Am Mittwoch um 9 Uhr haben es circa 10 Studierende, 6 wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, 6 Leute aus der FSI, einige Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung sowie 5 Profs nach Dahlem in den Institutsrat (IR) geschafft. Wir hätten uns mehr Studierende erhofft, die Mobilisierung verlief schwierig. Eine größere Öffentlichkeit durch Sitzungen am Nachmittag herzustellen beabsichtigt das Institut nicht, wie in der Beratung über die IR-Termine im Sommer deutlich wurde: Während das andere Fachbereiche an der FU hinbekommen, findet das OSI nur Ausreden1.
Welche zentralen Themen wurden also dort diskutiert? Neben der Einrichtung neuer Berufungskommissionen für zwei Umwelt-Professuren und eine Nachhaltigkeitsprofessur und der Diskussion der Arbeits- und Qualifikationsbedingungen der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen (Wimis/“Mittelbau“), stand die Beratung und Beschlussfassung der neuen BA-Studienordnung auf der Tagesordnung. Es gab also einiges zu besprechen, was langfristige Auswirkungen am Institut hat.
Da die ganze Studienreform der Studienordnungen allgemein und in der Sitzung ein größeres Thema war und ist, wird es dazu einen Extrabericht geben und das Thema hier nur gestreift.
Nach dem Auftakt-Streit über eventuelle Nachmittags-Termine wurden die Ausschreibungen der zukünftigen Professuren durchgegangen und teilweise Mitglieder für die entsprechenden Berufungskommissionen nominiert. Fangen wir mit der uninteressantesten Professur an: „Umweltpolitik und Spieltheorie“ heißt der Schwerpunkt der befristeten Sonderprofessur für das Exzellenzcluster „Liberal Scripts“, bei der die Möglichkeit irgendetwas zu beeinflussen extrem begrenzt ist, da es sich um eine für eine bestimmte Person zugeschnittene Professur handelt („ad personam“). Zudem wird diese Professur am Mercator Research lnstitute on Global Commons and Climate Change (MCC) angesiedelt sein.
Die Professur für „Vergleichende Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit“ ist eine dauerhafte Strukturplanstelle, die es schon länger gibt und nun neu besetzt werden soll, als Nachfolge von Miranda Schreuers, die bis 2016 die Professur inne hatte. Obwohl es eine Strukturstelle ist, soll sie zeitweise durch den Cluster finanziert werden. Gleichzeitig wird dann die befristete „Umwelt- und Klimapolitik“-Professur vom OSI bezahlt und nach Auslaufen des Clusters soll die Strukturstelle vom OSI weiterbezahlt werden.
Dies ist eine äußerst fragwürdige Konstruktion, da so der Exzellenzcluster Mitspracherecht bei beiden Professuren hat. Gerade bei der Nachhaltigkeits-Professur erscheint es irrsinnig, diese vorübergehend durch das Cluster zu finanzieren, da diese das dauerhaft angesiedelte Forschungszentrum für Umweltpolitik (seit 1986 am OSI) leiten soll. Was wir konkret erreichen konnten, war eine leichte Änderung des Ausschreibungstexts, bei dem durch die Formulierung „Theorien der Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Transformation“ die Professur etwas theoretischer/philosophischer werden soll und hoffentlich auch wird.
Wir werden uns, auch angesichts eigener begrenzter Kapazitäten, bei den Berufungsverfahren vor allem auf die Nachhaltigkeits-Professur konzentrieren.
Wer mit dem neuen Exzellenzcluster auf mehr Stellen für die Theorie politischer Ordnungen gehofft hat, liegt falsch. Stattdessen liegt die Priorität bei drei Umwelt/Nachhaltigkeits-Professuren, wo munter Environmental Governance verglichen werden kann und wiederholt die Wirkungslosigkeit der aktuellen Klimapolitik ermittelt wird.
Allenfalls bei der Professur für Nachhaltigkeit stellen sich vielleicht mal grundsätzliche Fragen zu den gesellschaftlichen Ursachen und Auswegen aus der drohenden Klimakatastrophe. Ob nachhaltiges Wirtschaften im Kapitalismus überhaupt möglich ist oder wieso Raubbau an der Natur trotz besseren Wissens über die Folgen zu- statt abnimmt wären Fragen, die relevant wären für Umweltpolitik.
Nachdem die drei Stellenausschreibungen für neue Professuren inklusive dazugehöriger Berufungskommissionen durchgewunken waren, ging es um die grundlegende Studienreform. Mehr dazu in unserem Extrabericht, soviel sei verraten: Die Entscheidung wurde durch unser Veto vertagt, aber es sieht schlecht aus für die Einführungstutorien, die Wahlfreiheit nimmt voraussichtlich ab und die politische Ideengeschichte verschwindet fast völlig. Noch dazu soll es nur noch bis 2020 möglich sein nach „alten“ also gerade aktuellen Ordnung zu studieren, was massive Auswirkungen für viele OSI-Studis hat.
Als letztes stand noch der Diskussionspunkt aus dem Mittelbau auf dem Programm.
Die Arbeitsbereiche werden „wie Familien“ (O-Ton eines Professors) geführt – doch genau das ist das Problem. In dieser Zwangsgemeinschaft herrschen teilweise schlechte Arbeitsbedingungen für die Sekretär*innen und die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen. Letztere haben nun im IR ihrem Unmut durch ein Arbeitspapier Luft gemacht, in dem sie einen Prozess anstoßen wollen, damit die Arbeitsbedingungen transparent und fair geregelt sind. Hauptthemen sind ungleiche Arbeitsaufteilung im Mittelbau, private Zahlung von Forschungsreisen, hohe Kosten für forschungsrelevante Software und sich häufende Vertretungen bei Lehrveranstaltungen für Profs, was arbeitsrechtlich gar nicht erlaubt ist, in der Praxis aber immer wieder vorkommt. Gerade bei letzterem zeigt sich das Problem der Abhängigkeit im deutschen Wissenschaftssystem, da WiMis nicht nur im Arbeitsverhältnis direkt Untergebene von Profs sind, sondern häufig als Doktorand*innen für die Person arbeiten, die sie später prüfen wird. Das macht es noch schwieriger schlechte Arbeitssituation oder Verstöße anzusprechen oder generell Kritik zu üben.
Es wurde eine Weile über die verschiedenen Vorschläge gesprochen und am Ende sich darauf geeinigt, eine Arbeitsgruppe zu gründen, die konkrete Beschlussanträge für den Institutsrat erarbeitet, z.B. in Form eines Verhaltenskodex. Wir als FSI unterstützen natürlich die Wimis und erklären uns mit ihrem Anliegen solidarisch. Prekäre Lehre und Forschung darf nicht geduldet werden.
Die nächste Sitzung des IR findet nach der vorlesungsfreien Zeit im April statt. Der genaue Termin ist noch unklar. Haltet nach Ankündigungen Ausschau denn wenn an der Studienordnung noch irgendwas positives erhalten oder erwirkt werden kann dann nur durch Unterstützung und Protest von vielen Studierenden.
- Einige Ausreden: „Nachmittags ist ja der Akademische Senat“ → könnte ja auf eine andere Woche gelegt werden; „Wenn es wichtig ist, kommen die Leute doch
auch“ → genau, weil die, die nicht da sind, ja auch so gut sichtbar sind; „Dann müssten auch die Termine vom FBR und damit von den anderen I-Räten am
Fachbereich umgelegt werden“ → ist noch das sinnvollste Argument, zeigt aber auch das grunsätzlich möglich ist. [zurück]