Ideengeschichte, die 367. – aber so langsam geht’s voran

Für interessierte Studierende gab’s am heutigen Mittwoch mal wieder das Gremien-Komplettpaket, bestehend aus Institutsrat (IR) und Fachbereichsrat (FBR), direkt nacheinander. Spannend für uns war dabei vor allem die Diskussion um die Zukunft der Ideengeschichte am OSI, die im Institutsrat verhandelt wurde.

Das OSI erhält in nächster Zeit gleich mehrere neue Professuren: eine für das Politische System der BRD (dazu später mehr), eine für Methoden und – hoffentlich – endlich auch wieder eine für Ideengeschichte und politische Theorie. Die Methoden-Professur ist dabei weitgehend unstrittig; es gibt eine feste Zusage vom Präsidium dafür, zudem hat das Dekanat ein Konzept entwickelt, das diese Professur für die Methodenausbildung des ganzen Fachbereichs vorsieht. Das OSI als mit Abstand größtes Institut des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften kommt dabei zur Hälfte für die Finanzierung auf.

Nach wie vor ungelöst ist aber die Frage nach einer Rekonstruktion der Ideengeschichte. Die komplette Vorgeschichte zu wiederholen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, daher verweisen wir an dieser Stelle auf das Archiv und die Suchfunktion unseres Blogs. Immerhin gibt es mittlerweile wohl intensive Verhandlungen des Dekanats mit dem Präsidium, außerdem engagiert sich Hajo Funke weiterhin in der Sache – und, last but not least, auch die Studierenden sind unvermindert aktiv in der Sache. In den letzten Monaten wurde nun erreicht, dass wir eine halbwegs geklärte Finanzierung für eine Vollprofessur Ideengeschichte haben. Diese besteht aus einer W1-Stelle (Juniorprofessur), die bereits für Ideengeschichte vorgesehen ist, sowie aus freiwerdenden Mitteln der Professur für Rechtliche Grundlagen. Diese ist zur Zeit als W3 (hohe Besoldung & Ausstattung) denominiert und wird für die Finanzierung von Prof. Hans-Joachim Mengel verwendet; nach Mengels Ausscheiden im Jahr 2012 soll daraus eine W2-Professur (nicht ganz so hohe Besoldung & Ausstattung) werden.
Allerdings brauchen wir weiterhin die Zustimmung des Präsidiums, da für die Ideengeschichte erneut eine Stelle im Strukturplan geschaffen werden müsste, sprich das OSI hätte am Ende eine Stelle mehr als jetzt. Wir finden das nicht weiter tragisch, das Präsidium ziert sich aber wohl zur Zeit noch etwas.

2012 – Das Jahr des Neubeginns

Nein, wir sind nicht unter die Esoterik-Spinner_innen gegangen. 2012 wird aber das Jahr sein, in dem das OSI frühestens wieder über eine eigenständige Ideengeschichtsprofessur verfügen könnte. Denn dann scheidet Mengel aus, damit kann der Lehrstuhl Rechtliche Grundlagen in seiner Größe etwas reduziert werden, damit wiederum kann eine Ideengeschichtsprofessur gegenfinanziert werden. Nun werden sich vielleicht einige fragen: „Häh, Ideengeschichte, ham wa doch, bin ich doch einmal die Woche in der Vorlesung!?!“ Das stimmt, ist aber nur eine Übergangslösung. Klaus Roth nimmt zur Zeit nach einer kurzen Zwangsunterbrechung im vergangenen Jahr wieder eine Vertretungsprofessur am OSI wahr. Damit verkompliziert sich die Angelegenheit ein wenig, denn alle Beteiligten haben zum einen ein Interesse an einer baldigen und verbindlichen Zusage für eine Ideengeschichtsprofessur, zum anderen sehen sich aber auch viele IR-Mitglieder bei Hr. Roth in der Pflicht, der immerhin mehr als 15 Jahre am OSI gelehrt hat. Ohne jemals eine „ordentliche“ Professur gehabt zu haben, wohlgemerkt. In diesem Spannungsfeld bewegte sich heute die Diskussion, bei der es v.a. darum ging, dem Dekanat für die anstehenden Verhandlungen mit dem Präsidium eine Art „Fahrplan“ an die Hand zu geben.

Nach langer Diskussion kristallisierten sich vier Möglichkeiten heraus:

– Klaus Roths Vertrag wird bis über das Jahr 2015 hinaus verlängert, ab 2012 wird zusätzlich eine W2-Stelle für Politische Theorie und Ideengeschichte besetzt, das heißt mit dem Ausschreibungsverfahren müsste demnächst begonnen werden. Diese Variante ist äußerst unwahrscheinlich, denn sie kostet das Präsidium Geld und schafft außerdem eine Doppelstruktur im Bereich Ideengeschichte (auch das fänden wir übrigens nicht schlimm, andere Stellen an dieser Uni hingegen vermutlich schon).

– Klaus Roths Vertrag wird bis über das Jahr 2015 hinaus verlängert, ab 2012 kommt zusätzlich eine Juniorprofessur mit Tenure Track (=Möglichkeit der Entfristung nach 5-6 Jahren). Auch hier würde mit dem Ausschreibungsverfahren schon bald begonnen werden müssen. Klaus Roth bleibt solange am Institut, bis die/der Juniorprofessor_in schließlich entfristet wird. Diese Variante hat durchaus ihren Charme, und ist darüber hinaus nicht so gänzlich unwahrscheinlich, da eine Juniorprofessur günstiger ist als eine Vollprofessur. Eine Mehrheit im IR hat sich dafür ausgesprochen, dass das Dekanat gegenüber dem Präsidium diese Möglichkeit stark macht.

– 2012 kommt eine W2-Vollprofessur für Ideengeschichte, die jetzt bereits ausgeschrieben wird, um pünktlich in zwei Jahren besetzt zu werden. Klaus Roth verliert nach dem Vertragsbeginn des/der neuen Professor_in seine Stelle. Der Nachteil ist in diesem Fall ganz klar die – weitere und erneute – Prekarisierung von Klaus Roth, der Vorteil liegt darin, dass die Ideengeschichte zeitnah wieder im Strukturplan verankert wäre. Diese Variante fand im IR die zweitgrößte Unterstützung.

– Klaus Roths Vertrag wird bis über das Jahr 2015 hinaus verlängert, wenn er die Altersgrenze erreicht, kommt statt einer neuen Vertretungsprofessur eine „richtige“ W2-Professur. Diese Variante ist ein wenig spekulativ, schließlich weiß niemand, ob das Präsidium in 5, 6 oder gar 8 Jahren noch etwas von den im Sommer 2010 gemachten Zusagen wissen will. Zudem hat Klaus Roth weder Stimmrechte in den akademischen Gremien noch eine nennenswerte Ausstattung, um eigenständig forschen zu können – aber, und das ist ein großer Pluspunkt bei diesem Modell, mit Klaus Roth bliebe ein bei vielen Studierenden beliebter Dozent noch für längere Zeit am OSI. Diese Variante fand am wenigsten Unterstützung unter den Vertreter_innen im IR.

Wie geht’s jetzt weiter?

Es ist gut möglich, dass die Informationen und Varianten, die hier aufgelistet werden, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schon fast wieder obsolet geworden sind. Das Dekanat verhandelt(e) heute Nachmittag mit dem Präsidium, eine Abordnung von Studierenden ist morgen zum Besuch beim Präsidenten in dieser Sache eingeladen. Bis dahin werden wir mit Sicherheit mehr wissen – derzeit kann aber bei den Freund_innen der Ideengeschichte wieder ein wenig vorsichtiger Optimismus einkehren.

Wie ging’s im IR weiter?

Der Rest der Sitzung drehte sich vor allem um zwei Themen: die Ausbildungskommission (ABK) des OSI stellte nochmal kurz sich und ihre Arbeit vor und wagte eine kleine Rückschau auf den Prozess der Lehrplanung im letzten Semester. So ein KVV schreibt sich schließlich nicht von alleine. Vor allem die Kommunikationsstrukturen zwischen Dozierenden, Lehrkoordination und ABK, so das Fazit, sind noch verbesserungswürdig. Hier besteht aber noch Hoffnung, immerhin gibt es die Kommission erst seit eineinhalb Semestern. Rein formal musste auch die Umwandlung eines Proseminars in eine Vorlesung – Einführung in die Europäische Integration – noch beschlossen wurden, das geschah auch (einstimmig).

Das andere große Thema war die sogenannte „S-Professur“ für Afrika-Forschung. Das „S“ in „S-Professur“ steht für „sektoral“; ein_e S-Professor_in hat deutlich geringere Lehrverpflichtungen und gehört eigentlich einer außeruniversitären Lehreinrichtung an. Im konkreten Fall ging es um einen Professor vom GIGA, dem German Institute of Global and Area Studies. Erneut wäre hier eine Professur ad personam ausgeschrieben worden, die berufene Person hätte zudem inhaltlich in die gleiche Kerbe gehauen wie viele der SFB-Forscher_innen. Saluah Nour, die derzeit das Afrika-Lehrangebot am OSI betreut, sprach sich denn auch strikt gegen die vorgeschlagene Person aus, die Studierenden forderten im IR eine weitere Diskussion. Der tatsächliche Verlauf der Sitzung sprach dem Hohn: nach einer kurzen Einleitung, dass „man sich ja im Professorium einig ist“, durfte die Vertreterin des akademischen Mittelbaus ein Sätzchen sagen, dann ein Vertreter der Studierenden, dann hieß es „auf zur Abstimmung“. Letzlich blockierten die Studierenden mit einem Veto die Zustimmung zur Einrichtung dieser S-Professur. Daraufhin wurde vor allem Marianne Braig vom LAI, die die S-Professur ausgehandelt hatte, sehr emotional, fast schon ausfallend. Wir nahmen es gelassen – die inszenierte Aufregung, weil angeblich „die Zeit wirklich sehr knapp ist“, haben wir schon oft genug mitgekriegt.

Hiermit geloben wir: wenn diese Professur bis zum Ende des Wintersemesters tatsächlich nicht eingerichtet ist, erhält jede_r, der/die diesen Artikel ausgedruckt mit zu unserem Stammtisch bringt, ein Gratis-Getränk.

Im Fachbereichsrat ging es zum Glück sehr viel weniger aufgewühlt zu; Hauptdiskussionsthemen im öffentlichen Teil waren die Ausschreibung für das Politische System der BRD und die Immatrikulationsfeierlichkeiten zu Beginn des nächsten Semesters.
In den Ausschreibungstext für politisches System wollten vor allem Vertreter_innen der Soziologie dringend einen Verweis auf Methodenfähigkeiten – das wirkte stellenweise etwas seltsam, schließlich gehen wir davon aus, dass eine Person, die sich auf eine Professorenstelle bewirbt, schon öfter wissenschaftlich gearbeitet hat. In dem Punkt wurde der Ausschreibungstext letztlich noch etwas verändert, außerdem wird die Stelle nicht mehr als W3 ausgeschrieben, sondern als „W2/W3“. Der Schrägstrich bedeutet, dass der/die Bewerber_in zwar nach W3 besoldet werden kann (etwa bei besonderer Eignung), dies aber nicht passieren muss.

Der „Gute-Laune-TOP“: die Immafeier

Zum Schluss ging es noch um die Gestaltung der Immatrikulationsfeier im nächsten Wintersemester. Das Präsidium will auch nach Lenzens Abgang nicht zu der zuletzt etwas konfliktträchtig gewordenen zentralisierten Feierlichkeit zurückkehren, sondern bevorzugt das letztes Jahr eingeführte Modell der dezentralen (Fachbereichs-)Immafeiern. Diese Behandlung der Thematik sorgte für viel Unverständnis im FBR, die häufigen Anspielungen auf Lenzen und seinen nicht gerade souveränen Umgang mit der auf Immafeiern geäußerten Kritik dagegen eher für Erheiterung. Letztlich will sich unser Dekanat dafür einsetzen, dass die FU wieder eine zentrale Immatrikulationsfeier abhält. Da das wahrscheinlich nicht klappt, wird es wohl wieder eine fachbereichsweite Feier geben.

Ein Gedanke zu „Ideengeschichte, die 367. – aber so langsam geht’s voran“

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