Bericht vom Institutsrat am 26.10.2011

Die erste Institutsratssitzung des Wintersemesters verlief verhältnismäßig ruhig. Wichtige Entscheidungen wurden im Sommer schon getroffen (wir berichteten), beziehungsweise stehen erst in der näheren Zukunft an. Dementsprechend konnte sich der Institutsrat mit dem „normalen“ Alltagswahnsinn beschäftigen.

Personalkarussell
Bei Studis wie WiMis wie Profs gab es Personaländerungen der Institutsratsmitglieder. Während bei uns Christian Sowa Etienne Schneider für ein Semester vertreten wird, wird bei den WiMis Anna Hozscheiter (WiMi an der Arbeitsstelle für transnationale Beziehungen, Außen- und Sicherheitspolitik unter Thomas Risse) Rainer Quitzow (WiMi am Forschungszentrum für Umweltpolitik unter Miranda Schreurs) für ein Jahr vertreten. Die Profs dagegen, von denen sowohl Susanne Lütz als auch Klaus Segbers in diesem Winter ein Forschungssemester einlegen, hielten es offenbar weder für notwendig zu erscheinen, noch für Ersatz zu sorgen. Von der geschäftsführenden Direktorin Tanja Börzel erhielten die Abwesenden deswegen einen Rüffel: „Man muss sich schon vorher darüber im Klaren sein ob man Zeit hat, wenn man für ein Amt kandidiert.“

Die Lehre rumpelt los
Zu Beginn wurden wir von Sven Chojnacki, Mitglied der Ausbildungskommission, darüber aufgeklärt, dass bezüglich der Organisation der Lehre noch einiges im Argen liegt. Einige Studis erhielten noch keinen oder nur verspäteten Zugang zu Campus-Management, weswegen sie sich nicht rechtzeitig anmelden konnten und nun noch ohne PS/TWA dastehen. Einige Dozent_innen haben ihre Veranstaltungen für Neuankömmlinge währenddessen komplett geschlossen. Das würde bedeuten die „überschüssigen“ Studis müssten sich auf einige wenige PS/TWAs verteilen und ein großes Qualitätsgefälle würden zwischen den Seminaren entstehen. Chojnacki hatte sich allerdings schon mit den Betroffenen in Verbindung gesetzt um eine für alle annehmbare Lösung zu finden. Darüber hinaus sind aufgrund von unerklärlichen „Verwaltungsschwierigkeiten“ die Werkverträge für die Erstitutorien noch nicht bewilligt worden. Die ersten beiden Einführungsvorlesungen fanden deswegen unbegleitet statt. Das ist übrigens nicht die erste Verwaltungseskapade, die direkt mit Studiinteressen zusammenhängt. Erst in diesem Sommer musste die FSI*OSI wochenlang um eine Bewilligung des Werkvertrages für die Ausrichtung der Erstitage zittern. Erst eineinhalb Wochen vor Beginn konnten wir offiziell mit der Arbeit beginnen. Dies führte zu einigen Schwierigkeiten in der Vorab-Planung der Erstitage. So konnten beispielsweise die Einladungen und andere erst spät verschickt werden. Die Erstitage nahmen wir noch einmal zum Anlass um im Institutsrat zwar auf deren erfolgreiche Ausrichtung hinzuweisen aber auch um auf Probleme mit der Kooperation mit den verschiedenen Vertreter_innen der Lehrplanung aufmerksam zu machen. Während das Programm der Erstitage mit der Lehrplanung unter Frank Lettau kooperativ gemeinsam erarbeitet wurde, de facto aber wenig geschah, begann die am 1.10.2011 eingesetzte Sabine von Oppeln kurzfristig substanzielle Änderungen im Programm und Charakter der Einführungstage vorzunehmen. Betrachten wir die Art und Weise, wie von Oppeln zu ihrer Stelle als Koordinatorin der Lehrplanung kam (wir berichteten) ist ihr interventionistisches Verhalten eine Provokation und zugleich ein Vorgeschmack auf ihren bevorstehenden Kampf gegen Studiinteressen auf dem Feld der Lehrauftragsvergabe. Im Kontrast zu der Behandlung von studierendenrelevanten Verwaltungsaufgaben scheint es bei der Drittmitteleinwerbung zu flutschen. Zitat des im Institutsrat vorgelegten Berichtes aus den Zielvereinbarungen: „Eine Steigerung des Drittmittelanteils des OSI sind also kaum noch möglich und ginge unweigerlich zu Lasten der Lehre und nachhaltiger Forschung“. Exzellent ist eben nicht alles.

In dem Punkt Lehrplanung/Zielvereinbarung wurde nochmals über die Entwicklungen im Sommer (wir berichteten) gesprochen und Positionen ausgetauscht. Allerdings sahen wir an dieser Stelle nicht die Möglichkeit über die Formulierung unserer Kritik hinaus noch etwas zu bewirken. So fand eine erneute Abstimmung über die Besetzung der Lehrplanung wegen geringem Interesse der Beteiligten nicht statt. In weiteren Tagesordnungspunkten wurden im Institutsrat 500 € für einen Gasteinladungsantrag von Cilja Harders bewilligt. Cathy Cohen, laut Antrag eine „herausragende Persönlichkeit der Queer Studies“ soll am 12. Juni 2012 einen Vortrag über „Race and Queer Theory in the Age of Obama“ an der FU halten.

Das OSI und seine Telefone

Da das OSI mehr denn je in der finanziellen Misere steckt ist das Interesse groß an allen Ecken und Enden zu sparen. Eine der vielversprechendsten Baustellen ist die übermäßige Telefonrechnung (ca. 16.000 €) des OSI. Aus Datenschutzgründen müssen die Kostenstellen mit weniger als 10 Apparaten gemeinsam zentral vom OSI-Haushalt abgerechnet werden. Die Kostenstellen mit mehr als 10 Apparaten müssen dagegen für ihre Telefonrechnung selber aufkommen. Bisher waren alle Versuche an Daten bezüglich der Rechnungen an der Fachbereichsverwaltung gescheitert. Nun aber zeichnet sich eine neue Lösung ab. Bis 5000 € soll zukünftig das Institut nur noch bezahlen, den Rest sollen dann die kleinen Kostenstellen selbst aufbringen. Das soll als Ermutigung dazu dienen so moderne Erfindungen wie Skype, oder Billigvorwahlen zu nutzen. Ein entsprechender Antrag wird bald eingereicht. Analog dazu soll eine neue Lösung für die Kopierkontingente gefunden werden.

OSI gegen zentrale Qualitätssicherung
Seit längerem ist am Fachbereich eine Diskussion über ein Qualitätssicherungsverfahren für die Lehre im Gange. Zu diesem Zweck wurde in einer Arbeitsgruppe ein Fragebogen erstellt, der die Bedürfnisse des Fachbereichs abdeckte. Noch bevor dieser implementiert werden konnte, machte das Präsidium allerdings deutlich, dass es für ein fachbereichsspezifisches Qualitätssicherungsverfahren keinerlei Mittel zur Verfügung stellen würde. Sehr wohl würde es aber für die Einführung von universitätsweiten Fragebögen im Rahmen der Implementierung der Systemakkreditierung bezahlen. In der Institutsratssitzung stand zur Diskussion, ob sich das OSI als „Pilot“ an dem Verfahren beteiligen sollte oder nicht. Eine der zahlreichen Blüten des neunseitigen Fragebogens ist beispielsweise die Frage nach „effizientem Umgang mit Störungen“. Sowohl WiMis als auch Studis meldeten erhebliche Bedenken an. So bemerkte Anna Holzscheiter, dem Fragebogen fehle jede Dimension von Flexibilität von Veranstaltungen. So würden beispielsweise in Vorlesungen als auch Lektüreseminaren der abwechslungsreiche Umgang des Dozierenden mit Medien zum Qualitätsmerkmal. Auch die Reflexivität zwischen Studis und Dozierenden würde in keiner Weise abgefragt. Das Papier erinnere eher an einen Fragebogen für Schulpädagogische Veranstaltungen als für Seminare, die an diesem Institut angeboten werden. Wir machten unter anderem darauf aufmerksam, dass Informationen wie die Note der Hochschulzugangsberechtigung nicht auf einen Lehrveranstaltungsevaluationsbogen gehörten. Dies ist umso delikater zumal auf dem ganzen Fragebogen kein Wort zu Datenschutzbestimmungen verloren wird. Mit unserer Kritik rannten wir bei den Profs offene Türen ein. So fasste der Institutsrat des OSI schnell den Beschluss, einerseits grundsätzlich Qualitätssicherung in der Lehre zu befürworten, sich aber an dem Pilotprojekt für die Systemakkreditierung nicht beteiligen zu wollen, weil der vorliegende Fragebogen nicht die Bedürfnisse des Instituts widerspiegelt.

Zarte Hoffnung für eine Genderprofessur – oder doch nicht.

Cilja Harders beantragte, der Institutsrat möge einen Ausschreibungsantrag für eine KFN-Professur stellen. Eine sogenannte KFN-Professur ist eine zu 50% aus Fördermitteln finanzierte, auf fünf Jahre befristete W2-Professur. KFN steht für die Kommission zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen, die über die Vergabe der begrenzt verfügbaren Programme maßgeblich mitzuentscheiden hat. Die Stelle, die laut Antrag das OSI ausschreiben soll, soll einen Forschungsschwerpunkt von Geschlecht, Vielfalt und Demokratie und ausgewiesene Kenntnisse der historisch-kulturellen Grundlagen der Politikwissenschaft einschließlich qualitativer Methoden haben. Dabei überschneiden sich die Interessen des OSI teilweise mir denen der Ethnologie, die ebenso wie das OSI einen Bedarf an Forschung und Lehre im Genderbereich hat. Weil das OSI dafür keinerlei Mittel zur Verfügung stellen kann, sie sich also von einem bisher unbekannten Ort beschaffen muss, war besonders Thomas Risse gegen den Vorschlag. Bernd Ladwig fand den Ausschreibungstext zu eng gefasst und wollte die historischen Grundlagen aus den Anforderungen streichen. Es sehe so aus als sei der Text bereits auf eine Person zugeschrieben. Sven Chojnacki dagegen wollte die Kenntnisse der Ethnologie im Ausschreibungstext explizit genannt haben. Wir dagegen befürworten den Text einschließlich der Anforderungen von Kenntnissen der historischen Grundlagen. Zu diesen wird seit der Emeritierung von Siegfried Mielke vor einigen Jahren weder geforscht noch gelehrt. Weil die Zeit für eine Kompromissfindung nicht mehr reichte erbat sich Cilja Harders, am Mittwoch den zweiten November eine außerplanmäßige Institutsratssitzung einzuberufen, in der rechtzeitig vor der Fachbereichsratssitzung sich auf einen Bewerbungstext geeinigt werden könnte. Unerwartet und doch erhofft kommt die Möglichkeit eine Gender-Professur am OSI zu etablieren angesichts der teilweise haarsträubend weit hergeholten Begründungen für Gender-Zusätze von Seminaren. Wir unterstützen Cilja Harders in jedem Fall in ihrem Bestreben, auch wenn das Präsidium offenbar verlauten ließ, das OSI brauche sich auf KFN-Mittel keine Hoffnungen zu machen.

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