Bericht vom Institutsrat am 23.5.12

Vorspiel
So früh 9.00 Uhr morgens für Gremiensitzungen für manche von uns ist, das Aufstehen fällt doch bedeutend leichter wenn es draußen warm und nicht stockdunkel ist. Umso gelöster und herzlicher war die Stimmung bei den Institutsratsmitgliedern denen man ansah dass auch an Bibliotheks und Bürositzer_innen der Sommer nicht spurlos vorbeigeht. Es ging deswegen nicht weniger hart zur Sache.

GIGAs Griffel am OSI
Das German Institute for Global and Area Studies (GIGA), hat seit einiger Zeit Bestrebungen seinen Mitarbeitern Andreas Mehler und Bert Hoffmann die Professorenwürde zu verleihen und sie am OSI anzusiedeln. Vor zwei Jahren sollten den beiden sogenannte S-Professuren verliehen werden, und dieser Plan wurde auch mit knapper Mehrheit gegen die studentischen Stimmen im OSI IR bestätigt. Aus uns unbekannten Gründen zog das GIGA dann sein Angebot zurück und baut nun stattdessen darauf, dass das OSI den beiden eine Honorarprofessur verleiht. Eine Honorarprofessur wird komplett vom GIGA getragen, hat keinerlei Ansprüche auf Ausstattung von Seiten des OSI, muss 1 Semesterwochenstunde Lehre erbringen (wobei diese in die Kapazitätsberechnung miteinfließt) und hat aktives Wahlrecht. Erinnern wir uns, dass das GIGA letzten Sommer kurz Thomas Risse als neuen Chef berief (er aber absagte) kann mensch sich ungefähr vorstellen welches Wissenschaftsverständnis dort vorherrscht. Zusammengefasst bekommt das GIGA also Professorentitel und Risse und Börzel vermutlich neue Allianzen, schlimmstenfalls Stimmvolk. Wir sorgen uns um Mehrheiten, wir möchten auch Gremien mit unserer Anwesenheit nicht legitimieren in denen die Mehrheitsverhältnisse undemokratisch, das Ergebnis schon klar, und unsere Stimme außer zum Ja sagen kein Gewicht hat. Deswegen haben wir keine studentischen Gremienmitglieder für diese Kommission benannt. Im Falle von Mehler ist die Geschichte allerdings etwas komplexer, denn sein Spezialbereich ist Afrika, also der Bereich, der Jahr um Jahr von Salua Nour alleine gestemmt wird und in dem alle Bemühungen um auch nur eine Professur bisher fehlschlugen. Aus diesem Grund haben wir die studentische Interessengruppe für mehr Afrika-Lehre am OSI das Angebot gemacht, doch selbst ein Mitglied für diese Kommission zu stellen, das wir dann nachträglich benennen würden.

Die Ambitionen des GIGA eigene Professoren zu stellen spiegelt die bundesweite Entwicklung des Bedeutungsgewinns großer nichtuniversitärer Forschungseinheiten wider. Die Max Planck-Gesellschaft akquiriert sehr viele Gelder und versucht seit einiger Zeit das Promotionsrecht zu erlangen, und das macht Universitäten und auch Profs an diesem Institut nervös. Vor dem Hintergrund ist es keine schlechte Lösung, so Risse, einen strukturierten Weg für Mitglieder dieser Gesellschaften zum Professorentitel zu ermöglichen um die Position der Universitäten mittelfristig zu stärken.

Börzel zapft Leistungsmittel für Grundhaushalt ab.
Wieviel verkehrt in diesem Saftladen läuft lässt sich manchmal eben doch am besten mithilfe von kalten klaren Zahlen verdeutlichen. 20.000 € Grundhaushalt stehen dem OSI als Grundhaushalt zur Verfügung, „ergänzend“ kommen dann noch die 135.000€ Leistungsmittel hinzu, die zu Lenzen-Zeiten nicht vom Institut angetastet werden und direkt an die Kostenstellen ausgeschüttet werden sollen. Eine abwegige Forderung damals wie heute, denn die überschlagenen laufenden Kosten in diesem Jahr werden sich auf ca. 55.000€ belaufen. Das Minus von 35.000€ muss also von den Leistungsmitteln einbehalten werden. Alles in allem ist das der Stoff für ein ziemlich absurdes Finanzierungskonzept in dem ein simulierter Wettbewerb der Institute und Fachbereiche unmittelbare Auswirkungen auf deren Möglichkeit hat Klopapier und Telefone zu bezahlen. Ein möglicher Schritt mit dieser Situation umzugehenwäre, sich im Institutsrat darauf zu verständigen, Leistungsmittel gleich in der Form umzuwidmen dass nicht jede Kostenstelle ihr Veto einlegen kann, sodass de facto ein angemessener Grundhaushalt bestehen würde (ein Vorschlag von uns in der letzten Sitzung ging genau in diese Richtung und wurde abgeschmettert). Dass passiert aber nicht, weil es einige Profs geschafft haben sich mit Machtspielchen und Kungelei eine starke Position am Institut zu sichern und nebenbei die Reste von Vertrauen und politischer Kultur am OSI nachhaltig in die Tonne zu treten. Ironisch dabei ist, dass GD Börzel in ihrer allumfassenden Umarmungsstrategie meist in der „wir“-Form für das OSI spricht und ihren Kolleg_innen von „Alleingängen“ abrät während sie in der Vergangenheit gezeigt hat wie hervorragend Sie ihr Eigeninteresse zu Lasten des Instituts vertreten kann.

Mit der konsensualen Verabschiedung des studentischen Vorschlags zur BA-Reform scheint sich das Blatt am OSI ein wenig gewendet zu haben. Kooperationsangebote gingen mittlerweile so weit, dass Börzel sich aus Eigeninitiative bereiterklärte unsere Veranstaltung zu Critical Governance-Studies am Donnerstag per Email im gesamten Institut anzukündigen, Risse warf uns sogar vor, dass wir die Veranstaltung ruhig mit dem SFB 700 in Kooperation hätten organisieren können. Aber keine Sorge, wenn der SFB schon „eingebettet“ ist, müssen wir nicht auch noch dazuspringen. Die Kooperationsbereitschaft in diesem Fall hängt sicherlich einerseits mit dem „großen Namen“ von Bob Jessop zusammen, andererseits aber zeigt es dass sich die Situation in den Gremien am OSI verhältnismäßig entspannt hat.

Kämpfe werden aber immer noch geführt nur gerade hinter den Kulissen und geringer Interventionsmöglichkeit in den Gremien. Der Streit, wie viele Dauerstellen dem OSI zur Verfügung stehen hat unmittelbare Auswirkung auf die Stärkung bzw. Schwächung der jeweiligen Kostenstellen. Mangels gerechter Regelung werden ungeliebte Aufgaben geramscht, mit dem Ziel, möglichst das eigene Schiffchen im Trockenen zu behalten. Börzel hat als GD da selbstverständlich eine privilegierte Position, weil sie formell dazu in der Lage ist für das OSI zu sprechen.

Sonstiges
Die Entscheidung der Kommission zur Nachwuchsförderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen steht noch aus, und selbst die ist offenbar nicht endgültig, weil das Präsidium selbst noch einmal die Gelegenheit hat zu entscheiden welchen Anträgen letztlich stattgegeben wird. Wenn mensch sich vor Augen hält, dass Risse über den fürs OSI zuständigen Vizepräsident Väth einen direkten Draht ins Präsidium hat, kann mensch sich ausrechnen wie die Chancen derzeit stehen.

Ab jetzt stehen dem OSI Haushalt im Jahr 5000€ zur Förderung studentischer Projekte zur Verfügung. Mit bis zu 500€ fördert das Institut Veranstaltungen, Exkursionen und andere Projekte. Eckpunkte der Vergabe sind eine Stichtagsregelung, breite Streuung der Information und bestimmte nichtausschließende Richtlinien zur Priorisierung (mind. 10 Studierende profitieren, Projekte sind studentisch organisiert, haben einen Bezug zu institutsrelevanten Themen, sind an am OSI schwach bzw. gar nicht vorhandene Bereiche angegliedert, mind. 20€ Eigenbeteiligung pro Exkursionstag u.a.). Die Regelung bringt dem OSI mehr Transparenz in der Mittelvergabe, stärkt studentische Initiative am Institut, und die Richtlinien sind größtenteils aus unserer Feder und machen uns nicht unzufrieden.

Ein Neuanfang bahnt sich in der Studienreformkommission an. Der Master soll nun erst zum übernächsten WiSe fertiggemacht werden, das bringt Zeit und ein Personalkarussell. Miranda Schreuers beerbt Thomas Risse in der Koordinator_innenposition und hat sich vorab uns schon wesentlich kooperativer gezeigt. Es zeichnet sich aber ab, dass der Streit um die Theorie nun im Master in die nächste Runde geht.

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