Freie Seminarwahl Ade!

In den letzten Semesterferien ist eine neue Lehrdurchführungsrichtlinie für den Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaft entwickelt worden, wie mittlerweile fast schon üblich an unserer Universität in verschlossenen Hinterzimmern und unter Ausschluss von studentischer Beteiligung.
Demnach sollen hauptamtlich lehrende Personen mindestens eine Stunde Sprechzeit pro Woche anbieten. Wer schon einmal versucht hat einen Sprechstundenplatz zu ergattern, weiß dass die Zeit bereits jetzt nicht ausreichend und eine Stunde definitiv zu wenig ist. Insbesondere in den lernintensiven Phasen (Ende des Semesters) ist der Bedarf der Studierenden an Sprechzeiten um einiges höher.
Zudem sieht die LdR eine Teilnahmebeschränkung für Lehrveranstaltungen von externen Lehrenden auf 40 Teilnehmende vor.
Des weiteren sollen auch hauptamtlich Lehrende den Zugang zu ihren Seminaren mit einem Beschluss des FBR beschränken dürfen auf Studierende, die nach der Studien- und Prüfungsordnung oder einer speziellen Regelung für diese LV geforderte Qualifikation nachweisen oder wenn die inhaltliche Eigenart der LV oder deren ordnungsgemäße Durchführung es erforderlich macht.
Wer die Realität am OSI kennt weiß, dass damit so gut wie alle Lehrveranstaltungen bald Teilnahmebeschränkungen haben würden und nicht mehr nur die PS/MWAs und Veranstaltungen in den PC-Pool.
Dabei zeigt schon ein Blick auf die vorhandenen Kapazitäten die Undurchführbarkeit dieser Regelung. Viele Seminare im Grund- und Hauptstudium werden durchgehend von ca. 60-70 Studierenden besucht. Eine Teilnahmebeschränkung, wie laut der LdR gefordert, würde die Wahlmöglichkeit der Studis erheblich einschränken und somit möglicherweise auch den Studienabschluss verzögern, wenn benötigte Seminare einfach nicht belegt werden können.
Es ist klar, dass übervolle Seminare eine Zumutung für Studis und Lehrende sind, allerdings würde die geforderte Platzbeschränkung die wahren Probleme nur überdecken.
Volle Seminare deuten auf ein Mangel an Lehrveranstaltungen in beliebten, aber an unserem Institut marginalisierten Bereichen hin. Anstatt einer restriktiven Problemlösung bedürfte es viel mehr einer inhaltsbezogenen Evaluation der Veranstaltungen, sodass das Angebot besser an die wirklichen Bedürfnisse der Studis angepasst werden könnte.
Noch tiefergehend zeigt sich zudem, dass einfach zu wenig Geld in die Lehre investiert wird, wodurch logischerweise zu viele Studis zu wenig Lehrveranstaltungen besuchen wollen. Dieser Effekt wird noch verstärkt durch den Zwang von Pflichtveranstaltungen und der mangelnden Themenvielfalt am Institut.
Anstatt ein Pflaster auf die offenen Wunden zu kleben und somit die grundlegenden, strukturellen Probleme zu verbergen, sollten diese endlich angegangen werden.

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