Wie Klaus Roth vom Institut abserviert wird

Vor einigen Tagen lief eine E-Mail über die einschlägigen studentischen Verteiler, die einen weiteren Tiefpunkt in Sachen Umgang mit kritischen WissenschaftlerInnen an der FU beschrieb. Dieses Mal geht es um Klaus Roth, der bis letztes Semester den Bereich Politische Ideengeschichte am OSI betreute und seit Sommer 2006 mit einer Gastprofessur die vakante Stelle in diesem Bereich vertrat. „Moment mal,“ werden sich manche jetzt fragen, „bis letztes Semester?!?“ Leider ja, denn der Kanzler der FU, Herr Lange, hat auf Anweisung des Präsidialamtes verfügt dass die Gastprofessur nicht mehr vom Präsidium bezahlt wird. Das OSI hat sich, noch unter dem alten Geschäftsführenden Direktor Peter Massing, natürlich mit dieser Vorgabe abgefunden. Ob und mit wieviel Nachdruck Widerspruch eingelegt wurde, ist leider nicht bekannt. Ebenso unklar ist die Motivation des Präsidiums. Lange soll jedoch dem OSI vorgeschlagen haben, die Gastprofessur doch über die Mittel des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften zu bezahlen; der Fachbereich PolSoz ist zwar angeblich der reichste Fachbereich der FU, ist aber dennoch hoch verschuldet und gerade das OSI versucht seit gut eineinhalb Jahren beharrlich, Überhangstellen abzubauen (siehe bspw. hier). Dementsprechend wurde daraus natürlich nichts. Als einziges „Entgegenkommen“ gegenüber Roth bot die Institutsleitung ihm an, seine bisherige Arbeit auf Basis besoldeter Lehraufträge weiterzumachen – dafür gibt es allerdings nur noch ein Drittel so viel Geld wie für die (ohnehin nicht üppig bezahlte) Gastprofessur. Roth lehnte dieses Angebot denn auch als „sittenwidrig“ ab. Ein kleiner Trost für seine (ehemaligen) Studierenden: Roth übernimmt weiter die bereits zugesagten Betreuungen aus vergangenen Semestern – Diplom- und B.A.-Prüfungen, Hausarbeits- und Klausurenkorrektur usw.
Nach dieser – völlig richtigen – Entscheidung sieht es nun noch einmal düsterer für die Politische Ideengeschichte aus, als ohnehin schon. Zum einen entfallen natürlich die Lehrveranstaltungen, die Roth im Sommersemester angeboten hätte. Zum anderen hat der Bereich Politische Ideengeschichte nun vorerst keinen prüfungs- und damit betreuungsberechtigten (Gast-)Professor mehr an der Spitze. Hauptseminare, Projektkurse und die darin geschriebenen Arbeiten dürfen aber nur Lehrenden mit Habilitation durchgeführt bzw. bewertet werden (anders als Proseminare, wo eine Promotion reicht). So betrifft der Weggang von Roth vermutlich mehr Veranstaltungen, als nur die von ihm selbst angebotenen. Es sei denn, aber hier betreten wir das Reich der Spekulation, ein anderer Professor übernimmt die Betreuung für Veranstaltungen und Notenvergabe im Modul Ideengeschichte. Bernd Ladwig würde sich hier natürlich wegen fachlicher „Nähe“ anbieten, ausserdem hat er schon mehrmals erwähnt dass er bereit wäre die Ideengeschichte mit zu betreuen. Das könnte – Betonung auf dem Konjunktiv – letzten Endes dazu führen, dass die Ideengeschichte entweder jetzt oder nach dem Auslaufen der neu eingerichteten Juniorprofessur doch komplett abgewickelt wird.

Was tun?

Diese Frage stellte sich schon Lenin, eindeutig beantworten können wir sie aber natürlich auch nicht. Allerdings gibt es mehrere Möglichkeiten: die politische Situation am Fachbereich und am Institut hat sich seit den Wahlen zu den akademischen Gremien deutlich verschoben. Das neue Dekanat und die neue Institutsleitung könnten durchaus bereit sein, das komplette Verfahren um den neuen Strukturplan (einer von vielen Artikeln dazu: hier) neu aufzurollen und der Ideengeschichte wieder zu mehr Gewicht zu verhelfen. Darauf verlassen sollten wir uns allerdings nicht. Und von allein passiert da sowieso nichts – deshalb wird es wohl darauf hinauslaufen (müssen), dass wir als Studierende wieder einmal selbst aktiv werden, ausserhalb der Gremien. In diesem speziellen Fall stehen auch die Chancen nicht schlecht, Unterstützung von anderen Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, PrivatdozentInnen und anderen Lehrenden zu erhalten.

Unsere Solidarität gilt in jedem Fall zunächst einmal Klaus Roth, dem ab Beginn des Sommersemesters (1. April) nur noch der Weg zum Arbeitsamt bleibt.

4 Gedanken zu „Wie Klaus Roth vom Institut abserviert wird“

  1. Es betrifft leider alle Fachbereiche, da gibt es eine Neuregelung des Präsidiums zu Gastprofessuren. Letztere werden nun, wohl unabhängig von der Person, nicht mehr „zentral“ finanziert…

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