Der Institutsrat tagte dieses Mal in einer Strukturen-aufhebenden Sitzordnung – im Stuhlkreis. Zentraler inhaltlicher Punkt der Diskussion war der Bericht der Studienreformkommission.
Risse in Bleibeverhandlungen
Nachdem im letzten Semester vermehrt Gerüchte über einen möglichen Ruf Risses vom Think Tank German Institute of Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg kursierten, ist es nun offiziell. Das GIGA will Risse. Risse offenbar hat offenbar nur so getan als wolle er ans GIGA und ist, so bestätigte er uns im Institutsrat, in Bleibeverhandlungen mit dem Präsidium eingetreten. Aufgrund seiner dominierenden Position am Institut (SFB 700 und hohe Drittmitteleinwerbungen)scheint es, dass er gegenüber der Uni sehr gute Konditionen zur weiteren Stärkung seiner Position aushandeln kann. Ein WiMi hier, ein bisschen Extrakohle dort, die ohnehin studifeindlichen Machtverhältnisse werden so weiterhin zementiert.
Ein Prof darf nicht alles
Volker von Prittwitz wollte die aktive Teilnahme seiner Vorlesung „Vergleichende Politikanalyse“ durch das Bestehen der Hauptklausur überprüfen. Dies ist rechtlich verboten, aber Bedenken von Seiten der Student_innen wies er in seiner Vorlesung ab. Nun teilte Thomas Risse mit, dass der Prüfungsausschuss dieses Thema behandelt hat und er als Vorsitzender von Prittwitz verschiedene andere Optionen genannte hat. Wir sind gegen Anwesenheitslisten und Teilnahmeüberprüfungen wie in diesem Fall und denken Studieren sollte aus Interesse und nicht aus Zwang bestehen. Die Hoffnung das, von Prittwitz sich in Zukunft zumindest an geltendes Recht hält ist aber berechtigt.
Unklare Kapazitätsberechnungen
Die zum Semesterstart vorgelegten Kapazitätsberechnungen für das OSI lösten schon im letzten Institutsrat Irritationen aus. Auf Grundlage dieser Berechnungen sollen künftig die benötigte Anzahl der Lehrveranstaltungen festgelegt werden. Der Studiendekan Ingo Peters erklärte dazu, diese Berechnungen stammen aus einem an neuen, „realen Zahlen“ angepassten Planungsprozess. Allerdings sehen diese im Vergleich zu der vorherigen Berechnungen (Stand 2006) massive Kürzungen der Lehrveranstaltungen vor und tauchten merkwürdigerweise zeitgleich mit der Anhebung der Studierendenzahlen am OSI auf. Es ist schon erstaunlich, wie wenig diese „realen Zahlen“ mit der realen Situation der Veranstaltungen übereinstimmten. Denn mit den alten Berechnungen gibt es schon jetzt mehrere Seminare mit über 100 Student_innen und zu weinige PSTWAs. Mensch kann davon ausgehen, dass sich Lehrsituation mit dieser neuen Berechnung verschlechtert. Zusammen mit der neuen Lehrplanung, und der Studienreform soll so im kommenden Semester das Lehrangebot in jeder Hinsicht zusammengestrichen werden.
Erste Wirkungen der Veranstaltung zur Lehrsituation am OSI
Ein weiterer Punkt betraf die am Vortag durchgeführte Veranstaltung des AK kritische Lehre und der FSI*OSI zur Situation der Lehre am Institut. Die Veranstaltung wurde von allen Seiten gelobt und auch darüber hinaus zeigte sich schon eine Wirkung: Die Probleme der kaum finanzierten Lehrbeauftragten und der unbezahlten Tutorien sind nun auch im Präsidium und im Dekanat angekommen. So erfuhren wir von Tanja Börzel, dass sie in einem Gespräch mit dem Präsidium erfahren habe, dass die FU erneut Gelder aus dem Hochschulpakt beantragt hat. Diese im Dezember auszuzahlenden Mittel erlauben auch eine mögliche Finanzierung der Tutorien. Ein ähnlicher Versuch scheiterte allerdings vor einem halben Jahr. Des Weiteren wurde angekündigt, die Pflichttutorien der Einführungsvorlesung definitiv zu behalten und mit ca. 15.000 € pro Semester zu finanzieren. Der Studiendekan Ingo Peters teilte mit, das Dekanat wolle „gesondert“ mit Lehrbeauftragten und Privatdozent_innen sprechen. Außerdem wurde die auf der Veranstaltung aufgegriffene Idee eines Institutstages zum Thema Vielfalt der Lehre sehr positiv aufgenommen. Die Umarmungsstrategie von Institut, Dekanat und Präsidium dient unserer Einschätzung nach dazu, Proteste zunächst zu verhindern und falls sie doch stattfinden sollten, sich selbst aus der Schusslinie zu bringen. Ob durch bloßes Verhandeln innerhalb der Institutionen Verbesserungen entstehen, ist allerdings zu bezweifeln.
Methoden I nur noch im Wintersemester
Die Vorlesung Methoden I wurde bisher im jeden Semester angeboten. Allerdings wird diese Vorlesung im Wintersemester von ca. 250 und im Sommersemester von nur 25 Student_innen besucht. Aufgrund dieser geringen Nachfrage im Sommersemester, soll die Vorlesung künftig nur noch im Wintersemester angeboten werden. Im Sommersemester werden dafür zusätzliche Seminare im Bereich Methoden stattfinden.
Und wieder kommt die SRK
Die Studienreformkommission (SRK) versucht die Studiengänge am OSI neu zu gestellten um Ergebnissen einer „Ampel-Liste“ des Präsidiums zu erfüllen. Dazu soll die Kernlehre (alle Pflichtmodule) vom etatisierten Personal (fest angestellte, also Profs und WiMis) geleistet werden. Vor allem die politische Theorie (Ideengeschichte und moderne politische Theorie)und das politischen System der BRD sind von dieser Entscheidung betroffen. Beide Bereiche werden nicht vollständig vom etatisierten Lehrpersonal abgedeckt und müssen bisher über Lehraufträge fehlendes Personal kompensieren. Das Modul Politisches System der BRD soll durch Personal der Soziologie gedeckt werden. Unklar ist, was mit den rechtlichen Grundlagen geschieht, da sie im Bericht der SRK einfach entfallen.
Für die Theorie hat die SRK drei Optionen erarbeitet. Die erste lässt alles beim Alten, die Zweite ersetzt die beiden Theoriemodule, durch ein „Politische Theorie“-Modul und macht die Moderne politische Theorie zu einem Wahlpflichtmodul und die Dritte Option umfasst ein 15 Leistungspunkte (LP) Theorie-Modul mit einem Seminar und zwei Vorlesungen. Genau dies wurde bereits im letzten Institutsrat des Sommersemesters diskutiert (siehe hier). In der Diskussion zeigte sich bei den Profs und WiMis schnell eine Mehrheit für die Option 3 und es wurde schon über die Verteilung der 5 LPs nachgedacht. Diese soll entweder in die Einführungsvorlesung oder in die Bachelorarbeit fließen. Die dann immer breiter werdende Diskussion verlief sich dann allerdings in Fragen wie der Abwahl der Noten zur Minderung des Leistungsdruckes und entschieden wurde nichts.
Ein Großteil der Profs will die Theorie kürzen – Wir nicht! Wir befürchten, dass mit der Option 3 ein weiterer Schritt in der Herabstufung dieses Bereiches gelegt wird. In ein paar Jahren könnte das Modul nach dem Auslaufen des Vertrages von Klaus Roth nur noch aus einer Vorlesung bestehen, welche dann versuchen soll die politischen Theorien von Platon bis Butler zu erklären. Die Theorie ist bei den Student_innen beliebt und bietet Raum für kritische Lehre. Wir wollen keinen weiteren Ausbau der drittmittelstarken Bereiche der einen Abbau der kleineren Bereiche und der Lehre vorsieht. Wie möchten dass nicht private Forschungsgelder, sondern auch das Interesse der Student_innen das Lehrangebot bestimmt. Deshalb müssen wir auch in den kommenden Sitzungen der SRK Präsenz zeigen.
Ein kurz angesprochener Vorschlag welcher die Kürzung verhindern könnte wäre die Lehre des Theoriebereiches mithilfe von Lehrpersonal aus anderen Bereichen zu decken. So werden bereits im Modul IB Lehrveranstaltungen von Personal aus anderen Modulen angeboten. Bei den Vertretern der wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen wurde diese Idee positiv aufgenommen.
Zu den Vorschlägen des Masters wurde nur wenig diskutiert. Die Spezialisierungen sollen beibehalten und freier gestaltet werden. Der Spezialisierungsbereich Umwelt fällt raus, da die Forschungsstelle für Umweltpolitik (FFU) zusammen mit der TU einen eigenen Umweltmaster plant. Des Weiteren wird ein passender Name für einen Spezialisierungsbereich des Masters gesucht(„Demokratie und ?“). Wir stehen voll hinter Tanja Börzels Vorschlag, den Bereich „Demokratie und Herrschaft“ zu nennen, ist dadurch zumindest im Namen der erschlaffte herrschaftskritische Anspruch des OSI fossiliert.
Festzuhalten und gut ist, dass letztendlich nichts entschieden wurde. Wir müssen jedoch davon ausgehen, dass noch in diesem Semester versucht wird eine neue Studienordnung mit einer Verkleinerung der Theorie durchzubringen. Ein Antrag von Cilja Harders für einen erweiterten Institutsrat oder einen Institutstag, welcher über dieses Thema intensiv beraten soll, wurde leider mit dem Argument „wir habe keine Zeit“ des Vorsitzenden der SRK (Risse) abgelehnt. Wir unterstützen, dass bei solch komplexen Themen und einer neuen Gemengelage durch die aktualisierten Studizahlen, sowie neuen Vorschlägen zur Zuordnung von Lehrveranstaltungen in Module eine intensive Diskussion und Auseinandersetzung stattfinden müssen und diese nicht durch Zeitnot verhindert werden sollte. Wir müssen deshalb in den kommenden Sitzungen der SRK und des Institutsrates anwesend sein, mitreden und den Abbau der Theorie verhindern.
Was heißt das mit der Prittwitz-Vorlesung jetzt konkret?
Dass nichts beschlossen wurde, und er nicht daran gehindert wird, gegen die Studienordnung zu verstoßen?