Der letzte Institutsrat in diesem Semester hatte etwas Außergewöhnliches an sich: er begann um 10 Uhr. So konnten nicht nur die studentischen Mitglieder vor Sitzungsbeginn mit einem gemütlichen Kaffee noch einmal das Kapital der Mensa III aufstocken und ausgeruht in die Sitzung gehen. Aber auch in der Sitzung wurden einige nennenswerte Entscheidungen getroffen.
Wo ist das Gender-Kürzel: Ein Notfallplan zum Erhalt Gender-Lehre
Vor einigen Wochen erhielten die Mitglieder des Institutsrates die Studien- und Prüfungsordnung des BA Politikwissenschaft und wir mussten feststellen, dass neben kleineren Änderungen ein wesentlicher Punkt rausgefallen ist: Das verpflichtenden Gender-Kürzel. Diese Entscheidung wurde im Präsidium getroffen, genauer gesagt in der Abteilung V. In einem Gespräch mit der dafür verantwortlichen Person liefen wir gegen Mauern an und argumentierten vergeblich. Auch ein studentisches Gruppenveto im Fachbereichsrat konnte die äußerst sinnfreie, bürokratische Argumentationslinie der Abteilung V nicht ins Wanken bringen. Deswegen wurde in einer Ad-hoc Gruppe aller Statusgruppen Möglichkeiten zum Erhalt der Genderlehre am OSI ausgearbeitet und im Irat heute abgestimmt. In der neuen Studienordnung steht festgeschrieben, dass der Studiengang allgemein, aber auch die jeweiligen Modulen, die Genderthematik aufgreifen müssen. Diese Formulierung ermöglicht allen Studierenden, im Falle des nicht-vorhandenseins dieser Inhalte, sich an den Prüfungsausschuss zu wenden und dort eine Beschwerde einzureichen. Des Weiteren wurde beschlossen, dass auch künftig in den Pflichtmodulen jedes Semester und in den Wahlpflichtmodulen jedes Jahr mindestens ein Seminar mit dem alten GEND-Kürzel angeboten werden muss. Was wegfällt, ist die verpflichtende Wirkung für Studierende diese Seminare zu belegen. Bei der Verabschiedung des Lehrangebotes werden diese Inhalte priorisiert und auch Lehrbeauftragte werden in Zukunft die Studien- und Qualifikationsziele vor Beginn der Lehrveranstaltungen erhalten. Für künftige Personalentscheidungen stellen diese Ziele ein Auswahlkriterium dar. Leider konnte nicht erreicht werden, dass in allen Vorlesungen Genderinhalte verpflichtend werden. Ärgerlich ist hierbei, dass ein Professor, welcher vor gut drei Wochen diesen Vorschlag einbrachte, nun dagegen stimmte. Festzuhalten bleibt, dass die Gender-Lehre dem OSI erhalten bleibt, allerdings im Vergleich zur alten Studienordnung weniger fest verankert, weswegen es darauf ankommt, dass die Studierenden weiterhin für Genderinhalte kämpfen und die schnelle Ausschreibung der Professur Recht und Gender vorangetrieben wird.
Professur ja, Professur nein, Professur bald
Vor einiger Zeit wurden zwei Anträge für eine W1-Professur, teilfinanziert von der KFN (Kommission für Nachwuchswissenschaftlerinnen), im Institutsrat verabschiedet. Nun wurde bekannt, dass der Antrag von Professor Risse für eine Professur internationale Sicherheitsgovernance erfolgreich war, der von Professor Harders für eine Professur zur arabischen Revolution bedauerlicherweise nicht. Schon damals haben wir das Verfahren des Risse-Antrags bemängelt, da dieser durch die Finanzierungsweise der Professur klar personenbezogen ist, die Stelle jedoch offen ausgeschrieben wird. Weiterhin sind wir der Meinung, dass am OSI erst einmal wichtige inhaltliche Lücken durch Professuren gestopft werden müssen, bevor es eine weitere IB-Professur gibt. Die Entscheidung über die Anträge wurde im Präsidium gefällt und es ist durchaus davon auszugehen, dass einige Mitglieder dieses Institutes die Kanäle in das Bürozimmer von Alt&Co in letzter Zeit ausgebaut haben – Netzwerkuniversität eben.
Bezüglich der Professur Sozialkunde (momentan Prof. Massing) wurde bekannt, dass im nächsten Semester die Ausschreibung erfolgen soll und diese bei einer Verlängerung der Professur Massing parallel anlaufen kann.
Ein weiterer Antrag betraf eine Einrichtung einer Juniorprofessur Sicherheitspolitik in Lateinamerika am Lateinamerikainstitut. Wie oben bereits erwähnt haben wir schon die KFN-Professur als inhaltlich nicht notwendig für das OSI erachtet und sind deswegen auch gegen eine x-te Sicherheits-Professur.
Studentische Projekte
Im OSI-Haushalt gibt es seit neuem einen Topf für studentische Projekte im Umfang von jährlich 5000€. Diese Mittel können zum Beispiel für Exkursionen, Veranstaltungen, Lesekreise oder sonstige Projekte beantragt werden. Die geschäftsführende Direktion wird in Kürze bden OSI-Verteiler für diese Gelder werben. Erster Stichtag für das Einreichen der Anträge wird die zweite Semesterwoche im Wintersemester sein.
Mehr Drittmittel für OSI – und für Tanja Börzels Leistungsmittelstatistik
Das OSI wird seine Drittmittelbilanz weiter aufbessern. EU Gelder fließen dafür an die Arbeitsstelle Europäische Integration von Tanja Börzel im Rahmen des FP 7 Programmes.
15-30 Minuten für die Sitzungsvorbereitung in Hauptseminaren
Ein dickes 40 Seitiges Dokument zur Master-Evaluation lag dem Irat vor, aber die entsprechenden Personen aus Dekanat und Verwaltung fehlten. Deswegen wurde nur kurz darüber gesprochen. Einige interessante Ergebnisse lassen sich in diesem Papier finden: So benötigen zum Beispiele mehr als die Hälfte der Studierenden 30 Minuten oder weniger zur Vorbereitung eines Hauptseminares, Methoden Seminare werden im Vergleich zu anderen Lehrveranstaltungen durchweg schlechter bewertet und bei den individuellen Anregungen wird immer wieder der Abbau der Theorie und die Verengung des Institutes auf die internationalen Beziehungen bemängelt.
Niemensch mag das Campus Management
Mit einer kurzen Mitteilung von Thomas Eimer begann das große Toben über dieses Millionenschwere IT-Programm der FU. Eigentlich wollte Thomas Eimer nur kurz berichten, dass das Eintragen von Noten immer länger dauert, aber dann konnten sich die Lehrenden nicht mehr halten und mussten ihrem Ärger Luft machen. So meinte ein Professor das Campus Management sei ein „Scheißprogramm“ und es müsse eine „Selbsthilfegruppe CM“ geben. Es zeigt sich also, dass allmählich auch die Lehrenden langsam unseren schon seit langem geäußerten Unmut verstehen und vielleicht wird das OSI bald zum Prinzip der Papierscheine zurückkehren.
Das war alles Wichtige zum Institutsrat in diesem Semester und zur Reform des Bachelors, welcher im nächsten Semester für alle Erstsemester gelten wird. Aber nach der Studienreform ist vor der Studienreform: Für das nächste Semester könnt ihr euch schon einmal auf viele kontroverse Sitzungen zur Reform des Masters einstellen. Die öffentlich tagende Studienreformkommission dafür hat vor kurzem die Arbeit aufgenommen. Eine schöne Vorlesungsfreie Zeit und ein wenig Erholung wünscht euch die FSI*OSI.