Bericht vom Institutsrat am 12.06.2013

Auf Pfiff‘ geht’s los!
Wer schon einmal das Glück hatte um 08:30 seine Füße ins Osi zu setzen weiß, es geht zumeist eher gemütlich zu. Studis und Profs versuchen gemeinsam das Ende des geruhsamen Schlafes und der wilden Träume zu verdauen, widmen sich eher gemächlich dem universitären Alltag.
Den Mitgliedern des Institutsrates und den zahlreichen Zuhörer_innen schien dies am Morgen des 12.06 jedoch nicht vergönnt.
Mit einem schrillen Pfiff‘ der Oberkommandierenden Tanja Börzel wird der Institutsrat eröffnet:
Angetreten zur Rettung der Genderlehre/-forschung am OSI und der Lehrplanung!
In zackigem Tempo werden die Tagesordnung, sowie Mitteilungen und Anfragen durchexerziert. Doch Moral und Disziplin scheinen innerhalb der Professor_innenschaft nicht überall so verbreitet wie beim geschäftsführenden Direktorium. Die Einführungsvorlesung im Master scheint sich keiner großen Beliebtheit zu erfreuen und so blieb deren Besetzung bisher offen, schauen wir mal wer da im nächsten Semester auf uns wartet.
Der nächste Top war bereits die entscheidende Schlacht und Grund für die wieder zahlreiche Unterstützung von interessierten Studierenden des OSIs:
Die Denomination und der Ausschreibungstext für die Nachfolge der Preuss-Professur.
Zur Erinnerung:
Nachdem Prof. Ulrich Preuss 2005 emeritierte und Prof. Dr. Mengel seine Nachfolge für die Professur Rechtliche Grundlagen und Gender wahrnahm, soll diese nun neu ausgeschrieben werden, da auch Prof. Mengel sich nach diesem Semester verabschiedet.
Um die genaue Ausschreibung und den Titel (Denomination) der Professur entbrannte nun am Osi eine Auseinandersetzung, da der bisherige professorale Vorschlag Gender aus dem Titel streichen und es mit dem Begriff Politik ersetzen wollte und die Professur eher an der politischen Theorie ausrichten möchte. Dagegen steht der Strukturplan und damit die bisherige Denomination, welche Rechtliche Grundlagen, Gender und Diversity vorsieht.
Wir als FSI*OSI setzen uns für den Erhalt der institutionalisierten Genderlehre in Form einer Professur mit diesem Schwerpunkt ein, wir möchten jedoch auch nicht den ebenfalls am OSI marginalisierten Bereich der politischen Theorie dagegen ausspielen und hatten im Vorfeld des Institutsrates einen Kompromissvorschlag erarbeitet.
Dessen Denomination lautet:
Konstitution politischer Ordnung, Gender und Diversity und umfasst die Bereiche der Konstituierung politischer Ordnungen mit dem Schwerpunkt auf Gender und Diversity Aspekte, Forschung und Lehre im Bereich von Gender und Diversity, sowie die Verfassungs-, Staats- und Institutionentheorie, inklusive feministischer Theorieansätze.
Gleich zu Beginn der Diskussion wurde von einem Rüffel aus dem Präsidium berichtet, vom Präsi Alt persönlich, welcher eine Infragestellung von Gender in der Denomination untersagte. Ein zu Hilfe eilen von ganz untererwarteter Seite und ein Novum für uns, mit dem Präsidium im Rücken zu argumentieren, schließlich verfinstern sich die Wolken für die Sache der Studis im Normalfall, wenn Weisungen aus dem Präsidium einflattern.
Aber mal abgesehen davon, dass es eine ausgesprochene Frechheit vom Präsidium sich in Institutsangelegenheiten einzumischen, brauchen wir auch keinen Pakt mit dem Teufel, um unsere Position zu vertreten.
Das sah besonders Prof. Dr. Ladwig anders, für ihn ist Gender im Titel zu eng für eine Ausschreibung einer W3 Professur, er will den Theorie-Bereich stärken und Gender nur unter erwünscht aufführen. Ganz allgemein scheint Genderforschung und die Beschäftigung damit, für Prof. Ladwig mehr eine Modeerscheinung zu sein, auch wenn deren Bedeutung immer wieder heraushob
Das Problem einer zu engen Ausschreibung sahen viele im Raum anders, Prof. Harders, sowie die Vertreter_innen der WiMis sahen die Ausschreibung unseres Entwurfs eher als recht breit an und einer W3 Professur angemessen. Des Weiteren zeigten unterschiedliche Erfahrungsberichte, dass erwünschte Punkte im Berufungsverfahren oft unter den Tisch fallen. Von Seiten der dezentralen Frauenbeauftragten wurde bereits ein „Veto-Spiel“ (Börzel) angekündigt, sollte Gender aus der Denomination verschwinden, eine Berufungskommission im nächsten Semester würde also immer unwahrscheinlicher. Alles im Allem sah es sehr gut für unseren Vorschlag und unsere Position aus, während auf professoraler Seite Ratlosigkeit und Uneinigkeit herrschte, sowie eine gewisse Sorge das Zepter Macht und Mehrheiten aus der Hand zu geben, allen Professorien zum Trotz.
Schlussendlich zog Tanja Börzel ein letztes Ass aus dem Ärmel und schlug vor, nochmal alle Seiten in sich gehen zu lassen und in 2 Wochen abschließend über die Ausschreibung zu entscheiden. Da dies auch auf die mehrheitliche Zustimmung der Profs stieß, verzichteten wir auf eine Kampfabstimmung und sind gespannt, was wir in beim nächsten Institutsrat am 26.06 so erleben dürfen. Interessant ist es zu sehen, wie schnell aus Hau-Ruckverfahren ohne jede Minute Zeit, nach studentischem Druck mal schnell 4 Wochen und länger werden können, die Zeitkarte scheint auch nur ein Joker zu sein, wenn‘s gerade passt!
Als letzter TOP stand die Lehrplanung an, hier zeigten sich im Vorfeld keine riesen Differenzen zwischen Lehrplanung und ABK auf, jedoch wird das stetige Verknappen des Lehrangebotes mit immer größeren Sorgenfalten gesehen. Den Fachbereichen und dem Institut fehlt derzeit ein Haufen Geld, sodass auch in diesem Jahr wieder 3 Lehrveranstaltungen weder von den Fachbereichen, noch vom Institutsrat, dieser übernimmt insgesamt 10 Lehraufträge von externen Lehrbeauftragten, finanziell getragen werden konnten. Alle drei betreffen den Bereich Afrika-Studien. Während ein Lehrauftrag noch während der Sitzung von der Arbeitsstelle des Vorderen Orients übernommen wurde, ist die Finanzierung für die zwei restlichen Veranstaltungen fraglich.
Für die Zukunft gilt, dass nur über mehr Geld für das Institut das ohnehin schon stark zusammengeschrumpfte Lehrangebot des OSIs erhalten werden kann.

Erfreuliches am Schluss: Alle Anträge auf Anwesenheitspflichten wurden einstimmig abgelehnt und der Antrag der FSI*OSI zur finanziellen Förderung der Veranstaltungstage am 17-06 und 18.06 wurden einstimmig angenommen.

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