Änderung des Strukturplans beschlossen: Ideengeschichte demnächst nur noch als Juniorprofessur

Der Fachbereichsrat PolSoz hat heute morgen einen neuen Strukturplan beschlossen. Im Gegensatz zum bisherigen Strukturplan sieht dieser statt einer vollen Ideengeschichtsprofessur nur noch eine Juniorprofessur im Bereich Ideengeschichte vor. Gleichzeitig wird Sven Chojnackis Juniorprofessur in eine reguläre Professur umgewandelt, Christoph Zürchers befristete Professur wird zu einer unbefristeten. Der Beschluss bedeutet eine weitere Stärkung des IB-Bereichs auf Kosten der Theorie.

Rund 25 Studierende waren am Mittwochmorgen in den Hörsaal A gekommen, um sich an der Diskussion über die zukünftige Struktur des OSI zu beteiligen. Schon diese Möglichkeit ist keine Selbstverständlichkeit: Als das Thema vor rund drei Wochen zum ersten Mal im Institutsrat behandelt wurde, geschah dies unter Ausschluss der Öffentlichkeit, der einzige anwesende Student wurde aus dem Raum geschickt. Die Diskussion im Fachbereichsrat eine Woche darauf hatte man ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt.

Auch wenn heute morgen keine Studierenden aus dem Saal geschmissen wurden, mussten sie sich die Möglichkeit einer offenen Diskussion erst erstreiten. So wollte Dekanin Riedmüller zunächst den Studierenden das Wort verbieten. Zudem drängte die Sitzungsleitung immer wieder darauf, den Tagesordnungspunkt möglichst schnell abzuschließen.

Dabei war der Diskussionsbedarf groß: Die Argumentation des Dekanats, mit der Strukturänderung entstehe unterm Strich eine neue Professur am OSI, wurde von den Studierenden immer wieder heftig kritisiert. Es sei falsch, wenn die Stärkung der Friedens- und Konfliktforschung auf Kosten der politischen Ideengeschichte geschehe. Im Vergleich zu regulären Professuren sehen Juniorprofessuren ein verringertes Lehrdeputat vor. Zudem ist an Juniorprofessuren kein eigenes Lehrpersonal gebunden. Hajo Funke sprach dementsprechend von einer „erheblichen Verringerung des Theorieanteils“. Schon seit Jahren sei es aber Ziel des Instituts, den Anteil der IB und der international ausgerichteten Forschung auszubauen.

Studierende, die diese Schwerpunktverlagerung kritisierten und auf die hohe Nachfrage nach Lehrveranstaltungen im Bereich Ideengeschichte hinwiesen, begegneten die ProfessorInnen mit zweifelhaften Argumenten. So wies Marianne Braig darauf hin, dass Theorien ja sowieso in allen Bereichen der Politikwissenschaft verwendet würden, was Hajo Funke bekräftigte, indem er Braig unterstellte, „auch Habermas gelesen“ zu haben. Barbara Riedmüller behauptete schlicht, es gebe keine geeigneten BewerberInnen für eine Ideengeschichtsprofessur. Kompromissbereit zeigte sich lediglich Verwaltungsleiter Detlef Brose, der sagte, eine reguläre Ideengeschichtsprofessur zusätzlich zu der beschlossenen Strukturänderung sei „bezahlbar“.

Allen Bedenken der Studierenden zum Trotz wurde der neue Strukturplan beschlossen, nachdem die Sitzungsleitung die Diskussion trotz weiterer Wortmeldungen abgebrochen hatte. Auch der Antrag der Studierenden, das Thema noch einmal ausführlich im Institutsrat zu behandeln, wurde abgelehnt. Es bestehe Zeitdruck, weil Chojnacki und Zürcher sonst nicht am OSI gehalten werden könnten.

Stattgegeben wurde lediglich einem Antrag der Studierenden, eine Kommission zu gründen, die die Zukunft des OSI-Strukturplans erarbeiten soll. Um die Besetzung und die Arbeitsweise dieser Kommission sowie das weitere Vorgehen zu besprechen, treffen sich alle interessierten Studierenden morgen (Donnerstag) um 12 Uhr vor dem Roten Café.

(Fabian)

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