier eine neue Welt der Kultur entdeckt. Sie war fasziniert von den Leuten, die sich für Kunst interessierten, und so wusste sie, dass die Kunst ihre Zukunft sein musste.

Als sie zurück nach Mexiko kam, fing sie an, Kulturveranstaltungen für jüngere Mitschüler zu organisieren. Sie wollte ihnen die Möglichkeit bieten, ihre künstlerischen Fähigkeiten zu entdecken. Etwas, dass sie nie hatte, weil sich die Schule nur um Wissenschaft drehte.

Nach ihrem Schulabschluss plante Leiva eine Reise nach Oaxaca-Stadt. Oaxaca liegt im Süden Mexikos, wo ihre Grosseltern wohnen. Sie blieb dort für sechs Monate und konzentrierte sich zum ersten Mal im Leben nur auf die Malerei. Sie begann in einem italienischen Restaurant als Kellnerin zu arbeiten, wo sie den Maler Juan Acázar kennenlernte. Er bot ihr eine Arbeitstelle an in seiner Druckwerkstatt, wo sie viel von Meister Acázar lernte. Unter anderem, dass man strikte Diziplin, Opferbereitschaft und Kraft braucht, um eine Künstlerin zu werden.

Der nächste Schritt in ihrer Karriere sollte sie an eine Kunstuniversität führen. Für Leiva gab es nur eine Möglichkeit: die Universität der Künste UdK in Berlin. Wie immer unterstützten ihre Eltern Leivas Entscheidung und ermöglichten ihr eine Reise, die sie länger als jemals zuvor in ein entferntes Land bringen sollte.

Leivas Familie hat immer an sie geglaubt. Ihr älterer Bruder, der an infantiler Zerebralparese leidet und damit von jeder eigenen Entscheidung ausgeschlossen ist, werde immer eine Schlüsselrolle für ihre Zukunft und ihre Kunst spielen, sagt sie. Er sei eine Quelle der Inspiration und Liebe.

Im Oktober 2008 packte Leiva ihre Sachen und flog nach Berlin. Sie überstand hier einen harten Winter. Aber durch die warmen und farbigen Erinnerungen an ihre Heimat hat sie Inspiration für ihre Mappe zur UdK-Zulassung gefunden.
Im März 2009 war sie fertig mit dieser Mappe und wurde kurz darauf an der Universität aufgenommen. Mittlerweile studiert Leiva schon ein Jahr an der UDK und in diesem Sommer hat sie ihre erste Ausstellung an der Universität. Ihre Bild-Kollektion enthält sechs Bilder, von denen drei durch Migration inspiriert sind.

?: Wieso wurde das Thema Migration eine Quelle der Inspiration für Deine Bilder?
!: Ich bin weit weg von meiner Heimat. Trotzdem kommen von dort meine stärksten Gefühle. Sie machen was ich bin und was mir am wichtigsten ist: Die Hoffnung im Alltag. Die versuche ich immer in meine Stärken einzubinden. Die Menschen aus Mexiko, die aus verschiedenen Gründen das Land verlassen müssen, werden von einer unsichtbaren Kraft geleitet, etwas, das durch die Not in ihrem eigenen Leben erst entdeckt wird und bis zum Ende bleibt. Auch den Impuls, im jetzigen Tag zu bleiben, versuche ich in meinem Leben und durch meine Kunst auszudrücken.

?: Wie hast Du Deine Gedanken und Gefühle über Migration in Deinen Bildern ausgedrückt?
!: Zwei Bilder gehen um Dinge, die mich persönlich betreffen. Meine Familie emigrierte nach New Jersey, und genau diese Bilder waren für mich eine Art Auseinandersetzung mit der Geschichte meiner Familie. Die Farben, die ich gewählt hatte, sind Farben die man in der mexikanischen Landschaft sehen kann. Auf jedem Fall sind sie verbunden mit Emotionen der Atmosphäre, die anscheinend bunt aussehen und die menschliche Qualität der Mexikaner beschreiben. Trotzdem gibt es einen dunkleren Hintergrund, der die eigentlich schwere und gefährliche Situation der Migration beschreibt.

?: Welche Wirkung haben Deine Bilder auf Dein Publikum?
!: Die Farben und Symbole in meinen Bildern erzählen eine Geschichte, eine Geschichte die man erzählen muss! Auch Leute, die nicht viel über Migration wissen, haben ein Gefühl von einem Leben in Trennung und dem Streben, irgendwo hinkommen zu wollen, wenn sie meine Bilder sehen. Das entspricht der Reise von Emigranten und auch von mir selbst.

?: Wie siehst Du Dich selbst in der Zukunft und was hoffst Du für Dein Leben?
!: Ni idea! (Sie lacht herzhaft auf.) Ich weiß, dass ich die ganze Welt bereisen will, um Ausstellungen zu haben. Ich will von meiner Kunst leben. Ich hoffe, ich kann mich immer weiter entwickeln und jeden Tag neue Impulse finden.

Die Autorin

Katherine A. Boy Skipsey kommt aus Mexiko Stadt. Dort hat sie ihre Schulausbildung an der Deutschen Schule „Alexander von Humboldt“ gemacht. Vor zwei Jahren zog sie nach Louisiana, U.S.A., wo sie PR, Business und Theater an der Louisiana State University studiert. Nach ihrer Ausbildung möchte sie gern in den USA arbeiten, einen Master in Europa absolvieren und eventuell nach Mexiko zurückgehen, um Politik Nachrichten zu machen.

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