Bericht vom Institutsrat am 26.06.2013

Und so verschwindet ‚Gender‘ aus der Denomination…

Der Institutsrat beginnt mit einer Anfrage eines Studis vom benachbarten John-F.-Kennedy-Institut, der wissen will warum es momentan partout nicht möglich ist das 30 LP Modul Politik zu belegen. Patzig und ungeduldig wie gewohnt blafft Risse „Ein Schnupperstudium Politikwissenschaft mache nun wirklich keinen Sinn und überhaupt sollen die Zentralinstitute mal mit dem OSI reden“. Mit einem Anflug gradueller Konstruktivität rät Börzel dem Studenten nochmal mit seiner Institutsleitung zu sprechen – das sei eine Sache, die die Institute untereinander aushandeln müssen. Einmal wieder fallen Streitigkeiten und halbgare Absprachen wieder zu lasten derer, die studieren wollen.

Der erste reguläre Tagesordnungspunkt ist dann der Haushalt. Kaum der Erwähnung wert – es bleibt so grob bei dem wie es im letzten Jahr war – ein kleiner Überschuss wird mit ins nächste Jahr genommen. Mitzureden haben wir da noch dramatisch viel weniger wie schon in all den anderen Entscheidungen.

Damit wäre das Vorgeplänkel abgehakt und es geht zu dem Tagesordnungspunkt über auf den alle gewartet haben.
Es geht um die Denomination zur W3 Professur von der wir schon diverse Male berichtet haben. Die Denomination soll heute abgestimmt werden. Da scheinen sich alle einig. Denn – und auf einmal weht ein Hauch Panik durch den stickigen Sitzungssaal – wenn wir heute nicht entscheiden „dann ist die Professur weg“. Wie oft wir das in den letzten Wochen gehört haben. Neu ist nun, dass auch die dezentrale Frauenbeauftragte Stegelmann plötzlich eine reale Gefahr sieht die Professur zu verlieren und ja keine Vertagung der Angelegenheit anrät. Vetos mehr als unerwünscht. Die letzten, verbündet geglaubten in einem Streit um das Halten einer Genderprofessur am OSI, schmelzen plötzlich dahin. Wie der Eisberg des kleinen Eisbären auf einem unserer Flyer für eine Genderveranstaltung.

Es geht dann eine Diskussion los, die sich eigentlich eh erübrigt hat. Obwohl die Entscheidungen im Institutsrat gefällt werden müssen, haben sich die Professoren und Professorinnen vor dem Gremientreffen in einem Professorium abgesprochen – mit einer überwältigenden Stimmenmehrheit im Institutsrat kommt das einer Entscheidung gleich. Die ach so entgegenkommende Entscheidung genannt „Kompromissvorschlag“ lautet „Konstitution politischer Ordnungen und Vielfalt“. Gender fällt raus und es wird uns mehr als deutlich kommuniziert, dass das auch nicht umkehrbar ist – weitere Diskussion zwecklos. Die Diskussion verfängt sich also im Ausschreibungstext. Wir bekommen einen harten Spiegelstrich „Kenntnisse von Gender und Vielfalt und feministischer Theorie“. Der Block mit den erwünschten Kenntnissen fällt weg, dass der eh absolut belanglos ist – zumindest da sind wir uns einig. Ja und so wird das durchgestimmt. Gender ist also, trotz aller Bemühungen, trotz Gender und Vielfalt Tagen, trotz Kompromissvorschlägen unserer Seite, trotz all unserer richtigen und guten Argumente einfach so unter den Tisch gefallen. Da kann man nicht anders als sich an den flappsigen Kommentar von Börzel in einem der letzten Institutsratstreffen erinnern: „Gender ist ja nur eine Sache von Copy and Paste“. Es scheint wirklich dermaßen egal, dass wir hiermit die letzte und einzige institutionalisierte Genderlehre verloren haben, dass sogar die dezentrale Frauenbeauftragte meint, das sei schon gut in Ordnung so. Wir versuchen den letzten Rest Energie den wir in diesem verlorenen Kampf noch aufbringen können auf die Berufungskommission zu verwenden – zumindest über die Besetzung können wir noch marginalen Einfluss nehmen. Als externe Professorin haben wir Hilge Landwehr erreichen können und Miranda Schreurs wird nun auch Teil der Kommission sein. Das wars.

Wir sind frustriert darüber so viel Energie in diesen Kampf investiert zu haben mit solch einem ernüchternden Ergebnis. Wir haben unser Veto nicht eingesetzt. Einfach weil wir absolut keine Chance sahen und sehen, dass es die professorale Bereitschaft geben könnte ‚Gender‘ wieder mit in die Denomination aufzunehmen. Die aufschiebende Wirkung des Vetos wäre in der eben gleichen oder einer wohl noch bittereren Enttäuschung geendet. Da wir schlecht einschätzen können wie real das Zeitdruckargument ist und wie real wir tatsächlich um den Verlust dieser Professur bangen müssen, falls die Entscheidung herausgezögert wird, haben wir das Veto einbehalten. Schweren Herzens. Das wirklich einzig schöne an diesem Mittwoch war der Trost, das die Fusion auf uns wartet – ein paar Tage Utopie, ohne professorale Mehrheiten, mit Genderawareness und Beats, die selbst die lautesten Zwischenrufe von den aller borniertesten Profs wegbassen würden…

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