Austellung: „Russenlager“ und Zwangsarbeit – Bilder und Erinnerungen sowjetischer Kriegsgefangener – vom 25.10. bis 6.12. an der FU zu Gast

Ausstellung in der Silberlaube Habelschwerdter Allee 45, Hörsaal 1A mit mehreren inhaltlichen Veranstaltungen u.a. mit Boris Popow, Dimitri Stratievski, Univ.-Prof. Dr. Martin Lücke, Dr. Doris Tausendfreund und Dr. Rolf Keller. Präsentiert von KONTAKTE-KOHTAKbI e.V., AStA FU, FSI Geschichte und FU Berlin.

Der AStA der Freien Universität Berlin zeigt mit Unterstützung des FU-Präsidenten die Ausstellung des Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbI e.V., um vergessene Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft zu würdigen. Im Rahmen der Ausstellung finden mehrere Inhaltliche Veranstaltungen in der Silberlaube und im Friedrich-Meinecke-Institut statt.

Hintergrund:

Der deutsche Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion war ein beispielloses Verbrechen gegen die Menschlichkeit. 27 Millionen fielen dem Terror des Nationalsozialismus zum Opfer, fast zwei Drittel waren Zivilpersonen. Es war ein Weltanschauungskrieg gegen den Bolschewismus und ein rassistischer Krieg gegen »slawische Untermenschen«. Von den 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen haben fast 60 Prozent nicht überlebt. In so genannten »Russenlagern« wurde ihr Tod durch Mangelernährung und Seuchen billigend in Kauf genommen. »Nicht arbeitende Kriegsgefangene haben zu verhungern«, erklärte der Quartiereister des Heeres Eduard Wagner im November 1941 den Generälen der Ostfront. Nach der Befreiung wurden sie in »Filtrationslagern« überprüft. Unter Stalin standen sie unter dem Generalverdacht des Vaterlandsverrats. Erst 1995 wurden sie vollständig rehabilitiert. Wer 60 Jahre später Anträge auf die deutsche »Zwangsarbeiterentschädigung« stellte, wurde abgewiesen. Bis heute verweigert der Deutsche Bundestag den ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen die Anerkennung als NS-Opfer.

Auch die Geschichte der FU ist, auch wenn das von offizieller Seite gern verschwiegen wird, enorm mit dem NS verbunden. So wurden in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft durch die Nazis Rassen- und Kriegswissenschaft betrieben. Dies geschah nicht erst seit 1933. Bereits durch den Namen des 1926 gegründeten „Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik“, wird deutlich, dass hier schon in der Weimarer Republik eine rassistische Forschungstradition eingerichtet wurde. Denn „Eugenik“ meint nichts anderes als die Reinigung des „Volkskörpers“ von „kranken“ und unerwünschten „Elementen“, sprich Menschen. Einer der bekanntesten Mitarbeiter des Instituts war dann auch Joseph Mengele.

Zur Austellung:

KONTAKTE-KOHTAKTbI bat ehemalige sowjetische Kriegsgefangene um Mithilfe bei der Geschichtsaufklärung und konnte bisher über 3000 Briefe mit ihren Erinnerungen ins Deutsche übersetzen. Diese Zeitzeugenberichte bilden Grundlagen für die Ausstellung. Um den Besucher_innen P ersönlichkeiten nahe zu bringen, die von den Nazis als »rassisch minderwertige Todfeinde« gequält worden waren, stellen wir ihre Porträts in den Mittelpunkt, die der Fotograf Lars Nickel in Russland und Armenien schuf.

Termine:

25.Oktober 2012 | 18 Uhr Silberlaube, Hörsaal 1a

Eröffnung

26. Oktober 2012 | 16 Uhr Silberlaube, Raum K 24/21 –

Gespräch mit Boris Popow ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener aus Minsk

Die Repatriierung der sowjetischen Kriegsgefangenen – Vortrag von Dimitri Stratievski, M.A.

8. November 2012 Silberlaube

10–16 Uhr Raum J24/14 , ab 14 Uhr Raum K25/11

Workshops :

12 Uhr Raum J24/14 »Historisches Lernen zu Themen der NS-Verfolgung« -Univ.-Prof. Dr. Martin Lücke

14 Uhr Raum K25/11 »Zwangsarbeit und Justiz« – Kritische Jurist_innen

16 Uhr »Zwangsarbeit 1939–1945« – Vorstellung des Online-Archiv-s mit Dr. Doris Tausendfreund

18 Uhr »Widersprüche und Traditionsbrüche: Frauen in der Roten Armee«

15. November | 20 Uhr Friedrich-Meinecke-Institut, Raum A 127

Erinnerungen ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener- Lesung aus Briefen an KONTAKTE- KOHTAKTbI e.V.

22. November 2012 | 18 Uhr Silberlaube, Raum K 25/11

»Der Russeneinsatz war ein vollkommner Fehlschlag« – Sowjetische Kriegsgefangene in Deutschland 1941/42 , Dr. Rolf Keller, Stiftung niedersächsische Gedenkstätten

29. November 2012 | 20 Uhr Friedrich-Meinecke-Institut, Hs B

»Wie schwer sich daran zu erinnern« Gespräche mit sowjetischen Kriegsgefangenen

Film von KONTAKTE-KOHTAKTbI e.V., Regie: Zoran Solomun

6. Dezember 2012 | 18 Uhr Silberlaube, Hörsaal 1a

Finissage

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