Bericht vom Institutsrat vom 21.11.12

Was passiert, wenn im regelmäßigen Treffen der Professor_innen (dem so genannten „Professorium“) mal nicht alle relevanten Fragen und Entscheidungen schon im Voraus ausgeklüngelt werden – mit anderen Worten also: wenn der Institutsrat ausnahmsweise mal tatsächlich zum Ort der Diskussion und Entscheidungsfindung wird, für die er ja eigentlich auch vorgesehen ist – konnte mensch heute in einer Institutsratssitzung beobachten, in der wahrlich die Fetzen flogen. Gestritten wurde vor allem um die Planung des kommenden OSI-Master, aber auch um andere Fragen. Ein kurzer Überblick:

Die Masterfrage am OSI

Seit Längerem schon zieht sich die Auseinandersetzung darum, wie der neue, reformierte OSI-Master aussehen soll. Denn die mit der Erarbeitung beauftragte Studienreformkommission steht vor dem Problem, zwei Faktoren zusammenbringen zu müssen, die in der aktuellen Situation des OSIs gegenläufiger nicht sein könnten: einerseits die bestehenden Lehrkapazitäten berücksichtigen, andererseits Spezialisierungen ermöglichen. Die Gegenläufigkeit dieser beiden Faktoren rührt daher, dass es schon jetzt vollständig spezialisierte Master gibt, und zwar in den kapazitätsstärksten Bereichen: den IB-Master und den Umwelt-Master (s.u.). Der jetzt zu konzipierende, ‚allgemeinere‘ Master steht nun also vor der schwierigen Aufgabe, genau für jene Bereiche Spezialisierungsmöglichkeiten anzubieten, die oftmals durch jahrelange Austrocknung und Marginalisierung nur noch sehr magere Lehrkapazitäten aufweisen – und der Master läuft damit Gefahr, zu „Rudis Resterampe“ zu werden.

Im heutigen Institutsrat sollte nun eine Richtungsentscheidung getroffen werden: soll ein schon von vornherein spezialisierter Master „Herrschaft und gesellschaftlicher Wandel“ bzw. „Policy und gesellschaftlicher Wandel“ entstehen, oder ein Master, der allgemein beginnt und der dann mehrere, quasi trichterförmige Spezialisierungsmöglichkeiten entlang der vier Problemschwerpunkte „Herrschaft & Legitimität“, „Governance im Mehrebenensystem“, „Regionale Transformation“ oder „Politik & Globalisierung“ bietet. Während sich zunächst darum gestritten wurde, welcher Lehrstuhl zu welchen Problemschwerpunkten Kapazitäten beizusteuern habe, wie es eigentlich mit der Trennschärfe zwischen den Bereichen aussehe und nicht zuletzt auch, ob der Bereich „Politik & Globalisierung“ nicht doch wieder auf einen IB-Schwerpunkt hinauslaufe, eskalierte es im zweiten Teil der Diskussion so richtig: denn anscheinend ist bis heute unklar, was eigentlich die Vorgaben des Präsidiums sind und ob es einen völlig allgemeinen Master ohne Spezialisierung, einen ‚Trichtermaster‘ mit allgemeinem Beginn und nachfolgender Spezialisierung, oder einen bzw. mehrere) vollständig spezialisierte Master überhaupt geben kann. Während Ingo Peters die Meinung vertrat, dass Präsidium habe den Trichterentwurf gekippt, argumentierte Tanja Börzel, dass dieser doch lediglich OSI-intern am Mangel von Kapazitäten gescheitert sei und das Präsidium sich gegen den allgemeinen Master ohne Spezialisierung ausgesprochen habe. Nach viel Geschrei und Aufruf weiß mensch jetzt jedenfalls, dass mensch eigentlich nichts weiß. Und die Studienreformkommission zunächst mal die Vorgaben des Präsidiums eruieren muss, bevor sie eventuell wieder bei Null beginnt.

Die neuen Lehrdurchführungsrichtlinien – unkalkulierbare Implikationen fürs OSI

Da nach diesem TOP einige Streithähne schon gegangen, andere erschöpft waren, blieb es beim zweiten kontroversen Thema, den „Lehrdurchführungsrichtlinien“, vergleichsweise ruhig. Dabei handelt es sich um ein Dokument, das – wie der Name schon sagt – fachbereichsweit allgemeine Richtlinien zur Durchführung der Lehre festlegen soll. Von studentischer Seite kritisieren wir daran vor allem, dass für die Lehrveranstaltungen von Lehrbeauftragten und korporativen Mitgliedern (Privatdozent_innen, Honorarprofessor_innen und außerplanmäßige Professor_innen) nun automatisch eine Teilnahmebeschränkung von 40 Teilnehmer_innen festgelegt werden soll, die auch bei allen anderen Lehrenden durchgesetzt werden kann, „wenn die inhaltliche Eigenart der Lehrveranstaltung oder deren ordnungsgemäße Durchführung“, genauso wie eine besondere geforderte Qualifikation der Studierenden dies notwendig macht. Die Teilnahmebegrenzung für Seminare wurde am OSI auch schon früher kontrovers diskutiert – denn überfüllte Seminare sind sowohl für Studis als auch für Lehrende eine Qual. Dennoch finden wir, dass dieses Problem nicht durch die Einführung einer Begrenzung nach oben gelöst werden kann. Vielmehr handelt es sich um das strukturelle Problem, dass gerade die Bereiche und Themen, die auf großes studentisches Interesse stoßen, oft systematisch unterbesetzt und in der Ausstattung des Instituts vernachlässigt werden. In der Konsequenz bedeutet diese potentielle Neuregelung also, dass die Wahlmöglichkeiten von Studierenden erheblich eingeschränkt würden, bestimmte Seminare für viele einfach nicht studierbar wären und sich somit möglicherweise auch den Studienabschluss verzögern könnten, wenn benötigte Seminare einfach nicht belegbar sind.

Auch wenn viele Lehrende, insbesondere der Mittelbau, sich eine Beschränkung der Teilnehmer_innenzahl gewünscht hätten, sahen auch andere Mitglieder des Institutsrats die Gefahr, dass die Implikationen einer solchen Neuregelung grundsätzlich unkalkulierbar sind und zu massiven Problemen in der Studierbarkeit von Studiengängen führen könnten. Daher wird sich das OSI in der kommenden Fachbereichssitzung am 28.11. für die Streichung aller Regelungen zur Platzbeschränkung einsetzen – hoffentlich mit durchschlagendem Erfolg.

Und sonst?

Vor und zwischen diesen entscheidenden Etappen des heutigen Institutsrats gab es noch zwei weitere wichtige Punkte:

Zum einen wurde über die Förderung studentischer Projekte durch den OSI-Haushalt entschieden: Auch wenn umstritten war, ob zwei der vier beantragten Projekte überhaupt den Förderrichtlinien entsprechen, da diese nur mittelbar ans OSI bzw. akademische Praxis im Allgemeinen angebunden sind, können wir alle vier Projekte – ein Planspiel zur EU-Krise, organisiert von Julia Langbein, das studentische Journal 360°, Multitude e.V. sowie Boa Nnipa – beglückwünschen! Um auch beim nächsten Mal Gelder zu bekommen, sollten kommenden studentische Anträge aber stärker auf einen Institutsbezug achten bzw. überlegen, wie sich die Projekte stärker in die institutionelle Struktur des OSIs einbinden lassen.

Zum Anderen wurden – nach einigen Querelen (wir berichteten) – auch die Zugangsvoraussetzungen für den Masterstudiengang „Environmental Policy and Planning“ endgültig beschlossen, allerdings mit etlichen halbherzigen Enthaltungen: bewerben kann sich nun jede_r, die_er einen Abschluss in Politikwissenschaft oder Umweltplanung, oder aber in einem benachbarten Fach hat, in dem nachweisbar in der Regel 60 LP in sozialwissenschaftlichen Modulen studiert wurden. Weiterhin sind in der Regel 30 LP mit Umweltbezug nachzuweisen.

Vor allem, dass sich das OSI im nächsten Fachbereichsrat geschlossen für die Streichung der Teilnahmebegrenzungen einsetzen wird, war also durchaus ein kleiner Erfolg dieser Sitzung.

Erfolgreich VERHINDERT werden kann dieser Schlamassel aber nur, wenn wir diesen Druck auch in der Fachbereichsratssitzung am kommenden Mittwoch, den 28.11. um 9:30, aufrechterhalten können. Also kommt zahlreich in die nächste Fachbereichsratssitzung, um uns zu unterstützen!

Die FSI-OSI

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