Vergangenen Mittwoch, am 20.4., fand die erste Fachbereichsrats-(FBR-)sitzung im Sommersemester statt. Es war die zweite in neuer Besetzung, und hier sollte nun endlich ein für alle Statusgruppen halbwegs akzeptables Dekanat gewählt werden. Dieses Vorhaben scheiterte schließlich am Posten des Studiendekans.
Nach der Abwendung eines Dekanats Gerhards im Februar, traf sich der Fachbereichsrat erneut zur konstituierenden Sitzung und zur Wahl des Dekanats. Als Dekanin gewählt mit zwei Gegenstimmen wurde Birgitt Röttger-Rössler. Sie ist Professorin und Geschäftsführende Direktorin am Institut für Ethnologie. Alexander Görke, Professor für Wissenskommunikation/Wissenschaftsjournalismus am Institut für Publizistik, wurde als Forschungsdekan gewählt. Ingo Peters, ständiger wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Arbeitsstelle für Transnationale Beziehungen, Außen- und Sicherheitspolitik wurde als Studiendekan gewählt, allerdings nicht von den studentischen FBR-Mitgliedern. Die Ignoranz der Beteiligten gegenüber den studentischen Bedenken bzgl. der Eignung des Bewerbers sowie ihr Sperren gegen eine Verschiebung der Wahl des Studiendekans sind Frechheiten, die klare Worte fordern.
Peters Vorstellung: Türen in Studinasen schlagen
Schon Peters Vorstellung entsprach eher einer Ent- anstatt einer Bewerbung. Neben seiner offen mitgeteilten, vollkommenen Verweigerung gegenüber jeglicher Bachelor-Reform in seiner Amtszeit (weder mit noch ohne den Vierjahresbachelor) und seiner geringen Bereitschaft Zeit für den Dekanatsposten zu opfern, sprach er den gewählten studentischen Mitgliedern jegliche Repräsentationsfunktion ab. Er deklarierte offen, er definiere die studentischen Interessen anders als die studentischen Vertreter_innen und tue den Studierenden mit seiner Opposition gegen die studentische Vertreter_innen einen Gefallen. Wie dieser „Gefallen“ aussehen könnte, wurde nicht mal ansatzweise deutlich – auf die wiederholte Frage, was er denn in dem Amt überhaupt wolle, kamen immer wieder nur Antworten, was mit ihm alles „nicht zu machen“ sei. Das einzige Thema, bei dem er erstaunlich konkret wurde, war ausgerechnet das der Studiengebühren: die mehreren tausend Euro, die Studis in dem von ihm betreuten „European & Transatlantic Master“ bezahlen, seien absolut gerechtfertigt. Und auch die allgemeine Verwaltungsgebühr/Semesterticketpauschale in Höhe von ca. 250 € für alle FU-Studis findet der selbsternannte Studierendenversteher Peters in Ordnung. Ein Glück, dass er wenigstens bei diesem Thema als Prodekan eines einzigen Fachbereichs wenig Schaden anrichten kann.
Mit Peters Bewerbung der zuknallenden Türen und Anmaßungen hat dieser sich für die studentischen Mitglieder unwählbar gemacht und dem neuen Dekanat einen Fehlstart beschert.
Die während der FBR-Sitzung deutlich gewordene Alternativlosigkeit (kein FBR-Mitglied erklärte sich bereit, gegen Peters zu kandidieren) ist unter anderem eine produzierte. Klaus Roths Bereitschaft, das Amt des Studiendekans zu übernehmen war, angesichts eines blockierenden Präsidiums, folgenlos. Das Ausschlagen unseres Vorschlags zur Verschiebung der Wahl zur weiteren Kandidatensuche und das knallharte Überstimmen der Studierenden bei der Wahl des Studiendekans zeigt, wie wenig studentische Stimmen am OSI zählen. Dagegen verliefen die Bewerbungen von Röttger-Rössler und Görke sehr viel friedlicher. Die beiden erklärten ihre Bereitschaft, für das Dekanat zu kandidieren, nicht aus ihrem Willen zum Amt, sondern aus der vertrackten Situation heraus, dass ein FBR ohne Dekanat drohte. Die FBR-Mitglieder traten ihnen auch deswegen mit Wohlwollen gegenüber und balancierten ihre Fragen mit Vertrauensbekundungen aus.
Ein Dekanat Röttger-Rössler, Görke, Peters – Perspektiven
Zu Anfang ihrer Vorstellung machte Röttger-Rössler deutlich, dass sie sich in die Tradition des vorherigen Dekanats Beck stellen will: Transparenz, „Neutralität“ und Pragmatismus sollen die Arbeit ihres Dekanats charakterisieren. Zu diesem Zweck möchte sie die Treffen des Dekanates mit den geschäftsführenden Direktor_innen der Institute und auch die regelmäßigen Treffen des Dekanates mit den Studierenden beibehalten. Brose machte deutlich, dass das Dekanat bereits über eine gut funktionierende Fachbereichsverwaltung verfügt, die auch ohne eine ständige Präsenz der Dekanin handlungsfähig ist. Bezüglich der „politischen Kultur“ am Fachbereich meinte Röttger-Rössler unter allgemeinem Gelächter, dass sie ihre Zeit nicht darauf verwenden wird „Leichen aus Kellern auszugraben“, sondern dafür zu sorgen, „dass keine neuen dazukommen“. Auch in dieser Legislaturperiode wird somit das Geheimnis der individuellen Zielvereinbarungen wohl nicht gelüftet. Um Studis weiter in die Forschung miteinzubeziehen stellt sich Röttger-Rössler „Summer Schools“ und Hospitanzen vor. Zur weiteren Positionierung des Fachbereichs, meinte Röttger-Rössler, strebe sie mehr themengebundene „Bündelung“ der Disziplinen an. Görke bemerkte, dass das Projekt „Forschungscampus Dahlem“ innerhalb des neuen Strategiekonzeptes der FU fast nur technische Cluster führt. Um dem Fachbereich mehr Gelder zu bescheren möchte er, dass auch Sozialwissenschaftler_innen an diesen Clustern teilhaben und ihre Fragestellungen bspw. an der Nanotechnologie ausrichten.
So steht am Ende der FBR mit einem Dekanat da, welches einige diffuse Pläne hat, aber vor allem aufgrund der Wahl von Peters zum Studiendekan mit einem Legitimationsproblem zu kämpfen haben wird. Das Ausblenden studentischer Interessen gerade bei der Wahl des Studiendekans stinkt zum Himmel. Mit der Einbeziehung studentischer Interessen hat das nichts und mit universitärer Demokratie noch weniger zu tun. Die Profs, SoMis und einige WiMis haben sich dazu entschlossen, den Boden für die Zusammenarbeit der Studierenden mit dem Dekanat schon zu Anfang zu vergiften. Wie wir weiter damit umgehen, müssen wir uns jetzt überlegen.
Trotz dieses großen Mankos ist die Abwendung eines klüngelnden und Ränkeschmiedenden Dekanats à la Riedmüller aller Voraussicht nach gelungen. Röttger-Rössler als von außen kommende Dekanin, Görke und Peters, auf die Risse/Börzel nur begrenzt Einfluss haben werden unserer Einschätzung nach dafür sorgen, dass sich zwar der Draht zu Risse/Börzel verkürzt, sich das Dekanat aber an die Regeln hält.