In winterlicher Atmosphäre – inklusive Schneetreiben – tagte heute der Institutsrat (IR) des OSI. Ein letztes Mal vor den Weihnachtsferien und, je nachdem wann die erste, konstituierende Sitzung nach den Wahlen stattfindet, auch eines der letzten Male in der Besetzung der letzten zwei Jahre. Den Vorsitz führte ein weiteres Mal Prof. Ladwig in Vertretung, wobei das Gerücht ohnehin bereits umgeht, dass Ladwig auch der nächste geschäftsführende Direktor (gD) des OSI sein könnte.
Doch genug der nostalgischen Rückschau, des Vorweihnachts-Blues und der Spekulationen! Die heutige Sitzung war, wenn auch nicht besonders kontrovers, so doch immerhin aufschlussreich: so wurde etwa bekannt, dass das OSI in diesem Jahr mit einem Haushaltsüberschuss in den Jahreswechsel geht – ein Umstand, an den sich zumindest der Verfasser dieser Zeilen in seiner bisherigen IR-Besuchszeit nicht erinnern kann. Des weiteren erhält Sabine von Oppeln den mit immerhin 3000,- Euro dotierten 3. Preis des DAAD für die Ausgestaltung des deutsch-französischen Doppelmasters am OSI und der Pariser Sciences Po. Wir gratulieren selbstverständlich.
Des weiteren wurde im IR angekündigt, dass der nächste Institutstag am OSI – so es denn einen gibt – anders organisiert werden soll, mit größerer Beteiligung anderer Statusgruppen.
Verwaltungsaufwand vs. Optionenvielfalt – der „Normaldurchgang“ des Diploms soll abgeschafft werden
Im ersten größeren inhaltlichen Tagesordnungspunkt ging es um die vom Prüfungsausschuss beschlossene Abschaffung des so genannten „Normaldurchgangs“ im Diplomprüfungsverfahren. Dafür hatte sich extra Fr. Stelter vom Prüfungsbüro und -ausschuss in die Sitzung begeben, um dem Gremium Rede und Antwort zu stehen.
Vielleicht kurz zur Erläuterung: der Normaldurchgang des Diplomprüfungsverfahren lässt den Prüfungsaspirant_innen derzeit etwas mehr als 12 Monate Zeit zwischen Anmeldung und mündlicher Abschlussprüfung. Bei einer Anmeldung im Sommersemester (ca. Mitte Mai) wird die mündliche Prüfung also im Juni des Folgejahres abgelegt, die schriftliche Arbeit muss nach vier Monaten bis Mitte Februar fertig sein. Darüber hinaus gibt es noch den „kurzen“ Durchgang: meldet mensch sich hier beispielsweise im Wintersemester an (Mitte November), hat mensch anschließend ebenfalls vier Monate Zeit, die Diplomarbeit zu schreiben (bis Ende März). Die Vorbereitungszeit für die mündliche Prüfung beträgt dann nurmehr gut zwei Monate, so dass diese ebenfalls im Juni abgelegt wird.
Fr. Stelter referierte nun, dass mittlerweile ohnehin eine Mehrheit der Studierenden den kurzen Durchgang wählt (Zitat: „mindestens 60% machen das“), und dass darüber hinaus viele von denen, die sich für den Normaldurchgang anmelden, diesen vor der Verteilung der Diplomarbeitsthemen (= Beginn der Bearbeitungszeit) wieder abbrechen, nur um sich etwas später doch noch zum kurzen Durchgang anzumelden. Diese Vorgehensweise belaste das Prüfungsbüro mit unnötigem Verwaltungsaufwand. Im letzten Diplomverfahren hätten demnach wohl nur 10% der Studierenden nach dem Normaldurchgang ihre Prüfung abgelegt. Da die Zeit zwischen Anmeldung und Themenvergabe im langen Durchgang hauptsächlich für vorbereitende Arbeitenden genutzt wird – etwa um Scheine aufzutreiben und nachzureichen, ein Prüfungsthema einzureichen, sich um Praktikumsscheine o.ä. zu kümmern – sei dafür keine formale Anmeldung nötig. Daher sei auch, so Stelter weiter, der Kurzdurchgang ausreichend.
Zur darauf folgenden Diskussion muss gesagt werden, dass die Entscheidung des Prüfungsausschusses ohnehin bereits feststand, und der Institutsrat allenfalls Empfehlungen in Richtung dieses Gremiums aussprechen kann. Die Studierendenvertreter von der FSI und der Juso-Hochschulgruppe ließen das Argument des gesteigerten Verwaltungsaufwands nicht gelten, und verwiesen darauf, dass eine möglichst große Flexibilität und viele Optionen bei der Ausgestaltung des Studienverlaufs immer die studierendenfreundlichste Lösung sind. Die lange Zeit vor der mündlichen Prüfung beim Normaldurchgang könne mensch auch sinnvoll nutzen, etwa zur Berufsorientierung; hier entgegnete Bernd Ladwig, dass der Umfang der mündlichen Prüfung der aktuellen Diplomprüfungsordnungen bereits um die Hälfte verkleinert worden wäre. Die ebenfalls von den Studis vorgetragene Sorge, dass hier ein erster Schritt zur Prekarisierung des Diploms vollzogen wurde, konnte Fr. Stelter mit einer klaren Ansage entgegentreten: „Da wird nie der Hammer fallen.“ – Gute Aussichten also für alle would-be-Langzeitstudis…
Die Vertreter_innen des Prüfungsausschusses, die heute anwesend waren – neben Fr. Stelter noch Bernd Ladwig und Tanja Börzel – sicherten ebenfalls zu, „Härtefalle“ stets wohlwollend zu prüfen und bei Studierenden, denen durch die ausschließliche Möglichkeit des kurzen Durchgangs tatsächlich Nachteile entstehen (auf wen dies zutrifft: einfach eine Mail an fsiosi@web.de schicken), gegebenenfalls den Normaldurchgang wieder einzuführen. Ein Antrag der Studierenden, dass der IR dem Prüfungsausschuss die Beibehaltung des Normaldurchgangs empfiehlt, wurde dennoch abgelehnt.
Verteilungskämpfe light
Zuletzt ging es noch um die Ausstattung von Hochschullehrer_innen mit studentischen Hilfskräften, im konkreten Fall um Juniorprofessuren, die keine eigene Ausstattung haben. Das Dekanat hat beschlossen, dass jede_r Stelleninhaber_in am Fachbereich mindestens eine Hilfskraft bekommen soll. Doch bereits jetzt ist absehbar, dass dafür nicht genug Geld vorhanden sein wird. Es ging also um eine Prioritätensetzung. Während Bernd Ladwig, auch aus eigener Erfahrung, für eine Mindestausstattung eines jeden Arbeitsbereichs (etwa „System der BRD“, „Ideengeschichte“, etc.) plädierte, vertraten die Wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen im IR die Auffassung, dass Juniorprofessor_innen allgemein einen vorrangigen Anspruch auf Hilfskräfte haben. Als Begründung gaben sie an, dass diese Stellen schließlich für eine eigenständige wissenschaftliche Qualifizierung gedacht sind und folglich auch bei gut ausgestatteten Arbeitsbereichen nicht von der Gnade bzw. dem Geldbeutel des/der „Hauptstelleninhaber_in“ abhängen sollten. Bernd Ladwig konterte, dass die Situation in Bereichen wie etwa der Ideengeschichte ungleich prekärer sei und er selbst als Juniorprofessor für Moderne Politische Theorie de facto einen ganzen Pflichtstudienbereichen koordinieren musste. In solchen Fällen sei eine Hilfskraft mehr als willkommen.
Dazu kommt die geltende Beschlusslage des Instituts- und Fachbereichsrats, wonach Juniorprofessuren, die an Arbeitsbereichen – etwa die für Fr. Sprungk im Bereich „Europäische Integration – geschaffen wurden, dem OSI und dem Fachbereich keine zusätzlichen Kosten verursachen dürfen. Tanja Börzel, Haushaltsbeauftragte des OSI, betonte mehrmals, dass mensch sich daran halten müsse. Für das „jeder Stelle eine Hilfskraft“-Konzept des Dekanats gibt es derzeit noch kein Finanzierungsmodell, deshalb war eine abschließende Diskussion über die Prioritätensetzung bei diesen Stellenvergaben heute auch nicht möglich.
Verglichen mit Zeiten, in denen sich die Mitglieder des Institutsrats gerade bei solchen Verteilungsdiskussionen aufs Heftigste anbrüllten, unterbrachen und sich gegenseitig die Kompetenz absprachen, war die heutige Diskussion fast schon mustergültig konstruktiv. Die Adventszeit ist halt doch eine Zeit der besinnlichen Einkehr – auch am OSI.